Dialyse und Nierentransplantation stehen unter Druck
Die Nieren sind lebenswichtige Organe. Versagen sie, führt dies
unbehandelt zum Tod. Ersatztherapien sind die Dialyse, die hierzulande
rund 100.000 Menschen dauerhaft erhalten, sowie eine
Nierentransplantation. Doch Dialyse kann die vielfältigen Funktionen der
Nieren nicht optimal ersetzen. Die Folge: Gesundheit und Lebensqualität,
aber auch die Lebenserwartung der Betroffenen verschlechtern sich mit der
Zeit deutlich. Abhilfe könnte eine frühzeitige Nierentransplantation
schaffen. Doch die durchschnittliche Wartezeit beträgt in Deutschland bis
zu 10 Jahre, da nur sehr wenige Spenderorgane zur Verfügung stehen.
Den Link zur Pressemitteilung finden Sie hier:
https://www.dgfn.eu/pressemeld
nierentransplantation-unter-dr
Die paarigen, je 150 bis 200 g schweren Nieren scheiden Schadstoffe aus
und regulieren den Salz-, Säure-Basen- und Wasserhaushalt. Darüber hinaus
sind sie an der Regulation des Blutdrucks beteiligt und haben wichtige
Funktionen im Hormonhaushalt. Viele verschiedene Ursachen wie
Bluthochdruck und Diabetes, genetische und immunologische Erkrankungen
sowie Medikamente können die Nieren jedoch so stark schädigen, dass sie
ihre Funktion verlieren. Bei der sogenannten terminalen Nierenkrankheit
sind die Nieren dann nicht mehr in der Lage, den Körper zu entgiften und
andere Funktionen zu übernehmen. Ein lebensbedrohlicher Zustand, der
unbehandelt innerhalb weniger Tage zum Tod führt.
Dialyse sollte keine Dauerlösung sein
„Die Dialyse ist eine lebensrettende und unverzichtbare Behandlung in der
Medizin“, sagt Universitätsprofessor Dr. med. Bernhard Banas, Leiter der
Abteilung für Nephrologie und des Universitären Transplantationszentrums
am Universitätsklinikum Regensburg. „Aber sie kann nicht alle Funktionen
einer Niere 24/7 ersetzen.“ Oft verschlechtert sich der Gesundheitszustand
der Betroffenen über die Jahre deshalb schleichend. „Tatsächlich hat jeder
Dialysepatient im Durchschnitt eine um mehr als 50 Prozent verkürzte
Lebenserwartung im Vergleich zu einem gleichaltrigen Nierengesunden“, so
Banas. „Auch haben Dialysezentren mit erheblichen Personalmängeln und
einer existenzbedrohenden Unterfinanzierung zu kämpfen, was bereits zu
ersten Schließungen geführt hat“, sagt er.
Eine späte Transplantation kostet viele Lebensjahre
Versagen die Nieren endgültig ihren Dienst, ist daher die möglichst
frühzeitige Transplantation einer Spenderniere entscheidend, denn nur sie
kann alle natürlichen Funktionen übernehmen – und das rund um die Uhr.
„Eine späte Transplantation kostet den Patienten viele Lebensjahre“,
betont der Transplantationsmediziner Banas.
Der tatsächliche Bedarf an Nierentransplantationen dürfte deutlich höher
liegen
„Doch in Deutschland gibt es zu wenig Organspenden“, bedauert Banas, der
gemeinsam mit Professor Dr. med. Clemens Cohen aus München
Kongresspräsident 2024 der DGfN ist. So leben hierzulande nur rund 20.000
Menschen mit einer transplantierten Niere. „In anderen europäischen
Ländern ist die Transplantationsrate deutlich höher“, kritisiert Banas mit
Blick auf Deutschland. Nach Angaben der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) warteten Anfang 2024 hierzulande 6.513
Patienten auf eine Spenderniere (1). „Der tatsächliche Bedarf ist noch um
ein Vielfaches höher, wir schätzen ihn auf 20.000 bis 30.000 Menschen“,
sagt Banas.
DGfN fordert Systemwechsel für mehr Organspenden
„Deshalb unterstützt die DGfN klar die Initiativen von Bundesrat,
Bundestagsabgeordneten und Bundespräsident sowie vieler Fachgesellschaften
und Verbände zur Einführung der Widerspruchsregelung bei der Organspende“,
bekräftigt auch Professor Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin
der DGfN vom Universitätsklinikum Mainz. Dies gelte auch für den
Gesetzentwurf der Bundesregierung, der Lebendorgantransplantationen
ausweiten und die Überkreuzlebendspende auch in Deutschland ermöglichen
soll (2).
Ein Deutsches Zentrum für Nierengesundheit soll die Prävention und
Behandlung von Nierenerkrankungen verbessern
„Wir müssen nicht nur den Zugang zur Nierentransplantation verbessern,
sondern auch dafür sorgen, dass möglichst wenige Menschen ihre
Nierenfunktion vollständig verlieren“, betont DGfN-Generalsekretärin Dr.
med. Nicole Helmbold. Hierzu gehört neben Prävention, Früherkennung und
frühzeitiger Behandlung der chronischen Nierenkrankheit die Förderung
weiterer Forschung, insbesondere auch der translationalen Forschung. „Dies
wäre die originäre Aufgabe eines Deutschen Zentrums für Nierengesundheit
(DZGN), für dessen Gründung wir uns ebenfalls einsetzen.“ „Erklärtes Ziel
der DGfN ist es, dass künftig weniger Menschen dialysiert oder
transplantiert werden müssen“, fasst DGfN-Kongresspräsident Banas
zusammen.
Neue Erkenntnisse zur Entstehung und Behandlung von Nierenerkrankungen
sowie Weiterentwicklungen von Nierenersatztherapien, etwa neue mobile
Dialysegeräte, aber auch aktuelle Initiativen zur Förderung von
Organspende und -transplantation, und was Nierenärztinnen und -ärzte heute
schon tun können, damit Betroffene ihre Nierenfunktion nicht mehr
vollständig verlieren, sind weitere Themen auf der 16. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Nephrologie sowie der auf dem Kongress hybrid
durchgeführten Pressekonferenz am Freitag, 27. September 2024 von 11:45
bis 13:00 Uhr.
Quellen:
(1) https://www.organspende-info.
(2)
https://www.bundesgesundheitsm
Interessenkonflikte:
Professor Banas hat keine Interessenkonflikte angegeben.
Terminhinweise:
16. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN)
Motto: „Neue Nephrologie“
Termin: 26. bis 29. September 2024
Ort: ECC Berlin (Estrel Congress Center)
Adresse: Sonnenallee 225, 12057 Berlin
http://www.nephrologie-kongres
Hybride Pressekonferenz
Termin: Freitag, 27. September 2024, 11:45 bis 13:00 Uhr
Ort: ECC Berlin (Estrel Congress Center), Raum X
Anmeldelink:
https://us06web.zoom.us/j/8829
Vorläufige Themen und Referenten:
Highlights der 16. Jahrestagung der DGfN - „Neue Nephrologie“
Univ.-Prof. Dr. med. Bernhard Banas
Leiter der Abteilung für Nephrologie und des Universitären
Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Regensburg
Kongresspräsident DGfN 2024
Die unbekannte Volkskrankheit chronische Nierenkrankheit (CKD) -
unterdiagnostiziert trotz schwerwiegender Folgen: Zahlen, Daten und
Fakten, die man kennen sollte
Univ.-Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke
Leiterin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und
Nierentransplantation (NTX) am Universitätsklinikum Mainz
Pressesprecherin DGfN
Wichtige Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung von chronischen
Nierenkrankheiten - SGLT2-Hemmer, Abnehmspritzen & Co. – warum es jetzt
weitere Forschungsvorhaben und ein Deutsches Zentrum für Nierengesundheit
(DZNG) braucht
Prof. Dr. med. Martin K. Kuhlmann
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Nephrologie, Vivantes Klinikum im
Friedrichshain, Berlin
Präsident der DGfN
Wenn die Nieren versagen: Warum Dialyse und Transplantation unter Druck
stehen und was jetzt getan werden muss
Univ.-Prof. Dr. med. Bernhard Banas
Moderation: Dr. Adelheid Liebendörfer, DGfN-Pressestelle
Ausgewählte Sitzungen zu Nierentransplantation auf der 16. Jahrestagung
der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V.
Transplantation II
Termin: Freitag, 27. September, 16:30 bis 17:45 Uhr
Ort: ECC, Saal A
• Regionale Allokation: Wie erreicht man Verteilungsgerechtigkeit?
• Old for Old: Matching verbessert das Überleben
• Cross-over Lebendspende
• Spende nach Kreislauftod – Erfahrungen aus der Schweiz
Link: https://www.nephrologie-kongre
/transplantation-ii.html
Im Dialog: Lebendspende aus Sicht von Spendenden, Empfangenden und
Begleitenden
Termin: Freitag, 27. September, 13:30 bis 14:30 Uhr
Ort: ECC, Raum VIII
• interaktive Veranstaltung von Ärzt:innen, Pflegenden und
Patient:innen
Link: https://www.nephrologie-kongre
dialog-lebendspende-aus-sicht-
begleitenden.html
Transplantation III
Termin: Samstag, 28. September, 11:00 bis 12:15 Uhr
Ort: ECC, Raum II
• Induktion von Toleranz bei Nierentransplantation
• Etiological shifts in infections beyond the first year after
transplantation – Results of the DZIF kidney transplant cohort
• Aus Eurotransplant-Daten für die Zukunft lernen
• Torque-Teno-Virus: Biomarker-gestützte Immunsuppression
Link: https://www.nephrologie-kongre
/transplatation-iii.html
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