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Einleiten oder abwarten? Studiengang Hebammenkunde gewinnt Hochschulpreis der EHB

Hochschulpreis-Gewinnerin Kerstin Müller, B. Sc., mit Gutachterin, Prof. Dr. Julia Leinweber (rechts) und Jurorin Dipl. Psych. Simone Kirchner (links)  © Evangelische Hochschule Berlin
Hochschulpreis-Gewinnerin Kerstin Müller, B. Sc., mit Gutachterin, Prof. Dr. Julia Leinweber (rechts) und Jurorin Dipl. Psych. Simone Kirchner (links) © Evangelische Hochschule Berlin
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Hochschulpreis-Gewinnerin Kerstin Müller, B. Sc., mit Gutachterin, Prof. Dr. Julia Leinweber (rechts) und Jurorin Dipl. Psych. Simone Kirchner (links)  © Evangelische Hochschule Berlin
Hochschulpreis-Gewinnerin Kerstin Müller, B. Sc., mit Gutachterin, Prof. Dr. Julia Leinweber (rechts) und Jurorin Dipl. Psych. Simone Kirchner (links) © Evangelische Hochschule Berlin

Kerstin Müller, B. Sc., Absolventin aus der Hebammenkunde, gewinnt den
diesjährigen "Gräfin von der Schulenburg-Preis" der Evangelischen
Hochschule Berlin (EHB) für die Präsentation ihrer Forschungsarbeit
"Outcome bei Terminüberschreitung bei physiologischer Schwangerschaft –
Abwartendes Verhalten im Vergleich zur Geburtseinleitung."

In diesem Jahr geht der begehrte mit 800 EUR dotierte Hochschulpreis an
Kerstin Müller, Absolventin des dualen Studiengangs Hebammenkunde, für die
überzeugende Präsentation ihrer Abschlussarbeit mit dem Thema: "Outcome
bei Terminüberschreitung bei physiologischer Schwangerschaft – Abwartendes
Verhalten im Vergleich zur Geburtseinleitung." Am Donnerstag, 22. November
2018, setzte sie sich im Audimax der Hochschule gegen ihre
Mitbewerber_innen auf dem Podium durch. Alle sechs Vorträge der
nominierten Absolvent_innen aus den BA-Studiengängen zeichneten sich durch
eine hohe Qualität aus. Dennoch war die Entscheidung der Jury eindeutig:
Die Referentin Kerstin Müller überzeugte klar durch einen gut
strukturierten, wissenschaftlich fundierten und trotz der Komplexität des
Themas, lebendigen Vortrag.

Kerstin Müller untersuchte in ihrer Forschungsarbeit die gängige Praxis
der Geburtseinleitung unter Berücksichtigung von mütterlichem und
kindlichem Outcome. Sie stellte die Frage, ob die medizinisch indizierte
Geburtseinleitung ab der 41. Schwangerschaftswoche wirklich routinemäßig
erfolgen muss und tatsächlich dem abwartenden Verhalten vorzuziehen ist.
In ihrem Vortrag fokussierte sie dabei auf zwei von insgesamt neun
Parameter: die Mortalitätsrate des Kindes und das subjektive Empfinden der
Mutter. In beiden Fällen konnte sie in ihrer empirischen Arbeit keinen
wirklichen Vorteil zugunsten der Geburtseinleitung analysieren. So konnte
die Todesursache der Kinder häufig nicht einzig auf die
Terminüberschreitung in der Schwangerschaft zurückgeführt werden, da
andere, vorher nicht bekannte Fehlbildungen oder Komplikationen bei der
Geburt dazukamen.
Dabei verwies die Autorin auf nicht aktuelle Sekundärdaten zu diesem Thema
sowie fragliche risikoarme Studienpopularität. Statistisch hat sich die
Zahl der Geburtseinleitungen in den letzten 20 Jahren zwar verdoppelt, die
Mortalitätsrate der Kinder blieb aber gleich. Zudem fühlten sich die
werdenden Mütter in ihrem subjektiven Erleben bei einer
Terminüberschreitung vom Fachpersonal oft verunsichert. Hier sei eine
Weiterentwicklung der frauenorientierten Betreuung angezeigt. Im Fazit
bestehe daher weiterhin ein großer Bedarf in aktueller qualitativer und
quantitativer Forschung. Dabei kommt der Etablierung von Forschung durch
Hebammenwissenschaftler_innen eine besondere Bedeutung zu.

Dies betonte auch die Laudatorin, Prof. Dr. Julia Leinweber, die die
Arbeit als Gutachterin betreute. Kerstin Müller habe in ihrer
Forschungsarbeit eine gute Übersicht der aktuellen Literatur zum Thema
"Überschreiten des errechneten Geburtstermins bzw. die Konsequenzen von
Interventionen" erarbeitet. Das Thema sei sehr komplex und es brauche
einiges an Statistikverständnis, um die Fachartikel auszuwerten. Kerstin
Müller, die nach drei Jahren Hebammentätigkeit in der Praxis noch einmal
als Quereinsteigerin einen Bachelorabschluss als Hebamme absolvierte, habe
sich von Anfang an als sehr zielstrebig ausgezeichnet und auch bei
schwierigen Aufgaben Durchhaltevermögen bewiesen. "Optimale Fürsorge für
Mutter und Kind sind das Ziel aller Hebammenarbeit", schloss Professorin
Dr. Leinweber in ihrer Laudatio. "Herauszufinden, wie wir dieses Ziel
erreichen, ist die Aufgabe der Hebammenwissenschaft. Ihre Arbeit leistet
hierzu einen soliden Beitrag."

Bereits zum 12. Mal verleiht die Evangelische Hochschule Berlin den
"Gräfin von der Schulenburg-Preis“ für die beste Präsentation einer
Bachelorarbeit des Jahrgangs. Absolvent_innen aus den sechs BA-
Studiengängen der Hochschule stellen sich Jury und Publikum in einem
spannenden Contest. Nur zehn knappe Minuten haben sie Zeit, um ihre
Arbeiten einem sehr heterogenen Publikum verständlich und unterhaltsam zu
präsentieren – eine große Herausforderung angesichts der komplexen
wissenschaftlichen Themen, die in ihren Forschungsarbeiten behandelt
werden. Seit 2007 findet dies im Rahmen der hochschulweiten Veranstaltung
ehb.forscht statt. Im Rahmen des „Gräfin von der Schulenburg-Preises“
ermöglicht die Hochschule dem/der Gewinner_in auch die Online-
Veröffentlichung der Forschungsarbeit und damit einem breiten Fachpublikum
den Zugang.