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Wirtschaft

Lieferkettengesetze zielorientiert gestalten: Sie sollten weder zum Papiertiger noch zum Bürokratiemonster werden

Wissenschaftlicher Beirat überreicht Gutachten zu Sorgfaltspflichten von
Unternehmen im Agrar- und Ernährungssektor an Bundesminister Cem Özdemir /
Prof. Dr. Christine Wieck von der Universität Hohenheim leitet die
Arbeitsgruppe des Beirats

Lieferkettengesetze können ein Erfolg für Menschen- und Arbeitsrechte
sowie Umwelt- und Klimaziele werden – wenn sie zielorientiert gestaltet
sind. Damit die neuen Regelungen weder zum Bürokratiemonster noch zum
Papiertiger werden, hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik,
Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) Empfehlungen für
die Politik erarbeitet. Heute, am 8. Dezember, nahm der Bundesminister für
Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, das Gutachten „Neue
Sorgfaltspflichten von Unternehmen des Agrar- und Ernährungssektors:
Empfehlungen zu aktuellen Gesetzesentwicklungen“ in Berlin entgegen. Die
beteiligten Wissenschaftler:innen analysieren darin die möglichen
Auswirkungen der neuen Lieferkettenregelungen und erfassen auch
Zielkonflikte etwa zur Handelspolitik. Öffentliche Präsentation des
Gutachtens am 11. Dezember 2023 um 16.30 Uhr.

Zurzeit mehren sich Hinweise auf mögliche Verstöße gegen das deutsche
Lieferkettengesetz, die auch den Agrar- und Ernährungssektor betreffen.
Auch die wieder zunehmenden Zahlen von Kinder- und Zwangsarbeit, zeigen
die Menschenrechtsrisiken entlang globaler Lieferketten. „Der WBAE begrüßt
ausdrücklich Lieferkettenregelungen, die Unternehmen verpflichten, sich
für die Einhaltung grundlegender Menschen- und Arbeitsschutzrechte bei
ihren Lieferanten einzusetzen. Dies gilt auch für die ambitionierteren
Pläne der EU-Richtlinie”, so Prof. Dr. Christine Wieck, Universität
Hohenheim und Leiterin der Arbeitsgruppe des WBAE.

Paradigmenwechsel für Unternehmen durch neue Sorgfaltspflichten

Die gesetzlichen Sorgfaltspflichten in Lieferketten sind ein relativ neues
Politikinstrument, das für die meisten Unternehmen einen Paradigmenwechsel
im Management darstellt. Nunmehr müssen sie die Menschenrechts- und
Arbeitsschutzrisiken auch bei ihren Zulieferern in den Blick nehmen. „Der
WBAE empfiehlt, die Lieferkettensorgfaltsregelungen als lernendes System
anzulegen, die verschiedenen Sorgfaltspflichten bürokratiearm aufeinander
abzustimmen und die Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen“,
erläutert Prof. Dr. Achim Spiller, Universität Göttingen und Vorsitzender
des WBAE.

„Umwelt- und Klimaziele sollten dann als Verpflichtung schrittweise
integriert werden, wenn die dafür notwendigen Mess- und Monitoringsysteme
vorliegen und die erforderlichen Parameter für die Unternehmen steuerbar
sind. Zusätzlich gilt es, die Umsetzungserfahrungen systematisch
auszuwerten“, so Dr. Hiltrud Nieberg, Thünen-Institut und stellvertretende
Vorsitzende des WBAE.

Beirat empfiehlt staatliche Regulierung der Zertifizierung

Aus Sicht des Beirats darf sich die Kontrolle der Sorgfaltspflichten nicht
nur auf Berichte fokussieren und damit zum „Papiertiger“ werden. In der
Praxis werden Zertifizierungssysteme bei der Kontrolle der
Sorgfaltspflichten eine große Rolle spielen. Allerdings weisen die
gängigen Zertifizierungssysteme Schwachstellen auf und sind nicht
gesetzlich geregelt, weshalb der Beirat eine staatliche Regulierung dieser
Zertifizierungssysteme empfiehlt.

„Verbesserte, staatlich überwachte Zertifizierungen sollten Unternehmen
dann vor einer Haftung schützen und somit zugleich die auch
entwicklungspolitisch relevante Gefahr reduzieren, dass sich Unternehmen
aus Risikogebieten zurückziehen, da sie dort im besonderen Maß einem
Haftungsrisiko ausgesetzt wären“, begründet Prof. Dr. Spiller diese
Empfehlung.

Konkretisierung der Regelungen wichtig für Haftungsfragen

Der WBAE unterstützt die im Entwurf der EU-Richtlinie derzeit verhandelte
zivilrechtliche Haftung bei Verstößen. Voraussetzung für diese ist die
hinreichende Konkretisierung der jeweiligen Regelungen. Sorgfaltspflichten
im Sinne von Verboten, wie dem Verbot der Zwangsarbeit, erlauben es,
Verstöße klar zu definieren und ermöglichen eine Haftung.

„Verstöße gegen Zielabkommen, wie das Pariser Klimaschutzabkommen,
eröffnen dagegen derzeit kaum Haftungsmöglichkeiten, weshalb die
Sorgfaltspflichten vom Gesetzgeber weiter konkretisiert werden müssen, um
wirksam werden zu können”, so Beiratsmitglied Professor José Martinez der
Uni Göttingen. Gerade in der Agrarwirtschaft mangelt es noch an der
notwendigen Konkretisierung von Sorgfaltspflichten zum Klimaschutz und zum
Erhalt der Biodiversität.

Lohn- und Einkommensniveaus für das Recht auf Nahrung relevant

Auch hinsichtlich des Rechts auf Nahrung sieht der WBAE
Ausweitungsmöglichkeiten, denn vielfach schützen die gezahlten Löhne und
erzielten Preise nicht vor Hunger. „Zur Sicherung des Menschenrechts auf
Nahrung sind existenzsichernde Löhne für Landarbeiterinnen und
Landarbeiter und existenzsichernde Einkommen für Kleinbäuerinnen und
Kleinbauern essentiell”, erläutert Beiratsmitglied Professorin Regina
Birner der Universität Hohenheim. „Wir sehen ein großes Potential in der
Entwicklung von Branchenabkommen, die dieses Ziel anstreben.”

Länder des Globalen Südens müssen Gehör finden

Mit den Lieferkettengesetzen greifen Deutschland und die EU tief in
globale Lieferketten und damit das Handeln von Unternehmen aus anderen
Ländern ein, weil sie die Durchsetzbarkeit von internationalen
Übereinkommen im Bereich Menschen- und Arbeitsrechte schärfen. Über die
Verpflichtung von europäischen Unternehmen will sie die Rechtsdurchsetzung
in anderen Ländern verändern.

Deshalb ist es aus Sicht des WBAE besonders in der aktuellen geopolitisch
schwierigen Lage wichtig, dass eigene Ansätze der Handelspartnerländer
berücksichtigt werden und Strukturen für Erfahrungs- und
Informationsaustausch geschaffen werden. „Länder des Globalen Südens
sollten handels- und entwicklungspolitisch unterstützt werden“, betont
Prof. Dr. Wieck abschließend.

HINTERGRUND: In Deutschland gilt seit Anfang 2023 ein Lieferkettengesetz
für Unternehmen mit mehr als 3.000 Arbeitskräften. In der EU ist die
Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten in Kraft getreten, und
aktuell wird intensiv über die Details eines weitergehenden europäischen
Lieferkettengesetzes diskutiert. Die geplante EU-Richtlinie kann
wahrscheinlich über die Anforderungen des deutschen Gesetzes hinausgehen,
da mehr Sorgfaltspflichten im Bereich Umwelt- und Klimaschutz und eine
zivilrechtliche Haftung für die Unternehmen verhandelt werden. Zudem
sollen von Beginn an auch Unternehmen mit weniger als 3.000 Beschäftigten
in den Geltungsbereich einbezogen werden. Der WBAE gibt Empfehlungen zur
Ausgestaltung der kommenden EU-Richtlinie, die sich gerade in den
Trilogverhandlungen von Europäischer Kommission, Europäischem Parlament
und Ministerrat befindet, und für die dann notwendige Anpassung des
deutschen Gesetzes.

SAVE THE DATE: Insgesamt arbeitet der Beirat drei Empfehlungsbereiche
heraus: 1. Empfehlungen für eine wirkungsvolle Umsetzung, 2. Empfehlungen
für die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen, 3. Empfehlungen für
eine systematische Weiterentwicklung der Sorgfaltspflichten. Diese werden
in einer öffentlichen Präsentation des Gutachtens am 11. Dezember 2023 von
16:30 Uhr bis 18:00 Uhr von den Mitgliedern des WBAE vorgestellt, wobei
genügend Zeit für den Austausch mit allen interessierten Teilnehmenden
vorgesehen ist.

Zur Anmeldung: https://uni-
goettingen.zoom-x.de/webinar/register/WN_w75ztNa2Tvqd3JSSsOZVgg

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Kiel Trade Indicator 11/23: Globaler Handel geht zurück, Nahost-Konflikt noch ohne akute Auswirkungen auf Handel

Der weltweite Handel ist im November im Vergleich zum Vormonat Oktober
laut jüngstem Update des Kiel Trade Indicator zurückgegangen (preis- und
saisonbereinigt). Zu der schwachen Entwicklung passt, dass auch die Menge
an verschifften Standardcontainern gesunken ist. Speziell der deutsche
Außenhandel durchläuft zurzeit eine anhaltende Schwächephase. Der
Schiffsverkehr im Roten Meer liegt deutlich unter dem eigentlich zu
erwartenden Aufkommen. Dies dürfte aber in erster Linie konjunkturelle
Ursachen haben, die Auswirkungen des Nahost-Konflikts dürften sich erst
mittel- bis langfristig zeigen.

Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator weist für den weltweiten
Handel und den Handel großer Volkswirtschaften auf einen eher
durchwachsenen Handelsmonat November hin.

Der Welthandel geht demnach im Vergleich zum Vormonat Oktober um 0,9
Prozent zurück (preis- und saisonbereinigt). Für die EU sind die
Handelszahlen sowohl bei den Exporten (+1,4 Prozent) als auch bei den
Importen (+1,1 Prozent) leicht positiv. Der Außenhandel Deutschlands folgt
auch im November einer anhaltenden Schwächephase. Die Exporte (+0,7
Prozent) stehen leicht im Plus, die Importe (-1,1 Prozent) im Minus.

„Der deutsche Außenhandel wächst seit Ausbruch der Corona-Pandemie im
Grunde nur noch, weil die Preise steigen. Inflationsbereinigt bewegen sich
Exporte und Importe seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle“, sagt
Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

„Auf Basis der Daten des Kiel Trade Indicator ist hier kurzfristig keine
Besserung in Sicht. Im deutschen Außenhandel kommt wegen der schwachen
Konjunktur und der hohen Zinsen wohl keine Weihnachtsstimmung auf.“

In den USA dürften die Exporte (+0,1 Prozent) auf Vormonatsniveau liegen,
die Importe (+1,5 Prozent) leicht ansteigen. Für China weisen die Werte
des Kiel Trade Indicator ein leichtes Plus bzw. eine grüne Null bei den
Exporten (+0,6 Prozent) und ein Minus bei Importen (-2,6 Prozent) aus.

Containermenge sinkt, vor allem im Roten Meer. Folge des Nahost-
Konfliktes?

Die wenig positiven Aussichten für den Novemberhandel schlagen sich auch
in der Menge an weltweit verschifften Standardcontainern nieder. Sie ist
im November im Vergleich zum Oktober um über 1 Prozent gefallen und liegt
damit wieder unter der Marke von 14 Millionen Stück.

Speziell im Roten Meer ist die Menge an verschifften Standardcontainern
gesunken. Im November sind dort gut 500.000 Standardcontainer
transportiert worden, aufgrund von Erfahrungswerten aus den Jahren 2017
bis 2019 wären knapp 600.000 Stück zu erwarten gewesen.

„Es klafft immer wieder eine Lücke zwischen der tatsächlichen und der zu
erwartenden Containermenge im Roten Meer, weil China unabhängiger vom
Handel mit dem Westen und Deutschland wird. Der jüngste Rückgang der
Frachtmenge dürfte in erster Linie konjunkturelle Ursachen haben und noch
keine Folge der jüngsten gezielten Angriffe auf Handelsschiffe im Roten
Meer sein“, so Stamer.

„Terroristische Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer könnten aber in
Zukunft zu einer erneuten Belastung für den Welthandel werden, vor allem
wenn Frachtraten aufgrund von Gefahrenzulagen steigen. Langfristig könnten
Reeder auch auf alternative Routen oder Transportmittel ausweichen. Über
10 Prozent des globalen Handels führt durch das Rote Meer und den
Suezkanal, Beeinträchtigungen dort können erhebliche Auswirkungen auf den
globalen Warenverkehr mit sich bringen.“

Die nächste Aktualisierung des Kiel Trade Indicator erfolgt am 9. Januar
2024 (mit Medieninformation für die Handelsdaten im Dezember 2023).

Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle
75 Länder finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator (https://www.ifw-
kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indicator/).

Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von
75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Im
Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die
EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer
Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in
Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter
Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die
Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber
dem Vormonat.

Die Auswertung erfolgt einmal im Monat um den 5. und liefert aktualisierte
Handelszahlen für den vergangenen und den laufenden Monat.

An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst.
Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die
effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen.
Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch
für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen
Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich
umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang
einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen
statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indikators lernt
mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich
die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

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Wie Europas Vorstandsvorsitzende sich verändern müssen

Sie sollen durch Disruptionen führen und geopolitisch erfolgreich agieren.
Exklusiv erhobene Daten der WHU – Otto Beisheim School of Management
zeigen, wo europäische CEOs gut aufgestellt sind und in welchen Bereichen
neue Manager-Typen gefragt sind.

Geopolitische Spannungen, schnell wechselnde ökonomische Trends,
technologische Umbrüche und sich ändernde Anforderungen von Angestellten –
selten zuvor waren CEOs großer Konzerne mit derart vielen und
tiefgreifenden Herausforderungen konfrontiert. Viele Jahrzehnte lang haben
europäische Unternehmen die internationalen Märkte dominiert, doch in den
vergangenen Jahren scheinen sie an Stärke und Einfluss zu verlieren. Die
Daten einer Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management zeigen, wo
Europas Unternehmen diesbezüglich gut aufgestellt sind und wo man in den
einzelnen Ländern bei der Besetzung der Vorstände umdenken muss, um im
globalen Wettbewerb weiter eine Vorreiterrolle zu spielen.

Besonders in vier Bereichen müssen die CEOs der 600 größten europäischen
Unternehmen künftig effektiver navigieren, um mit ihren Unternehmen
weiterhin erfolgreich bleiben zu können. Sie müssen
1.      durch disruptive Veränderungen führen,
2.      komplexe Organisationen und ihre Ökosysteme effektiv managen,
3.      geopolitische Herausforderungen bewältigen und Chancen auf
internationalen Märkten ergreifen und
4.      inklusive Organisationen mit „Purpose“ aufbauen.

Europäischen CEOs fällt es beispielsweise oft nicht leicht, agil auf
disruptive Veränderungen zu reagieren. Ein Grund dafür ist, dass ihr
Durchschnittsalter konstant zunimmt und sie seit 2009 im Schnitt auch
länger im Amt bleiben. Andererseits ist zu beobachten, dass der
Karriereverlauf von CEOs heute wesentlich öfter als früher durch
unterschiedlichste Unternehmensbereiche, Aufgaben und Länder geführt hat
und es mehr Generalisten als Spezialisten als bei ihren Vorgängern gibt.
Sie kommen deutlich besser mit komplexen Organisationen und Umfeldern
zurecht. Auch rücken – langsam aber doch – mehr Frauen an die
Unternehmensspitzen nach. Sie bringen neue Perspektiven und Ansätze ein
und helfen den Unternehmen, besser auf Veränderungen zu reagieren.
Europäische Vorstandsetagen öffnen sich auch zunehmend für Kandidaten aus
anderen Erdteilen und Kulturkreisen. Diese bringen Kompetenzen mit, die in
internationalen Märkten und Verhandlungen enorm wertvoll sind. Gering ist
in Europa hingegen noch der Anteil von CEOs, die bereits einmal im
Personalbereich oder in einem Entwicklungsland gearbeitet haben. Sie wären
laut Studie besonders geeignet, um auf die sich ändernden Bedürfnisse der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzugehen und im schärfer werdenden
Kampf um die besten Talente erfolgreich zu sein.

Um im internationalen Wettbewerb mit ihren Unternehmen nicht den Anschluss
zu verlieren, müssen auch CEOs sich heute laufend weiterentwickeln und
neue Trends im Blick behalten. Spezialisierte und hochkarätig besetzte
Ausbildungsprogramme bieten Möglichkeiten, von Wissenschaftlern,
Vorständen und Aufsichtsräten anderer Unternehmen Inspiration zu bekommen
und sich auf Augenhöhe auszutauschen. Das „High-Potential Board Members
Program“, das die renommierten Business Schools INSEAD (Barcelona) und WHU
– Otto Beisheim School of Management gemeinsam anbieten, ist ein Beispiel
für ein solches Programm.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Serden Ozcan: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Originalpublikation:
Özcan, S./Karaevli, A. (2023): Are European CEOs Future-ready? A Status
Report on Europe's 600 Largest Corporations
https://opus4.kobv.de/opus4-whu/files/955/are_european_ceos_future_ready.pdf

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Kiel Trade Indicator 10/23: Weltweiter Handel legt deutlich zu

Der weltweite Handel zeigt sich im Oktober nach schwachen Vormonaten
deutlich aufwärtsgerichtet (Vergleich zum Vormonat September, preis- und
saisonbereinigt). Einen ähnlich starken Zuwachs gab es zuletzt im März.
Getragen wird der Aufschwung insbesondere auch von den Mitgliedsländern
der Europäischen Union, wo die Wirtschaftsleistung zuletzt leicht
schrumpfte. Die starken Handelszahlen sind daher ein positives Zeichen für
das 4. Quartal. Chinas Handelsaktivität spiegelt dagegen die global
gedämpfte Konjunktur wider.

Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator weist für den Welthandel
im Oktober im Vergleich zum Vormonat September einen deutlichen Anstieg
von 2 Prozent aus (preis- und saisonbereinigt).

Dieser wird insbesondere auch vom Handel der EU gestützt, wo sowohl
Exporte (+2,5 Prozent) als auch Importe (+2,4 Prozent) mit einem klaren
Plus versehen sind.

Für Deutschland liegen die Oktoberwerte für die Exporte (+1,8 Prozent)
ebenfalls im grünen Bereich, für die Importe (-0,2 Prozent) zeigen sie
seitwärts. Jüngste Zahlen der offiziellen Handelsstatistik hatten noch für
September eine Abnahme der deutschen Exporte dokumentiert.

„Die Zahlen für den weltweiten Handel sind stark wie lange nicht mehr, nur
im März dieses Jahres wurde ein vergleichbarer Zuwachs erreicht“, sagt
Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator.

„Durchaus überraschend, dass die guten Zahlen ausgerechnet vom EU-Handel
getragen werden, wo die Wirtschaftsleistung zuletzt geschrumpft ist. Ihre
fünf größten Volkswirtschaften – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien
und die Niederlande – könnten den Indikatorwerten zufolge ihre Exporte im
Oktober gesteigert haben, was ein sehr positives Zeichen zu Beginn des
vierten Quartals ist.“

In den USA dürften die Exporte (+0,2 Prozent) nach den Zahlen des Kiel
Trade Indicator auf Vormonatsniveau liegen, die Importe (+2,1 Prozent)
ansteigen.

Chinas Handel folgt offenbar dem konjunkturellen Abwärtssog rund um den
Globus, die Indikatorwerte zeigen einen Rückgang für Exporte (-1,4
Prozent) und Importe (-1,2 Prozent) an. „Zwar hatten sich Chinas Exporte
im August und September leicht positiv entwickelt. Der Oktober zeigt aber,
dass sich eine Rückkehr zu vergangenen Expansionsphasen schwierig
gestaltet“, so Stamer.

Reibungsloser Ablauf im Containerschiffnetzwerk

Obwohl die Wassermenge im Panamakanal weiter sinkt, bringt das für die
Containerschifffahrt derzeit keine größeren Probleme. Es stauen sich kaum
mehr Containerschiffe als üblich. Die etwa 110 Frachtschiffe, die auf
beiden Seiten des Kanals ankern, sind vor allem Tanker und
Massengutschiffe. Der Stau ist insgesamt in den vergangenen Monaten sogar
leicht gefallen. Aufgrund des Niedrigwassers hat die Kanalbehörde die
Anzahl von täglichen Frachtschiffspassagen weiter auf nun 25 reduziert,
bei voller Auslastung wären es etwa 50 Prozent mehr.

Auch von anderen wichtigen Seeregionen gehen mittlerweile keine
nennenswerten Einschränkungen mehr durch Schiffsstaus aus, Ausnahme sind
die Häfen von Shanghai und Zhejiang, deren Staus saisonal stark schwanken.
Die Menge an global verschifften Standardcontainern unterstreicht den
derzeit recht reibungslosen Ablauf im Containerschiffnetzwerk. Die Anzahl
war im September sprunghaft angestiegen und hält sich auch im Oktober
oberhalb von 14 Millionen Stück, nahe am Höchststand von vor 2 Jahren.

„Von Seiten der Containerschifffahrt steht einem guten Weihnachtsgeschäft
dieses Jahr nichts im Weg, der limitierende Faktor dürften die eher trüben
Konjunkturaussichten und die anhaltende Inflation sein“, so Stamer.

Die nächste Aktualisierung des Kiel Trade Indicator erfolgt am 6. Dezember
(mit Medieninformation für die Handelsdaten im November).

Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle
75 Länder finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator (https://www.ifw-
kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indicator/).

Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von
75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Im
Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die
EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer
Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in
Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter
Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die
Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber
dem Vormonat.

Die Auswertung erfolgt einmal im Monat um den 5. und liefert aktualisierte
Handelszahlen für den vergangenen und den laufenden Monat.

An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst.
Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die
effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen.
Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch
für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen
Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich
umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang
einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen
statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indikators lernt
mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich
die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

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