Persönliches Risiko Klima


Der Klimawandel ist längst Realität - auch in Hamburg. Zum 14. Mal wurde
die Bevölkerung der Hansestadt im Auftrag des Helmholtz-Zentrums Hereon
telefonisch nach ihrer Wahrnehmung des Klimawandels befragt. Der Trend der
vergangenen Jahre setzt sich fort: Die Menschen fühlen sich zunehmend
bedroht. Während im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie das drängende
Problem war, hat das Thema Klimawandel wieder an Brisanz gewonnen.
„Risikobewusstsein Hamburger Bürger für den Klimawandel 2021“ ist der
Titel der Studie, die im Frühjahr 2021 im Auftrag des Hereon-Instituts für
Küstensysteme – Analyse und Modellierung, Abteilung Sozioökonomie des
Küstenraumes, vorgenommen wurde. 508 Hamburger Bürgerinnen und Bürger
wurden per Telefon befragt. Die Autorinnen der Studie sind Prof. Beate
Ratter und Doktorandin Lea Stumbitz. „Die Antworten zeigen, dass die
Menschen den Klimawandel inzwischen als ein echtes Risiko für ihr eigenes
Leben wahrnehmen“, sagt Beate Ratter.
Der Anteil der Befragten, die die Bedrohung als sehr groß oder groß
wahrnehmen, stieg in diesem Jahr auf 73 Prozent, ein neuer Höchstwert. Zum
Vergleich: In den USA etwa stagnieren die Zahlen bei vergleichbaren
Studien seit Jahren bei rund 60 Prozent. Sturmfluten und Überschwemmungen
werden von Hamburgs Bevölkerung nach wie vor als Naturkatastrophen mit den
potenziell schwersten Folgen wahrgenommen. Die vergangenen heißen und
trockenen Jahre werden vermehrt als besorgniserregend empfunden. Im ersten
Jahr der Befragung 2008 waren es nur 4 Prozent der Befragten, die
Hitzewellen als am bedrohlichsten ansahen. In diesem Jahr erreicht der
Anteil schon den vierfachen Wert.
Klima oder Pandemie
Die Wahrnehmung des Klimawandels und dessen Folgen werden von aktuellen
Entwicklungen beeinflusst. Der Ausbruch der Corona-Pandemie im letzten
Frühjahr war zu dem Zeitpunkt für viele eine akutere Bedrohung als der
Klimawandel. Auch in diesem Jahr wird das Corona-Virus mit 42 Prozent als
größtes Problem der Stadt wahrgenommen. Allerdings wurde der ansteigende
Trend der Bedrohlichkeit des Klimawandels auch in der Umfrage 2021
bestätigt.
Die Forschenden setzen sich zum Ziel, dies weiter zu beobachten. Der
Fragenkatalog entsprach im Wesentlichen dem der Befragungen von 2008 bis
2020. Die vier Fragen zur Einschätzung der Klimawandelwirkung wurden seit
2019 durch eine neue Frage zu persönlichen Vorsorgemaßnahmen ergänzt.
Dabei wurde deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, gegen den
Klimawandel selbst vorzugehen. „Für künftige Extremwetterereignisse kann
man Vorsorgemaßnahmen bei sich zu Hause treffen. Welche der folgenden
Vorsorgemaßnahmen planen Sie bzw. haben Sie bereits getroffen?“ lautete
eine Frage. Zehn Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl,
Mehrfachnennungen waren möglich.
Als Hilfsmittel nannten die Befragten etwa die Installation von Warn- und
Wetter-Apps (56 Prozent). Insgesamt legt der Anteil derer, die bereits
Maßnahmen ergriffen haben oder dies planen, besonders in der Altersgruppe
60 plus zu. Im letzten Jahr gaben noch 17 Prozent der Befragten in dieser
Altersgruppe an, keine Maßnahmen umgesetzt zu haben oder zu planen. Heute
ist der Wert auf 9 Prozent gesunken. Vorräte anzulegen verzeichnet in
dieser Altersgruppe den größten Zuwachs von 22 auf 51 Prozent, aber auch
eine zunehmende Zahl Befragter aus den Altersgruppen der 45- bis
59-Jährigen und der 30-bis 44-Jährigen gibt an, sich für den Notfall
Vorräte anlegen zu wollen oder dies schon zu tun. „Viele Menschen denken
beim Neubau eines Hauses jetzt auch an die bessere Dämmung.
Städteplanerisch wird an mehr Grünflächen und eine bessere Belüftung in
den Straßen gedacht“, sagt Beate Ratter.
Fazit der Erhebung
Neben Corona, Verkehrsproblemen sowie Mieten und Wohnen bleibt die Klima-
Problematik präsent. „Insgesamt unterliegt die Einschätzung des
Klimawandels als Bedrohung einem immer wiederkehrenden Auf und Ab, das von
aktuellen Entwicklungen, Diskussionen und Berichten in den Medien und den
konkreten Erfahrungen beeinflusst wird“, zieht Lea Stumbitz ein Fazit. Der
Trend aus den vorangegangenen Umfragen wird damit weiterhin bestätigt.