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Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2024“: Sechs Kommunen ausgezeichnet

Sechs prämierte Kommunen freuen sich über je 40.000 Euro für vorbildliche
Klimaschutzprojekte. Der Wettbewerb soll herausragende Klimaaktivitäten
bekannt machen und zur Nachahmung anregen.

Berlin. Mehr und mehr deutsche Kommunen erneuern mit Klimaschutzmaßnahmen
ihre Infrastruktur vor Ort, senken den Energieverbrauch öffentlicher
Einrichtungen und verbessern ihre Verkehrsangebote. Sechs Kommunen wurden
heute für besonders vorbildliche Klimaschutzmaßnahmen belohnt. Als
Gewinner beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2024“ können sich die
Städte, Gemeinden und Landkreise über je 40.000 Euro Preisgeld für weitere
Klimaschutzaktivitäten freuen. Der Wettbewerb soll vorbildliche
Klimaschutzprojekte bekannt machen, verstetigen und weitere Kommunen zur
Nachahmung anregen.

Vergeben wurden die Auszeichnungen im Rahmen der Kommunalen Klimakonferenz
in Berlin durch Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, und Prof. Dr. Carsten
Kühl, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer am Difu. Das Difu
führt den bundesweiten Wettbewerb mit Förderung des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative
durch. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche
Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

Die gleichrangigen Preisträgerkommunen 2024

Kategorie 1: Großstädte und Städte (22 Bewerbungen)

- Stadt Oberhausen: Intelligentes Energiemanagement für Lehrschwimmbäder
- Landeshauptstadt Kiel: Klimaneutraler Neubau der Feuer- und
Rettungswache Nord

Kategorie 2: Mittel- und Kleinstädte (25 Bewerbungen)

- Stadt Borken: Vom Fabrikgelände zum klimagerechten Neubaugebiet
- Hansestadt Lüneburg: Mit Holz, Stroh und Lehm zum nachhaltigen
Grundschul-Hort

Kategorie 3: Landkreise und kleine Gemeinden (36 Bewerbungen)

- Energiestadt Lichtenau: Sanierung der Realschule zum Klima-Campus
- Landkreis Bamberg: Mit Mobilstationen auf dem Weg zur Verkehrswende

Stefan Wenzel: „Kommunen leisten mittlerweile einen erheblichen Beitrag
zum Klimaschutz. Das Wichtigste daran: Städte, Gemeinden und Landkreise
verbessern mit Klimaschutzmaßnamen die Lebensverhältnisse vor Ort, die
eigene Infrastruktur und sie wirtschaften günstiger. Es gibt bessere
Radwege, mehr Stellplätze, Schwimmbäder verbrauchen weniger Strom, es
entstehen angenehme Wohngebiete. Nun ist es wichtig, diese Erfolge
sichtbar zu machen, zu übertragen und vergleichbare Schritte auch in
anderen Kommunen zu gehen. Dazu kann ich nur ermutigen. Nachahmung also
dringend empfohlen.“

Prof. Dr. Carsten Kühl: „Das Thema Klimaschutz darf nicht „unter den Tisch
gekehrt“ werden. Ganz im Gegenteil, die Verdienste und die Wirkung von
Klimaschutz müssen gerade jetzt weiterhin ins Rampenlicht gerückt werden.
Und dazu ist der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ bestens geeignet, denn
er zeigt die vielfältigen Möglichkeiten, wirkungsvoll und nachhaltig für
das Klima einzutreten. Und meistens profitiert nicht nur das Klima von den
Aktivitäten, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger.“

Insgesamt stehen 240.000 Euro Preisgeld bereit, das wieder in
Klimaprojekte zu investieren ist. In diesem Jahr wurden insgesamt 83
Bewerbungen eingereicht. Gesucht waren ambitionierte, innovative und
effektive Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Treibhausgas-
Emissionen in Kommunen und Regionen.

Fotos von der Preisverleihung (ab ca. 16:00 Uhr) und Kurzfilme über die
Gewinnerprojekte unter: www.klimaschutz.de/wettbewerb2024.

Hintergrund zum Wettbewerb 2024

Der Wettbewerb wird jährlich vom Deutschen Institut für Urbanistik mit
Förderung durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Klimaschutz ausgelobt. Kooperationspartner sind der
Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Städte-
und Gemeindebund. Der Wettbewerb richtet sich an Städte, Landkreise und
Gemeinden. Die Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Umweltbundesamtes
und der kommunalen Spitzenverbände. Bewerbungen waren in diesem Jahr in
drei Kategorien möglich. Insgesamt stehen 240.000 Euro Preisgeld bereit,
das wieder in Klimaprojekte zu investieren ist. In diesem Jahr wurden
insgesamt 83 Bewerbungen eingereicht. Gesucht waren ambitionierte,
innovative und effektive Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduzierung von
Treibhausgas-Emissionen in Kommunen und Regionen.

Alle Details in der Virtuellen Pressemappe

- Kurzbeschreibungen der prämierten Aktivitäten der Gewinnerkommunen 2024
- Beschreibungen der Wettbewerbskategorien
- Website des Wettbewerbes „Klimaaktive Kommune 2024“ mit Fotos der
Preisverleihung & Kurzfilme über die Gewinnerprojekte (sobald
veröffentlicht)
- Website der Kommunalen Klimakonferenz 2024

Der Text ist selbstverständlich frei zum Abdruck – über ein Belegexemplar
bzw. einen Beleglink an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. würden wir uns sehr freuen!

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes
Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-,
Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und
Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale
Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht,
Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige
Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) –
bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf
wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute
und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften
e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen
GmbH geführten Forschungsinstituts.

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HSBI entwickelt Mobilitäts-Trainingssystem für mehr Selbstbestimmtheit

Im Forschungsprojekt „PAGAnInI“ an der Hochschule Bielefeld (HSBI) wurde
ein adaptives Lern- und Trainingssystem entwickelt, welches dazu beitragen
soll, dass Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sich möglichst
selbstständig und sicher im öffentlichen Raum bewegen können. Menschen mit
kognitiven Einschränkungen gehören zu den Forschenden und tragen zu der
Entwicklung des Systems bei. Ein Prototyp der Software, aus der eine App
werden könnte, zeigt vielversprechende Ergebnisse.

Bielefeld (hsbi). „Am liebsten mag ich das Cola-Eis“, sagt Enes Karabulut,
der gerade Feierabend gemacht hat und sich nun ein Eis am Kiosk kaufen
möchte. Karabulut ist 41 Jahre alt und arbeitet in der Holzwerkstatt in
Bethel. Hier lebt er auch in einer Wohngruppe. Durch die kognitiven
Einschränkungen, die er seit seiner Geburt hat, kann er sich nicht lange
konzentrieren und hat Probleme, sich zu orientieren. Nach der Arbeit
besucht er gern den Kiosk am Bethel-Eck. Durch seine Orientierungsprobleme
muss er dabei begleitet werden. Doch nicht immer hat eine Betreuungsperson
Zeit für ihn. Das ist oft frustrierend: Denn am liebsten würde er
seine Feierabendrunde ganz alleine und selbstbestimmt drehen.

Mobilität ohne Einschränkungen ist wichtig für ein selbstbestimmtes Leben

Wie Enes Karabulut geht es vielen Menschen mit kognitiven Einschränkungen:
Eine wesentliche Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ist die
möglichst uneingeschränkte Mobilität. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass
sich gerade Menschen mit Behinderung wenig eigenaktiv in ihrem Sozialraum
bewegen und sehr abhängig von Unterstützung durch ihr soziales Umfeld oder
Fachkräfte sind. Hier setzt das Forschungsprojekt der Hochschule Bielefeld
(HSBI) an und will mit der Entwicklung eines adaptiven Lern- und
Trainingssystems dazu beitragen, dass Menschen mit kognitiven
Einschränkungen sich möglichst selbstständig und sicher im öffentlichen
Raum bewegen können. Der volle Name des Projekts lautet „Personalized
Augmented Guidance for the Autonomy of People with Intellectual
Impairments“, was sich in etwa übersetzen lässt in „Personalisierte
unterstützende Führung zur Förderung der Selbstbestimmtheit von Menschen
mit kognitiven Einschränkungen“, kurz: PAGAnInI.

Ziel ist, einen Prototyp eines Mobilitätstrainingssystems zu entwickeln,
das Menschen wie Enes Karabulut dabei hilft, sich auf ihren täglichen
Wegen in ihrem Umfeld selbstbestimmt zu bewegen – zum Beispiel für den Weg
von der Wohnung zum Arbeitsplatz, von dort zu einem Anlaufpunkt wie dem
Kiosk oder einem anderen Ziel. Karabulut arbeitet dabei aktiv in dem
Forschungsprojekt mit: Er ist einer von über 20 Experten und Expertinnen,
die das Trainingssystem in der Entwicklungsphase mit Leben füllen.

Prof. Dr. Gudrun Dobslaw, Projektleiterin an der HSBI, erklärt:
„Langfristig soll eine App entwickelt werden. Wir arbeiten jetzt zunächst
am Prototyp der Software. Man kann sich das so vorstellen, dass die
Nutzerinnen und Nutzer ihre täglichen Wege künftig mit Hilfe der App auf
ihrem Smartphone eigenständig zurücklegen können.“ Auch der Datenschutz
ist ein wesentlicher Teil des Projekts, wie Dobslaw erklärt: „Es werden
insbesondere datenschutzrechtliche und persönlichkeitsrechtliche Aspekte
auf der Basis bestehender Datenschutzgesetze beachtet. Dazu gehören Fragen
der informationellen Selbstbestimmung und Persönlichkeitsschutz,
Betreuungsrecht und Datenschutzrecht. Die für das Projekt relevanten
Rechtsfragen werden im Dialog mit den Forschungs- und Praxispartnern
diskutiert.“

Sicherheit bei der Orientierung soll zu größerer Eigenständigkeit führen

Das System wird in drei Schritten individuell auf den Nutzer oder die
Nutzerin eingestellt. Der erste Schritt ist die Erkundungsbegehung. Dabei
geht die Person mit kognitiven Einschränkungen zum Beispiel mit einem
Sozialarbeiter den gewünschten Weg gemeinsam ab. Sie machen wichtige
Merkpunkte („Landmarks“) aus, fotografieren diese mit dem Smartphone.
„Dabei wird die Person immer auf Augenhöhe einbezogen“, erklärt Tristan
Gruschka, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HSBI. So können auch die
Landmarks berücksichtigt werden, die für die Person individuell von
Bedeutung sind. „Das kann ein Kiosk sein, eine Parkbank, eine
Straßenlaterne oder was auch immer“, so Gruschka. Enes Karabulut macht die
Erkundungsbegehung für den Weg von der Werkstatt zum Kiosk mit Konstantin
Rink, der ebenfalls im Projekt beschäftigt ist.

Im zweiten Schritt steht die Lernroutenverhandlung an: Eine Fachkraft,
oder in diesem Fall der wissenschaftliche Mitarbeiter Konstantin Rink,
geht mit Enes Karabulut die Fotos der Landmarks durch, die sie auf der
Route gemacht haben und fragt ihn, warum er gerade dieses oder jenes Motiv
gewählt hat und was er damit verbindet. Alles wird notiert. Für Enes
Karabulut ist ein Arminia-Bielefeld-Aufkleber an einer Straßenlaterne ein
wichtiges Element, da er großer Fan des Clubs ist. An einer anderen Stelle
hat er einen Briefkasten fotografiert, in den er manchmal Briefe einwirft.
Später können sie diese Merkpunkte in der App individuell benennen. Diese
Namen werden dann per Sprachausgabe vom System vorgelesen und helfen, auf
dem richtigen Weg zu bleiben.

Der dritte Schritt ist das Training: Enes Karabulut legt den Weg nun
alleine zurück. Er kann sich von dem Trainingssystem helfen lassen, indem
er sich die Landmarks zeigen und seine Notizen vorlesen lässt, muss es
aber nicht. An dieser Funktion wird aktuell noch gearbeitet. Auch
praktische Übungen wie ein Quiz, welche Richtung nun die richtige ist oder
welche Landmark als nächstes kommt, sind integriert, um eine interaktive
Auseinandersetzung mit dem Weg zu fördern. Die Entscheidung, welche
Übungen durchgeführt werden oder welche Merkpunkte übersprungen werden
können, fällt der „Trainer“ Karabulut, nachdem er seinen Lernfortschritt
durch einen Blick auf das Dashboard, einer Übersicht die ihm in seinem
Trainermodul angezeigt wird, überprüft hat.

Über einen Notfallknopf kann er auch die diensthabende Fachkraft anrufen,
die dienstlichen Handynummern sind im System hinterlegt. „Ziel ist, dass
er irgendwann den Weg alleine schafft, ohne aufs Handy gucken zu müssen“,
erläutert Tristan Gruschka. Dabei hilft das Smartphone vor allem als
Absicherung, wie er ergänzt: „Oft ist nicht die Orientierung das
Hauptproblem der Navigation, sondern die Unsicherheit und fehlende
Routine. Das System gibt ihnen die notwendige Sicherheit in zwei Stufen:
Einmal als individueller Guide mit Fotos, und einmal als Notfalltelefon.“

Das System soll eine Lücke füllen

Das Projektteam füllt damit möglicherweise eine Lücke, die insbesondere
erwachsene Menschen mit kognitiven Einschränkungen betrifft. Tristan
Gruschka erklärt: „Solange die Personen noch zur Schule gehen, wird die
Mobilität curriculumbasiert vermittelt, es gibt also entsprechende
Konzepte. Aber wenn die Personen über 27 Jahre alt sind, und in Wohn- und
Werkstätten der Eingliederungshilfe eingebunden sind, passiert das eher
spontan, je nachdem, welche Betreuungsperson gerade Zeit hat.“

Inzwischen steht der erste Prototyp, mit dem trainiert wird. Doch wie
steht es um die App? Dr. Marcos Baez, der am Campus Minden der HSBI die
technische Entwicklung des Systems realisiert hat, erklärt: „Die
Entwicklung einer marktreifen Anwendung war nie Ziel dieses Projekts. Wir
liefern mit dem Prototyp eine gute Vorlage. App-Entwicklung ist eine recht
kostspielige Angelegenheit, die nur größere Einrichtungen in Eigenregie
schultern können. Es ist auch denkbar, dass sich ein Start-up um die
Entwicklung kümmert und diese dann verschiedenen Einrichtungen
kostenpflichtig anbietet.“ Für Enes Karabulut und viele andere Menschen
wäre dies ein großer Schritt in Richtung Selbstbestimmtheit.

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Forschungsreise nach Alaska bringt Oldenburger Museum in den Dialog mit indigenen Partner*innen

Die historische Alaska-Sammlung des Landesmuseums Natur und
Mensch Oldenburg ist ein einzigartiger Teil seiner ethnologischen
Bestände. Ihre Erforschung und Digitalisierung sollen im Rahmen zweier
geförderter Drittmittelprojekte weiter vorangetrieben werden, um das
kulturelle Erbe dieser Objekte lebendig zu halten und zugänglich zu
machen. Zu diesem Zweck reisten die verantwortlichen Wissenschaftlerinnen
des Museums, Dr. Gudrun Bucher und Dr. Ivonne Kaiser, im September nach
Südost-Alaska mit Stationen in Anchorage, Juneau und Sitka. Ziel der Reise
war es, tieferes Wissen über die Sammlungsobjekte zu gewinnen und in
direkten Austausch mit den Herkunftsgemeinschaften zu treten.

Beide Projekte werden vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft
und Kultur im Rahmen der Programme „zukunft.niedersachsen“ der
VolkswagenStiftung und „ProNiedersachsen“ gefördert.

Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg möchte mit der Digitalisierung
der Sammlung eine Brücke zwischen Oldenburg und den
Herkunftsgemeinschaften schlagen. Die Begegnungen mit Kurator*innen,
Restaurator*innen und Historiker*innen im Smithsonian Arctic Studies
Center des Anchorage Museums, im Alaska State Museum in Juneau und im
Sheldon Jackson Museum in Sitka ermöglichten einen intensiven Austausch –
insbesondere auch mit Vertreter*innen der indigenen
Herkunftsgemeinschaften. Neben der Sammlung von Informationen zu den
einzelnen Objekten ging es dabei vor allem darum, welche Fragen die
indigenen Partner*innen an die Objekte in Oldenburg haben und was sie von
der Digitalisierung erwarten. Für die zukünftige Online-Verfügbarkeit
kristallisierten sich sehr konkrete Wünsche heraus: Die Rück- und
Innenseiten der Objekte sollten ebenfalls zugänglich sein, da die
Kombination dieser Perspektiven wichtige Details zu den
Herstellungstechniken offenbart. Ebenso ist es unabdingbar, dass alle
Informationen in englischer Sprache verfügbar sind und eine flexible Suche
über verschiedene Schlagworte ermöglicht wird. Die kulturelle Bedeutung
und das Wissen, das die Sammlung bewahrt, sind insbesondere für indigene
Künstler*innen von großem Interesse, da es ihnen ermöglicht, traditionelle
Techniken zu studieren und sie an kommende Generationen weiterzugeben.
Im Rahmen der „Sharing Our Knowledge“-Konferenz in Sitka präsentierten Dr.
Gudrun Bucher und Dr. Ivonne Kaiser zum Abschluss der Reise die Objekte
der Alaska-Sammlung des Museums und deren Weg nach Oldenburg. Im Austausch
mit den Anwesenden wurden Ideen für zukünftige Kooperationen und
gemeinsame Projekte entwickelt. Zahlreiche neue Ideen zur Präsentation und
Vermittlung der Sammlung entstanden zudem im Dialog mit den
Fachkolleg*innen vor Ort und werden nun im Landesmuseum Natur und Mensch
diskutiert.
„We do all what we do for the generations to come.“
Dieser Satz eines „Elders“ (dt. Ältester, Bezeichnung für Stammes- oder
Clanoberhaupt) auf der Konferenz fasst das Ziel der Zusammenarbeit
eindrucksvoll zusammen: Kulturelles Erbe lebendig zu halten und es für
kommende Generationen nutzbar zu machen.

 

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Strommarkt: Erfolgreicher Praxistest im Raum Euskirchen zeigt Chancen und Herausforderungen bei lokalem Stromhandel

Im Rahmen des Projekts BEST hat ein Konsortium unter
Leitung des Reiner Lemoine Instituts (RLI) den lokalen Stromhandel im Raum
Euskirchen auf einem digitalen Marktplatz getestet. Die Ergebnisse zeigen
Chancen und Herausforderungen: Lokale Strommärkte helfen Energieversorgern
dabei Angebot und Nachfrage vor Ort zu koordinieren und Produkte zu
optimieren. Private Haushalte oder kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
könnten die Flexibilität ihrer elektrischen Anlagen und Anwendungen zur
Reduktion der Strombeschaffungskosten einsetzen.

Als Herausforderungen zeigen die Expert:innen wie wichtig der Rollout
intelligenter Messsysteme (Smart Meter) für erfolgreichen lokalen
Stromhandel ist oder dass die reine Weitergabe von Strompreisen zu hohen
Gleichzeitigkeiten führt, die Netze überlasten können.

„Lokaler Stromhandel ist technisch möglich. Unsere Ergebnisse zeigen, wie
lokale Flexibilitäten über einen dezentralen Strommarkt genutzt werden
können. Strom kann frei gehandelt werden, solange die Netze über
ausreichend Kapazitäten verfügen. Bei Engpässen kommt es zur gezielten
Nutzung regionaler Flexibilitäten. So erreichen wir eine möglichst lokale
Deckung des Strombedarfs, vermeiden Abregelungen und wirken Engpässen
entgegen“, sagt Friederike Reisch, Leiterin des Forschungsbereichs
Mobilität mit Erneuerbaren Energie am RLI.

Praxistest mit Blockhain-Technologie

Der Praxistest umfasste gewerbliche, kommunale und private Standorte, die
mit der erforderlichen Hard- und Software wie zum Beispiel Home Energy
Management Systems (HEMS) und intelligenten Messsystemen für den
Stromhandel ausgestattet wurden. Für diesen Handel hat das Projektteam
einen über Blockchain-Technologie abgesicherten Markt mit
Authentifizierungs- und Sicherheitsarchitektur aufgebaut. So wurde
gleichzeitig ein transparenter Markt und Datenschutz gewährleistet. Von
der Wetterprognose, über die lokale Optimierung des Stromhandels bis hin
zur Beschaffung von Ausgleichsenergie hat das Projektteam alle notwendigen
energiewirtschaftlichen Prozesse umgesetzt und wichtige Erkenntnisse zum
lokalen Stromhandel erlangt:

1. IT-seitige Anbindung und Standardisierung sind aufwändig
Die Anbindung von heterogenen Bestandsanlagen, wie zum Beispiel Maschinen
in Produktionsbetrieben oder älterer PV-Anlagen stellte sich als aufwändig
und kostenintensiv heraus. Aktuell gibt es keinen skalierbaren Prozess, um
das Flexibilitätspotenzial von Bestandsanlagen bei KMUs effizient zu
nutzen. Standardisierte Messkonzepte sowie der Rollout intelligenter
Messsysteme mit Steuerungsfähigkeit könnten hier entscheidende
Fortschritte bringen.

2. Herausforderung Netzüberlastung bei dynamischen Strompreisen
Die Auswirkungen der zunehmenden Elektrifizierung von Mobilität und des
Wärmesektors auf einen lokalen Markt wurden simuliert. Die Ergebnisse
zeigen, dass die reine Weitergabe von (Börsen-) Strompreisen zu hohen
Gleichzeitigkeiten im Verbrauch und somit künftig zu Netzüberlastungen
führen kann. Die mit der Novelle des §14a Energiewirtschaftsgesetz
beschlossenen Regelungen zu variablen Netzentgelten könnten hier Abhilfe
schaffen, müssen dafür jedoch zeitlich und räumlich differenzierter
ausgestaltet werden können.

3. Lokale Strommärkte als zukunftsweisende Lösung für Netzbetreiber
Lokale Strommärkte bieten eine transparente und potenziell skalierbare
Lösung für lokale Energieversorger, um Angebot und Nachfrage vor Ort zu
koordinieren. Auf dieser Grundlage können neue Produkte entwickelt werden,
die optimal zur Erzeugungs- und Verbrauchsstruktur der Akteure in den
jeweiligen Regionen passen.

4. Haushalte und KMUs können Strombeschaffungskosten senken
Die Teilnahme an lokalen Strommärkten ermöglicht es Haushalten sowie KMUs,
die Flexibilität ihrer elektrischen Anlagen zu nutzen, um ihre
Strombeschaffungskosten zu senken, ohne dass dabei von außen in ihre
internen Prozesse eingegriffen wird.

Integration erneuerbarer Energien und Flexibilisierung des Stromverbrauchs
Ob Photovoltaik auf der Fertigungshalle, kommunale Windkraftanlage oder
Dachsolar auf dem Eigenheim – Die Energiewende schreitet voran und
Stromerzeugung wird dezentraler. Der Zubau dieser Anlagen erhöht dabei
auch den Anteil volatiler erneuerbarer Energien im Stromsystem und bringt
neue Herausforderungen wie zum Beispiel Kosten für Eingriffe zur Anpassung
der Leistungseinspeisung (Redispatch-Maßnahmen). Die erfolgreiche
Integration erneuerbarer Energien und die Flexibilisierung des
Stromverbrauchs sind daher zentrale Elemente der Energiewende. „Bisherige
Stromnetze wurden als „Kupferplatte“ behandelt – ein Modell, das zunehmend
an seine Grenzen stößt. Die Projektergebnisse zeigen einen wegweisenden
Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende und bieten
Erkenntnisse für Anwendungen im Bereich lokaler Strommärkte“, so Reisch.

Über das Projekt und den Praxistest
Im Projekt BEST (Blockchainbasiertes dezentrales Energiemarktdesign und
Managementstrukturen) haben Expert:innen ein Strommarktbietersystem (SMBS)
auf Basis einer Blockchain und als Open-Source-Software unter
Berücksichtigung der aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen
entwickelt und erprobt. Ziel war es, ein dezentrales Strommarktdesign zu
entwickeln, das regionale Netzengpässe berücksichtigt und die Nutzung von
Flexibilitätspotenzialen ermöglicht. Ein zentraler Bestandteil des
Projekts war die Implementierung einer Blockchain-basierten Marktstruktur,
die durch eine robuste Authentifizierungs- und Sicherheitsarchitektur
unterstützt wird. In enger Zusammenarbeit mit dem regionalen
Energieversorgungsunternehmen e-regio wurde ein Handelsmechanismus
entwickelt und erfolgreich in einem Prototyp getestet, bei dem reale
Verbrauchs- und Erzeugungsstandorte in den Prozess integriert wurden. Das
RLI arbeitete im Projekt gemeinsam mit Expert:innen des Fraunhofer-
Instituts für offene Kommunikationssysteme (FOKUS), des
Digitalunternehmens OLI Systems, des Forschungsinstituts fortiss, der
Hochschule Weserbergland, des Energiedienstleisters e-regio und der
Energieforen Leipzig für Wissenstransfer in der Energiewirtschaft. Das
Projekt lief zwischen Januar 2021 und September 2024 und wurde vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Weiterführende Informationen: https://best-strommarkt.de/

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