Studierende mit Ideen für ein ÜBER:MORGEN mit Designer-Babies und Menschen mit eingebauten Chips


Über kreative Poster und Installationen werden auf Basis des Storytellings
Informationen vermittelt und Ideen realisiert
„ÜBER.MORGEN“: So lautet der Titel eines Projekts, mit dem sich
Studierende der Fakultät Gestaltung an der Technischen Hochschule
Würzburg-Schweinfurt (THWS) beschäftigt haben. Es befasse sich, so Anna-
Lena Welz und Madlin Walz, mit dem „scheinbar leichten Thema, bei dem sich
jede und jeder irgendwie kompetent fühlt. Die Frage nach der
Beziehungsfähigkeit ist vielleicht, vor dem Hintergrund menschlicher
Evolution, der zentrale kulturelle, vor allem aber der wichtigste
produktive Trigger für den Erfolg der menschlichen Spezies.“ Betreut hat
das Vorhaben Prof. Carl Frech.
Die Gegenwart als Werkbank für die Zukunft, verbunden mit der
Herausforderung, welche Aufgaben für künftige Designerinnen und Designer
entstehen, fasste der Professor zusammen unter „wenn ich heute schon
wüsste, was mir morgen klar ist“. Sicher werde sein, dass technologische
Fortschritte ebenso eine Rolle spielen werden wie die Demographie, die
Mobilität und das Klima. Die Studierenden haben sich aus einer Vielzahl
möglicher Zukunftsszenarien Themen ausgewählt und diese in Teams
ausgearbeitet. Entstanden sind sieben Poster zu diesen Themen:
Beziehungen
Mobilität
Blind
Stress
Egoismus
Zukunft X und Y
Next Life / Baby 2.0
Die Poster wurden wissenschaftlich-kreativ erstellt und im Rahmen der
Ausstellung „Bergwerk“ an der Fakultät präsentiert. Die Besucherinnen und
Besucher konnten die Informationen anschaulich mitverfolgen, teils in
Geschichten in Form des Storytellings, teils über so genannte Personas,
Prototypen einer Zielgruppe, in Zeitsprüngen.
Baby 2.0 - mit welcher Nachfolge geht das Leben weiter?
Zum Thema „Next Life / Baby 2.0“ haben Lisa Zanghirella und Lina Renken
nicht bloß gebrainstormt, sie haben sich vielmehr konkrete Informationen
von medizinischen Ansprechpersonen in einem Kinderwunschzentrum besorgt.
Darüber hinaus haben sie eine umfangreiche Recherche zum Thema
durchgeführt, um mögliche Szenarien abzuleiten. Um das Klinik-Sprech –
Fachbegriffe wie z. B. In-vitro-Fertilisation oder intrazytoplasmatische
Spermieninjektion - zu verstehen, ergänzten sie ihre Präsentation um ein
kleines Lexikon mit Fachvokabular.
Ganz wie bei einem realen Besuch in einer Praxis oder Klinik haben die
beiden Kommunikationsdesignerinnen ein Anmeldeformular für das Jahr 2074
entwickelt: Man kann dort ebenso als Nachwuchs eine „designed person“
wünschen, wie auch die Art der Entbindung festlegen – zur Option stehen
„selbst“, „ExUti 3.0“ (externe Gebärmutter), „RobUterus“ (Roboter-
Gebärmutter) oder „Leihmutterschaft“. Auf Basis von drei Personas zeigen
sie auf, welche Charaktere welche Wahlen treffen könnten, um ihr Leben mit
Nachwuchs entsprechend zu gestalten. Über die Jahrzehnte zeigen sie auf,
wie sich gesellschaftliche Perspektiven sowie persönliche Meinungen im
Zuge künftiger Technologie und Verfahren ändern bzw. diese prägen.
Entlang einer Wand mit drehbaren Holzscheiben kann man sich durch die
Stationen „Beginn der Gentechnik“, „CRISPR-Cas“ (eine Methode, um
Erbinformationen zu verändern), „Gen-Modifizierung“, „ExUti“ (externe
Gebärmutter), „genetischer Restart“ bis hin zur „Gesellschaft der
Übermenschen“ bewegen. Es ging den Designerinnen darum, zu zeigen, wer von
welcher Entwicklung profitiert und welche Entscheidungen radikal
egoistisch durchgesetzt werden könnten – von der partnerlosen Befruchtung
über ein völlig risikoloses Leben als designed person bis hin zur
absoluten Perfektion eines menschlichen Wesens.
Chip Children und Kryoschlaf – die Zukunft von Menschen
Mit der „Zukunft X und Y“, der Zukunft von Menschen, haben sich Teresa
Wimbauer und Celina Hank beschäftigt. Ihr Ansatz setzt den Fokus auf eine
Welt humanoider Technologien, in der Menschen sich als eigenes device, als
eigene Hardware und Teilprodukt einer optimaleren Version der eigenen
Existenz verstehen. Die Aussicht auf den Menschen von morgen entwickelt
sich im Szenario entlang zweier Spekulationen, basierend auf der Idee,
dass Menschen durch den Einsatz von Chips in die Lage versetzt werden,
jede gewünschte Fähigkeit und Tätigkeit auf Knopfdruck zu beherrschen.
Um ihre Art zu erhalten, könnten Menschen digitale Sicherungen erstellen,
Erbgut einfrieren oder auf einen anderen Planeten umziehen. Ansätze hierzu
seien aktuell z. B. in den Gen-Manipulationen, im 3D-Druck von Organen
oder in implantierten Mikrochips zu erkennen. In Zukunft könnten
biologische Netzwerke durch elektronische ersetzt werden und biologische
Materialien mitwachsen.
Fünf Personas haben Teresa Wimbauer und Celina Hank entwickelt, die
aufzeigen, welche Konsequenzen mit diesen Technologien in den Jahren 2042,
2062 und 2082 verbunden sein könnten. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft von
multitalentierten „Chip-Children“ und „Ordinaries“ wäre ebenso denkbar wie
menschlich-technische Perfektion durch den Einsatz von teuren BITEC-Chips
und eine Plattform, über die sich Fähigkeiten herunterladen lassen.
Informatiker wären die neuen Ärzte, die Bugs (Software-Fehler) statt
Bauchschmerzen als künftige Krankheiten behandelten.