Keine Angst mehr vor der Mittelalterforschung


Für viele angehende Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer ist die
Germanistische Mediävistik eine Hürde auf dem Lehrplan. Das Fach wird als
sperrig und wenig anwendungsnah wahrgenommen. Um das zu ändern, haben zwei
Lehrende der Technischen Universität Braunschweig etwas unternommen. Für
Ihre Idee erhalten sie den Wissenschaftspreis Niedersachsen in der
Kategorie Lehre.
Am 21. November 2018 erhielten Prof. Regina Toepfer und Dr. Wiebke
Ohlendorf vom Institut für Germansitik der TU Braunschweig den mit 25.000
Euro dotierten Wissenschaftspreis Niedersachsen in der Kategorie Lehre.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) würdigt
damit die Entwicklung und den Einsatz eines innovativen Lehr- und
Lerntools in Form einer App in der mittelalterlichen Sprachwissenschaft.
„In der Lehre verknüpft die Mittelalter-App geisteswissenschaftliche
Inhalte mit technischen Aspekten. Sie nutzt das Potential digitaler
Medien, um die mittelalterliche Stadt wie ein germanistisches Lehrbuch zu
lesen“, heißt es in einer Einschätzung des Wissenschaftsministeriums.
Am Beispiel der Stadt Braunschweig begeben sich die Studierenden mit Hilfe
der App auf eine Art Schnitzeljagd: "Ziel der App ist,
mittelaltelalterliche Spuren in Braunschweig zu entdecken und dadurch
sprach-, literatur- und kulturgeschichtliche Kompetenzen zu schulen. Indem
wir Lehrbuchwissen und Lebenswelt aufeinander beziehen, wollen wir
Begeisterung für die germanistische Mediävistik wecken", sagt Professorin
Toepfer.
Entwickelt und erprobt wurde die App in zwei interdisziplinären Seminaren
unter Leitung der beiden Wissenschaftlerinnen. Der Preis bedeutet ihnen
und ihrem Fach viel: „Die Verleihung zeigt, dass erstens gute und
innovative Lehre zählt und zweitens digitale Bildung historischen
Geisteswissenschaften neue Chancen bietet“, so Dr. Ohlendorf. Mittelalter-
Germanistik dürfe an einer Technischen Universität nicht fehlen und leiste
einen wichtigen Beitrag bei der Gestaltung der Stadt der Zukunft, so
Professorin Toepfer.
In der Kategorie Lehre wurden Lehrkonzepte gesucht, die motivierend,
praxisnah und forschungsorientiert einsetzbar sind. Das
Wissenschaftsministerium verleiht den Preis in den Kategorien Forschung,
Lehre und Studium.