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Zum 250. Geburtstag des Orientreisenden und Naturforschers Ulrich Jasper Seetzen

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Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) wäre am 30. Januar 250 Jahre alt
geworden. Der Orientreisende und Naturforscher brach 1802 zu einer
mehrjährigen Forschungsreise in den Nahen Osten auf, im Laufe derer er
ungefähr 2700 arabische, persische, türkische und syrische Handschriften
für die herzogliche Bibliothek Gotha erwarb. Fast 600 dieser Handschriften
hat die zur Universität Erfurt gehörende Forschungsbibliothek Gotha
bislang in einer Datenbank digital erschlossen, weitere der von ihm
erworbenen Handschriften werden folgen. Die Forschungsbibliothek macht
damit ihre überregional bedeutende Sammlung orientalischer Handschriften
für die Wissenschaft in aller Welt digital recherchierbar.

Ulrich Jasper Seetzen, Sohn eines wohlhabenden ostfriesischen
Marschbauern, studierte an der Universität Göttingen Medizin und widmete
sich nach Abschluss seines Studiums naturkundlichen Forschungen. Das
weltoffene Klima an der Göttinger Universität, an der er auch mit
Alexander von Humboldt zusammentraf, prägte ihn und hatte entscheidenden
Anteil daran, dass er, nach Reisen durch Deutschland und Mitteleuropa, den
Entschluss fasste, eine große Forschungsreise nach Afrika zu unternehmen.
Von Westasien aus wollte er den Kontinent von Ost nach West auf der Höhe
des Äquators durchqueren und so zu dessen Erforschung beitragen.

Als Förderer für sein Projekt gewann er die Herzöge Ernst II. und August
von Sachsen-Gotha-Altenburg, die u.a. für die Ausstattung der Expedition
mit astronomischen Instrumenten sorgten. Erbprinz August beauftragte
Seetzen zudem, auf seiner Reise Altertümer und naturhistorische
Gegenstände für den Gothaer Hof erwerben. Nachdem Seetzen sich in Gotha
bei dem renommierten Astronomen Franz Xaver Freiherr von Zach die für die
Reise notwendigen geografischen Kenntnisse angeeignet hatte, brach er im
Juli 1802 von Gotha aus nach Istanbul auf. Von dort aus führte seine
Reiseroute über Aleppo, Damaskus, Amman und Jerusalem bis nach Ägypten,
von wo aus er 1809 übersetzte auf die arabische Halbinsel, mit Mekka und
Medina sowie Jemen und Oman als nächsten Zielen.

Auf seiner fast zehn Jahre dauernden Reise tat er sich nicht nur durch
seine Aufzeichnungen zu Natur, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft der
bereisten Regionen hervor, sondern wurde auch dem herzoglichen
Sammelauftrag mehr als gerecht: Seine Erwerbungen machten aus der bis
dahin überschaubaren Sammlung orientalischer Handschriften in Gotha die
heute drittgrößte derartige Sammlung in Deutschland. Sie umfasst neben
historischen und biographischen Abhandlungen ebenso Handschriften aus den
Bereichen der Theologie, Jurisprudenz, Medizin, Naturkunde, Grammatik,
Lexikographie als auch der Literatur und deckt somit inhaltlich ein
breites Spektrum islamischer Gelehrsamkeit ab.

Seinen ursprünglichen Plan, Afrika zu durchqueren, konnte Seetzen dagegen
nicht umsetzen: Er kam im September 1811 unter ungeklärten Umständen bei
Ta‘izz (Jemen) ums Leben. Mit ihm verschollen gingen auch die von ihm im
Jemen erworbenen Handschriften, die laut Seetzen „zu den köstlichsten
gehören dürften, die ich im Orient erhalten“.

Weitere Informationen: Die Handschriften sind digital unter: www
.manuscripts-gotha.uni-jena.de recherchierbar.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.manuscripts-gotha.uni-jena.de