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Den Geheimnissen neuartiger Immunzellen auf der Spur

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Millionenförderung für vier Arbeitsgruppen am Uni-Klinikum Erlangen und an
der FAU
Bei Infektionen, chronischen Entzündungen, Krebs und allergischen
Reaktionen spielt ein erst vor wenigen Jahren entdeckter Zelltyp mit dem
Kürzel ILC eine wichtige Rolle. Wie diese Zellen sich auf den Verlauf von
Krankheiten auswirken, soll ein neues Schwerpunktprogramm der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) klären. Insgesamt vier der 23 Arbeitsgruppen
kommen vom Universitätsklinikum Erlangen und der Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) – in den nächsten drei Jahren werden
sie mit rund 1,23 Millionen Euro gefördert.

Erst sechs Jahre ist es her, dass Wissenschaftler eine neue Gruppe von
Immunzellen entdeckten, die sie zunächst nicht einordnen konnten und denen
sie den Namen „innate lymphoid cells“ (ILC) gaben. In Struktur und Form
gleichen sie Lymphozyten. Sie greifen bei einer Immunreaktion des Körpers
gegen Viren, Bakterien und Parasiten früh ein, indem sie lösliche
Botenstoffe produzieren. Darüber hinaus spielt der Zelltyp eine zentrale
Rolle bei chronischen Entzündungen, Krebs sowie allergischen Reaktionen.
Im Gegensatz zu B- und T-Lymphozyten zirkulieren ILC nicht kontinuierlich
im Blut durch den menschlichen Körper, sondern sind vor allem in
verschiedenen Geweben ansässig. Dort erfüllen sie ihre Hauptfunktion:
Regenerieren und Reparieren von Gewebe. Produzieren ILC jedoch zu viele,
zu wenige oder die falschen Botenstoffe, können verschiedene chronisch-
entzündliche Erkrankungen verschlimmert oder sogar erst ausgelöst werden.

Daher wollen Wissenschaftler in dem neuen DFG-Schwerpunktprogramm „Innate
Lymphoid Cells“ (SPP 1937) die zugrunde liegenden Prozesse besser
verstehen: Wie wirkt sich dieser Zelltyp auf die Immunantwort des Menschen
aus? Wann sind positive, wann negative Effekte zu erwarten? Welche
Eigenschaften und Funktionen der ILC sind dabei medizinisch relevant? Die
Forscher hoffen in dem noch jungen Forschungsfeld auf neue therapeutische
Ansätze für eine Vielzahl von Krankheiten. In einem strengen
Auswahlwettbewerb für die erste, auf drei Jahre angelegte Förderphase,
haben sich gleich vier Arbeitsgruppen aus Erlangen durchgesetzt. Damit
fließen Fördergelder in Höhe von etwa 1,23 Millionen Euro an Einrichtungen
der FAU. Bundesweit unterstützt die DFG mit 8,25 Millionen Euro insgesamt
23 Arbeitsgruppen aus den unterschiedlichsten klinischen Fachgebieten –
von der Genetik über die Leber-, Darm- und Hautforschung bis hin zur
Mikrobiologie, Virologie sowie der klinischen Rheumatologie und
Immunologie.

Die an der FAU angesiedelten Projekte beschäftigen sich mit der Rolle von
ILC bei der Entstehung von fibrotischen Erkrankungen, bei neuen Ansätzen
zur Therapie der rheumatoiden Arthritis sowie bei der Abwehr von
Infektionen durch Protozoen und Wurmparasiten. Im Einzelnen handelt es
sich um folgende Arbeitsgruppen und Themen:

Arbeitsgruppe Prof. Dr. Jörg Distler/ Dr. Andreas Ramming am Lehrstuhl für
Innere Medizin III:
„IL-9-producing pathogenic versus non-pathogenic innate lymphoid cells in
fibrotic diseases“

Arbeitsgruppe Dr. Mario Zaiss am Lehrstuhl für Innere Medizin III:
„The role of innate lymphoid cells in the modulation of arthritis by
intestinal helminths“

Arbeitsgruppe Prof. Dr. David Vöhringer, Infektionsbiologische Abteilung
am Mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und
Hygiene:
„Cytokine-mediated regulation of ILC2 development and effector functions
against gastrointestinal helminths“

Arbeitsgruppe Prof. Dr. Christian Bogdan/ PD Dr. Ulrike Schleicher,
Mikrobiologisches Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und
Hygiene:
„The role of innate lymhoid cells in cutaneous and visceral leishmaniasis”

Sprecher und Koordinator des Schwerpunktprogramms ist Prof. Dr. Andreas
Diefenbach, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene an der
Charité – Universitätsmedizin Berlin.