110 Jahre nachdem Franz Vollmann von der Bayerischen Botanischen Gesellschaft mit seiner „Flora von Bayern 1914“ die letzte Übersicht zur Pflanzenwelt Bayerns veröffentlicht hat, erscheint nun eine neue, umfassende „Flora von Bayern“. Dem vierbändigen Mammutwerk geht eine mehr als 50 Jahre andauernde intensive floristische Erfassung, Kartierung und Dokumentation der Pflanzenwelt in ganz Bayern voraus. Mehr als 200 ehrenamtliche Citizen Scientists haben an dem Projekt mitgearbeitet. Koordiniert wurde das Projekt an der Botanischen Staatssammlung München. Die neue Flora von Bayern enthält die gesamte botanische Artenübersicht sowie den aktuellen Zustand der Pflanzenwelt Bayerns von der Rhön bis ins Allgäu. Dabei blickten die Botaniker auch in die Vergangenheit: Die Beobachtungsdaten umfassen Pflanzenvorkommen aus Bayern im Zeitraum der letzten 250 Jahre. In jahrelanger Arbeit wurden von der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM), der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, dem Landesamt für Umwelt und der für das Projekt gegründeten Arbeitsgemeinschaft Flora von Bayern auch Angaben aus älterer Literatur sowie alle bayerischen Herbarien mit ihren zum Teil historischen Herbarbelegen ausgewertet. Gesammelt wurden insgesamt fast 16 Millionen Beobachtungsdaten - kuratiert und ausgewertet vom Landesamt für Umwelt sowie den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), insbesondere mit Unterstützung der Expertinnen und Experten für wissenschaftliche Daten am SNSB IT Zentrum. An der Initiative Flora von Bayern waren neben den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch mehr als 200 ehrenamtliche Kartiererinnen und Kartierer beteiligt – ein herausragendes Citizen Science Projekt für die bayerische Botanik. Überblick über den Zustand der bayerischen Pflanzenwelt Die Erfassung von Bayerns Flora über einen so langen Zeitraum ermöglicht einen genauen Überblick zum Zustand der Pflanzenwelt Bayerns: Welche Pflanzen sind gefährdet und verschwinden? Welche Arten breiten sich aus? Betrachtet wird dabei nicht nur das gesamte Landesgebiet, sondern auch einzelne Regierungsbezirke und Naturräume im Detail. Von den im Projekt insgesamt 5.886 nachgewiesenen Pflanzensippen sind 3.065 einheimisch. 1.955 Arten sind sogenannte Neophyten, Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 in Bayern eingewandert sind oder eingeschleppt wurden. Von diesen Neophyten sind 380 mittlerweile fest in Bayern etabliert, sprich heimisch geworden, 208 mit Tendenz zur Einbürgerung, 1.367 kommen nur spontan oder unbeständig verwildert vor. Von den 3.065 einheimischen Pflanzenarten sind 82 ausgestorben (2,5 %). 88 Pflanzenarten (2,7 %) sind endemisch für Bayern, das heißt, sie kommen weltweit nur dort vor. Fast 6.000 bayerische Pflanzensippen in einem Buch Das nun gedruckte Werk umfasst vier Bände mit insgesamt fast 3.000 Seiten. Unter den 5.886 Pflanzensippen, die in Bayern nachgewiesen wurden, sind 4.778 Arten, 1.313 Unterarten, 109 Varietäten und 708 Hybride. Im Buch finden sich tausende farbige Verbreitungskarten, Fotos sowie ausführliche Artentexte, verfasst von über 60 Autorinnen und Autoren. Für Bayern besonders typische oder seltene Arten werden in ihrem natürlichen Lebensraum gezeigt. Die neue Flora von Bayern wird herausgegeben von der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, den Autoren Prof. Dr. Lenz Meierott, PD Dr. Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM), Marcel Ruff vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Jürgen Klotz und – posthum – Dr. Wolfgang Lippert (ehemals Kurator an der Botanischen Staatssammlung München). Alle Beteiligten freuen sich, das Werk nun endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die festliche Buchvorstellung findet im Rahmen eines „Tages der Bayernflora“ am Samstag den 26. Oktober 2024 im Großen Hörsaal der Botanischen Staatssammlung München statt.