Klick-Tagebuch: App-Projekt der HdM erlaubt neuen Ansatz in Entwicklungsforschung
Stuttgarter Hochschule der Medien entwickelt
intuitive App für Zeiterfassung / Universität Hohenheim nutzt
Neuentwicklung für Forschungsprojekt in Sambia
Eine App, mit der selbst Analphabeten dokumentieren können, wie viel Zeit
sie für welche Tätigkeiten verwenden: Das ist das Ziel der Arbeit von
Hannes Buchwald, eingeschrieben im Masterstudiengang Computer Science and
Media an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Die „Time-Tracker-App“
als Ergebnis seiner Design-Nutzer-Studie wird bereits verwendet: Die
Universität Hohenheim setzt das Klick-Tagebuch ein, um die Tagesabläufe
von Kleinbauern in Sambia zu erforschen.
Das Projekt soll Wege aufzeigen, die Arbeitsbelastung der Bäuerinnen und
Bauern zu reduzieren und ihr Einkommen zu steigern. Das Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert das Projekt.
Wenn Menschen weder lesen noch schreiben können, kann ein Bild auf einem
Smartphone zur Verständigung weiterhelfen: „Eine App zu entwickeln, die
allein durch ihre Grafik funktioniert und sofort begreifbar ist, das ist
die größte Herausforderung meines Projektes“, sagt Hannes Buchwald. Der
Student des HdM-Masterstudiengangs Computer Science and Media erhielt mit
seinem Teampartner Simon Schuster im Studienfach Mobile Application von
Prof. Dr. Ansgar Gerlicher die Aufgabe, im Rahmen eines Forschungsprojekts
des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
und des Instituts für Tropische Agrarwissenschaften der Universität
Hohenheim (https://www.uni-hohenheim.de/organisation/einrichtung/institut-
fuer-tropische-agrarwissenschaften-hans-ruthenberg-institut) eine Design-
Nutzer-Studie bei afrikanischen Kleinbauern durchzuführen.
„Obwohl die Ressourcen von Sambia ausreichend für die Ernährung der
Bevölkerung wären, leiden die Menschen dort an Hunger“, sagt Hannes
Buchwald. Um ihren Alltag nachvollziehen zu können und festzustellen,
wann, wie und wo der Einsatz von Traktoren ihnen die Arbeit auf den
Feldern erleichtern und damit ihre Erträge steigern könnte, ermittelt der
HdM-Student die Zeitnutzungsdaten der männlichen und weiblichen
Kleinbauern mit einer Smartphone-App.
Erfolgreicher Test des Time-Trackers in Sambia
Für die Forscher der Universität Hohenheim ist die Kooperation ein
Glücksfall: „Bei den bisherigen Erfassungsmethoden, die auf der Befragung
der Bauern beruhen, ergaben sich Ungenauigkeiten“, berichtet Doktorand
Thomas Daum. „Das lag vor allem daran, dass sich die Bauern rückblickend
bei der Beschreibung ihrer Tätigkeiten auf dem Feld an einige Abläufe und
ihren Zeitaufwand nicht mehr genau erinnerten.“ Mit der App von Hannes
Buchwald können sie auf dem Feld jetzt direkt ein „Klick-Tagebuch“ führen:
Mit einem Klick auf ein Bild – wie etwa ein Mensch beim Pflügen – startet
eine Zeituhr, die mit einem weiteren Klick nach Beendigung der Tätigkeit
wieder beendet wird.
Die Tropenforscher um Thomas Daum und Prof. Dr. Regina Birner von der
Universität Hohenheim können so nachvollziehen, welche Aktivtäten wann und
wie lange von der Person durchgeführt werden. „Die Smartphone-App der HdM
ist ideal für den Einsatz vor Ort und hat unser Projekt hervorragend
unterstützt“, erklärt Thomas Daum. „Es war einfach supercool, mit dem
Forschungsteam der Universität Hohenheim zusammenzuarbeiten und deren
Methoden vor Ort kennenzulernen“, sagt Hannes Buchwald.
NGOs zeigen Interesse an Zeiterfassungs-App
Nachdem er erfolgreich die dreitägige Testphase seiner Smartphone-App in
den Dörfern und auf den Feldern von Sambia leitete, signalisieren auch
andere Institutionen und NGOs, die in Entwicklungsländern aktiv sind, ihr
Interesse an der Zeiterfassungs-App. Hannes Buchwald freut sich über die
Weiterentwicklung seines Time-Tracker-Projektes, bei dem er vor allem
eines gelernt hat: „Man muss sich auf den Auftraggeber einstellen und
seine Wünsche herausfinden, auch wenn er von IT nur wenig versteht.“