T-knife, eine Ausgründung von MDC und Charité, hat 110 Millionen US-Dollar
bei internationalen Investoren eingeworben. Das Berliner Biotech-
Unternehmen entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den
T-Zellen von Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu
bekämpfen.
Das Berliner Biotech-Unternehmen T-knife startet durch: Das junge
Unternehmen gab am 2. August 2021 den erfolgreichen Abschluss einer
Serie-B-Finanzierung in Höhe von 110 Millionen US-Dollar bekannt. Die
Finanzierung wurde von Fidelity Management & Research Company, LLC.
angeführt, mit Beteiligung von weiteren neuen Investoren, darunter Life
Sciences Partners, Qatar Investment Authority (QIA), Casdin Capital, Sixty
Degree Capital und CaaS Capital, sowie den bestehenden Investoren RA
Capital Management, Versant Ventures und Andera Partners. Das Spin-off des
Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
(MDC) zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt
neuartige Immuntherapien gegen Krebs: Es bringt den T-Zellen von
Patient*innen bei, solide Tumoren zu erkennen und zu bekämpfen.
Die Erlöse aus der Finanzierung wird T-knife dazu verwenden, das
wissenschaftliche Team von T-knife zu erweitern, die
Produktionskapazitäten zu erhöhen und die Pipeline mit weiteren
innovativen und differenzierten T-Zell-Rezeptor-Therapien (TCR-T) zu
bestücken. Bei den Finanzierungsrunden der Serie B geht es für Start-ups
darum, das jeweilige Unternehmen auf die nächste Ebene zu bringen, über
das Entwicklungsstadium hinaus.
Mit T-Zellen gegen solide Tumoren
T-Zellen überwachen unseren Körper und schützen ihn vor Krankheiten,
beispielsweise durch Infektionen mit Viren. Befallene Zellen verraten sich
durch virale Antigene, deren typische Merkmale sie auf ihrer Oberfläche
präsentieren. Spürt eine T-Zelle ein Antigen mit Hilfe ihres Rezeptors
auf, zerstört sie die befallene Zelle oder mobilisiert weitere Kräfte
gegen sie. Auch bei Krebszellen sitzen spezielle Merkmale auf der
Oberfläche. Das Problem ist allerdings: Das Immunsystem erkennt diese oft
nicht als krankmachend und bekämpft die Zelle nicht. Das soll die T-Zell-
Therapie ändern: Die Forschenden verändern die T-Zellen der Patient*innen
so, dass sie Krebszellen als Eindringlinge identifizieren können. Dazu
statten sie die Immunzellen jeweils mit einem neuen T-Zell-Rezeptor (TCR)
aus.
Das Unternehmen T-knife entwickelt eine neue Generation solcher adoptiver
T-Zell-Therapien zur Behandlung solider Tumore. Mit Hilfe von Mausstämmen,
deren T-Zellen ausschließlich menschliche T-Zell-Rezeptoren tragen
identifiziert und entwickelt T-knife ein Portfolio innovativer TCR-T
-Zelltherapie-Programme. T-knifes führendes Programm, TK-8001, ist ein
neuartiger TCR-T-Produktkandidat. Es nimmt solide Tumoren ins Fadenkreuz,
die das Antigen MAGE-A1 tragen – ein typisches Erkennungsmerkmal auf der
Oberfläche von Krebszellen. Im vierten Quartal 2021 möchten die
Forscher*innen mit der Rekrutierung von Patientinnen und Patienten für die
klinische Phase-I/II-Studie TK-8001 IMAGE1NE beginnen; T-knife will 2022
die Genehmigung einer klinischen Studie für weitere Entwicklungsprogramme
beantragen.
Die Basis: jahrzehntelange Grundlagenforschung
Die Grundlage für diese nächste Generation von T-Zell-Therapien haben T
-knife-Mitgründer Professor Thomas Blankenstein und sein Team am MDC
zusammen mit der Charité in jahrzehntelanger Forschungsarbeit gelegt. Um
seine Vision, mit Hilfe genetisch veränderter Immunzellen
Krebserkrankungen zu heilen, zu verwirklichen, haben das das
Technologietransferteam des MDC und das auf Technologietransfer
spezialisierte Unternehmen Ascenion viele Jahre lang eng mit Blankenstein
zusammengearbeitet. Sie haben die Erfindung patentrechtlich geschützt,
weiterentwickelt und die Gründung von T-knife vorbereitet und begleitet.
Der Sprung aus der Wissenschaft in die Wirtschaft gelang 2015: Professor
Thomas Blankenstein, Dr. Elisa Kieback und Holger Specht, Investment
Director bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, haben T-knife als
Unternehmensgemeinschaft aus dem MDC heraus gegründet. 2018 wandelten die
Gründer*innen T-knife in eine GmbH um, Ascenion stieg ein. Die Venture-
Fonds von Boehringer Ingelheim und Andera Partners stellten eine
Anschubfinanzierung von acht Millionen Euro zur Verfügung. Das reichte für
15 Mitarbeiter*innen und die ersten eigenen Räume und Labore am Campus
Berlin-Buch. Im Jahr 2020 drehte T-knife eine zweite Finanzierungsrunde.
Das stolze Ergebnis: 66 Millionen Euro.
Das machte T-knife zu einem der bestfinanzierten Start-ups der deutschen
Biotech-Szene. Seitdem gibt es für T-knife kein Halten mehr. Gut
finanziert kann das Team nach weiteren TCR-Kandidaten für verschiedene
Krebsarten suchen. Die 450 Quadratmeter am Campus Berlin-Buch werden
allerdings langsam eng. Ende 2020 arbeiteten dort 20 Menschen, in der
ersten Jahreshälfte 2021 ist ihre Zahl auf 40 angewachsen. Die Zahl wird
sich bis Ende des Jahres noch einmal verdoppeln. Parallel dazu hat T-knife
einen Standort in der Biotech-Hochburg San Francisco gegründet.
Alleinstellungsmerkmal in einem wachsenden Feld
„Das Team hat erstmals ein System etabliert, das eine in-vivo-Entwicklung
humaner TCR gegen krebsassoziierte Antigene ermöglicht. Das ist ein
Alleinstellungsmerkmal und potenziell ein wichtiger Durchbruch im stark
wachsenden Feld der adoptiven T-Zell-Therapien “, sagt Dr. Christian
Stein, Geschäftsführer von Ascenion. „Wir freuen uns sehr, dass jetzt die
finanzielle Basis gesichert ist, um diese exzellenten Forschungsergebnisse
in greifbaren Nutzen für Patientinnen und Patienten zu übertragen.“
Ascenion hält Anteile an T-knife und hat einen Observer Seat im
Aufsichtsrat. Erlöse aus einem späteren Verkauf der Anteile werden
größtenteils an die Life-Science-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft
und Forschung ausgeschüttet, um insbesondere am MDC und an der Charité
weitere translationale Projekte zu fördern.
„Unsere TCR haben mehrere Vorteile gegenüber solchen, die mit
herkömmlichen Methoden generiert wurden. Das kann vielen Krebspatientinnen
und -patienten neue Chancen eröffnen, sofern sich unsere bisherigen Daten
in der klinischen Prüfung bestätigen“, sagt Thomas Blankenstein, Leiter
der Arbeitsgruppe „Molekulare Immunologie und Gentherapie“ am MDC und
ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Charité. „Wir
danken allen Partnern, die uns viele Jahre lang über alle Höhen und Tiefen
hinweg auf unserem Weg bis hierher unterstützt haben.“
T-knife Therapeutics
T-knife entwickelt eine Pipeline innovativer Therapeutika zum Nutzen von
Patienten mit soliden Tumoren. Mit seiner proprietären HuTCR (Humanized
T-Cell Receptor)-Mausplattform produziert das Unternehmen humane TCRs, die
in vivo mit den Mechanismen eines natürlichen Immunsystems auf optimale
Affinität und Spezifität selektiert werden. T-knifes innovative TCR-
Therapeutika richten sich gegen Tumore mit hohem medizinischem Bedarf. Die
therapeutisch adressierten Zielstrukturen umfassen Cancer/Testis-Antigene,
virale Antigene und häufiger entstehende Neoantigene.
Das Unternehmen wurde von führenden T-Zell- und Immunologie-Experten
gegründet und nutzt eine Technologie, die am Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin zusammen mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin
entwickelt wurde. www.t-knife.com
Ascenion
Die Ascenion GmbH ist ein unabhängiges Technologietransferunternehmen mit
besonderer Kompetenz in den Lebenswissenschaften. Sie ist Partner von mehr
als 30 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Universitätskliniken in
Deutschland und Europa, darunter führende Life-Science-Institute der
Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft, die Charité, die Medizinische
Hochschule Hannover, die Medizinische Universität Innsbruck und die
Universitätsmedizin Göttingen. Ascenions Team verbindet interdisziplinäre
Kenntnisse mit Industrieerfahrung. Ascenion arbeitet eng mit den
Mitarbeitern ihrer Partnerinstitute zusammen, um Forschungsergebnisse mit
hohem Anwendungspotenzial zu identifizieren, patentrechtlich zu schützen
und in die Anwendung zu überführen. Besondere Stärken sind die
Unterstützung von Ausgründungen und die Projektentwicklung. Dadurch werden
frühe Projekte so weit vorangebracht, dass sie für potenzielle Investoren
und Lizenznehmer attraktiv sind. So sind bereits zahlreiche neue
Unternehmen gegründet und innovative Medikamente zugelassen worden, von
denen Tausende von Patienten profitieren. Erlöse, die Ascenion aus dem
operativen Geschäft und aus dem Verkauf von Unternehmensanteilen erzielt,
fließen über ihre Muttergesellschaft, die LifeScience-Stiftung zur
Förderung von Wissenschaft und Forschung, als Fördermittel an die
Partnerinstitute. www.ascenion.de
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-
Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen
Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war
ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch
und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch
– die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu
organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische
Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder
stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit
passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung
sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher
Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die
Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im
gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem
Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen
Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600
Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund
und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de