Philipp Dommen, ein Innerschweizer erobert zuerst eine Norwegerin, dann ganz Norwegen

Spur und Erinnerung – Kunst, die nachwirkt
Das norwegisch-schweizerische Künstlerpaar Philipp Dommen und Torhild Grøstad stellt bis Juni 2025 im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus Werke aus, die tiefgehende Fragen aufwerfen, Erinnerungen hervorrufen und Spuren hinterlassen.
Die Ausstellung „Spur und Erinnerung“ präsentiert künstlerische Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren des Duos und bietet Besuchern eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Natur, Geschichte und Menschsein.
Die Künstler: Eine transnationale Verbindung

Philipp Dommen, geboren in der Schweiz, und Torhild Grøstad, aus Norwegen stammend, haben sich während ihres Kunststudiums kennengelernt und verbindet seither eine enge künstlerische und persönliche Partnerschaft. Ihre Werke reflektieren eine tiefgehende Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Heimat und den gemeinsamen Lebensstationen. Die Wechselwirkungen zwischen Kultur, Natur und Erinnerungen bilden das Fundament ihrer Kunst.
Material und Technik: Vielseitige Ausdrucksformen

Dommen und Grøstad arbeiten mit einer breiten Palette an Materialien und Techniken. Ihre Werke umfassen Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Mischtechniken, die organische Strukturen mit archaischen Formen verbinden. Sie nutzen oft Naturmaterialien wie Holz, Stein und Metall, um Vergänglichkeit und Wandel künstlerisch darzustellen.
Erinnerung als künstlerisches Leitmotiv

Ein zentrales Thema der Ausstellung ist die Erinnerung. Dommen und Grøstad greifen auf persönliche und kollektive Erlebnisse zurück, um die Fragilität menschlicher Existenz sowie die Spuren, die Individuen und Gesellschaften hinterlassen, zu erforschen. Die künstlerischen Arbeiten regen dazu an, die eigene Erinnerung zu reflektieren und neu zu interpretieren.
Spuren der Vergangenheit – Spuren der Gegenwart

Die Ausstellung thematisiert Spuren nicht nur als physische Hinterlassenschaften, sondern auch als symbolische Verweise auf das, was bleibt. Werke aus verwittertem Holz oder rostigem Metall zeugen von der Zeit, die ihre Zeichen hinterlässt, während abstrakte Zeichnungen emotionale und geistige Spuren visualisieren.
Interaktion mit der Natur
Die Natur spielt in den Werken des Künstlerpaars eine zentrale Rolle. Viele Arbeiten stehen in direktem Dialog mit der natürlichen Umgebung. Skulpturen scheinen aus Baumrinden oder Felsformationen gewachsen zu sein, während Installationen aus organischen Materialien Fragen nach der Vergänglichkeit und der Kreisläufigkeit des Lebens aufwerfen.
Fragen, die nachwirken

Die Ausstellung stellt nicht nur visuelle Reize bereit, sondern fordert die Besucher auch heraus, sich mit grundlegenden Fragen auseinanderzusetzen: Welche Spuren hinterlassen wir als Individuum? Welche Erinnerungen prägen unsere Identität? Wie beeinflussen Vergangenheit und Umwelt unser gegenwärtiges Handeln? Die Werke von Dommen und Grøstad laden dazu ein, sich aktiv mit diesen Themen zu beschäftigen.
Kunst als Brücke zwischen Zeiten und Kulturen

Durch die Kombination von traditionellen und modernen Kunstformen erschaffen Dommen und Grøstad eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Kulturen und Lebenswelten. Ihre Arbeiten sind eine Synthese aus archaischen Formen und zeitgenössischer Kunst, die den Betrachter anregen, sich mit der eigenen Herkunft und der Zukunft auseinanderzusetzen.
Fazit: Eine Ausstellung mit Tiefgang

„Spur und Erinnerung“ ist eine Ausstellung, die berührt und nachhallt. Sie verbindet Kunst mit Philosophie, Natur mit Geschichte und das Persönliche mit dem Universellen. Wer sich auf die Werke von Philipp Dommen und Torhild Grøstad einlässt, wird dazu eingeladen, eigene Spuren zu entdecken und die Kunst als Mittel der Reflexion und Erinnerung zu erleben.
Kleiner, aber wichtiger Nachtrag

Während andere lokale und regionale Künstler*innen ( natürlich alles verkannte Genies) sich laufend beschwerten, von Staat,Kanton und Gemeinden zu wenig oder gar nicht finanziell unterstützt zu werden, nahm Philipp Dommen die Sache selbst in die Hand, bewarb sich an der Kunstakademie in Oslo um ein Stipendium, das ihm auch zugestanden wurde. Da Oslo ja nicht grad um die Ecke liegt und man z.B. Nicht täglich mit dem Velo hin radeln kann und fürs Mittagessen auch nicht schnell nach Hause zu Mutti, auch nicht zuhause kostenlos wohnen, hiess es für ihn, anstatt lauthals über fehlendes Kapital für die Reise in den hohen Norden und für den dortigen Aufenthalt zu jammern, das dafür nötige Geld selber zu generieren. Er erklärte seine Situation Verwandten, Freunden und Bekannten, pumpte diese aber nicht etwa an, sondern bot ihnen Werke aus seinem damals schon recht umfangreichen Schaffen zum Kauf an. Weniger begüterte wie ich, erhielten die Möglichkeit, eine Lithografie eines Selbstportraits zu erwerben, was mein Portemonnaie nicht überstrapazierte und für Philipp ein, wenn auch nur kleiner, aber doch willkommener Beitrag an die zu erwartenden finanziellen Aufwendungen darstellte. Eine Auswanderung war damals nicht unbedingt vorgesehen, ergab sich dann aber durch das schicksalshafte kennenlernen seiner damaligen Kommilitonin und heutigen Frau Torhild Grøstad.
P.S.Diese Lithografie schmückte bis 2004 das Bistro im Hotel Hirschen Sursee und hat seit dann einen prominenten Platz in meiner Wohnung.
Besuchsdetails:
- Ort: Nidwaldner Museum Winkelriedhaus, Stans
- Dauer: Bis Juni 2025
- Öffnungszeiten: Mittwoch 14:00 – 20:00 Uhr, Donnerstag bis Samstag 14:00 – 17:00 Uhr, Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr
- Eintritt: CHF 7.00 / 4.00
https://arttv.ch/kunst/philipp-dommen-und-torhild-grostad-im-winkelriedhaus/
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Ueli Von Matt
Homepages der Kunstschaffenden:
https://www.torhildgroestad.com/
Homepages der andern Kolumnisten: www.marinellapolli.chwww.gabrielabucher.ch www.herberthuber.chwww.maxthuerig.ch