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Gilles Kepel spricht über den islamistischen Terror

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Der renommierte Islamforscher hält am 25. April auf Einladung des
Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ einen Vortrag
an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Er gilt als einer der besten Kenner der arabischen Welt, des
politischen Islam und des radikalen Islamismus. Seine Thesen über die
islamische Dimension des Terrorismus bleiben allerdings, vor allem in
Frankreich, nicht unwidersprochen. Gilles Kepel, Professor am Institute
d’Études Politiques de Paris, kommt zu einem Vortrag nach Frankfurt. Auf
Einladung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“
an der Goethe-Universität spricht er über das Thema

„The Jihad out of the Banlieues“
am Dienstag, dem 25. April 2017, um 18.15 Uhr
im Hörsaalzentrum (HZ 8) auf dem Campus Westend.

Der französische Soziologe und Islamwissenschaftler Gilles Kepel
analysiert seit Jahren den islamistischen Terrorismus und seine
politischen und sozialen Ursachen. Ziel des Terrorismus sei es, so Kepel,
die Gesellschaft in einen Bürgerkrieg zu treiben. Dafür versuchten die
Dschihadisten, die Muslime einzuspannen, die sich durch eine wachsende
„Islamophobie“ in der Gesellschaft immer mehr in die Enge getrieben
fühlten. Diejenigen Politiker, die mit der Bedrohung durch den Islamismus
Propaganda machten, gingen damit den Terroristen in die Falle. In seinem
Vortrag will Kepel die Zusammenhänge erklären und für ein Engagement der
aufgeklärten Bürger plädieren, sich nicht in diese falsche Konfrontation
verstricken zu lassen.

In seinen Ausführungen greift Gilles Kepel auf Analysen zurück, die er in
seinem jüngsten Buch publiziert hat. Es erschien Ende des vergangenen
Jahres unter dem Titel „La Fracture“ in Frankreich. Die jetzt erhältliche
deutsche Übersetzung heißt „Der Bruch – Frankreichs gespaltene
Gesellschaft“. Sie ist erweitert um ein ausführliches deutsches Vorwort,
das auch die Spezifika hierzulande in den Blick nimmt.

Während die meisten Thesen Kepels in der Fachwelt Anerkennung finden,
führt er bei der Frage nach den Motiven des Terrors seit einigen Jahren
eine vielbeachtete öffentliche Kontroverse mit seinem Landsmann Olivier
Roy. Dieser gilt ebenfalls als ausgezeichneter Kenner des Islam, ist
Professor für politische Wissenschaften am European University Institute
(EUI) in Florenz und lehrt zudem an Pariser Universitäten. Roy war im
Wintersemester 2015/2016 Gast des Frankfurter Exzellenzclusters. Er
gehörte zu den Referenten der Ringvorlesung „Normenkonflikte in
pluralistischen Gesellschaften“.

Bei der Auseinandersetzung zwischen Gilles Kepel und Olivier Roy, die auch
als Streit der „Meinungsführer“ und „Meisterdenker“ bezeichnet wird, geht
es um den Stellenwert der islamischen Religion für die terroristische
Gewalt. Kepel spricht von einer „Radikalisierung des Islam“ und warnt
davor, die religiösen Aspekte der Anschläge zu unterschätzen. Roy wiederum
bringt seine Argumente auf die Formel einer „Islamisierung der
Radikalität“. Die Attentäter seien meist entwurzelte Jugendliche oder
junge Erwachsene ohne fundierte religiöse Vorbildung.

Gilles Kepel wird seinen Vortrag in englischer Sprache halten. Die
interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen, der Eintritt frei,
eine Anmeldung nicht erforderlich.

Informationen:
Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Bernd Frye
(Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.