Wasserstoff: Bundeswirtschaftsminister Habeck übergibt Förderbescheid für Referenzkraftwerk Lausitz


Fraunhofer IEG und seine Partner starten das Verbundvorhaben »Reallabor:
RefLau – Referenzkraftwerk Lausitz« im Industriepark Schwarze Pumpe. Den
Bescheid über die Zuwendung von 28,5 Millionen Euro übergab Robert Habeck,
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz bei einem Festakt am
geplanten Standort im Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Sachsen. Das
Reallabor soll zeigen, wie Wasserstoff als Langfrist-Speicher für Solar-
und Windstrom eingesetzt werden kann, sowie als Plattform für die Kopplung
der Sektoren Strom, Verkehr, Wärme und Industrie.
»In der Stromversorgung, die auf erneuerbare Energien beruht, spielt
grüner Wasserstoff als saisonaler Energiespeicher eine entscheidende
Rolle,« unterstreicht Professor Mario Ragwitz, Leiter der Fraunhofer-
Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG. »Fraunhofer IEG
und seine Forschungspartner richten das Reallabor RefLau ein und
betrachten, wie sich das Kraftwerk in den Markt der Zukunft einbettet. Wir
analysieren seine System-, Netz- und Marktintegration und demonstrieren,
wie es mit Wasserstoff-Rückverstromung und anderen Systemdienstleistungen
die Stromwende unterstützt.«
Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz: »Mit dem
Referenzkraftwerk Lausitz fördert das BMWK ein wichtiges Reallabor,
welches in der Transformation von einem Braunkohlerevier hin zu einem
Energiewende-Revier einen Meilenstein markiert. Gemeinsam mit den Ländern
Brandenburg und Sachsen gehen wir heute hier in der Lausitz einen Schritt
in die Zukunft, einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Und
ebenso wird damit die Wettbewerbsfähigkeit des länderübergreifenden
Wirtschaftsstandorts gestärkt. Das Reallabor ist ein Projekt aus der
Region für die Region. Ich danke allen Beteiligten, die an das Projekt
geglaubt haben und es jetzt Wirklichkeit werden lassen.«
Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft und Energie, Land Brandenburg:
»Der offizielle Startschuss für das Referenzkraftwerk ist ein Meilenstein
für die Energiewende in Brandenburg, an der wir hier seit mehr als einem
Jahrzehnt in allen Bereichen – also Strom, Wärme, Verkehr und Industrie –
arbeiten. Das RefLau wird innovative Maßstäbe setzen, indem es
ausschließlich erneuerbare Energie nutzen und alle Systemdienstleistungen
eines konventionellen Kraftwerks bereitstellen wird. Zudem wird es eine
breite Sektorenkopplung ermöglichen – und gerade die Sektorenkopplung ist
unerlässlich für den Erfolg der Energiewende und mehr Klimaschutz. Ich bin
überzeugt: Das RefLau wird die Blaupause für die Kraftwerke der Zukunft
sein.«
Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung: »Die
künftige nachhaltige Energieerzeugung ist ohne Wasserstoff undenkbar. Das
Referenzkraftwerk leistet einen Beitrag dazu, dass die Lausitz auch
künftig Energieregion bleibt. Zugleich wird das vorhandene Know-how auf
dem Gebiet der Energieerzeugung sinnvoll genutzt und weiterentwickelt. Das
neue Kraftwerk wird dazu beitragen, die gesamte Wertschöpfungskette rund
um das Thema Wasserstoff in der Lausitz zu etablieren. Wenn das gelingt,
ergeben sich auch große Chancen für Wachstum und Beschäftigung.«
Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft
Fraunhofer IEG stellt die Sektorenkopplung in den Fokus seiner
Energiesystemanalyse. In das Projekt »Referenzkraftwerk Lausitz« (RefLau)
bringt es seine Erfahrung mit Transformationspfaden bestehender
Infrastrukturen ein — vom fossilen hin zu einem auf erneuerbaren Energien
basierenden Energiesystem. Es bewertet die Wechselwirkungen der Sektoren
Strom- und Wärme sowie Industrie und Verkehr. Die Arbeit des Fraunhofer
IEG reicht von systemanalytischen Abschätzungen über detaillierte Modelle
der zukünftigen, intelligenten Energieübertragungs- und -verteilnetze bis
hin zu systemdienlichen Betriebsstrategien für gekoppelte Anlagen.
Das Projekt »Referenzkraftwerk Lausitz« (RefLau) hatte sich beim
bundesweiten Ideenwettbewerb »Reallabore der Energiewende« des
Bundeswirtschaftsministeriums durchgesetzt. Strategisches Ziel ist es, die
künftige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger und
Wasserstoff einschließlich der Speicherung und Rückverstromung des
Wasserstoffs am Industriestandort Schwarze Pumpe abzubilden. Ziel ist es,
dass Abnahmepotenziale für Wasserstoff in der Region identifiziert werden.
Bis zur Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2025 sollen erste Kunden
gesichert und Synergien bei der Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft
nutzbar gemacht werden.
Systemdienstleistungen anbieten
Am Standort im Industriepark Schwarze Pumpe soll das neuartige
Kraftwerkskonzept unter ausschließlicher Nutzung erneuerbarer Energien,
wie Wind- und Sonnenkraft, die Möglichkeiten der Sektorenkopplung
aufzeigen. Durch die Erzeugung von grünem Wasserstoff wird die Nutzung von
erneuerbar erzeugter Energie in den Sektoren Verkehr, Industrie und Wärme
ermöglicht und damit ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der
Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gegangen. Damit kann das RefLau
neben Wasserstoff und Wärme auch alle Systemdienstleistungen eines
Kohlekraftwerks bereitstellen.
Partner in Forschung und Entwicklung für das Verbundvorhaben »Reallabor:
Referenzkraftwerk Lausitz« sind unter Koordination des Fraunhofer IEG, die
BTU Cottbus-Senftenberg und die Technische Universität Dresden.
Zudem wird das Projekt der Partner Energiequelle, ENERTRAG und dem
Zweckverband Industriepark Schwarze Pumpe (ZV ISP) neue
Wertschöpfungspotenziale für die Region erschließen. Es soll als Referenz
für die Umstellung von konventionellen Kraftwerksstandorten auf
erneuerbare Energieerzeugung dienen. Die Skalierung des Projekts am
Standort in der Lausitz ist geplant.
Das Projekt wird von der ASG Spremberg GmbH, der Wirtschaftsförderung von
Spremberg und Spreetal unterstützt.
Zitate der Projektpartner:
Prof. Dr.-Ing. Johannes Schiffer, Fachgebiet Regelungssysteme und
Netzleittechnik der BTU Cottbus-Senftenberg, und Geschäftsbereichsleiter
»Regelung, Automatisierung und Betriebsführung« des Fraunhofer IEG: »Mit
der Transformation der Energiesysteme fallen die traditionellen
Stellgrößen des Netzes, nämlich die konventionellen Kraftwerke mit ihren
rotierenden Massen, weg. Das stellt die Netzregelung und Systemführung vor
enorme Herausforderungen. Mit grüner Wasserstofferzeugung und
Sektorenkopplung setzt RefLau als innovatives Kraftwerk neue Maßstäbe der
Energietechnologie und -vermarktung – für die Lausitz und weit darüber
hinaus.«
Prof. Dr.-Ing. Michael Hübner, Vizepräsident für Forschung und Transfer
der BTU Cottbus-Senftenberg: »Hocheffiziente und wirtschaftliche Systeme
der hybriden Strom-, Wärme- und Wasserstoffversorgung sowie deren
Speicherung sind ein zentraler Baustein der Energiewende. Ebenso wichtig
ist deren Integration in bestehende und neue Versorgungsnetze. In
Kooperation mit den Verbundpartnern im Projekt Referenzkraftwerk Lausitz
erforschen wir entlang unserer Profillinie ‚Energiewende und
Dekarbonisierung‘ innovative Regelungs- und Betriebskonzepte für die
Energiegewinnung, -verteilung und -versorgung.«
Prof. Steffen Bernet, TU Dresden, Professur für Leistungselektronik: »“Der
Ersatz fossiler Energieträger ist eine der großen Herausforderungen
unserer Zeit. Das Referenzkraftwerk Lausitz demonstriert hervorragend das
Potential von grünem Wasserstoff als Energiespeicher und zur
Sektorenkopplung. Darüber hinaus erbringt es alle Systemdienstleistungen
die für den Betrieb elektrischer Netze wichtig sind.«
Prof. Michael Beckmann, TU Dresden, Professur für
Energieverfahrenstechnik: »“Die Nutzung von Windkraft und PV zur
versorgungssicheren und klimaneutralen Bereitstellung von elektrischer
Energie kann erst durch die Energiespeicherung und Rückverstromung die
volle Wirksamkeit entfalten. Das Referenzkraftwerk wird in dem
Zusammenhang einen ganz wesentlichen Beitrag zur Steigerung des
Technischen Reifegrades des Gesamtprozesses leisten.«
Dr. Ben Schüppel, Geschäftsführer RefLau GmbH: »Das RefLau ist ein
herausragendes und ambitioniertes Projekt, da es nicht nur eine
Elektrolyse mit Rückverstromung errichten, sondern vielmehr zeigen will,
dass das Wirtschaften mit erneuerbaren Energien nachhaltig und
uneingeschränkt möglich ist.«
Christine Herntier Bürgermeisterin der Stadt Spremberg, Mitglied der
Verbandsversammlung des Zweckverbandes Industriepark Schwarze Pumpe: »Das
Referenzkraftwerk Lausitz ist unverzichtbarer Bestandteil im
Transformationsprozess des Industrieparks Schwarze Pumpe/Carna Plumpa von
einem ehemaligen Monostandort der Kohleverstromung und Veredlung hin zu
einem grünen Industriepark. Unverzichtbar auf diesem Weg ist die enge
Verzahnung zwischen Wissenschaft und Industrie, hier vor Ort im
Industriepark.«
Michael Raschemann, Geschäftsführer Energiequelle GmbH: »Das RefLau bietet
eine konkrete Perspektive für die Transformation der braunkohlebasierten
Energieregion Lausitz. Wir freuen uns, diesen Weg mit unserem
zukunftsweisenden Projekt zu begleiten.«
Dr. Gunar Hering, Vorstand ENERTRAG SE: »Wir freuen uns, dass wir zusammen
mit unseren Partnern ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft für die gesamte
Region und darüber hinaus verwirklichen können. In der traditionsreichen,
von Bergbau und Energiegewinnung geprägten Lausitz findet nun die
Energiewende statt – mit Strom aus Erneuerbaren Energien und grünem
Wasserstoff.«