Nahrungsergänzungsmittel - ein Trend ohne Risiko?
BfR-Forum auf der Internationalen Grünen Woche
Calcium-Brausetabletten zum Frühstück, Vitamin D-Kapseln zum Mittag und
abends Folsäure und Isoflavone - welche Nahrungsergänzungsmittel sind für
wen und wann gesundheitlich sinnvoll? Das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) hat auf dem BfR-Forum „Nahrungsergänzungsmittel -
Ein Trend ohne Risiko?“ über Nutzen und mögliche Risiken von
Nahrungsergänzungsmitteln sowie zum Konsumverhalten verschiedener
Verbrauchergruppen informiert. „Das Wissen ist für die Risikokommunikation
wichtig, denn eine zu hohe Dosis an Vitaminen und Mineralstoffen kann in
einigen Fällen der Gesundheit schaden“, sagte BfR-Präsident Professor Dr.
Dr. Andreas Hensel. „Bei einer abwechslungsreichen Ernährung erhält der
Körper in der Regel alle Nährstoffe, die er braucht. Es gibt nur wenige
Ausnahmen: Beispielsweise Folsäure für Frauen mit Kinderwunsch und
Schwangere.“ Das BfR-Forum, das am Donnerstag, den 26. Januar 2017, im
Rahmen der Internationalen Grünen Woche 2017 in Halle 3.2
(Erlebnisbauernhof) von 13 bis 16 Uhr in Berlin stattgefunden hat,
vermittelte den Teilnehmenden eine differenzierte Sichtweise in Bezug auf
Nahrungsergänzungsmittel. Die Regulation von Nahrungsergänzungsmitteln,
die gesundheitliche Risikobewertung von Vitamin D sowie von pflanzlichen
Nahrungsergänzungsmitteln (Botanicals) und die Risikokommunikation zum
Thema wurden diskutiert.
Nahrungsergänzungsmittel sind für gesunde Personen, die sich
abwechslungsreich und ausgewogen ernähren, in der Regel überflüssig. Bei
ausgewogener Ernährung bekommt der Körper alle Nährstoffe, die er braucht.
Dagegen kann der unkontrollierte Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln mit
gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Verbraucherinnen und Verbraucher
sind deswegen für einen achtsamen Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln zu
sensibilisieren und sollten auch über mögliche Risiken aufgeklärt werden.
Bei einer überhöhten Vitamin D-Aufnahme durch hochdosierte Präparate
können unerwünschte Wirkungen wie die Bildung von Nierensteinen oder
Nierenverkalkung auftreten. Allgemein wird die Einnahme von
Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D nur dann empfohlen, wenn eine
unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde und wenn eine gezielte
Verbesserung der Versorgung weder durch die Ernährung noch durch die
körpereigene Vitamin D-Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist.
Zu Risikogruppen einer Unterversorgung mit Vitamin D zählen Personen, die
sich bei Sonnenschein kaum oder gar nicht bzw. nur mit gänzlich bedecktem
Körper im Freien aufhalten oder Personen mit dunkler Hautfarbe. Zu den
Personen, die nicht ausreichend und regelmäßig in die Sonne gehen, gehören
insbesondere mobilitätseingeschränkte, chronisch kranke und
pflegebedürftige ältere Menschen (Pflegeheimbewohner, geriatrische
Patienten, Osteoporose- und sturzgefährdete Senioren). Gestillte und
nicht-gestillte Säuglinge bekommen im Rahmen der kinderärztlichen
Versorgung je nach Maßgabe für einen bestimmten Zeitraum spezifische
Präparate mit Vitamin D zur Rachitisprophylaxe verschrieben.
Die synthetisch hergestellte Form des Vitamins Folat wird als „Folsäure“
bezeichnet. Folsäure wird in Nahrungsergänzungsmitteln und zur
Anreicherung von Lebensmitteln verwendet. Frauen, die schwanger werden
wollen oder könnten, und Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel
empfiehlt das BfR, ergänzend zu einer folatreichen Ernährung Folsäure in
Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen. Dadurch kann das Risiko
eines Neuralrohrdefekts („offener Rücken“) beim Kind verringert werden.
Für die Allgemeinbevölkerung ist dagegen die Einnahme von
Folsäurepräparaten nur empfehlenswert, wenn eine unzureichende Versorgung
medizinisch nachgewiesen wurde. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege
für einen Nutzen von Folsäuresupplementen oberhalb der Mengen, die für
eine bedarfsgerechte Versorgung notwendig sind. Folatverbindungen sind
natürlicherweise in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln wie
beispielsweise Grünkohl, Feldsalat oder Hühnerei enthalten.
Aus allen Teilen der Welt sind mittlerweile Nahrungsergänzungsmittel aus
Pflanzen-, Algen-, Pilzen- oder Flechtenextrakten (sogenannte
„Botanicals“) über das Internet leicht zugänglich geworden. Daten zu deren
Sicherheit für die menschliche Gesundheit und den Eigenschaften einer
Vielzahl der darin enthaltenen bioaktiven Substanzen sind allerdings nur
in beschränktem Umfang verfügbar. Dies bringt Herausforderungen mit sich
sowohl bei der Durchführung von Risikobewertungen der aktiven Verbindungen
als auch bei der Ableitung von sicheren Zufuhrmengen für diese Stoffe.
Verbraucherinnen und Verbrauchern ist oftmals nicht bekannt, dass
Nahrungsergänzungsmittel zu den Lebensmitteln zählen und nicht zu den
Arzneimitteln, obwohl sie ebenfalls als Tabletten, Dragees oder Pulver
angeboten werden. Anders als Arzneimittel durchlaufen
Nahrungsergänzungsmittel kein Zulassungsverfahren, sie unterliegen nur
einer Registrierungspflicht beim Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL). Für ihre Sicherheit sind ausschließlich die
Hersteller verantwortlich. Wie bei anderen Lebensmitteln auch erfolgt die
Überwachung des Verkehrs von Nahrungsergänzungsmitteln einschließlich der
Kontrolle der Produktkennzeichnung und der Einhaltung von
lebensmittelrechtlichen Bestimmungen durch die amtliche
Lebensmittelüberwachung der Bundesländer.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich
unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die
Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und
Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in
engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass
hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter
<http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html> kostenlos
heruntergeladen oder bestellt werden kann