Neue Wege gegen Arzneimittelresistenzen bei Malaria
FAU-Forschungsteam entwickelt Wirkstoffe gegen Malaria
Malaria gehört zu den weltweit am weitesten verbreiteten und tödlichsten
Infektionskrankheiten. Zur Malariabekämpfung werden stetig neue Wirkstoffe
benötigt, weil die Gefahr besteht, dass die Malariaerreger unempfindlich
gegen Medikamente werden, also Resistenzen entwickeln. Ein Forschungsteam
der Friedrich-Alexander-Universitä
Svetlana B. Tsogoeva hat das Antimalariamittel Artemisinin mit dem
ebenfalls in Pflanzen vorkommenden Stoff Cumarin kombiniert und dabei
erstmals einen autofluoreszierenden Wirkstoff aus den beiden bioaktiven
Substanzen entwickelt. Diese Autofluoreszenz ist besonders vorteilhaft,
weil sie für die Bildgebung in lebenden Zellen eingesetzt werden kann und
die Wirkweise des Medikaments in genauer Zeitabfolge zeigt. Doch die
Arbeitsgruppe entdeckte auch, dass die autofluoreszierenden Artemisinin-
Cumarin-Hybride in der Lage sind, Arzneimittelresistenzen bestimmter
Malariaerreger mit dem Namen Plasmodium palcifarum zu überwinden. Ihre
Ergebnisse haben sie in Chemical Science veröffentlicht.
Artemisinin ist ein höchst effektiver und häufig eingesetzter Grundstoff
für die Herstellung von Malariamedikamenten, der aus dem Einjährigen
Beifuß (Artemisia annua L.) gewonnen wird. Cumarin ist ein sekundärer
Pflanzenstoff, der in verschiedenen Pflanzen vorkommt. Bei der Entwicklung
von Medikamenten gegen Malaria werden Wirkstoffe mit fluoreszierenden
Stoffen markiert, um mithilfe bildgebender Techniken in genauer zeitlicher
Abfolge zu erkennen, wie sie gegen Malariaerreger vorgehen. Diese
Fluoreszenzmarkierung wurde bereits auch bei Artemisinin angewandt.
Wirkstoffe kombinieren – Autofluoreszenz erreichen
Ein großer Nachteil der Markierung mit fluoreszierenden Stoffen liegt
darin, dass sie die Wirkungsweise des Medikaments verändern. So nehmen die
malariainfizierten Zellen ein Medikament wie Artemisinin nach
Fluoreszenzmarkierung unter Umständen in anderer Weise auf als vorher.
Auch die Löslichkeit des Medikaments kann sich verändern. Umgehen lässt
sich dies durch die Entwicklung von autofluoreszierenden Hybriden – also
Wirkstoffen aus zweien oder mehreren Grundstoffen –, die eine eigene
Fluoreszenz aufweisen und deren Wirkweise mit bildgebenden Verfahren genau
beobachtet werden kann.
Wirkstoff mit besonderen Fähigkeiten
Das Team um Prof. Tsogoeva, Lehrstuhl für Organische Chemie I, entschied
sich, Artemisinin mit bioaktiven Cumarinen zu kombinieren – unter anderem,
weil Cumarin-Derivate ebenfalls Anti-Malaria-Eigenschaften besitzen.
Daneben lassen sie sich chemisch leicht verändern, sodass sie stark
fluoreszieren. Die Forschenden fanden heraus, dass sich nicht nur die
Wirkweise dieses ersten autofluoreszierenden Artemisinin-Cumarin-Hybrids
in mit P. falciparum infizierten lebenden roten Blutkörperchen gut
beobachten ließ. In Zusammenarbeit mit Prof. Barbara Kappes (Department
Chemie- und Bioingenieurwesen, FAU) und Dr. Diogo R. M. Moreira (Instituto
Gonçalo Moniz, Fiocruz Bahia, Brasilien) stellten sie auch fest, dass der
Wirkstoff in vitro, also „im Reagenzglas“, hervorragend gegen P.
falciparum-Stämme wirkte, die gegen Chloroquin und andere
Malariamedikamente resistent waren. Vor allem aber bewährte sich der neue
Wirkstoff auch in vivo, also in Mausmodellen, und wirkte diesen
Malariaerregern hocheffektiv entgegen.
Die FAU-Forschenden hoffen, mit der Schaffung des ersten
autofluoreszierenden Artemisinin-Cumarin-Hybrids die Grundlage für die
Entwicklung weiterer autofluoreszierender Wirkstoffe zur Malariabehandlung
geschaffen und einen Schritt zur Überwindung von Multiresistenzen gegen
Malariamedikamente getan zu haben.
* https://doi.org/10.1039/D3SC03
Mehr Informationen zu den Forschungsprojekten von Prof. Tsogoeva finden
Sie auf ihrer Website: https://www.chemistry.nat.fau.