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Technologie rettet Mittelalter: Dom unter Laserbehandlung

Die Chorskulptur des Apostels Bartholomäus im Halberstädter Dom vor (l.) und nach der Restaurierung mit neuen restauratorischen Methoden und mit Hilfe einer Projekt-Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).  Corinna Grimm-Remus
Die Chorskulptur des Apostels Bartholomäus im Halberstädter Dom vor (l.) und nach der Restaurierung mit neuen restauratorischen Methoden und mit Hilfe einer Projekt-Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Corinna Grimm-Remus
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Die Chorskulptur des Apostels Bartholomäus im Halberstädter Dom vor (l.) und nach der Restaurierung mit neuen restauratorischen Methoden und mit Hilfe einer Projekt-Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).  Corinna Grimm-Remus
Die Chorskulptur des Apostels Bartholomäus im Halberstädter Dom vor (l.) und nach der Restaurierung mit neuen restauratorischen Methoden und mit Hilfe einer Projekt-Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Corinna Grimm-Remus

DBU fördert Projekt zur Beseitigung von Umweltschäden
Der Halberstädter Dom leidet sichtbar unter menschengemachten
Umwelteinflüssen – die Steine werden zunehmend schwarz. Erstmals im
Denkmalschutz wird nun ein Anwendungskatalog für die Reinigung mit
Lasertechnik entwickelt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert
das Vorhaben der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mit rund 125.000 Euro. Dies
ist nicht das erste gemeinsame Projekt am national bedeutsamen Dom in
Halberstadt. Bereits die Chorskulpturen konnten mit DBU-Mitteln und neuen
restauratorischen Techniken gerettet werden.

Schwefelsaure Luftverschmutzung und Klimawandel schaden vielen Bauwerken
in der Region

Die durch Menschen verursachten Umwelteinflüsse haben am mittelalterlichen
Dom großen Schaden angerichtet. Eine Ursache: Schwefeldioxid, das
hauptsächlich bei der Verbrennung schwefelhaltiger Brennstoffe wie Kohle
entsteht, führt zu Luftverschmutzung und setzt Schadensprozesse an
Steinmaterialien in Gang. „Der sogenannte saure Regen führt zum Beispiel
zur schadhaften Umwandlung von Kalk in Gips“, sagt Sybille Weigelt-Röseler
von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Zwar sind die Schwefeldioxid-
Emissionen laut Umweltbundesamt (UBA) seit 1990 um rund 96 Prozent
zurückgegangen – etwa durch Stilllegung oder technische Nachrüstung von
Betrieben in den ostdeutschen Bundesländern, den Einsatz schwefelsparender
Brennstoffe sowie verschärfte Auflagen für die Abgasreinigung bei
Großfeuerungsanlagen. Zwischen den Jahren 2017 bis 2020 nahm zudem nach
UBA-Angaben der Einsatz von Kohle ab.

Gleichwohl bleibt eine entscheidende Herausforderung: „Die zunehmende
Feuchtigkeit als eine Folge der Klimakrise verschlimmert den schon
bestehenden Schaden durch Schwefeldioxid“, so Weigelt-Röseler. Diese
aktiviert nach ihren Worten die vorhandenen schwefel- und
stickstoffhaltigen Salze und verursacht dadurch zusätzlichen Bauschaden.
„So geht es vielen Bauwerken in der Region“, sagt sie. Vor diesem
Hintergrund konzipierte die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt in Kooperation
und zur wissenschaftlichen und restauratorischen Unterstützung mit der
Diplomrestauratorin und promovierten Kunsthistorikerin Corinna Grimm-Remus
sowie dem Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in
Sachsen und Sachsen-Anhalt (IDK) dieses modellhafte Forschungsprojekt.

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Wir sind in der Lage, etwas zu
ändern.“

Die gute Nachricht: „Wir sind in der Lage, etwas zu ändern“, sagt DBU-
Generalsekretär Alexander Bonde. Bei den Schwefeldioxid-Emissionen sei das
schon weitgehend gelungen. „Die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens
von 2015 ist wichtig, um die Erderwärmung aufzuhalten.“ Zudem müsse
entstandener Schaden ausgeglichen werden. „Wiederherstellen und Erhalten
national bedeutender Kulturgüter liegt in unserer Verantwortung“, so
Bonde. „Eine besondere Rolle spielen digitale Methoden, deren Anwendung
für die Praxis erleichtert werden muss.“

Erstmalig Anwendungs- und Einstellungskatalog für Lasertechnologie im
Denkmalbereich

Seit den 1990er-Jahren hat sich die Lasertechnologie „für die Reinigung
von Oberflächen in der Denkmalpraxis etabliert“, sagt Constanze Fuhrmann,
Leiterin des DBU-Referats Umwelt und Kulturgüterschutz. Sie sei als
hochqualitative Reinigungsmethode in der Restaurierungswissenschaft
anerkannt, insbesondere aufgrund der berührungslosen Handhabung, so die
Restauratorin. Noch sei deren Einsatz aber mit einem gewissen Zeitaufwand
verbunden und erfordere besonders geschultes Personal. Eine weitere
Herausforderung: Die Einstellungsparameter der Geräte an die verschiedenen
existierenden Schadphänomene und Materialien müssen kontinuierlich für
erfolgreiche Ergebnisse angepasst werden. „Hier kommt der Halberstädter
Dom ins Spiel“, sagt Fuhrmann. „Er ist deshalb so interessant, weil er
viele unterschiedliche Schadensbilder am Stein aufweist, an denen
modellhaft verschiedene Laseranwendungen getestet werden können.“ Im
Projekt soll erstmalig ein Anwendungs- und Einstellungskatalog für die
Bedienung der Lasertechnologie im Denkmalbereich entwickelt werden.

DBU förderte Reinigung und Farberhalt der Chorskulpturen

Das Laser-Vorhaben ist nicht das erste Projekt, das die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt im Halberstädter Dom unterstützt. Auch die Rettung
der 14 farbigen Chorskulpturen aus dem 15. Jahrhundert wurde seitens der
DBU mit 120.000 Euro gefördert. „Der im Mittelalter als Bestandteil der
Farbfassungen verwendete Gips hielt der permanenten klimatisch und
mikrobiologisch ungünstigen Umgebung nicht stand“, sagt Restauratorin und
Kooperationspartnerin Corinna Grimm-Remus. „Deshalb lösten sich die
Farbfassungen ab.“ Zudem wirkten sich nach ihren Worten
schwefeldioxidhaltige Luft und mangelnde Pflege negativ aus. Mit Störleim,
Seide und neuen restauratorischen Methoden gelang es, die lebensgroßen
Figuren zu reinigen und ihre ursprüngliche Farbe herauszuarbeiten. In
Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar halfen ferngesteuerte
Drohnen bei der Dokumentation.

„Die Laserreinigung wollen wir zudem an den ebenfalls national bedeutsamen
gotischen Domen in Halle und Magdeburg durchführen, um umfassende
Erfahrungswerte über verschiedene Materialuntergründe und Verschmutzungen
zu bekommen“, so Grimm-Remus.