Wie bereit sind Deutschlands Krankenhäuser für die Transformation zu »Smart Hospitals«?


Ab sofort haben Krankenhäuser kostenfreien Zugriff auf ein Self-
Assessment-Tool, mit dem sie herausfinden können, wo sie auf ihrem Weg zu
einem »Smart Hospital« stehen. Der »KI-Readiness-Check« wurde unter
Leitung des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und
Informationssysteme IAIS zusammen mit weiteren Konsortialpartnern des KI
.NRW-Flagship-Projekts SmartHospital.NRW entwickelt. Er wird durch das
Whitepaper »Bereit für das Smart Hospital?« ergänzt. Nach Ermittlung ihres
KI-Reifegrads erhalten die Krankenhäuser schließlich erste konkrete
Handlungsempfehlungen, wie sie sich Schritt für Schritt zu »smarten«
Krankenhäusern weiterentwickeln können.
Hauptziel des Projekts SmartHospital.NRW ist es, mit Hilfe von Künstlicher
Intelligenz (KI) Patientinnen und Patienten besser zu behandeln, das
Krankenhauspersonal zu entlasten und medizinische Prozesse effizienter zu
gestalten. Aus diesem Grund haben Expert*innen des Fraunhofer IAIS, der
Universitätsmedizin Essen und der RWTH Aachen den KI-Readiness-Check
entwickelt. Er möchte Krankenhäuser in Deutschland zum
Transformationsprozess hin zu Krankenhäusern der Zukunft anregen und die
dafür notwendigen Schritte aufzeigen. Dabei sind unter KI-Readiness
grundsätzlich die Voraussetzungen und Fähigkeiten zu verstehen, die
erfüllt sein müssen, um KI-Anwendungen erfolgreich und wertschöpfend
einsetzen zu können.
Der Check ist anwendbar auf alle Krankenhäuser, unabhängig von Größe und
Versorgungsstufe, und mit überschaubarem Aufwand durchführbar. Das
Whitepaper »Bereit für das Smart Hospital?« flankiert den KI-Readiness-
Check und stellt zudem die Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher
Intelligenz für Krankenhäuser der Zukunft heraus. So können beispielsweise
KI-basierte Textverarbeitungstools bei der effizienten Erstellung von
Arztbriefen unterstützen und unstrukturierte Patienten-Dokumente
zeitsparend auf behandlungsrelevante Informationen durchsuchen, um sie dem
medizinischen Personal übersichtlich und schnell zur Verfügung zu stellen.
Durch Sprachassistenzfunktionen im Krankenzimmer sollen zukünftig auch in
ihrer Mobilität eingeschränkte Patient*innen beispielsweise die
Möglichkeit haben, ihr Fenster per Sprachsteuerung zu öffnen und zu
schließen, relevante alltägliche Informationen wie das Speisemenü per
Sprachausgabe in Erfahrung zu bringen oder das Fernsehgerät zu steuern.
Und das unabhängig von verfügbarem Pflege- oder Servicepersonal. Auch
ärztliches Personal kann durch KI-Sprachassistenten unterstützt werden,
indem es beispielsweise während Angiographie-Eingriffen durch Sprache und
Gestik kontaktlos auf Patienteninformationen und radiologische Bilder
zugreifen oder medizinische Geräte steuern kann.
Dr. Anke Diehl, Konsortialführerin des Projekts SmartHospital.NRW und
zugleich Chief Transformation Officer der Universitätsmedizin Essen,
erklärt: »Obwohl die Pandemie den Ausbau der Digitalisierung in der
Medizin spürbar katalysierte, bestehen immer noch enorme
Verbesserungspotenziale. Der KI-Readiness-Check hilft Krankenhäusern
dabei, Voraussetzungen für die technische Infrastruktur festzustellen, um
eigene Potenziale speziell im Hinblick für den Einsatz von KI-basierten
Anwendungen zu erkennen und erste Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die
eigene KI-Reife zu kennen ist für die Weiterentwicklung zum Smart Hospital
essenziell.«
Dr. Kilian Nickel, Teilprojektleiter von SmartHospital.NRW und KI-Experte
des Fraunhofer IAIS, ergänzt: »Mit dem KI-Readiness-Check stellen wir
Krankenhäusern ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie ihren eigenen Stand
in Bezug auf die Bereitschaft für den Einsatz von KI-Anwendungen
überprüfen können. Diese wird durch ein Stufensystem gemessen, wobei in
jeder der sechs untersuchten Dimensionen – Technik, Organisation, Daten,
Personal, Strategie und Sicherheit – maximal die Stufe 3 erreicht werden
kann. In diesem Fall können sich Krankenhäuser als vollumfänglich ‚KI-
ready‘ bezeichnen. Wir wollen hierbei konkret zum Handeln anregen.
Deswegen ermitteln wir die individuell relevanten Handlungsfelder und
geben Impulse für Verbesserungsmaßnahmen.«
Für die Durchführung des KI-Readiness-Checks ist Expertise aus den
Bereichen IT-Leitung, System- und Anwendungslandschaft,
(Digital-)Strategie, Datenmanagement, Personalentwicklung,
Innovationsmanagement und Informationssicherheit hilfreich. Der Check
dient als reine Selbstevaluation und Handlungsanregung für Krankenhäuser.
Die Ergebnisse werden weder veröffentlicht noch verglichen, und es werden
keinerlei Daten über das Internet ausgetauscht.
________
Über SmartHospital.NRW
Unter Leitung der Universitätsmedizin Essen erarbeiten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute für
Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und für Digitale
Medizin MEVIS, der RWTH Aachen und der TU Dortmund sowie mit den Partnern
GSG GmbH und m.Doc GmbH Konzepte und Lösungen, wie Krankenhäuser in
Nordrhein-Westfalen die eigene Digitalisierung vorantreiben und zu »Smart
Hospitals« weiterentwickelt werden können. Durch die ständig wachsende
Menge an Gesundheitsdaten wird es möglich, intelligente und
personalisierte Anwendungen zur gesundheitlichen Früherkennung,
Diagnostik, Behandlung und Nachsorge zu entwickeln. Vor allem KI-basierte
Systeme bergen enormes Potenzial, welches SmartHospital.NRW heben und für
Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen und bundesweit nutzbar machen möchte.
Über KI.NRW
Die Kompetenzplattform KI.NRW baut Nordrhein-Westfalen zu einem bundesweit
führenden Standort für angewandte Künstliche Intelligenz (KI) aus und
etabliert das Land in internationalen Netzwerken. Als zentrale Landes-
Dachorganisation für Künstliche Intelligenz vereint KI.NRW den Dreiklang
aus Spitzenforschung, Innovation und Unternehmertum. Ziel ist es, den
Transfer von KI aus der Spitzenforschung in die Wirtschaft zu
beschleunigen, eine Leitregion für berufliche Qualifizierung in KI
aufzubauen und Impulse im gesellschaftlichen Dialog zu setzen. Dabei
stellt KI.NRW die Menschen und ihre ethischen Grundsätze in den
Mittelpunkt der Gestaltung von Künstlicher Intelligenz. KI.NRW wird
gefördert durch die Landesministerien MWIDE und MKW und geleitet von einem
der europaweit führenden Forschungsinstitute auf den Gebieten der
Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens, dem Fraunhofer-
Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt
Augustin.
Über Fraunhofer IAIS
Als Teil der größten Organisation für anwendungsorientierte Forschung in
Europa ist das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und
Informationssysteme IAIS mit Sitz in Sankt Augustin bei Bonn eines der
führenden Wissenschaftsinstitute auf den Gebieten Künstliche Intelligenz,
Maschinelles Lernen und Big Data in Deutschland und Europa. Mit seinen
mehr als 300 Mitarbeitenden unterstützt das Institut Unternehmen bei der
Optimierung von Produkten, Dienstleistungen, Prozessen und Strukturen
sowie bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle. Damit
gestaltet das Fraunhofer IAIS die digitale Transformation unserer Arbeits-
und Lebenswelt.
Über die Universitätsmedizin Essen
Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen
sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef
Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche
Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit
etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des
Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2020 behandelten
die rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante
Patientinnen und Patienten. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, dem
Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation sowie dem Westdeutschen
Herz- und Gefäßzentrum, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über
die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patientinnen und
Patienten.