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1.000. Schlaganfall-Patient in das vom Uniklinikum Dresden konzipierte Nachsorgeprogramm „SOS-Care“ aufgenommen

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Mitte Dezember wurde mit Burkhard Oppitz der 1.000. Schlaganfallpatient
bereits während der stationären Akutversorgung in der Klinik für
Neurologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ins
Nachsorgeprogramm „SOS-Care“ aufgenommen. Das am Uniklinikum mit
Unterstützung der AOK PLUS entwickelte und erprobte Programm sichert über
eine regelmäßige strukturierte, ambulante Nachsorge eine optimale
Versorgung der Betroffenen. Dies belegen Erhebungen der vergangenen Jahre,
in denen die Gesundheitsdaten von rund 500 Patientinnen und Patienten
analysiert wurden, die das „SOS-Care“-Nachsorgeprogramm durchliefen.

Nach einer Pilotphase ist das Angebot seit 2016 entsprechend des
Paragraphen 140 des fünften Sozialgesetzbuches als „Besondere Versorgung“
zur ambulanten regionalen Regelversorgung mit der AOK Plus vertraglich
geregelt. Inzwischen wurden mit Krankenhäusern in Arnsdorf, Freital,
Dippoldiswalde und Meißen Kooperationsverträge geschlossen, wodurch das
„SOS-Care“-Team mit nun vier speziell ausgebildete Case-Managerinnen und
-Manager vergrößert werden konnte.

„Die aktuellen Ergebnisse unserer Datenauswertung von über 500
Patientinnen und Patienten sind sehr vielversprechend. Sie sind jeweils in
das „SOS-Care“-Programm aufgenommen und in diesem Rahmen ein Jahr lang
begleitet und beraten worden“, sagt PD Dr. Jessica Barlinn, medizinische
Leiterin von „SOS-Care“ und dem telemedizinischem Schlaganfall-Netzwerk
Ostsachsen. „Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ließen sich bei den
relevanten Punkten positive Ergebnisse nachweisen. Sowohl bei
Zielparametern wie Blutdruckeinstellung und vollständige medikamentöse
Sekundärprophylaxe als auch bei der Rezidivrate, also der Vermeidung eines
erneuten Schlaganfalls, zeigten SOS-Care-Patientinnen und -Patienten
deutlich bessere Ergebnisse als Betroffene, die das SOS-Care-
Nachsorgeprogramm nicht durchlaufen haben.“ Die Daten dieser Erhebung
werden gerade für eine wissenschaftliche Publikation aufgearbeitet.

„Die Aufnahme des 1.000. Schlaganfallpatienten in das SOS-Care-
Nachsorgeprogramm zeigt, dass es gelungen ist, diese innovative, am
Uniklinikum entwickelte und etablierte Versorgungsform als Standard zu
etablieren. Als hochschulmedizinische Institution war es wichtig, dieses
Angebot weiter wissenschaftlich zu begleiten. Die Daten von gut der Hälfte
aller Betroffenen, die das SOS-Care-Nachsorgeprogramm durchlaufen haben,
bestätigen die in der Pilotphase ermittelten positiven Ergebnisse“, sagt
Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner
Universitätsklinikums.

„Obwohl Schlaganfallpatientinnen und -patienten nachweislich von unserem
Nachsorgekonzept profitieren, können nach wie vor nur Versicherte der AOK
PLUS die Unterstützung des aus drei Schlaganfalllotsinnen und einen
Schlaganfalllotsen bestehende SOS-Care-Team in Anspruch nehmen.
„Bedauerlicherweise konnte trotz positiver politischer Entwicklungen
bisher noch keine umfassende Finanzierungsmöglichkeit etabliert werden“,
sagt Professor Heinz Reichmann, Direktor der Klinik für Neurologie
„Dennoch hat sich der Kreis von Schlaganfallpatientinnen und -patienten
erweitert, die von der SOS-Care-Nachsorge profitieren.

Mit dem Sächsischen Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Arnsdorf,
dem Helios Weißeritztal-Kliniken Freital und Dippoldiswalde sowie dem
Elblandklinikum Meißen haben drei Krankenhäuser der Region
Kooperationsverträge geschlossen, damit ihre bei der AOK PLUS versicherten
Betroffenen in das Programm aufgenommen werden können. Durch den
erweiterten Personenkreis steigt auch die Zahl der neu ins SOS-Care-
Programm aufgenommenen Patientinnen und Patienten. In den Vorjahren waren
es rund 150 pro Jahr, während es in diesem Jahr über 200 sein werden.

Nachsorgeprogramm „SOS-Care“

Mit Uwe Helbig nahm 2011 Deutschlands erster Schlaganfalllotse seine
Arbeit auf. Er war wesentlich an der Ausgestaltung des Konzepts beteiligt
und schrieb acht Jahre später eine Bachelor-Arbeit, in dessen Mittelpunkt
das Konzept von SOS-Care und deren ersten Ergebnisse standen. Für die
Arbeit mit dem Titel „Case-Management – ein Instrument zur
Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung in der ambulanten Nachsorge am
Beispiel SOS-Care-Hilfe nach Schlaganfall“ ist Uwe Helbig Ende Oktober mit
dem Dr.-Jana-Alber-Gedenkpreises 2022 ausgezeichnet worden. In der
Laudatio heißt es dazu: „Insgesamt handelt es sich um eine beispielgebende
und nachhaltige Arbeit, in der Belange der Nachsorge und Teilhabe der
Betroffenen und der Angehörigenarbeit einbezogen sind.“

Ausgangspunkt von „SOS-Care“ war, dass bis 2011 standardisierte
Versorgungsangebote in der ambulanten Nachbehandlung von
Schlaganfallpatientinnen und -patienten fehlten, die auch das persönliche
Umfeld der Patientinnen und Patienten einbezogen. Deshalb setzte das an
der Klinik für Neurologie des Uniklinikums entwickelte Programm auf ein
ambulantes Case Management, in dessen Rahmen die Betroffenen für ein Jahr
persönlich betreut werden. Dies übernehmen speziell geschulte
Schlaganfall-Lotsinnen und Lotsen, welche die weitere medizinische
Versorgung koordinieren sowie Patientinnen und Patienten zu einem
gesundheitsbewussten Lebensstil motivieren. Wichtige Ziele sind dabei, die
individuellen Risikofaktoren zu reduzieren und die Therapietreue zu
verbessern – etwa in Form der regelmäßigen Einnahme der Medikamente. Ziel
dieser Nachsorge ist es, einen erneuten Schlaganfall und dessen Folgen zu
vermeiden.

Das SOS-Care-Team nimmt bereits während des Krankenhausaufenthalts
persönlich Kontakt mit den Patientinnen und Patienten auf und erklärt
ihnen dabei das Angebot und die Vorteile, die sich aus der über ein Jahr
laufenden Betreuung ergeben. Neben Hausbesuchen beraten die
Schlaganfalllotsinnen und -lotsen die Betroffenen und deren Angehörige
regelmäßig am Telefon. Dabei geht es nicht nur um die Therapietreue und
einen geänderten Lebensstil, sondern auch um eine Beratung bezüglich der
Weiterbehandlung. Im Mittelpunkt stehen beispielsweise Fragen um die
häufig schwierige Suche nach einem Facharzt oder adäquate Angebote in den
Bereichen Logopädie und Physiotherapie. Bislang können nur Betroffene mit
Zugehörigkeit zur AOK PLUS in das SOS-Care-Programm eingeschlossen werden