Kunstwerk des Monats – Mai 2017 Gläserne Lieblingsstücke aus der Sammlung Angewandte Kunst Selow-Tisch mit Perlmosaikplatte, Braunschweig, um 1760 Glasteppich, Klaus Hilsbecher, Düsseldorf, 2014
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Am heutigen Freitag, 28. April 2017, wurde an der Ruhr-Universität Bochum der internationale Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung metakultureller Humanisation vergeben. Nach dem Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme (2011), dem Soziologen Hans Joas (2013) und der Psychoanalytikerin Jessica Benjamin (2015) ist Jaan Valsiner der vierte mit dem Hans-Kilian-Preis ausgezeichnete Wissenschaftler. Mit dem von der Köhler-Stiftung im Stifterverband vergebenen Preis in Höhe von 80.000 Euro wurde nun eine Wissenschaftlerpersönlichkeit ausgezeichnet, deren Beiträge zu einer interdisziplinär ausgerichteten Kulturpsychologie höchste internationale Anerkennung genießen. Zugleich wird mit dem Preis das ausgeprägte Engagement Jaan Valsiners, der seit 2013 die Niels Bohr Professor of Cultural Psychology im Department of Communication and Psychology der Aalborg University in Dänemark innehat, zur Förderung des kulturpsychologischen Nachwuchses in verschiedenen Regionen der Welt gewürdigt.
In seiner Rede erinnerte der Preisträger daran, dass die vieldiskutierte und vielbeschworene Globalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden kann. Während die einen in ihr vielfältige Chancen für internationale Annäherungen sehen, warnen andere vor wachsenden Konflikten, die durch eine forcierte Globalisierung allererst ausgelöst werden könnten. Am Beispiel von menschlichen Sicherheitsbedürfnissen, die nicht nur, aber auch in intensivierten und allgegenwärtigen Sicherheitskontrollen ihren Ausdruck finden, erörterte Valsiner, wie etwa zunehmende Warn- und Sicherheitshinweise einerseits wachsende Konfrontationen symbolisch markieren, andererseits aber auf gemeinsame und weltweit geteilte menschliche Bedürfnisse verweisen. Er illustrierte an Beispielen aus Südasien und unter Hinweis auf Beiträge aus der nicht-europäischen Kulturanthropologie, wie in Phänomenen, die auf den ersten Blick vor allem das Trennende sichtbar zu machen scheinen, grundlegende Gemeinsamkeiten verankert liegen. Wer diese nicht übersehen will, müsse manchmal genauer schauen und seine Aufmerksamkeit auch auf kleinste Aspekte menschlicher Denk-, Handlungs- und Orientierungsvollzüge richten. Angesichts der auch in den Wissenschaften häufig überbetonten Unterschiede, betrachte er es als Aufgabe einer derart ausgerichteten, Disziplinen- und Ländergrenzen überschreitenden Kulturpsychologie ein universell verbindendes Verständnis vom Menschen zu entwickeln - ganz im Sinne des Sozialpsychologen und Psychoanalytikers Hans Kilian, dem Namensgeber des Preises.
Zum Hans-Kilian-Preis
Der Hans-Kilian-Preis wurde 2011 ins Leben gerufen und wird seitdem in einem zweijährigen Turnus vergeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 80.000 Euro verbunden. Benannt ist der Preis nach Hans Kilian (1921-2008), der als Ordinarius für Sozialpsychologie und angewandte Psychoanalyse an der Universität Kassel lehrte. In seiner Arbeit legte er Grundlagen für eine interdisziplinäre Analyse der soziokulturellen und psychischen Evolution des Menschen, den er in der postmodernen globalisierten Welt auf einer neuen Stufe, der „metakulturellen Humanisation“, angekommen sah. Darunter verstand Kilian Entwicklungsanforderungen, die für multikulturelle Gesellschaften und eine weltweite, möglichst von Toleranz und wechselseitiger Anerkennung geprägte Praxis interkultureller Kommunikation sind.
Die Köhler-Stiftung
Die 1987 durch Lotte Köhler errichtete Köhler-Stiftung im Stifterverband fördert die Wissenschaften vom Menschen, und zwar insbesondere solche Gebiete, die das Verständnis des Menschen über sich selbst erweitern. Darunter sind sowohl Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Psychologie und benachbarter Sozial- und Kulturwissenschaften als auch auf dem Gebiet der Medizin zu verstehen. Vorrangig gefördert werden Arbeiten zu psychosozialen Aspekten des menschlichen Zusammenlebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In Zusammenhang mit dem Preis werden vom Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum (KKC) an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum regelmäßig internationale Hans-Kilian-Vorlesungen zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Psychologie und integrativen Anthropologie veranstaltet. Die Ergebnisse der Hans-Kilian-Vorlesungen, ebenfalls mit Mitteln der Köhler-Stiftung gefördert, werden veröffentlicht. Mehrere „Deutschlandstipendien“ werden als Lotte-Köhler-Stipendien vergeben. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen haben Zugang zum Studierendenkolleg des KKC.
www.deutsches-stiftungszentrum.de/stiftungen/koehler-stiftung
Privatwirtschaftliche Förderung von Forschung und Lehre: THE SCHAUFLER
FOUNDATION stiftet an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft
eine Professur für Verdichtertechnologie
Seit den 1950er-Jahren wird an der Hochschule Karlsruhe – Technik und
Wirtschaft im Maschinenbau als einer von fünf Studienschwerpunkten die
Kälte-, Klima- und Umwelttechnik angeboten. Die Hochschule Karlsruhe zählt
dabei mit ihrem Institut für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik (IKKU)
deutschlandweit zu den wenigen Ausbildungs- und Forschungsstätten auf
diesem Fachgebiet. Im Laufe von mehr als 60 Jahren konnten hier hunderte
Ingenieure praxisnah für die Kälte- und Klimaindustrie ausgebildet werden.
Zudem tragen unzählige wissenschaftliche Projekte und Forschungsvorhaben
zur stetigen Weiterentwicklung energieeffizienter Technologien bei.
Kältetechnik findet sich in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens –
meist ohne bemerkt zu werden, obwohl jeder zu Hause einen Kühlschrank hat
oder im Auto eine Klimaanlage. Die meisten dieser Kälteanlagen benötigen
als Antrieb einen Verdichter, der das Kältemittel von niedrigem Druck auf
ein höheres Druckniveau bringt.
Die von THE SCHAUFLER FOUNDATION gestiftete W3-Professur soll nun das
Fachspektrum des IKKU um das zentrale Themenfeld der Verdichtertechnologie
ergänzen und es der Hochschule ermöglichen, für dieses „Herzstück“ einer
jeden Kälteanlage eine entsprechende Professur auszuschreiben.
Schwerpunkte werden hierbei Geräuschreduzierung und Effizienzsteigerung
der Verdichter und eine damit verbundene umweltschonende Technologie
bilden.
„Um der steigenden Bedeutung der modernen Kälte- und Klimatechnik gerecht
zu werden und insbesondere den Bedarf an praxisorientierten Ingenieuren
abzudecken, müssen wir noch mehr Studierende für diese Fachgebiet
begeistern“, bestätigt der Leiter des IKKU, Prof. Dr. habil. Michael
Kauffeld. Dies kann unter anderem dadurch gelingen, dass in den
konstruktiven Fächern des Grundstudiums stärker auf die Kälte-, Klima- und
Umwelttechnik verwiesen wird und entsprechende Beispiele in der
Verdichterkonstruktion in den Vorlesungen und Übungen bearbeitet werden.
Hierdurch wird eine Brücke zwischen der theoretischen Thermodynamik und
Strömungslehre sowie deren praktischer Umsetzung in der Konstruktion und
Fertigung geschlagen. „Wir können den Studierenden damit auch zeigen,
welche spannenden Themenfelder in der Kälte-, Klima- und Umwelttechnik auf
sie warten“, bestätigt der Dekan der Fakultät für Maschinenbau und
Mechatronik der Hochschule Karlsruhe, Prof. Dr. Frank Artinger, „so sind
beispielsweise die umweltneutrale Gebäudekühlung bzw. -heizung durch
Solarthermie, der Einsatz von Eisbrei als klimaneutrales Kältemittel, die
Effizienzsteigerungen in der Motorentechnik und die Energiegewinnung über
Erdwärmesonden mit einem eigenen Sondenfeld Forschungsprojekte an der
Hochschule.“
„Die Einrichtung einer anwendungsorientierten Stiftungsprofessur für
Verdichtertechnologie für Kälte- und Prozessanwendungen wird starke
Impulse für eine höhere Attraktivität und Leistungsfähigkeit des
Studienschwerpunkts Kälte-, Klima- und Umwelttechnik geben“, betont Prof.
Dr. Markus Stöckner, Prorektor für Forschung, Technologietransfer und
Qualitätsmanagement der Hochschule Karlsruhe, „zudem wird damit das Profil
des Studiengangs Maschinenbau weiter geschärft.“
Die Professur wird den Namen „THE SCHAUFLER FOUNDATION Stiftungsprofessur
für Verdichtertechnologie“ tragen. Mit der Finanzierung dieser Professur
setzt die Stiftung des im Jahre 2015 verstorbenen Inhabers der BITZER-
Firmengruppe, Peter Schaufler, ihre Tradition in der Förderung einer
effizienten und damit umweltbewussten Kälte- und Klimatechnik fort. So
wurde bereits 2010 mit Mitteln der THE SCHAUFLER FOUNDATION die „BITZER-
Stiftungsprofessur für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik“ an der TU
Dresden etabliert, dem einzigen anderen bundesweiten Zentrum in der
Kältetechnik. Beide Hochschulen arbeiten seit langem erfolgreich zusammen.
Für sehr gute Absolventen der Hochschule Karlsruhe besteht an der TU
Dresden die Möglichkeit zu einer kooperativen Promotion. Diese Kooperation
soll durch die neue Stiftungsprofessur gefestigt und weiter ausgebaut
werden.
Neben der Förderung von Forschung und Lehre pflegt und bewahrt THE
SCHAUFLER FOUNDATION die Sammlung zeitgenössischer Kunst des
Stifterehepaars Schaufler. Ein Teil der eindrucksvollen Sammlung wird in
wechselnden Ausstellungen im SCHAUWERK Sindelfingen gezeigt. Dieses Museum
wurde im Jahr 2010 in den umgebauten ehemaligen Produktionsgebäuden am
BITZER-Hauptsitz eröffnet und zieht jährlich rund 14 000 Besucher an. In
der alle zwei Jahre gemeinsam von der THE SCHAUFLER FOUNDATION, der
Hochschule Karlsruhe und der TU Dresden organisierten Veranstaltung „Art
of Compression“ wird die Verbindung und gegenseitige Inspiration von
Technik, Wissenschaft und Kunst thematisiert. Das Karlsruher Institut für
Kälte-, Klima- und Umwelttechnik ist hierbei regelmäßig mit mehreren
Beiträgen aus seinen Forschungsfeldern vertreten.
Die Religionswissenschaftlerin Sa’diyya Shaikh von der University of Cape
Town hält am 2. Mai 2017 einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel „Gender,
Knowledge and Sufism: An Islamic Feminist Approach“ (Gender, Wissen und
Sufismus: Ein islamisch-feministischer Ansatz). Sa’diyya Shaikh, derzeit
Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, zeigt in ihrem Vortrag, wie
feministische Erkenntnistheorie und die Auseinandersetzung mit der
Kategorie der ‚Erfahrung‘ für die Erforschung von Islam und muslimischen
Gesellschaften fruchtbar gemacht werden können.
Die Veranstaltung wird vom Dahlem Humanities Center der Freien Universität
in Kooperation mit dem Forum Transregionale Studien und dem
Wissenschaftskolleg zu Berlin organisiert. Der Vortrag findet in
englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.
Aus der Perspektive feministischer Theorie untersucht Sa’diyya Shaikh, wie
mystische und weltliche Vorstellungen von ‚Erfahrung‘ „gegendertes“ Wissen
in islamischen Kontexten hervorbringen. Dabei setzt sie sich gleichermaßen
mit zeitgenössischen Darstellungen weiblicher Erfahrung wie auch mit
Aspekten muslimischer Traditionen kritisch auseinander. Ausgehend von
einer feministischen Neulektüre von Texten des sufischen Intellektuellen
Muhyi al-Din Ibn ʿArabi aus dem 13. Jahrhundert, möchte die
Wissenschaftlerin sowohl zu einer kritischen Auseinandersetzung mit
feministischer Epistemologie wie auch zu einem neuen und im Entstehen
begriffenen Wissen islamischer Feministinnen und Feministen beitragen.
Das Dahlem Humanities Center (DHC) der Freien Universität Berlin bündelt
die deutschlandweit einzigartige Breite geisteswissenschaftlicher
Forschung an der Freien Universität. Mit zahlreichen, zumeist öffentlichen
Veranstaltungen fördert das DHC den internationalen Dialog in den
Geisteswissenschaften sowie die Vermittlung geisteswissenschaftlicher
Forschung über die Grenzen der Universität hinaus.
Das Wissenschaftskolleg zu Berlin lädt in jedem akademischen Jahr bis zu
50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geistes-, Natur-, und
Sozialwissenschaften ein, sich während ihres Aufenthaltes einerseits auf
ein mitgebrachtes Forschungsvorhaben zu konzentrieren sowie andererseits
durch die intensive Begegnung mit anderen Fächern und Wissenskulturen eine
kritische Überprüfung oder Schärfung des eigenen Ansatzes zu unternehmen.
Das Forum Transregionale Studien in Berlin ist eine Forschungsorganisation
zur inhaltlichen Internationalisierung der Geistes- und
Sozialwissenschaften. Es eröffnet Freiräume für die Zusammenarbeit von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit unterschiedlichen regionalen
und disziplinären Perspektiven und bietet die Möglichkeit, Forschungsideen
und -vorhaben zu erproben und zu entwickeln. Wie das Wissenschaftskolleg
beruft es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt als
Fellows.
Zeit und Ort
- Dienstag, 2. Mai 2017, Beginn 18.15 Uhr.
- Seminarzentrum der Freien Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45,
Raum L 115, 14195 Berlin.