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Uniklinikum setzt auf KI-basierte Software in der Mammographie

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Die KI-basierte Software wertet die Bildaufnahme der Brust automatisch aus und ordnet sie einer von drei Risikokategorien zu.  Screenshot: Transpara
Die KI-basierte Software wertet die Bildaufnahme der Brust automatisch aus und ordnet sie einer von drei Risikokategorien zu. Screenshot: Transpara

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im
frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen
Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance.

Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden werden
Brustkrebspatientinnen bzw. Frauen, die ein erhöhtes Risiko haben, daran
zu erkranken, mithilfe einer Software untersucht, die – unterstützt von
Künstlicher Intelligenz (KI) – eine Diagnose bereits in sehr frühen
Stadien des Krebses ermöglicht. Das Computerprogramm ist zusätzlich zu der
Expertise der Radiologinnen und Radiologen ein weiteres Mittel, einen
Tumor möglichst schnell zu erkennen. Studien haben gezeigt, dass die KI-
basierte Software kleinste Knoten und Kalkgruppen, die Vorstufen einer
Krebserkrankung sein können, mit bereits vorhandenen Daten von mehr als
fünf Millionen Aufnahmen abgleicht und so eine noch zeitigere Befundung
möglich macht. Das erhöht die Chance auf Genesung bei Krebsdiagnose und so
die Anzahl der Frauen, die eine Brustkrebserkrankung überleben. „Die
Untersuchung mithilfe Künstlicher Intelligenz gibt zusätzlich Sicherheit
und wird sich künftig zum Standard in der Diagnostik entwickeln. Die
Hochschulmedizin Dresden setzt damit erneut Akzente, was moderne,
zukunftsgewandte Therapien und Diagnostik betrifft. Nun ist es unsere
Aufgabe, die Anwendung in der Praxis in den kommenden Jahren weiter zu
evaluieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Uniklinikum.

Künstliche Intelligenz ist aus der heutigen Medizin nicht mehr
wegzudenken. In vielen Bereichen erleichtert KI-basierte Software die
Diagnose, macht diese frühzeitiger möglich und präsentiert schneller
Untersuchungsergebnisse. Diese Möglichkeiten nutzen nun auch die
Radiologinnen und Radiologen am Universitätsklinikum Dresden und setzen
seit November vergangenen Jahres als erste Einrichtung in der Region
Dresden die Software Transpara bei der Mammographie-Untersuchung ein.
Damit ist eine noch frühere Erkennung von Brustkrebs unterschiedlicher
Arten möglich. Brustkrebs, das sogenannte Mammakarzinom, ist die häufigste
bösartige Krebserkrankung der Frau mit derzeit knapp 70.000
Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Bei rund jeder achten Frau wird
diese Krankheit im Laufe ihres Lebens diagnostiziert. „Transpara stellt
Radiologinnen und Radiologen ein „zweites Paar Augen zur Verfügung“,
erklärt Prof. Ralf-Thorsten Hoffmann, Leiter am Institut und Poliklinik
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Damit wird die
Lesegenauigkeit in der Mammographie weiter verbessert.“ Entwickelt wurde
die Brustbildgebungs-KI vom Technologieunternehmen ScreenPoint Medical,
das diese mit Daten von mehr als fünf Millionen Mammographien, die in den
USA und in Europa aufgenommen wurden, „fütterte“. In der Zusammenarbeit
mit Mammadiagnostikerinnen und -diagnostikern sollen die klinisch
erprobten Deep-Learning-Algorithmen auch zukünftig kontinuierlich weiter
verbessert werden. Neben einer schnelleren und frühzeitigen
Brustkrebserkennung ist es zudem Ziel, falsche Befunde zu minimieren sowie
die unterschiedliche Brustdichte der Frauen noch intensiver zu
berücksichtigen.

„Bislang erzielt ein Radiologe mit Software ähnliche Ergebnisse wie das
Vier-Augen-Prinzip zweier Radiologinnen und Radiologen“, sagt Oberärztin
Dr. Sophia Blum, Bereichsleiterin Mammographie. Sie arbeitet seit November
mit der neuartigen Technologie. So entdecke die KI Studien zufolge bei
sechs von 1.000 Frauen ein Karzinom. Im Vier-Augen-Prinzip sind es fünf
von 1.000 Frauen. An einem Bildschirm checkt Dr. Sophia Blum die
Mammographie-Bilder der Patientin, während Transpara zeitgleich die
Aufnahmen auswertet und anschließend in eine von drei Kategorien einteilt.
„L“ wie Low bedeutet ein geringes Risiko, „I“ wie Intermediate ein
mittleres und „E“ wie Elevated ein erhöhtes Risiko für einen Krebsbefall
der Brust. „In 90 Prozent der Fälle ist der entdeckte Herd dann auch
wirklich ein Karzinom.“ Die entsprechenden Stellen werden von der Software
im Bild genau markiert.

KI ist kein Ersatz für Kontakt mit Ärztinnen und Ärzten

Ein weiterer Vorteil der KI-basierten Software: In Zeiten des immer
gravierender werdenden Fachkräftemangels spart sie Zeit und damit auch
personelle Ressourcen. Dennoch bleibt am Ende jeder Untersuchung das Vier-
Augen-Prinzip bestehen – das ist in Brustzentren obligat. „Die Software
ersetzt keineswegs den Kontakt zu den Patientinnen. Ärztinnen und Ärzte
bleiben in jedem Fall Ansprechpartner“, betont Dr. Sophia Blum. Bislang
wurde der zusätzliche Check durch die Künstliche Intelligenz jedoch
durchweg von allen Frauen positiv aufgenommen. „Das Vertrauen in diese
Technologie ist da und gibt noch mehr Sicherheit, dass bei der
Untersuchung nichts übersehen wurde.“
Sollte ein Mammakarzinom diagnostiziert werden, haben die Frauen – und
selten auch Männer – aufgrund von ganz individuell auf die Krebsart
zugeschnittenen Therapien am zertifizierten onkologischen Spitzenzentrum
des Uniklinikums eine höhere Chance, die Krebserkrankung zu überleben. Pro
Jahr behandelt das interdisziplinäre Team des Brustzentrums über 700 neu
an Brustkrebs erkrankte Betroffene.