Vorlesungsreihe: „Wer hat Angst vor Gender?“
Selten hat der Begriff „Gender“ in der großen Politik eine
solche Rolle gespielt wie heute. Nicht nur an den Rändern, sondern immer
mehr auch in der Mitte des politischen Spektrums wird auch Gender für die
gesellschaftlichen Krisen der Gegenwart verantwortlich gemacht. Die
öffentliche Vorlesungsreihe „Wer hat Angst vor Gender?“, die im
Sommersemester vom Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die
Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC)veranstaltet wird, geht
dieser Frage nach und nimmt die Ängste insofern ernst, als sie die
Positionen und Politiken des Anti-Genderismus in einer interdisziplinären
Perspektive offen und kritisch rekonstruiert.
Prominenter Gast dieser Cornelia Goethe-Colloquien ist die freie
Publizistin Dr. Carolin Emcke, die im vergangenen Jahr mit dem
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde und auch
Alumna der Goethe-Universität ist: Titel ihres Vortrags, der am 5. Juli
(Mittwoch) um 18.15 Uhr im Festsaal des Casinos stattfindet, ist in
Anlehnung an ihr jüngstes Buch „Gegen den Hass oder: Die Ordnung der
Reinheit“.
Gender-Studies, lange Zeit als exotisches „kleines Fach“ geführt, haben
sich im Verlauf der vergangenen dreißig Jahre international, aber auch an
deutschen Hochschulen etabliert und im universitären Kanon verankert.
Kritik daran gab es immer, jedoch nie zuvor in einer solchen Lautstärke
wie heute. So mehren sich beispielsweise auch in Parteiprogrammen
Forderungen nach einer Abschaffung des „Gendermainstreaming“, der Gender-
Diskurse und der Gender-Studies. Wie konnte es zu dieser massiven Kritik
kommen? Wie konnten ein theoretisches Konzept und sein interdisziplinäres
Forschungsfeld in diesem Maß zum Fokus und Kristallisationspunkt
gesellschaftlicher Ängste und an diese appellierender politischer Rhetorik
werden? Diese Fragen werden in der Vortragsreihe aufgegriffen, die von
Prof. Vinzenz Hediger, Prof. Helma Lutz und PD Dr. Marc Siegel konzipiert
wurde.
Das Spektrum der Vorträge reicht von der neuesten medizinischen Forschung,
die zeigt, dass Geschlecht keineswegs als so fixiert zu verstehen ist, wie
dies „Anti-Genderisten“ aus der Biologie suggerieren, über die Soziologie,
die Publizistik und die Medienforschung bis zur katholischen Theologie.
Ziel der Reihe – so die Ankündigung des Cornelia Goethe Centrums – ist es,
„den Anti-Genderismus in ein reflektiertes Verhältnis zu den Positionen
der Genderforschung zu setzen und eine Kartografie der gegenseitigen
Beunruhigungen zu entwerfen, aus der ersichtlich wird, wer genau, weshalb
und mit welcher Berechtigung Angst vor Gender hat“.
Die Vorträge auf einen Blick:
26. April 2017: Dr. Nadine Hornig, Universität Kiel: Understanding Gender
– vom Einfluss von Genen und Hormonen auf unser physisches und psychisches
Geschlecht
10. Mai: Prof. Regina Ammicht Quinn, Universität Tübingen: Hat Religion
ein Geschlecht?
Eine umstrittene Analysekategorie und ihre Auswirkungen
17. Mai: Prof. Ilse Lenz, Ruhr-Universität Bochum: Gender als Skandal? Zum
neuen Antigenderismus: Diskurse und Akteure
14. Juni: Prof. Stefan Timmermanns, Frankfurt University of Applied
Sciences: Sexualpädagogik im Kreuzfeuer einer reaktionären Medienkampagne
28.Juni 2017: Prof. Kathrin Peters, Universität der Künste Berlin: Gender
und Medien: Zum Zwischenstand einer Debatte
5. Juli: Dr. Carolin Emcke, Berlin: Gegen den Hass oder: Die Ordnung der
Reinheit
Die öffentlichen Colloquien mit den Vorträgen finden jeweils mittwochs um
18.15 Uhr auf dem Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum 1. G 191, statt;
Ausnahme der Vortrag von Carolin Emcke im Festsaal des Casinos, Campus
Westend.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cgc-lehre-kolloq.shtml