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Russische Invasion der Ukraine erschüttert Bulker-Markt

Die russische Invasion in der Ukraine führt zu Verwerfungen auf zwei
Hauptmärkten für trockene Massengüter – mit weitreichenden Folgen für die
Bulkschifffahrt.

Die russische Invasion in der Ukraine führt zu Verwerfungen auf zwei
Hauptmärkten für trockene Massengüter – mit weitreichenden Folgen für die
Bulkschifffahrt.

Zum einen ist die Ukraine einer der weltweit bedeutendsten
Getreideproduzenten mit einem jährlichen Exportvolumen von ca. 45 Mio.
Tonnen. Durch den bewaffneten Konflikt wird damit gerechnet, dass nur ein
Bruchteil der üblichen Produktion erreicht werden wird. Dies wird nicht
nur schwerwiegende Auswirkungen auf die weltweite Nahrungsmittelversorgung
und die Marktpreise haben, sondern auch auf die Bulkschifffahrt. Das
Exportvolumen der Ukraine – das vor allem Länder in Asien und Afrika zum
Ziel hat – kann voraussichtlich nicht durch Exporte anderer Länder ersetzt
werden, sodass die Nachfrage nach Seetransport vor allem bei Größenklassen
bis Panamax geringer ausfallen wird.

Zum anderen exportierte Russland 2021 noch ca. 40 Mio. Tonnen Kohle in die
EU und das Vereinigte Königreich. Die beschlossenen Embargos werden zu
einer Neuorganisation des Seetransports von Kohle führen. Während Russland
auch für Kohle aus dem Ostseeraum neue Abnehmer in Asien wie z.B. Indien
und China suchen wird, werden die europäischen Länder zusätzliche Importe
aus Übersee benötigen. Sollten russische Gaslieferungen nach Europa weiter
reduziert werden, sind darüber hinaus zusätzliche Importe für die
Stromerzeugung notwendig. Somit steigt die Nachfrage nach Seetransporten
auf langen Distanzen, was vor allem im Capesize-Segment zu spüren sein
wird. In Folge der Krise zog der Baltic Dry Index zuletzt wieder merklich
an. Langfristig ist jedoch mit einem weitere Rückgang der europäischen
Kohleimporte zu rechnen, die sich seit 2010 bereits fast halbiert haben.

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RWI/ISL-Containerumschlag-Index: Welthandel weiterhin schwach

Der Containerumschlag-Index des RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und
Logistik (ISL) ist nach der aktuellen Schnellschätzung im März
saisonbereinigt um 1,6 Punkte auf 119,2 gestiegen. Der Containerumschlag
hat insbesondere in den chinesischen Häfen kräftig zugelegt, die Daten
sind aber durch das chinesische Neujahrsfest verzerrt.

Das Wichtigste in Kürze:

- Der Containerumschlag-Index des RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und
Logistik (ISL) ist saisonbereinigt im März von 117,6 (revidiert) auf 119,2
Punkte gestiegen.

- Der Nordrange-Index, der Hinweise auf die wirtschaftlichen Entwicklung
im nördlichen Euroraum und in Deutschland gibt, ist im März gegenüber dem
Vormonat von 106,0 (unverändert gegenüber der Schnellschätzung) auf 110,1
sogar etwas deutlicher gestiegen.

- In den chinesischen Häfen kam es zu einem kräftigen Anstieg des
Containerumschlags. Der Index erhöhte sich von 106,0 auf 131,7. Die Daten
sind aber weiterhin durch das chinesische Neujahrsfest verzerrt.

- Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index für April 2022 wird am 30. Mai 2022
veröffentlicht.

Zur Entwicklung des Containerumschlag-Index sagt RWI-Konjunkturchef
Torsten Schmidt: „Der Containerumschlag konnte sich im März von dem
kräftigen Rückgang im Vormonat nur etwas erholen. Damit setzt sich die
Schwäche, die Ende des vergangenen Jahres einsetzte, fort.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Torsten Schmidt, Tel.: (0201) 8149-287, torsten.schmidt@rwi-
essen.de

Originalpublikation:
https://www.rwi-
essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/pressemitteilungen/detail/rwi-
isl-containerumschlag-index-welthandel-weiterhin-schwach

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Importzoll: eine Alternative zum Energieembargo gegen Russland

Wirtschaftswissenschaftler:innen schlagen einen Zoll auf Öl- und
Gasimporte aus Russland in die EU vor, um die Kriegskosten für das Regime
in Moskau zu erhöhen und zugleich den Schaden für die europäische
Wirtschaft gering zu halten / Veröffentlichung eines „Letter“ in der
Fachzeitschrift „Science“

Ein Zoll auf russische Energieimporte könnte der EU als Hebel dienen, um
die russischen Einnahmen aus dem Energiegeschäft zu reduzieren und
flexibel auf die Vorgehensweise Moskaus in der Ukraine reagieren zu
können. Das schlagen Ökonominnen und Ökonomen des europäischen Think Tanks
Bruegel, der Harvard-Universität und der Universität zu Köln in einem
„Letter“ an die wissenschaftliche Fachzeitschrift Science und in einem
Arbeitspapier vor. Einer der Autoren ist der Kölner Energie- und
Marktdesign-Experte Professor Dr. Axel Ockenfels.

Russland ist der größte Energieexporteur der Welt. Das Land bezieht aus
dem Energiegeschäft den Großteil seiner harten Devisen, die die russische
Wirtschaft und die Regierung Putins stützen. Die Europäische Union ist der
größte Energieabnehmer: sie bezieht 75 Prozent der russischen Gas- und 50
Prozent der Ölexporte. Da die Energielieferungen an die Infrastruktur aus
Pipelines und Terminals gebunden sind, könnte Russland im Falle eines
europäischen Energieembargos nicht schnell und flexibel neue Abnehmer
finden – etwa Indien oder China. In den Wirtschaftswissenschaften spricht
man in einem solchen Fall von einem unelastischen Angebot.

Doch auch die EU-Staaten brauchen Zeit, um sich aus ihrer Abhängigkeit von
russischer Energie zu lösen. In diesem Kontext schlägt das Team flexible
Importzölle vor. Diese würden die Energieeinnahmen Russlands reduzieren –
ohne notwendigerweise den Energiezufluss zu stoppen. Zudem wäre es
leichter für die EU-Mitgliedsstaaten, sich auf eine solche Maßnahme zu
einigen als auf einen Importstopp.

„Ein großer Vorteil des Importzolls ist, dass er flexibel und strategisch
an die wirtschaftliche und politische Dynamik des Konflikts angepasst
werden kann“, sagt Professor Dr. Ockenfels. „Auch darüber hinaus, für die
mittel- und langfristigen Bemühungen um mehr Unabhängigkeit von russischen
Energielieferungen, könnte ein Importzoll wertvolle Dienste leisten.“
Verschiedene Möglichkeiten, wie das Risiko russischer Vergeltungsmaßnahmen
bei Einführung eines Importzolls verringert werden kann, hat Ockenfels mit
zwei Koautoren zuvor in einer Korrespondenz für die Fachzeitschrift
„Nature“ beschrieben.

Um ihre Position zu stärken, müsse die EU jedoch ihre Energienachfrage
auch kurzfristig elastischer gestalten. Dazu braucht es den Autorinnen und
Autoren zufolge mehr Anstrengungen, um Öl und Gas als Energieträger durch
alternative Quellen zu ersetzen und die Nachfrage zu reduzieren. Durch
eine mutige Energiestrategie könne Europa Russland jedoch glaubhaft die
finanzielle Grundlage für seinen Krieg gegen die Ukraine entziehen.

Veröffentlichungen:

„Letter“ in Science:
http://www.science.org/doi/10.1126/science.abq4436

„Correspondence“ in Nature:
https://www.nature.com/articles/d41586-022-01008-3

Arbeitspapier des Think Tanks Bruegel:
https://www.bruegel.org/2022/04/cutting-putins-energy-rent-smart-
sanctioning-russian-oil-and-gas-2

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Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Avatar-Campus: Lernen und Arbeiten in immersiven Welten

Die Trends des neuen Lernens  (Screenshot FHWS / Hube, Gottschalk)
Die Trends des neuen Lernens (Screenshot FHWS / Hube, Gottschalk)

Trends für digital unterstütztes Lernen und Arbeiten: Die Zukunft des
Studiums wird bis zur Hälfte hybrid gewünscht

Virtuelle 2D- und 3D-Welten neben klassischen Tools der digitalen
Kommunikation und Kollaboration – bereits seit fünf Jahren entwickeln und
testen Studierende der Fakultät Wirtschafts-wissenschaften hierzu
Anwendungsmöglichkeiten. Neben herkömmlichen Videokonferenz-Modulen,
Instant-Messaging-Diensten und Screen-Sharing-Optionen kommen nun auch
Metaversien, das Eintauchen in eine virtuelle, erweiterte Realität in
digitalen Räumen zum Einsatz. Unter der Leitung der Professoren Dr.
Gerhard Hube und Dr. Arnd Gottschalk an der Hochschule Würzburg-
Schweinfurt wurde in Kooperation mit dem Münchener Technologiepartner
„Metaverse school" der Einsatz sogenannter „immersiver Welten"
ausprobiert, in denen virtuelle Umgebungen erzeugt werden und in denen man
sich als „Avatar" aufhalten kann.

Bedingt durch die Pandemie waren Unternehmen wie Hochschulen gleichermaßen
aufgerufen, neue Wege zu gehen. In einem studentischen Forschungsprojekt
wurden diese neuen Welten analysiert und ausprobiert, um die Vor- und
Nachteile zu ermitteln. Erkenntnisse und Empfehlungen sowie
Praxisbeispiele für die Post-Pandemie-Zeit konnten gesammelt werden. Diese
wurden gemeinsam mit Oliver Freitag, Bereichsleiter Innovation und Umwelt
der IHK Würzburg-Schweinfurt, in einem Webinar vorgestellt und kritisch
beleuchtet.

Dieter Heyne von der Metaverse School zeigte die Historie der Entstehung
von Metaversien auf, die 1992 mit Neal Stephensons Roman „Snow Crash“
begonnen habe und über Linden Labs` „Second Life“ 2003 bis hin zu einer
Bandbreite von Metaverse-Angeboten geführt habe. Er ergänzte, dass es in
diesem Kontext vermutlich neue Berufsbilder geben werde: So seien
beispielsweise „Instructional Designer“ oder „Immersive Coaches“ denkbar.

Die beiden Masterstudierenden Theresa Eck und Julian Rubin präsentierten
die Ergebnisse des sechsköpfigen Projektteams „Lernen und Arbeiten in
immersiven Welten“. In Best-Practice-Beispielen zeigten sie die
Anwendungsmöglichkeiten auf: Einsätze virtueller Realitäten seien u.a.
realisierbar in den Bereichen der

Medizin und Pflege (Therapie, Suchterkrankungen, Notfallmedizin)
Schutz und Recht (Militär, Polizei, Katastrophenschutz, Rettungseinsätze)
Bildung und Schule (Trainings-, Konstruktions- und Experimentalwelten)
Labor-Cluster FHWS

Über das Gathertown-Programm hatten sie ihre Hochschulräume in der
Würzburger Friedrichstraße als Avatar-Campus originalgetreu nachgebaut.
Lehrveranstaltungen konnten künftig während der Pandemie dort stattfinden,
die einen persönlichen Austausch mit nur einer Person ermöglichten im
Rahmen der Vorlesungen.

In ihrem Beitrag „Gekommen, um zu bleiben. Trends für das digital
unterstützte Lernen und Arbeiten im New Normal“ unterstrichen die beiden
Professoren, dass es keinen Wunsch nach einer Fern-Hochschule gäbe. Jedoch
müsse man sich langfristig auf Änderungen einstellen. So wünschen sich
Studierende an der Hochschule für die Post-Pandemie-Zeit zu über achtzig
Prozent für den Lehrbetrieb zusätzlich zur klassischen Präsenzlehre
ergänzende digitale Lehrinhalte und –formate. Ihre Lernumgebung würden sie
zu fünfzig Prozent am liebsten als einen Mix aus Präsenz- und Onlinelehre
zusammenstellen.

Die Ergebnisse des Projektes „Hybride Hochschullehre“ aus dem
Sommersemester 2021, durchgeführt vom Schwerpunkt Organisationsentwicklung
an der FHWS, geben weitere Informationen: Im 1. Studienabschnitt bestehe
bei der Hälfte der Studierenden der Wunsch nach Präsenz an der Hochschule,
während dieser Prozentsatz im 2. Studienabschnitt auf dreißig Prozent
absinke. Die Vorteile der Online-Lehre werden in der hohen Flexibilität
und Ressourcenersparnis gesehen. Der Online-Anteil solle überwiegend der
Theorievermittlung dienen, vor allem durch Blended Learning bzw.
aufgezeichnete Lerninhalte. Beim Präsenz-Anteil sollte der Fokus auf dem
interaktiven Unterricht und Diskussionen liegen. Die Anwendung von
Kreativtools in der Onlinelehre werde als motivierend, aktivierend und
kommunikationssteigernd bewertet.

Im beginnenden Sommersemester wird das Studium in Präsenz starten. Prof.
Gottschalk schätzt den Online-Anteil über alle Studiengänge und Semester
bei ca. zehn bis zwanzig Prozent ein. Gemäß dem Dekret des Kultusministers
und nach Genehmigung durch die Fakultätsleitung werden ausgewählte,
bewährte Online-Lehrformate weitergeführt, z.B. Projekt-Coachings, bei
denen in kompakten Terminen mit klarer, ergebnisorientierter Agenda und
Einbindung externer Projektpartnerschaften keine Anreise nötig sein wird.
Darüber hinaus werden aus Gottschalks Sicht Module zur Wissensvermittlung
genutzt wie etwa digital vorproduzierte Lerneinheiten der SMART vhb mit
Blended Learning-Einheiten. Zudem könnten auch Bachelorseminare angeboten
werden, zu denen sich Studierende aus dem Ausland bequem online zuschalten
können.

In der abschließenden Diskussionsrunde waren sich die Teilnehmenden einig,
dass es nicht darum gehe, virtuelle Angebote einfach per se aufzunehmen –
im Fokus stehe vielmehr, genau zu prüfen, in welchen Situationen Online-
Angebote Sinn machten und Präsenzangebote optimal ergänzen könnten. Gerade
auch an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften werde die
Praxisorientierung großgeschrieben. So sei es beispielsweise nicht
möglich, Testreihen im Maschinenbau virtuell durchzuführen oder Kurse der
Sozialwissenschaften, in denen es auf Körpersprache ankomme. Auch in
zahlreichen Unternehmen könne man nicht einfach den Schalter von real auf
digital umlegen, meint Oliver Freitag: So gebe es oft Verbindungs- und
Technik-Probleme, auch sei aufgrund der Einhaltung des Datenschutzes die
Tätigkeit mit etlichen Programmen nicht kompatibel.

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