Archäologische Grabung im antiken Fregellae rekonstruiert militärischen Überfall der Römer


Mit dem Ziel, archäologischen Spuren
vergangener kriegerischer Auseinandersetzungen nachzugehen, untersuchte
ein Forscherteam des LEIZA vom 24. Juli bis 21. August die Überreste der
spätrepublikanischen Stadt Fregellae im heutigen Italien. Rückstände einer
freigelegten landwirtschaftlichen Produktionsanlage sowie Funde aus dem
nahen Umland brachten weitere Belege für die Rekonstruktion einer
existenziellen Krise. Die Stadt Fregellae war für die Römer als
Kontrollpunkt in einem wichtigen Flusstal von strategischer Bedeutung. Im
Jahr 125 v. Chr. ist sie aufgrund rebellischer Aktivitäten nach einer
Belagerung vom römischen Heer gewaltsam zerstört worden.
Die diesjährige Grabung konzentrierte sich auf eine rund 285 m2 große
Fläche und die darin freigelegten Überreste zweier Gebäude. Zwar geben
Mauern aus Fachwerk und stuckdekorierte Wände den Forschenden Einblicke in
das landwirtschaftliche Alltagsleben und den Wohlstand der damaligen
Bewohner, doch für die Rekonstruktion der gewaltsamen Zerstörung sind die
Funde mehrerer Vorratsgefäße entscheidend:
„Wir haben eine regelrechte Schnappschussaufnahme der Zerstörung entdeckt“
so der Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Dominik Maschek und erläutert „ durch
den Fund der Vorratsgefäße sind wir uns sicher, dass die Zerstörung dieses
Gehöfts auf einen Schlag erfolgt sein muss. Die Vermutung wird durch die
Fundsituation der einzelnen Scherben eines Vorratsgefäßes bestätigt, denn
diese deutet auf eine sehr starke und einmalige Krafteinwirkung hin. Für
eine konkretere Datierung werden wir die noch erhaltenen organischen
Überreste untersuchen.“
Um den Zeitpunkt des Angriffs zu präzisieren, werden in Kürze
archäobotanische Untersuchungen herangezogen. Diese können den Erntestand
der organischen Rückstände feststellen und die damalige römische
Militäroffensive auf eine Jahreszeit eingrenzen.
Rekonstruktion einer Belagerung, des Angriffs und nachgewiesene
Plünderungen
Bei vergangenen Feldforschungen sind anhand unterschiedlicher
geophysikalischer Untersuchungen eindeutige Hinweise auf die militärische
Belagerung festgestellt worden. Hierfür sprechen unzählige Spuren starker
Hitzeeinwirkungen an verschiedenen Stellen, die auf Lagerfeuer deuten und
die Vermutung strategisch organisierter Zeltplätze einzelner römischer
Militäreinheiten unterstützen. Der Konfliktarchäologe Dominik Maschek
fasst die dahinterstehende militärische Strategie zusammen: „Um Fregellae
von der Außenwelt zu isolieren und wahrscheinlich zunächst einer
Versorgungsnot zu überlassen, ist die Stadt vom römischen Heer regelrecht
eingekesselt worden. Auf die Belagerung erfolgte kurze Zeit später die
ganzheitliche Zerstörung. Da wir hier auffällig wenig Metall gefunden
haben, gehen wir davon aus, dass auch großräumige Plünderungen
stattgefunden haben müssen.“
Projektinformationen zu A Landscape of Conflict: Battlefield Archaeology
in Territory of Ancient Fregellae / Modern Arce, Ceprano, and San Giovanni
Incarico
Die archäologischen Untersuchungen an der etwa 100 km von Rom gelegenen
Ausgrabungsstätte rekonstruieren den militärischen Überfall der Römer auf
die einst florierende Stadt Fregellae. Überreste von Wandmalereien,
Heiligtümern, Atriumhäusern, Bodenmosaiken und öffentlichen Bädern geben
eindeutige Hinweise auf vorsätzliche Zerstörung. Wie sich solche
Belagerungen in der römischen Zeit auf das städtische Umland auswirkten
und welchen Zerstörungsgrad die umliegende Kulturlandschaft im Fall von
Fregellae erleiden musste, ist das Hauptziel des wissenschaftlichen
Projekts. Die archäologischen Ausgrabungen werden im Sommer 2024
fortgesetzt.
Das seit 2023 von der Gerda Henkel-Stiftung geförderte Projekt wird von
Univ-Prof. Dr. Dominik Maschek seit 2015 geleitet. Die archäologischen
Grabungen in Fregellae finden in Kooperation mit dem Ministero della
Cultura, Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per le
province di Frosinone e Latina (SABAP FR LT), der Comune di Arce
(Frosinone, Lazio) und der Comune di San Giovanni Incarico (Frosinone,
Lazio) statt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.leiza.de/ueber-uns