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Ständig im Spagat

Campus der New York University in Abu Dhabi  Tim Rottleb, IRS  IRS
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Campus der New York University in Abu Dhabi  Tim Rottleb, IRS  IRS
Campus der New York University in Abu Dhabi Tim Rottleb, IRS IRS

Neues Paper aus dem IRS zur regionalen Einbettung von Universitäts-
Auslandscampussen
Eine besondere Strategie der Internationalisierung von Universitäten,
vorwiegend von jenen aus dem angelsächsischen Raum, ist es, ganze Campusse
im Ausland zu eröffnen. Diese sogenannten International Branch Campuses
oder Offshore Campuses sind physische Ableger ihrer Stammuniversität im
Ausland. Hier können Studierende ausgewählte Studiengänge der
Hauptuniversität in Gänze absolvieren, meist inklusive einer
Akkreditierung des jeweiligen Entsendelands. Mit dieser relativ neuen
Strategie von Universitäten kommen aber auch neue Herausforderungen ins
Spiel: Es entsteht ein problematisches Spannungsfeld zwischen regionaler
und trans-regionaler Verankerung, was auch deren Krisenfestigkeit
betreffen kann.

Dieses Spannungsfeld haben Jana Kleibert, Marc Schulze, Tim Rottleb und
Alice Bobée aus dem TRANSEDU-Projekt in einem Paper untersucht. Genauer
angeschaut haben sie sich die Krisenfestigkeit von Auslandscampussen am
Beispiel der Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen. Grundlage waren
qualitative Interviews mit Entscheidungsträger*innen von
Auslandscampussen, die sie mit Ergebnissen einer explorativen Online-
Umfrage unterfütterten.

Die Forschenden konzeptualisierten vier unterschiedliche Dimensionen von
regionaler und trans-regionaler Einbettung der Universitäten:
Partnerschaften, staatliche Finanzierung, Personal, und Rekrutierung von
Studierenden. Ergebnisse ihrer Analyse zeigen, dass jene Auslandscampusse
mit einer starken regionalen Einbettung in ihren jeweiligen Gastländern
resilienter gegenüber den Auswirkungen der Pandemie waren. Die Pandemie
hatte bekanntlich internationale Verbindungen stark beeinträchtig. Das
Paper fokussiert zwar auf Auslandscampusse. Die Autor*innen gehen aber
davon aus, dass auch andere Formen von transnationalen Bildungsanbietern
von starken lokalen Netzwerken profitieren können. „Diese Netzwerke müssen
die Regierungen vor Ort besser fördern“, sagt Tim Rottleb vom Leibniz-
Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner. „Weiterhin hat
aber auch die trans-regionale und damit überregionale Einbettung ihre
Vorteile für solche Unis, die sich internationalisieren wollen“, meint
Rottleb. Eine zu starke regionale Einbettung am Gast-Standort mache eine
Universität indes anfälliger. Das gelte zum Beispiel für dortige lokale
Ereignisse und politische Dynamiken, die schwer abwägbar und absehbar
sind. Fazit: Sowohl die Entscheidungsträger*innen in Hochschulen als auch
in der Politik und Verwaltung müssen die Vor- und Nachteile ihrer
Ankerfunktionen vor Ort sorgsam abwägen und beobachten.