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Sie befreien Seen von Algen, untersuchen Jagdschalldämpfer und steigern den Musikgenuss

v.l.n.r. Philipp Trabert erhält den 2. Preis, Nora Siepker ist die Possehl-Preisträgerin und Leonard Imhäuser bekommt den 3. Preis.  Agentur 54°
v.l.n.r. Philipp Trabert erhält den 2. Preis, Nora Siepker ist die Possehl-Preisträgerin und Leonard Imhäuser bekommt den 3. Preis. Agentur 54°

Die Umweltingenieurin Nora Siepker erhält den Possehl-Ingenieurpreis in
Höhe von 5000 Euro. Philipp Trabert erreicht mit seiner Abschlussarbeit im
Studiengang Hörakustik den zweiten Platz, der mit 3000 Euro gewürdigt
wird, dicht gefolgt von Leonard Imhäuser, der sich bei der Preisverleihung
am 22. Februar über den dritten Platz und 2000 Euro freut.

Beschreiben, was Gewinnerarbeit ausmacht – damit überzeugte Nora Siepker
die Jury und erhielt am Mittwoch, den 22. Februar, den Possehl-
Ingenieurpreis für eine herausragende Abschlussarbeit. Erstmals
präsentierten die Studierenden ihre Abschlussarbeiten in 5-Minuten-
Vorträgen vor rund 100 Gästen und einer Jury, die im Anschluss die besten
Arbeiten mit 5000 Euro für den ersten, 3000 Euro für den zweiten und 2000
Euro für den dritten Platz auszeichneten. Karoline Heber, Tobias
Schwinghammer, Philipp Wiesenthal und Sebastian Wozniak und ihre
Betreuerinnen und Betreuer freuten sich über jeweils eine Urkunde und eine
handgeschöpfte Tafel Schokolade.

„Wir haben den Possehl-Ingenieurpreis in einem schönen neuen Format
erlebt, mit spannenden Pitches von interessanten jungen Menschen. Mit
Begeisterung haben die Sieben es geschafft, dem Publikum ihre komplexen
Themen näherzubringen“, freut sich Max Schön, Vorsitzender der Possehl-
Stiftung.

Genau das schaffte die Gewinnerin Nora Siepker mit ihrem Vortrag. Die TH
Lübeck Absolventin hat ihr Bachelorstudium im Umweltingenieurwesen- und
Management mit der Arbeit „Potenzialanalyse von Algenernte als Mittel der
Restaurierung eutropher Seen“ abgeschlossen. Ihre Arbeit steht in
Zusammenhang mit einer Doktorarbeit an der CAU Kiel, in der Methoden zur
Ernte von Mikroalgen aus eutrophierten Seen untersucht werden – also Seen,
in denen sich Nährstoffe angereichert haben.

Sie begegnet damit einem bekannten Problem: mehr als zwei Drittel der
deutschen Seen zeigten 2015 eine zu hohe Konzentration von Phosphat, was
extremes Algenwachstum fördert und das Absterben vieler Organismen eines
Sees zur Folge haben kann. Die Ernte der Algen – die während ihres
Wachstums Phosphat aufgenommen haben – soll dazu führen, das Phosphat
indirekt zu entfernen. Nora Siepker hat in ihrer Bachelorarbeit eine
bestimmte Software genutzt, um die Menge an Phosphat zu bestimmen, die je
nach Filtermethode in der Ernte entfernt werden könnte. Ihre Ergebnisse
zeigen, welche Vorteile die jeweilige Filtermethode hat und welche sogar
energieeffizienter sein könnte. Außerdem analysierte sie, wie die
nährstoffreiche Biomasse weiterverwendet werden kann. Das können zum
Beispiel Algenpaste, eine Düngemittelgrundlage oder ein Dämmmittelzusatz
sein.  „Der ganzheitliche Ansatz, den Sie in Ihrer Arbeit verfolgt haben
hat die Jury nachhaltig beeindruckt“, sagt Juryvorsitzender Prof. Andreas
Schäfer.

Philipp Trabert hat das Studium der Hörakustik mit der Bachelorarbeit
„Untersuchung der Richtcharakteristiken ziviler Jagdschalldämpfer“
abgeschlossen. In seiner Arbeit beschäftigte er sich mit der Wirksamkeit
von Schalldämpfern auf zivilen Jagdgewehren. In bisherigen Messungen und
Normen wurde wenig beachtet, wie gut die Pegel-Reduktion in Abhängigkeit
von der Richtung ist. Daraus lässt sich ableiten, wie effektiv der Schutz
sowohl für den Jäger als auch für begleitende Personen und ebenso für die
Jagdhunde ist. Philipp Trabert baute einen komplexen Messaufbau an einem
Schießstand auf. Dank der Messungen konnte Trabert bestimmte Schalldämpfer
empfehlen und auch ein neues, umfassenderes Messverfahren zur Bewertung
von Schussknall-Geräuschen beschreiben. Seine Arbeit hat bereits Interesse
bei der Bundeswehr hervorgerufen, was von der Jury neben der Länge und der
Bedeutung für die Praxis die Begründung für den zweiten Platz war.

Der Absolvent Leonard Imhäuser hat seine Abschlussarbeit „Music preference
of bimodal cochlear implant users“ in Kooperation mit dem
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und dem Institut für Akustik der
TH Lübeck erstellt. Er beschäftigte sich mit Cochlea-Implantaten (CI), die
für Menschen mit starker Schwerhörigkeit die Möglichkeit bieten, wieder
Sprache zu verstehen und damit auch die soziale Interaktion zu verbessern.
Die kommerziell erhältlichen Implantate sind allerdings auf das
Sprachverstehen optimiert. Der Genuss von Musik ist über das CI häufig
problematisch. Die Träger*innen können Tonhöhen schlecht unterscheiden und
verschiedene Instrumente schlecht oder gar nicht auseinanderhalten.
Imhäuser wendete erstmalig eine Signalverarbeitung an, die eigentlich für
die Musikindustrie entwickelt wurde, um zu versuchen den Musikgenuss für
CI-Träger*innen zu steigern. Leonard Imhäuser hat sich dabei darauf
fokussiert, die Singstimme im Vergleich zu den begleitenden Instrumenten
lauter zu präsentieren. Er konnte bei eigens durchgeführten Tests mit
Proband*innen unter anderem zeigen, dass CI-Träger*innen im Vergleich zu
einer größeren Gruppe an Normalhörenden tatsächlich die Musik mit
hervorgehobener Stimme bevorzugten. „Ihre Arbeit kann die Lebensqualität
der Menschen erhöhen. Das ist sehr preiswürdig“, betont Andreas Schäfer.

Die Präsidentin der TH Lübeck, Dr. Muriel Helbig, überreichte gemeinsam
mit Max Schön und   dem stellvertretenden Vorsitzenden der Possehl-
Stiftung, Prof. Klaus-Peter Wolf-Regett, die vier Urkunden und drei
Preise.  „Die heutige Preisverleihung zeigt, wie vielfältig die Themen
sind, die hier an der TH Lübeck von unseren Studierenden bearbeitet
werden. Und unsere Studierenden haben gezeigt, wie fachlich
hochqualifiziert sie sind“, sagt Muriel Helbig. „Ein besonderer Dank geht
dabei an unsere engagierten Professorinnen und Professoren, die die
Studierenden bei ihren Abschlussarbeiten betreut haben“, betont Helbig.
Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr: sowohl die Studierenden, die
keinen Possehl-Ingenieurpreis erhalten haben als auch ihre jeweiligen
Betreuerinnen und Betreuer erhalten als Team eine Würdigung in Form von
Urkunden.

Die Singer-Songwriterin Katharina Schwerk begleitete die Veranstaltung im
Bauforum mit souliger Stimme und eigenen Songs. Die Studierenden und die
zahlreichen Gäste ließen den Abend bei einem Sekt-Imbiss ausklingen.

Über den Possehl-Ingenieurpreis

Der Possehl-Ingenieurpreis wird seit 1983 für hervorragende
Abschlussarbeiten an Absolvent*innen der TH Lübeck vergeben. Er
dokumentiert die ganze Vielfalt der Lehre für Technik,
Naturwissenschaften, Bauen und Wirtschaft. In diesen Disziplinen werden
die Absolventinnen und Absolventen so ausgebildet, dass sie ausgezeichnete
Arbeiten anzufertigen können, von denen die herausragenden mit dem
Possehl-Ingenieurpreis prämiert werden. Seit der ersten Preisverleihung
1983 wurden über 75 Preise und Prämien vergeben.

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Ein Malbuch für die Enkelin von Mahatma Gandhi FH Dortmund baut Kooperation mit Hochschulen in Südafrika aus

Der intensive Austausch zwischen der Fachhochschule Dortmund und mehreren Universitäten in Südafrika kann fortgesetzt werden. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) unterstützen die Kooperation für weitere vier Jahre mit circa 400.000 Euro.

 

„Unser Fokus liegt auf den Auswirkungen globaler Transformation und den Folgen für die Akteure der Sozialen Arbeit“, erklärt Prof. Dr. Michael Boecker, Prodekan am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund. Er arbeitet seit 2019 am Aufbau eines Netzwerks mit Hochschulen und Nichtregierungsorganisation in Südafrika. Während der Corona-Pandemie hatte er gemeinsam mit der University of KwaZulu-Natal unter anderem ein Malbuch für Kinder in der Heimatsprache isiZulu herausgegeben, um Hygiene-Maßnahmen spielerisch zu erklären. Eine englischsprachige Version des Buches gibt es inzwischen auch in Ghana. Zuletzt zeigte zudem die südafrikanische Friedensaktivistin Ela Gandhi, Enkelin von Mahatma Gandhi, Interesse an dem Projekt.

 

„In den kommenden Jahren wollen wir uns noch stärker um den wissenschaftlichen Austausch bemühen“, sagt Prof. Boecker. Noch in diesem Jahr ist dazu eine Research-Konferenz in Johannesburg angesetzt, an der Promovierende und Master-Studierende der FH Dortmund und der Netzwerk-Universitäten teilnehmen. Dazu zählen neben der University of KwaZulu-Natal nun auch die University of Johannesburg und die Midland State University mit Sitz in Zimbabwe. „Wir konnten in der Projektfortsetzung ein weiteres Land des globalen Südens in das Wissenschaftsnetzwerk integrieren“, zeigt sich Prof. Boecker erfreut.

 

Zentrale Themen der Research-Konferenz sind unter anderem die Verteilung von Armut und Reichtum und die Folgen für die Gesellschaften, der Einfluss kolonialer Herrschaft auf die Länder des globalen Südens, sowie Rassismus und Diskriminierung als Herausforderungen für die Soziale Arbeit. „Die Begegnung und die wissenschaftliche Diskussion sind Basis für Verständnis und Erkenntnis“, so Prof. Boecker. „Wir wollen die nächste Generation von Wissenschaftler*innen und Sozialarbeiter*innen im globalen Norden und Süden füreinander sensibilisieren.“

 

Neben der Wissenschaftskonferenz sind mehrmonatige Auslands- und Forschungsaufenthalte sowie Workshops mit Nichtregierungsorganisationen geplant. Zudem sollen die Hochschulen mit einer Wissens- und Transfer-Plattform auch digital vernetzt werden. „Damit schaffen wir die Grundlage für eine künftige strategische Zusammenarbeit“, erklärt Prof. Boecker.

Hilfreiche Technik für mehr Unabhängigkeit im Alter – Ausstellung und Vorträge an der DHBW Heidenheim

Am 11. April finden an der DHBW Heidenheim zwei Vorträge zum Thema
"Hilfreiche Technik für mehr Unabhängigkeit im Alter" statt. Verschiedene
technische Alltagshelfer können in einer Ausstellung am 12. April
ausprobiert werden.

Unabhängig und eigenständig zu Hause zu leben ist ein hohes Gut und ein
großer Wunsch vieler älterer Menschen. Das bloße Alter, Krankheiten oder
Gebrechlichkeit können jedoch große Anforderungen an das Leben in den
eigenen vier Wänden stellen. Dabei sind es häufig die kleinen Dinge, die
ein selbstbestimmtes Leben erschweren. Technische Alltagshelfer und
digitale Lösungen versprechen Unterstützungen für Betroffene und
Angehörige in der häuslichen Versorgung. Welche stehen zur Verfügung, und
welche werden von Betroffenen akzeptiert?

„Auch bei Pflegebedürftigkeit kann Technik einen wichtigen Beitrag
leisten“, sagt Prof. Dr. Marcel Sailer. Er ist Prodekan Gesundheit und
Studiengangsleiter für Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg und forscht gemeinsam mit Prof. Dr. Barbara
Steiner, Professorin der Sozialen Arbeit, daran, welche Technologien eine
Unterstützung bieten und wie sich der Gebrauch auf die soziale Teilhabe
auswirkt. „Oft wissen Betroffene gar nicht, was es bereits alles auf dem
Markt gibt, oder haben Hemmungen, die Geräte zu nutzen“, sagt Prof. Dr.
Barbara Steiner.

Deshalb findet am 11. April, ab 16.30 Uhr eine Informationsveranstaltung
zum Thema statt. Prof. Dr. Barbara Steiner und Prof. Dr. Marcel Sailer
geben Einblicke in Technologien, die eine Unterstützung im Alter bieten
können, und zeigen, wie sich der Gebrauch auf die soziale Teilhabe
auswirkt. Die Vorträge finden in der Aula (Raum 203, 2. OG) der DHBW
Heidenheim statt und wenden sich an Fachleute aus der Pflege, Alten- und
Behindertenhilfe, Studierende der Pflege und Sozialwissenschaften,
Senior*innen und sorgende Angehörige und alle, die sich für das Thema
Technische Unterstützungssysteme in der häuslichen, pflegerischen
Versorgung interessieren. Die Teilnahme ist kostenlos. Zur besseren
Planung wird um eine Anmeldung bis 5. April unter www.heidenheim.dhbw.de
/vortrag-aal gebeten.

Zusätzlich öffnen die beiden Professor*innen am 12. April gemeinsam mit
ihren Studierenden ihr Labor und stellen an der DHBW Heidenheim,
Marienstraße 20, verschiedene Technologien zur Unterstützung im Alter vor.
Unter anderem kann man Erinnerungssysteme, Sturzerkennung, Notfallsysteme,
Orientierungssysteme und Unterhaltungssysteme testen. Vor Ort stehen neben
Dozent*innen der DHBW Heidenheim auch Studierende der Angewandten
Gesundheits- und Pflegewissenschaften für Fragen und Gespräche zur
Verfügung.

Interessierte sind am 12. April herzlich eingeladen, die Ausstellung in
den Blickboxen der DHBW Heidenheim, Marienstraße 20, zu besuchen. Die
Ausstellung ist kostenfrei, und es ist keine Anmeldung notwendig.

Über die Referent*innen

Prof. Dr. Marcel Sailer ist Prodekan für den Studienbereich Gesundheit und
leitet den Studiengang „Angewandte Gesundheits- und Pflegewissenschaften“.
Von 2017 bis 2019 war er ebenfalls Studiengangsleiter der „Angewandten
Hebammenwissenschaft“ an der DHBW Heidenheim. Professor Sailer ist
gelernter Krankenpfleger, studierte in Freiburg sowie Boston und
promovierte an der Universität Ulm.

Prof. Dr. Barbara Steiner ist Professorin in der Fakultät Sozialwesen. Sie
promovierte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie studierte
zuvor am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard-Karls-
Universität Tübingen Sozial-/Erziehungswissenschaften und war dort als
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der „Forschungsstelle Lebenswelten
behinderter Menschen“ an tätig.

Was die Frankfurter Schule zur Lage der Gesellschaft sagt / Veranstaltungsreihe von Kulturdezernat und Normative Orders

Was sagt die Kritische Theorie der „Frankfurter Schule“ zur gegenwärtigen
Lage der Gesellschaft – ob lokal, national oder international? Das
Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das
Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten
den derzeitigen Vertreterinnen und Vertretern der berühmten Denkschule ein
Podium: In der Reihe „Frankfurter Schule“ werden aktuelle Themen
diskutiert.

Gesellschaftliche Normen, in Institutionen und Ordnungen manifestiert,
bilden das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte
Frankfurter Schule vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im
Sinne einer umfassenden „Kritischen Theorie“ ganzheitlich und
(ideologie-)kritisch in den Blick zu nehmen – eine Herangehensweise, deren
Bedeutung und internationale Wirkmacht bis heute ungebrochen sind. Doch
was sagt die Frankfurter Schule, die Gesellschaftsanalysen stets mit
Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen Lage der Gesellschaft?
Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte Generation“ auf
weltweite Krisen und Konflikte?

Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das
Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das
Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an
gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“.
Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ –
Position beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner der
einzigartigen Reihe sind das Institut für Sozialforschung, das Museumsufer
Frankfurt und hr2-kultur.

Bei der Auftaktveranstaltung

am Montag, 20. März, um 18 Uhr
im MUSEUM MMK MODERNE KUNST
Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main

sprechen der Philosophieprofessor Christoph Menke (Goethe-Universität,
Normative Orders) und der Autor Cord Riechelmann über das Thema „Was ist
Befreiung?“. Im Mittelpunkt des Abends steht Menkes erst jüngst im
Suhrkamp Verlag erschienenes Buch Theorie der Befreiung. Darin geht der
Philosoph von der Diagnose aus, dass bisherige Befreiungsbewegungen stets
in neue Abhängigkeitsordnungen gemündet seien und zeigt auf, wie Freiheit
und Herrschaft unauflöslich miteinander verwoben sind.

Christoph Menke, geboren 1958 in Köln, hat Germanistik und Philosophie in
Heidelberg und Konstanz studiert, wo er 1987 promoviert wurde. Die
Habilitation Tragödie im Sittlichen. Hegel und die Freiheit der Moderne
erfolgte 1995. Seit 2009 ist er Professor für Praktische Philosophie mit
Schwerpunkt Politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Goethe-
Universität und Mitglied des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“.

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und
Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für
das Sozialverhalten von Primaten und für die Geschichte biologischer
Forschung. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für
die Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

„Die Kritische Theorie ist heute wichtiger denn je. Aber eine
Denktradition kann nur bestehen bleiben, wenn sie sich fortentwickelt. Sie
muss nicht nur auf neue soziale, gerade auch globale, Herausforderungen
eingehen, sondern hat, das ist das Besondere an dem Frankfurter Ansatz,
einen umfassenden systematischen Anspruch. Auch dieser muss stetig
überdacht werden; er läuft im Kern darauf hinaus, die Unvernunft dessen
sichtbar zu machen, was im konventionellen Sinne als vernünftig gilt. Was
das konkret bedeutet, wollen wir im Dialog mit der Stadtgesellschaft
diskutieren“, sagt Prof. Rainer Forst, Direktor des Forschungszentrums
Normative Ordnungen, zum Start der Reihe.

„Die Frankfurter Schule hat Frankfurt und die deutsche
Nachkriegsöffentlichkeit geprägt wie keine andere Denkschule sonst und
entscheidend dazu beigetragen, dass sich eine demokratische Öffentlichkeit
herausbilden konnte“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina
Hartwig. Die freiheitliche Ordnung, in der wir heute leben, sei dabei
nicht weniger umstritten als in jenen Jahren. „Es gibt drängende Fragen
unserer Zeit. Und es gibt Antworten, kritische Antworten, Frankfurter
Antworten. Die Gesellschaft braucht den kritischen Blick der Frankfurter
Schule, um Lösungen für aktuelle Probleme zu finden – etwa das
Auseinanderdriften von Arm und Reich oder die zunehmende Polarisierung der
Gesellschaft“, so Hartwig weiter.

Susanne Pfeffer, Leiterin des Museums für Moderne Kunst, gab ihrer Freude
Ausdruck, dass die neue Diskussionsreihe in Frankfurter
Kultureinrichtungen stattfinden soll. „Museen sind wichtige Orte, um
Diskussionen zu führen. So haben wir eine weitere Möglichkeit, einen
Beitrag zu einer relevanten Thematik in der Stadt zu leisten.“

Die Reihe wird quartalsweise in den Frankfurter Museen fortgesetzt,
beginnend im MMK Museum für Moderne Kunst.

Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-
frankfurt.de/134094396