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Gefährdete türkische Wissenschaftlerin forscht an der Universität Osnabrück

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Gefährdete Forscherinnen und Forscher, die in ihren
Heimatländern von Krieg und Verfolgung bedroht sind, werden von der
Philipp Schwartz-Initiative für jeweils zwei Jahre mit einem
Vollstipendium gefördert. Ein Stipendium wurde jetzt an die türkische
Wissenschaftlerin Dr. Bediz Yilmaz Bayraktar vergeben, die damit künftig
an der Universität Osnabrück am Institut für Institut für
Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) tätig sein kann.

Die ausgewählte Wissenschaftlerin Yilmaz Bayraktar arbeitete seit 2007 als
Assistenz-Professorin an der Mersin Universität (Türkei). Im Januar hatte
sie eine Friedenspetition unterschrieben, in der sie die Regierung
aufforderte, das harte Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung im überwiegend
von Kurden bewohnten Südosten des Landes zu beenden. Seitdem ermittelt die
türkische Staatsanwaltschaft. Im August wurde Yilmaz Bayraktar im Rahmen
des landesweiten Beschäftigungsverbotes aus dem universitären Dienst
entfernt. Die in New York ansässige Stiftung »Scholars at Risk« hat sie
als gefährdete Wissenschaftlerin anerkannt.

»Wir haben zwischenzeitlich mit dem International Office und der
Forschungsförderung ein Konzept erarbeitet, wie die Universität Osnabrück
über ihre Koordinierungsstelle refugees@uos die Integration bedrohter und
verfolgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler realisieren kann«,
schildert Prof. Dr. Helen Schwenken die Vorbereitungen.

Vom 1. Februar 2017 bis 31. Dezember 2018 wird die türkische
Wissenschaftlerin Yilmaz Bayraktar am IMIS in den Bereichen Urban Studies
und Migrations-/Fluchtforschung arbeiten. »Speziell kann Frau Bayraktar
ihre Forschungen zur superdiversen Stadt Mersin im Südosten der Türkei
sowie zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten syrischen Frauen
fortsetzen«, erläutert Schwenken. Auch werde sie sich an dem vom
niedersächsischen Wissenschaftsministerium geförderten Verbundprojekt
‚Geschlecht – Flucht – Aufnahmepolitiken’ beteiligen.

»Die Freiheit der Wissenschaft ist ein sehr hohes Gut, das es zu
verteidigen gilt«, macht Vizepräsident Prof. Dr. Joachim Härtling
deutlich. »Wir freuen uns, gefährdeten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern in Zukunft eine Perspektive an der Universität Osnabrück
bieten zu können.« Die Universität nimmt erstmals geflüchtete und
gefährdete Wissenschaftler in ihre Forschungsprojekte auf.

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-
Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen.
Deutschlandweit wurden jetzt zum zweiten Mal Stipendien an 46
Forscherinnen und Forscher vergeben. Die Initiative ist nach dem jüdischen
Arzt Philipp Schwartz benannt, der 1933 vor den Nationalsozialisten aus
Deutschland fliehen musste und die »Notgemeinschaft deutscher
Wissenschaftler im Ausland« gründete. Finanziert wird diese Initiative
durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-
Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus
Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator.