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Was Jenas Stadtkirche, Kollegienhof und Leuchtenburg mit der Reformation zu tun haben

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Das Collegium Jenense gehört zu den bedeutenden Orten der Reformation in Jena. Das ehemalige Kloster war die Gründungsstätte der Jenaer Universität in der Mitte des 16. Jahrhunderts.  Foto: Jan-Peter Kasper/FSUWissenschaftler der Universität Jena geben Publikation zu Jenas Orten der
Reformation heraus
Mag Jena auch nicht der erste Ort sein, der einem beim Thema Reformation
in den Sinn kommt, so ist diese in der Saalestadt doch bei weitem nicht
folgenlos geblieben. Die bis heute sichtbarste Spur, die der neue,
evangelische Glaube hinterlassen hat, ist zweifellos die 1558 gegründete
Universität. Wie viele Orte neben diesem „Kind der Reformation“ in und um
Jena herum bis heute geschichtsträchtig mit der Reformation verbunden
sind, zeigt die gerade erschienene Publikation „Orte der Reformation –
Jena“.

Diese haben der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Christopher Spehr und der
Leiter des Uniarchivs Prof. Dr. Joachim Bauer von der Friedrich-Schiller-
Universität Jena anlässlich des 500. Reformationsjubiläums herausgegeben.
In zahlreichen Beiträgen nehmen Spehr, Bauer sowie weitere 23 Autoren die
lokalen Spuren und Schauplätze der Reformation sowie ihrer
Wirkungsgeschichte unter die Lupe. „Der Band ist eine Kombination aus
Reiseführer, kulinarischen Erzählungen sowie wissenschaftlichen
Erkenntnissen. Mit ihm zeichnen wir ein facettenreiches Bild, das die
Reformation in Jena für die breite Öffentlichkeit zugänglich macht“,
erklärt der Theologe Spehr.

Während in der reich bebilderten Broschüre einerseits Altbekanntes
gesammelt wurde, konnten andererseits nach der Sichtung bislang
unerforschter Archivbestände auch einige jüngst gewonnene Einblicke
einfließen: „Zum Beispiel war für uns neu, dass der bedeutende Theologe
und Reformator Thomas Müntzer schon 1521 in Jena gewesen ist und gute
Beziehungen zum Jenaer Rat gepflegt hat“, erklärt Historiker Bauer. „Mit
dem Band zeigen wir vor allem, dass nicht nur Martin Luther eine zentrale
Rolle für die Reformation in Jena und Thüringen spielte, sondern
zahlreiche alternative Reformationsvorstellungen existierten.“

Auf 78 Seiten werden 26 Orte der Jenaer Reformation vorgestellt. Zu Spehrs
„Lieblingsplätzen“ gehört neben der Stadtkirche, in der Luther mehrere Mal
von der Kanzel gepredigt hat und wo sich die nie nach Wittenberg
gelieferte Grabplatte des Reformators befindet, vor allem das Collegium
Jenense. Das ehemalige Kloster sei, so Joachim Bauer, eine wahre
Spielwiese für Entdecker. Über 450 Jahre wurden die Gebäude universitär
genutzt – nach einem vergleichbaren Ort müsste man in Europa lange suchen.
Doch das Büchlein beschränkt sich keinesfalls auf Jena, sondern zeigt auch
Verbindungen zum Umland auf. „Von der Leuchtenburg bei Kahla über
Orlamünde bis hin zum Wasserschloss in Wolfersdorf brechen wir eine Lanze
für die kleinen Orte in der Umgebung, die von reformatorischer Bedeutung
sind“, verspricht Bauer, der sich schon jetzt eine deutlich erweiterte
Neuauflage gut vorstellen könnte.

Die Publikation, die ab sofort für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich ist,
wird gefördert von JenaKultur, der Sparkasse Jena-Saale-Holzland, der
Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und dem Beauftragten der
Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums
„Luther 2017“. Sie ist Teil der Reihe „Orte der Reformation“ der
Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig, die mit verschiedenen Städte-Bänden
die Reformation in die einzelnen Orte hineintragen und ins öffentliche
Bewusstsein rücken möchte.