Testlauf zur Erfassung der seltenen Mooshummel mit Peilsendern


Gemeinsame Presseinformation: NABU Niedersachsen und Julius Kühn-Institut
(JKI) führen erste Feldstudien zur Nachverfolgung seltener Wildbienenarten
durch
Die Mooshummel ist eine in Niedersachsen selten gewordene
Hummelart. Daher hat der NABU Niedersachsen zusammen mit dem
Wildbienenexperten Rolf Witt ein Schutzprojekt für seltene Hummelarten ins
Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, dass unter anderem auch
Mooshummeln langfristig in ihren früheren Verbreitungsgebieten
wiederangesiedelt werden.
„Bisher liegen noch keinerlei Erfahrungen zur Umsiedelung von Mooshummeln
vor“, so Rolf Witt. „Es ist ein vorsichtiges Herantasten an die besten
Methoden. Die erste Herausforderung ist es, überhaupt ein Nest zu finden.“
Das Projektteam freute sich daher sehr, als die Forschenden vom Institut
für Bienenschutz am Julius Kühn-Institut in Braunschweig ihre
Unterstützung anboten. Sie regten an, die Hummeln mit Hilfe von Sendern
(korrekt: Radio-Transmitter) zu den am Boden befindlichen Nestern zu
verfolgen. Aufgrund einer Literaturrecherche zu wissenschaftlich
dokumentierten Telemetrieversuchen an Garten- und Erdhummeln entschied
sich das Team um JKI-Forscher Henri Greil dafür, die Einsatzmöglichkeiten
der derzeit kleinsten auf dem Markt befindlichen Sender im Freiland
auszuloten. „Die Sender wiegen lediglich 0,150 Gramm und werden an die
Tiere angeklebt. Die genaue Transportkapazität der Mooshummelköniginnen
ist nicht bekannt, dürfte aber für das Gewicht der Transmitter
ausreichen“, erklärt Greil den Ansatz.
Nach einer erfolgreichen Testreihe an relativ robusten Dunklen Erdhummeln
auf dem JKI-Gelände am Braunschweiger Messeweg starteten die
Bienenforscher zusammen mit dem NABU Niedersachsen im vergangenen Sommer
einen ersten Versuch mit Sand- und Mooshummeln im Grünland der
Wesermarsch. Dazu befestigte Dr. Silvio Erler vom JKI die Sender an Sand-
und Mooshummel-Arbeiterinnen. Leider stellte sich rasch heraus, dass die
Sender für die im Vergleich zu den Erdhummeln kleineren Arbeiterinnen der
anderen beiden Arten vermutlich zu schwer waren.
Anfang Juni dieses Jahres folgte ein zweiter Versuch, bei dem die Sender
an den größeren Königinnen der Mooshummeln befestigt wurden. Leider flogen
auch diese Königinnen entweder gar nicht erst ab oder gingen nach wenigen
Metern wieder zu Boden. Das Verhalten der Tiere wurde genau beobachtet und
die Sender anschließend wieder abgenommen.
Obwohl die Hummeln nicht zu ihrem Nest verfolgt werden konnten, zieht Dr.
Erler eine positive Bilanz: „Wir haben weitere Erkenntnisse gewonnen!
Schließlich haben wir mit unserem Experiment Neuland betreten und können
die Methode nun weiter optimieren.“ Solche Testläufe sind Teil des Alltags
der Bienenforscher des JKI, die unterschiedlichste Ansätze verfolgen, um
die Wildbienenvielfalt in unterschiedlichen Ökosystemen zu erfassen und im
Rahmen ihrer Monitorings auch immer auf der Suche nach der am besten
geeigneten Methode sind.
Auch die NABU-Projektleiterin Nicole Feige und Rolf Witt halten die
Experimente für lohnenswert, denn die Suche nach Hummelnestern hatte sich
bisher als sehr aufwändig erwiesen. Dennoch wird die Suche nach
Hummelnestern nicht aufgegeben: „In den nächsten Wochen werden wir weiter
Ausschau halten. Dabei unterstützen uns viele engagierte Ehrenamtliche.
Gemeinsam werden sie umherstreifende Mooshummelarbeiterinnen per Sicht
verfolgen und hoffentlich die Nester auf diese Weise ausfindig machen“, so
Feige.
Wer das Projektteam bei der Nestsuche und weiteren Hummelschutzaktionen
unterstützen möchte, kann sich gerne an die Projektleitung des NABU
Landesverbands Niedersachsen wenden: nicole.feige@nabu-niedersachse
Ansprechpartner am JKI ist