Flüssiggas aus Katar bei Deutschen im Abseits
Ende November hat das Bundeswirtschaftsministerium die Einigung über den
Bezug von Flüssiggas aus Katar verkündet. Dass Katar als alternativer
Energielieferant gewonnen wird, hatten im Vorfeld allerdings nur 32
Prozent von rund 6.000 Befragten des Sozialökologischen Panels
befürwortet. Andere Maßnahmen, mit denen ausbleibende russische
Gaslieferungen ersetzt werden sollen, genießen eine weitaus höhere
Zustimmung. Das ergeben die Auswertungen des RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung im Rahmen des von der E.ON Stiftung geförderten
Projektes „Sozialökologisches Panel – Fortführung und Weiterentwicklung“.
Das Wichtigste in Kürze:
- Um ausbleibende russische Gaslieferungen zu ersetzen, sind in den
vergangenen Monaten verschiedene Maßnahmen öffentlich diskutiert worden,
darunter die Verschiebung des Kohle- und Kernenergieausstiegs sowie der
Bezug von Flüssiggas aus anderen Staaten. Ein Baustein ist die Ende
November zwischen der Bundesregierung und Katar geschlossene Vereinbarung
zur Lieferung von Flüssiggas. Inwieweit derartige energiepolitische
Maßnahmen befürwortet werden, war Gegenstand einer von der E.ON Stiftung
geförderten Erhebung unter rund 6.000 Mitgliedern des repräsentativ
zusammengestellten forsa.omninet-Haushaltspanels, aus denen sich das
Sozialökologisches Panel zusammensetzt. Die Befragung fand im Rahmen des
vierjährigen Projektes „Sozialökologisches Panel – Fortführung und
Weiterentwicklung“ im Sommer 2022 statt.
- Von den sechs Maßnahmen, die den Befragten vorgestellt wurden, genießt
die Gewinnung von Katar als alternativem Energielieferanten den mit
Abstand geringsten Zuspruch. Nur 32,0 Prozent der Befragten sprechen sich
dafür aus. Weitaus stärker als der Flüssiggasbezug aus Katar wird hingegen
der Bau von Terminals zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas (Liquified
natural gas, LNG) befürwortet, wie sie in Deutschland in Wilhelmshaven,
Brunsbüttel, Stade und Lubmin entstehen sollen. In Wilhelmshaven befindet
sich das Terminal bereits seit Juli im Bau. 70,5 Prozent befürworten den
Bau dieser Terminals.
- Die Verschiebung des Kohle- bzw. Kernenergieausstiegs befürworten 49,2
Prozent bzw. 55,7 Prozent der Befragten. Eine noch höhere Zustimmung
erhält mit 77,5 Prozent der Ausbau der erneuerbaren Energietechnologien
bis zur Vollversorgung im Jahr 2035 sowie der Import von grünem
Wasserstoff mit 83,0 Prozent.
- Trotz der gegenwärtigen Energiekrise und der damit verbundenen Sorgen um
die Energieversorgungssicherheit spricht sich eine absolute Mehrheit von
57,5 Prozent der Befragten weiterhin für den Kohleausstieg aus. Der
Kernenergieausstieg wird von 45,2 Prozent der Befragten befürwortet, 21,6
Prozent sind in dieser Frage unentschlossen.
- Diese Ergebnisse sind lediglich ein kleiner Ausschnitt der Resultate,
die in der diesjährigen Erhebung für das Sozialökologische Panel gewonnen
wurden. In dieser Panelerhebungen werden u.a. Aussagen zur Akzeptanz der
Bevölkerung in Bezug auf die Energiewende ermittelt. So kann
beispielsweise festgestellt werden, ob und inwieweit aktuelle Diskussionen
und Ereignisse, etwa die Energiekrise, einen Einfluss auf die
Einstellungen zum Klimaschutz haben.
Zu den empirischen Ergebnissen sagt RWI-Umweltexperte Manuel Frondel: „Die
deutsche Bevölkerung steht Flüssiggas grundsätzlich positiv gegenüber. So
spricht sich eine deutliche Mehrheit für den Bau von LNG-Terminals und für
den Import von grünem Wasserstoff aus. Allerdings ist die Bevölkerung sehr
skeptisch gegenüber Lieferungen von Flüssiggas aus Katar. “
Der Geschäftsführer der E.ON Stiftung, Stephan Muschick, ergänzt: „Die
meisten Menschen haben verstanden, dass die konsequente Umsetzung der
Energiewende der beste Weg in Richtung Versorgungssicherheit und
Klimaneutralität ist.“