27. 1.: Holocaust-Gedenktag zu Ehren von "Euthanasie"-Opfern | Ausstellung im MPI für Psychiatrie
Beim Holocaust-Gedenktag am 27. Januar widmet sich der Deutsche Bundestag
erstmals den Opfern der NS-"Euthanasie". Bis zu 400.000 Frauen und Männer
wurden zwischen 1933 und 1945 zwangssterilisiert, etwa 300.000 wurden
ermordet. Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie zeigt noch bis zum 3.
Februar die Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und
behinderte Menschen im Nationalsozialismus“.
Die Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zeigt auf 40
Tafeln das Schicksal vermeintlich kranker und behinderter Menschen im
Nationalsozialismus, beschäftigt sich mit Tätern und Tatbeteiligten und
der Frage, wie es dazu kommen konnte. "Wir begrüßen es sehr, hier in
München fünf zusätzliche Tafeln zeigen zu können, die Münchner Täter und
Opfer und auch die Rolle unseres Vorgänger-Instituts dokumentieren",
berichtet Prof. Martin Keck, Direktor der Klinik des Max-Planck-Instituts
für Psychiatrie. Die fünf Tafeln hat das NS-Dokumentationszentrum München
in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im
Nationalsozialismus in München“ für die Präsentation im NS-
Dokumentationszentrum München von April bis Juni 2016 erstellt.
Das Vorgänger-Institut des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, die
Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA), hat bei den
menschenverachtenden Verbrechen eine besondere Rolle gespielt. Einer der
Direktoren der DFA, Ernst Rüdin, arbeitete maßgeblich am Rassenhygiene-
Gesetzes mit. Er und andere Mitarbeiter waren an der so genannten
„Euthanasie“ beteiligt, der Ermordung von Kindern und Erwachsenen, bei
denen psychische Erkrankungen oder Behinderungen vermutet oder
nachgewiesen wurden.
„Zur Aufarbeitung der Geschichte hat die Max-Planck-Gesellschaft ein
unabhängiges, internationales Forschungsprojekt aufgesetzt“, informiert
Elisabeth Binder, geschäftsführende Direktorin des Instituts. Ziel ist,
den Opfern Identität und somit ein Stück ihrer Würde zurückzugeben. "Nur
im Bewusstsein der Vergangenheit können wir unserer ethischen
Verantwortung in unserem Berufsalltag in Gegenwart und Zukunft gerecht
werden. Wir haben die Pflicht zur Erinnerung", resümiert Keck.
Die Ausstellung, die die DGPPN in Kooperation mit den Stiftungen Denkmal
für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors erstellt hat,
ist noch bis zum 3. Februar 2017 im Max-Planck-Institut für Psychiatrie in
der Kraepelinstraße 2, Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr, sowie nach
Vereinbarung, zu sehen. Es werden auch Führungen angeboten.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.psych.mpg.de/2256329/pm1583-holocaust-gedenktag