Acht Therapievorschläge für die Gesundheitsversorgung

Anlässlich des Regierungswechsels stellt die Deutsche Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) acht Vorschläge zur
Verbesserung der medizinischen Versorgung und zur effizienteren Nutzung
der Ressourcen im Gesundheitswesen vor.
Die neue Regierung steht, auch das Bundesministerium für Gesundheit wurde
neu besetzt. Neue Gesundheitsministerin ist Nina Warken (CDU). Die DEGAM
gratuliert herzlich zur neuen Aufgabe – und gibt der neu aufgestellten
Spitze des Gesundheitsministeriums acht Empfehlungen an die Hand, um die
medizinische Versorgung zu verbessern und die begrenzten Ressourcen
effizienter zu nutzen.
„Das deutsche Gesundheitswesen ist krank. Wir leisten uns eines der
teuersten Systeme, trotzdem ist die Lebenserwartung in Deutschland im
internationalen Vergleich niedrig. Besondere Sorge bereitet uns das starke
soziale Gefälle, wenn es um das Risiko geht, krank zu werden oder früher
zu sterben. Gleichzeitig steigen die Kosten, während die medizinische
Versorgung immer stärker unter Druck gerät“, skizziert Prof. Martin
Scherer, Präsident der DEGAM, die aktuellen Herausforderungen. „Deshalb
haben wir unsere wichtigsten Forderungen als Empfehlungen für die neue
Gesundheitsministerin zusammengefasst“.
Vize-Präsidentin Prof. Eva Hummers ergänzt: „Der Druck im System ist
inzwischen so hoch, dass allen klar ist, dass es so nicht weitergehen
kann. Damit ergibt sich aber auch die Chance auf echte Veränderung. Dieses
Momentum müssen wir nutzen. Die neue Regierung hat jetzt die Chance, die
Weichen für eine nachhaltige Gesundheitspolitik anders zu stellen.“
Die DEGAM empfiehlt, wissenschaftliche Evidenz stärker als bisher zur
Richtschnur gesundheitspolitischer Entscheidungen zu machen. Außerdem
fordert die DEGAM, Fehlanreize im System (zum Beispiel lukrative
Behandlungen) abzubauen und die bestehende Ungleichverteilung zu
reduzieren. Positiv wird bewertet, dass es inzwischen politische
Unterstützung für eine verpflichtende Steuerung der Versorgung durch
Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte (bzw. Kinderärztinnen und
Kinderärzte) gibt, die dafür ausschließlich qualifiziert sind. Für solche
Primärversorgungsmodelle liegen gute wissenschaftliche Belege vor.
Nachhaltig wirksame Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
die nicht darauf reduziert werden darf, Menschen gesundheitliche
Ratschläge zu erteilen. Stattdessen muss die Verhältnisprävention in
Deutschland endlich gestärkt werden. Andere Länder zeigen schon seit
Jahren, wie z.B. Schutz vor Nikotin und Alkohol, gesunde Ernährung, mehr
Bewegung, bessere Wohnbedingungen und faire Bildungschancen umgesetzt
werden können. Das ist effektiver und nachhaltiger, als immer mehr
Medikamente für präventive Anliegen einzusetzen. Auch die Politik ist
aufgerufen, dieser Medikalisierungsspirale bewusster entgegenzutreten.
Zwei weitere große Themenblöcke runden die Empfehlungen ab. Zum einen
empfiehlt die DEGAM, die Gesundheitsforschung im ambulanten Sektor mit
hausärztlichen Forschungspraxennetzen weiter auszubauen. Zudem müssen der
längst beschlossene Masterplan Medizinstudium 2020 mit der Reform der
Approbationsordnung endlich umgesetzt und die Finanzierungsprobleme mit
den Ländern gelöst werden. Dies ist essentiell, um die Studierenden auf
das vorzubereiten, was sie später in der Praxis wirklich brauchen.
Weiterzumachen wie bisher, würde eine weitere (und gleichzeitig
vermeidbare!) Schwächung der ambulanten Versorgung bedeuten.
Zusammengenommen ergeben sich große Herausforderungen für die künftige
Gesundheitspolitik. „Unsere Fachgesellschaft bringt sich gerne in den
politischen Dialog ein und steht für Beratung und Unterstützung
selbstverständlich zur Verfügung“, so DEGAM-Präsident Martin Scherer
abschließend.
Die acht gesundheitspolitischen Empfehlungen finden Sie hier:
https://tinyurl.com/4yrfau7s