Bei dem Ziel, Mobilität möglichst nutzerfreundlich, ressourceneffizient
und individuell zu gestalten, spielt Künstliche Intelligenz (KI) eine
wichtige Rolle. Die erfolgreiche Einführung von KI-gestützten Systemen im
Mobilitätssektor erfordert eine breite Akzeptanz und Vertrauen in die
Systeme. Wie letzteres aufgebaut und gefördert werden kann, zeigt ein
aktuelles Whitepaper der Plattform Lernende Systeme. Die Expertinnen und
Experten untersuchen aus verschiedenen Perspektiven, welche Rolle ethische
Aspekte sowie die Erklärbarkeit von Technologie dabei spielen.
München, 30. September 2024 – Mobilität ist ein zentrales Element des
modernen Lebens und eines dynamischen Wirtschaftssystems. Neue
Technologien helfen, die gestiegenen Anforderungen an Komfort,
Verfügbarkeit und Sicherheit im Bereich Mobilität zu erfüllen.
Fahrerassistenzsysteme für routinemäßige Abläufe wie Spurhalten oder
Überholen unterstützen heute bereits im Individualverkehr. Im öffentlichen
Personen- und Güterverkehr werden KI-basierte Tools zur besseren
Fahrplanabstimmung oder die vorausschauende Wartung von Zügen immer
häufiger genutzt. Für die Akzeptanz neuer automatisierter Funktionen ist
neben dem erlebbaren Nutzen von KI-gesteuerten Systemen auch Vertrauen in
die Technologie ein wesentlicher Baustein, heißt es im Whitepaper
„Vertrauen in KI-basierte Mobilität“ der Plattform Lernende Systeme.
Laut der Autorinnen und Autoren ist Vertrauen stark subjektiv geprägt. Wer
Fahrassistenzsysteme wie Abstandsregler oder Tempomat selbst nutzt und
einsetzt, entwickelt Vertrauen vor allem durch wiederholte positive
Erfahrungen – beispielsweise bei einer automatisch eingeleiteten
Notbremsung im Gefahrenmoment oder Speed-Limit-Warnungen. Auch ein
Verständnis für eine technische Anwendung und eine transparente
Kommunikation des Herstellers in der notwendigen Informationstiefe fördern
einen vertrauensvollen Umgang. Die Nutzerinnen und Nutzer aktiv
einzubinden, ist Voraussetzung für eine weitere Entwicklung der
technischen Möglichkeiten, basierend auf einer breiten gesellschaftlichen
Akzeptanz.
Ethische Grundsätze und Erklärbarkeit notwendig
Unternehmen und Herstellern von KI-unterstützten Mobilitätssystemen sind
gefordert, den Nutzerinnen und Nutzern offen und transparent
Informationen, beispielsweise zu Art und Umfang der gesammelten und
verwendeten Daten, zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten kulturelle und
ethische Unterschiede Berücksichtigung bei der Entwicklung der KI-
basierten Systeme finden. Entscheidungen, die von KI getroffen werden,
müssen nachvollziehbar sein. Im Entwicklungsprozess können beispielsweise
in Testreihen automatisierte Fahrentscheidungen analysiert und die Systeme
so optimiert werden, dass sie den Erwartungen entsprechen – auch mit Blick
auf die ethischen Grundsätze in der Gesellschaft. Leitlinien seitens der
politischen Institutionen, wie etwa die „Ethik-Leitlinien für eine
vertrauenswürdige KI“ der EU, stellen eine wesentliche Grundlage einer
vertrauenswürdigen KI dar.
“Eine breite gesellschaftliche Akzeptanz von KI-basierter Mobilität setzt
voraus, dass vor allem Nutzerinnen und Nutzer Vertrauen entwickeln. Der
Einsatz der Technologie kann einen wesentlichen Beitrag zu einer
nutzerfreundlichen und nachhaltigen Mobilität leisten, wenn wir die
notwendigen Rahmenbedingungen für Vertrauen schaffen“, so Axel Hahn,
Leiter des DLR Instituts Systems Engineering für zukünftige Mobilität
sowie Mitglied der Arbeitsgruppe „Mobilität und intelligente
Verkehrssysteme“ der Plattform Lernende Systeme. „Dafür bedarf es nicht
nur Sicherheit, Transparenz, Datenschutz und Ethik. Vertrauen basiert im
Wesentlichen auf persönlichen Erfahrungen, Emotionen und Erlebnissen. Es
ist wichtig, sowohl den gesellschaftlichen Diskurs als auch Partizipation
zu fördern, so dass KI-basierte Mobilität durch eine breite
gesellschaftliche Akzeptanz gestützt und weiterentwickelt werden kann.“
Gemeinsam mit den weiteren Autorinnen und Autoren des Whitepapers
empfiehlt er, einen offenen Dialog zu fördern. So kann auf Basis von
adäquaten technischen Informationen und einer objektiven Betrachtung ein
ausgewogenes Verständnis für die Risiken und Chancen einer neuen
Technologie entwickelt werden. Indem Systeme nachvollziehbar gestaltet
sind und individuelle Präferenzen berücksichtigen, erhöht das die
Akzeptanz der Technologie zusätzlich. Die Aufgabe der politischen
Institutionen besteht darin, Regeln und Rahmenbedingungen zu schaffen und
einen offenen gesellschaftlichen Diskurs zu fördern.
Über das Whitepaper
Das Whitepaper „Vertrauen in KI-basierte Mobilität. Technologische und
ethische Aspekte“ wurde von Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Mobilität und
intelligente Verkehrssysteme“ sowie der Arbeitsgruppe „IT-Sicherheit,
Privacy, Recht und Ethik“ der Plattform Lernende Systeme verfasst. Es
steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.
Über die Plattform Lernende Systeme
Die Plattform Lernende Systeme ist ein Netzwerk von Expertinnen und
Experten zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sie bündelt vorhandenes
Fachwissen und fördert als unabhängiger Makler den interdisziplinären
Austausch und gesellschaftlichen Dialog. Die knapp 200 Mitglieder aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln in Arbeitsgruppen
Positionen zu Chancen und Herausforderungen von KI und benennen
Handlungsoptionen für ihre verantwortliche Gestaltung. Damit unterstützen
sie den Weg Deutschlands zu einem führenden Anbieter von
vertrauenswürdiger KI sowie den Einsatz der Schlüsseltechnologie in
Wirtschaft und Gesellschaft. Die Plattform Lernende Systeme wurde 2017 vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf Anregung von
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gegründet und wird
von einem Lenkungskreis gesteuert. Die Leitung der Plattform liegt bei
Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (BMBF) und Jan Wörner (acatech).
Originalpublikation:
https://www.plattform-lernende-systeme.de/files/Downloads/Publikationen
/Whitepaper_Vertrauen_in_KI-
basierte_Mobilitaet_Plattform_Lernende_Systeme_2024.pdf - Das Whitepaper
"Vertrauen in KI-basierte Mobilität" der Plattform Lernende Systeme