Innovative Pilotstudie: DIVI-Förderstipendium über 10.000 Euro geht an Dr. Michael Heßler


Wie lässt sich die Durchblutung der Netzhaut während einer Bauchoperation
zuverlässig messen? Und wie hängt diese Durchblutung mit dem
Gesamtkreislauf und den Organfunktionen zusammen? Diese wichtigen Fragen
will Dr. Michael Heßler vom Universitätsklinikum Münster mithilfe einer
innovativen Bildgebungstechnologie – der Optischen-Kohärenztomografie-
Angiografie (OCT-A) – in einer Pilotstudie klären. Er erhält dafür das mit
10.000 Euro dotierte Förderstipendium der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
Verliehen wird ihm heute der Preis beim 18. Jahreskongress der DIVI in
Leipzig durch Stiftungsvorstand Professor Gerhard W. Sybrecht, der sagt:
„Das Ziel der Arbeit ist die uralte Frage der Anästhesie: Ist die
Zirkulation des Organismus während der chirurgischen Intervention adäquat?
Der Stipendiat wird dazu die neue Methode OCT-A bei viszeralchirurgischen
Eingriffen anwenden.“
Die Messung an den kleinen Blutgefäßen (Mikrozirkulation) im Auge ist
deshalb sinnvoll, weil diese in einigen Situationen vom großen
Blutkreislauf im Körper (Makrozirkulation) entkoppelt sind – etwa bei
Schockzuständen. Bisherige Techniken, die die Mikrozirkulation
untersuchen, weisen aber noch viele Einschränkungen auf und sind für den
klinischen Alltag ungeeignet. So gibt es bisher zum Beispiel kein
Programm, das Videos der Mikrozirkulation automatisch auswertet, sodass
dies nur manuell mit viel Zeitaufwand gemacht werden kann. „Es besteht
daher der Bedarf an einer Technologie, welche eine schnelle, zuverlässige
Untersuchung und automatisierte Analyse der mikrovaskulären Durchblutung
ermöglicht“, erklärt Heßler. Der 31-Jährige, der bereits 2015 einen DIVI-
Forschungspreis gewonnen hat, ist seit 2014 Assistenzarzt an der Klinik
für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des
Universitätsklinikums Münster und wird dort voraussichtlich im nächsten
Jahr seinen Facharzt für Anästhesiologie erlangen.
Innovative Pilotstudie: Automatisiertes Messen der Netzhaut-Durchblutung
während Bauchoperationen
Die genannten Einschränkungen könnten mit einer innovativen
Bildgebungstechnologie für die Netzhaut – die Optische-Kohärenztomografie-
Angiografie (OCT-A) – überwunden werden. Sie bietet eine automatisierte
Auswertung der Netzhaut-Durchblutung in Echtzeit. Zahlreiche Studien im
Bereich der Augenheilkunde haben den Nutzen und die Zuverlässigkeit bei
Augenerkrankungen bereits gezeigt. „Bislang wurde die OCT-A jedoch nur in
Einzelfällen bei kritisch-kranken Patienten im Sitzen angewendet. In der
geplanten Pilotstudie soll daher ein Prototyp eines OCTA-Geräts verwendet
werden, welcher die Bildgebung beim liegenden Patienten in Vollnarkose
während einer Operation ermöglicht“, erklärt Heßler. Die Studie soll zudem
eine Grundlage für weitere Studien sein, in denen die Entkopplung von
Mikro- und Makrozirkulation und auch der Zusammenhang mit Organfunktionen
untersucht werden sollen.
Ausschreibung 2019: Das Förderstipendium der DIVI-Stiftung
Das DIVI-Förderstipendium erhalten Nachwuchswissenschaftlerinnen und
Nachwuchswissenschaftler bis 40 Jahre für herausragende klinische und
wissenschaftliche Projekte in der Intensiv- und Notfallmedizin. Mit den
bis zu 10.000 Euro können sie Sachmittel und Aufwendungen finanzieren, um
ihre Vorhaben umzusetzen. „Auch im kommenden Jahr vergibt die DIVI-
Stiftung wieder ein Förderstipendium. Wir freuen uns auf zahlreiche
Bewerbungen“, sagt Sybrecht. Bewerbungsschluss ist der 30. September 2019.
Mehr Informationen gibt es unter der Rubrik „Preise und Ausschreibungen“
auf der DIVI-Website.