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Neue „Flora von Bayern“ – 50 Jahre Teamwork von Ehrenamt, Wissenschaft und Naturschutz

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Das Brandknabenkraut Neotinea ustulata ist eine von insgesamt 72 Orchideenarten, die wild in Bayern vorkommen.  Andreas Fleischmann  SNSB-BSM
Das Brandknabenkraut Neotinea ustulata ist eine von insgesamt 72 Orchideenarten, die wild in Bayern vorkommen. Andreas Fleischmann SNSB-BSM

110 Jahre nachdem Franz Vollmann von der Bayerischen Botanischen
Gesellschaft mit seiner „Flora von Bayern 1914“ die letzte Übersicht zur
Pflanzenwelt Bayerns veröffentlicht hat, erscheint nun eine neue,
umfassende „Flora von Bayern“. Dem vierbändigen Mammutwerk geht eine mehr
als 50 Jahre andauernde intensive floristische Erfassung, Kartierung und
Dokumentation der Pflanzenwelt in ganz Bayern voraus. Mehr als 200
ehrenamtliche Citizen Scientists haben an dem Projekt mitgearbeitet.
Koordiniert wurde das Projekt an der Botanischen Staatssammlung München.

Die neue Flora von Bayern enthält die gesamte botanische Artenübersicht
sowie den aktuellen Zustand der Pflanzenwelt Bayerns von der Rhön bis ins
Allgäu. Dabei blickten die Botaniker auch in die Vergangenheit: Die
Beobachtungsdaten umfassen Pflanzenvorkommen aus Bayern im Zeitraum der
letzten 250 Jahre. In jahrelanger Arbeit wurden von der Botanischen
Staatssammlung München (SNSB-BSM), der Bayerischen Botanischen
Gesellschaft, dem Landesamt für Umwelt und der für das Projekt gegründeten
Arbeitsgemeinschaft Flora von Bayern auch Angaben aus älterer Literatur
sowie alle bayerischen Herbarien mit ihren zum Teil historischen
Herbarbelegen ausgewertet. Gesammelt wurden insgesamt fast 16 Millionen
Beobachtungsdaten - kuratiert und ausgewertet vom Landesamt für Umwelt
sowie den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB),
insbesondere mit Unterstützung der Expertinnen und Experten für
wissenschaftliche Daten am SNSB IT Zentrum. An der Initiative Flora von
Bayern waren neben den beteiligten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern auch mehr als 200 ehrenamtliche Kartiererinnen und
Kartierer beteiligt – ein herausragendes Citizen Science Projekt für die
bayerische Botanik.

Überblick über den Zustand der bayerischen Pflanzenwelt
Die Erfassung von Bayerns Flora über einen so langen Zeitraum ermöglicht
einen genauen Überblick zum Zustand der Pflanzenwelt Bayerns:  Welche
Pflanzen sind gefährdet und verschwinden? Welche Arten breiten sich aus?
Betrachtet wird dabei nicht nur das gesamte Landesgebiet, sondern auch
einzelne Regierungsbezirke und Naturräume im Detail. Von den im Projekt
insgesamt 5.886 nachgewiesenen Pflanzensippen sind 3.065 einheimisch.
1.955 Arten sind sogenannte Neophyten, Pflanzen, die nach der Entdeckung
Amerikas 1492 in Bayern eingewandert sind oder eingeschleppt wurden. Von
diesen Neophyten sind 380 mittlerweile fest in Bayern etabliert, sprich
heimisch geworden, 208 mit Tendenz zur Einbürgerung, 1.367 kommen nur
spontan oder unbeständig verwildert vor. Von den 3.065 einheimischen
Pflanzenarten sind 82 ausgestorben (2,5 %). 88 Pflanzenarten (2,7 %) sind
endemisch für Bayern, das heißt, sie kommen weltweit nur dort vor.

Fast 6.000 bayerische Pflanzensippen in einem Buch
Das nun gedruckte Werk umfasst vier Bände mit insgesamt fast 3.000 Seiten.
Unter den 5.886 Pflanzensippen, die in Bayern nachgewiesen wurden, sind
4.778 Arten, 1.313 Unterarten, 109 Varietäten und 708 Hybride. Im Buch
finden sich tausende farbige Verbreitungskarten, Fotos sowie ausführliche
Artentexte, verfasst von über 60 Autorinnen und Autoren. Für Bayern
besonders typische oder seltene Arten werden in ihrem natürlichen
Lebensraum gezeigt.

Die neue Flora von Bayern wird herausgegeben von der Bayerischen
Botanischen Gesellschaft, den Autoren Prof. Dr. Lenz Meierott, PD Dr.
Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM),
Marcel Ruff vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Jürgen Klotz und –
posthum – Dr. Wolfgang Lippert (ehemals Kurator an der Botanischen
Staatssammlung München). Alle Beteiligten freuen sich, das Werk nun
endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die festliche
Buchvorstellung findet im Rahmen eines „Tages der Bayernflora“ am Samstag
den 26. Oktober 2024 im Großen Hörsaal der Botanischen Staatssammlung
München statt.