Statement: „Amazonisierung“ des Weihnachtsgeschäfts hat auch positive Aspekte


Prof. Dr. Lutz Anderie von der Frankfurt UAS nimmt Stellung:
Verbraucher/-innen profitieren von Stärke und Innovationskraft des
Onlinehandels
Das Weihnachtsgeschäft 2018 steht in seiner heißen Phase. Viele Deutsche
kaufen ihre Geschenke längst nicht mehr in Geschäften vor Ort, sondern im
Internet per Mausklick. Beispielsweise beherrscht das US-
Handelsunternehmen Amazon laut einer Branchen-Studie inzwischen die Hälfte
des deutschen Onlinehandels, gerät jedoch immer wieder in die Kritik vor
allem von Gewerkschaftsseite und Politik. Prof. Dr. Lutz Anderie,
Professor für Wirtschaftsinformatik an der Frankfurt University of Applied
Sciences (Frankfurt UAS), kann der „Amazonisierung des
Weihnachtsgeschäfts“ durchaus auch gute Seiten abgewinnen. „Der
Onlinehandel hat sich seit der Jahrtausendwende signifikant entwickelt und
kann in bedeutenden Warengruppen wie beispielsweise der
Unterhaltungselektronik auf Wachstumsraten verweisen, die der stationäre
Handel nur schwerlich realisieren kann“, so Anderie. „Durch die Einführung
der Smartphones 2007 durch Steve Jobs konnte sich mittlerweile auch der
Mobile Commerce etablieren.“ Gerade die positiven volkswirtschaftlichen
Aspekte und Impulse für die Entwicklung des E-Commerce gerieten aus dem
Blickfeld. „Die Art und Weise, wie der Onlinehandel heute betrieben wird,
ist durch Amazon geprägt worden. Von der Gestaltung der Webpage über das
Warenangebot, die Preisgestaltung, den Marketplace, die Logistik bis hin
zum Amazon Web Services (AWS) – die Schlagzahl wird von diesem Unternehmen
vorgegeben“, sagt Anderie. „Es beschäftigt weltweit über eine halbe
Milliarde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sichert auf
Lieferantenseite und der nachgelagerten Logistikkette Tausende von Jobs,
die von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung sind.“
„Die Liste der Kritiker an verschiedenen Onlinehandelsunternehmen,
insbesondere an Amazon, ist lang“, so Anderie, „und sicherlich sind einige
Kritikpunkte berechtigt. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass
erfolgreiche E-Commerce-Unternehmen die Wertschöpfung einschließlich der
Schaffung von Arbeitsplätzen in strukturschwachen Regionen vorantreiben.“
E-Commerce sei ein „knallhartes Wettbewerbsumfeld“, bei dem laut Anderie
jene Unternehmen Marktanteile gewinnen, die den besten Preis, den besten
Service und die höchste Kredibilität bei den Käufern gewähren oder
vermitteln können. „Das ist Marktwirtschaft pur.“ Anderie: „Viele
Handelsunternehmen haben die Herausforderungen des Onlinehandels
angenommen und sind gescheitert.“ Die marktbeherrschende Stellung des
Online-Riesen aus Seattle habe auch viele deutsche Unternehmen getroffen:
„Amazon hat seit dem Eintritt in den deutschen Markt durch Disruption
tradierte Markteilnehmer wie Quelle, Neckermann und ProMarkt weggefegt“,
so Anderie. „Es gibt jedoch auch positive Beispiele wie Otto in Hamburg,
Zalando in Berlin und Rewe Online in Köln, die beachtliche Markterfolge –
wenn auch mit überschaubaren Rentabilitätskennzahlen – erzielen konnten.“
Gerade das Beispiel Otto zeige, dass mit kluger Strategie der Wandel vom
Versandhaus alter Prägung zum erfolgreichen Onlinehändler gelingen könne:
„Hier wurde mit hanseatischer Kaufmannskunst und effizienten Management-
Methoden eine Marktposition entwickelt, bei der durch Transformation das
seit rund 70 Jahren bestehende Mailorder-Geschäft für den modernen
Onlinehandel weiterentwickelt wurde“.
Bei Amazon könne die Kundin oder der Kunde alles retournieren und selbst
entscheiden, welchen Kundenstatus er oder sie erhalten möchte. „Daran
wurde in den letzten Jahrzehnten konsequent gearbeitet, die
Innovationsquote im Kaufprozess ist extrem hoch“, so der E-Commerce-
Experte. Deshalb habe es das Unternehmen geschafft, eine dominierende
Rolle im Weihnachtsgeschäft einzunehmen. „Amazon weist mehrere
Alleinstellungsmerkmale auf – von der Shopper Experience über Entwicklung
und Einsatz Künstlicher Intelligenz bis hin zu einer kontinuierlich
weiterentwickelten Logistikkette.“ Das Unternehmen setze alles daran, um
die „Amazonisierung“, also die Wertschöpfungskette im E-Commerce zu
perfektionieren. „Doch wo Licht ist, ist auch Schatten“, sagt Anderie.
„Zustellerinnen und Zusteller mit ‚Burnout-Syndrom‘, Klagen von
Lieferanten über gesperrte Verkäuferkonten und Zahlungsdifferenzen sowie
Kritik bezüglich der marktbeherrschenden Stellung begleiten die
Geschäftspraktiken des Online-Riesen.“ Anderie als Branchenkenner der
Games-, Medien- und Entertainmentindustrie sowie Digitalisierungs-Experte
kennt das Unternehmen durch lange Zusammenarbeit auf Lieferantenseite als
Vermarkter für Videospielekonsolen, Computerspiele, Filme und Serien.
Seine Karriere begann er bei DHL, und er weiß deshalb auch, unter welchem
Leistungsdruck die Zusteller/-innen stehen.
Gern steht Prof. Dr. Lutz Anderie für Interviews, Fragen und weitere
Statements rund um die Themen E-Commerce im Weihnachtsgeschäft zur
Verfügung. Bitte wenden Sie sich direkt an Prof. Anderie unter Mobil: +49
173-6585491 oder an die Pressestelle unter <
+49 69 1533-3047.