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Vegetarische Ernährung auf Verschreibung?

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Ernährung ist Thema der 2. Ausgabe des neuen Journals für
GesundheitsmonitoringWie häufig ist die vegetarische Ernährungsweise in Deutschland, und wie
ist diese Ernährungsform aus Public-Health-Sicht zu bewerten? Wie gut ist
die Bevölkerung in Deutschland mit Vitamin D und Folat versorgt? Wie hoch
ist der Anteil derjenigen, die mit frischen Lebensmitteln kochen? Das
Thema Ernährung steht im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe des neuen
„Journal of Health Monitoring“. Mit dieser neuen Online-Zeitschrift hat
das Robert Koch-Institut seine Publikationstätigkeit zu Gesundheit in
Deutschland seit September 2016 erweitert. Das Journal erscheint
vierteljährlich in deutscher und englischer Sprache. Die Beiträge
unterliegen einem Gutachterverfahren und sind über
<www.rki.de/journalhealthmonitoring> frei zugänglich.

Die neue Ausgabe enthält zwei ausführliche Beiträge zur vegetarischen
Lebensweise und zum Stillen sowie vier Faktenblätter zu Vitamin-D-Status,
Natriumzufuhr, Folat-versorgung und Kochhäufigkeit. Kernaussagen der
Faktenblätter sind zum Beispiel: 30,2 % der Erwachsenen sind mangelhaft
mit Vitamin D versorgt. Gemessen an nationalen und internationalen
Empfehlungen ist die Natriumzufuhr in weiten Teilen der Bevölkerung zu
hoch. Die meisten Frauen im gebärfähigen Alter erreichen nicht den von der
Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Referenzwert für Folat zur
Reduzierung des Risikos für Neuralrohrdefekte. Insgesamt bereiten 50,8 %
der Erwachsene ihre Mahlzeiten täglich oder fast täglich selbst aus
frischen Lebensmitteln zu.

Für den Beitrag zur vegetarischen Ernährungsweise haben die RKI-
Epidemiologen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie (DEGS1)
ausgewertet. Auf die Frage „Essen Sie üblicherweise vegetarisch?“
antworteten 4,3 % der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren mit „ja“.
Bei Frauen ist diese Ernährungsweise mit 6,1 % stärker verbreitet als bei
Männern mit 2,5 %. Neben der Verbreitung geht der Beitrag auch ausführlich
auf die gesundheitliche Bedeutung der vegetarischen Ernährung ein.

Früher nahmen Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler an, dass
Vegetarier ein höheres Risiko für Nährstoffdefizite haben könnten.
Aktuelle Studien zeigen aber eine gesunde Nährstoffbalance bei vegetarisch
und auch bei vegan lebenden Menschen. Derzeit wird vor allem das
präventive Potenzial einer vegetarischen beziehungsweise überwiegend
pflanzlichen Ernährung für chronische Krankheiten wie Adipositas, Diabetes
mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs betont. So konnte
auf internationaler Studienbasis gezeigt werden, dass die Verschreibung
einer vegetarischen Ernährung helfen kann, den Body Mass Index zu
reduzieren.

Gesellschafts- und umweltpolitisch werden einer vegetarischen Lebensweise
häufig positive Auswirkungen zugeschrieben. Auch aus Public-Health-Sicht
wird eine Verringerung des Fleischkonsums in Deutschland als sinnvoll
erachtet, da dieser erheblich über der Empfehlung der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung liegt. „Diese positiven Effekte würden weiter
verstärkt, wenn neben der relativ kleinen Gruppe der Menschen, die ganz
auf Fleisch verzichten, eine insgesamt größere Bevölkerungsgruppe ihren
Fleischkonsum reduzieren würde“, schreiben die Autoren.

Die Themen der neuen Fachzeitschrift umfassen alle Bereiche der Gesundheit
der Bevölkerung (Public Health), körperliche und psychische Gesundheit,
Gesundheitsverhalten, Risiko- und Schutzfaktoren sowie medizinische und
pflegerische Versorgung.