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Online vs. Offline: Wie sucht man heute am besten einen Job?

Wie sucht man heute am besten einen Job Symbolbild
Wie sucht man heute am besten einen Job Symbolbild

Die Jobsuche hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Während Online-Methoden durch ihre Reichweite und Effizienz dominieren, behalten traditionelle Offline-Ansätze in bestimmten Branchen und Regionen ihre Bedeutung. Spezialisierte Jobportale bieten gezielte Möglichkeiten, um spezifische Zielgruppen anzusprechen.

In diesem Beitrag beleuchten wir die Vor- und Nachteile von Online- und Offline-Methoden in der modernen Jobsuche und geben praktische Tipps für eine erfolgreiche Stellensuche.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes: Online im Aufwind

In der heutigen Zeit der Digitalisierung wandeln sich viele traditionelle Prozesse, und die Jobsuche bildet da keine Ausnahme. Auf die Fragen “Wie sucht man heute einen Job?” gibt es daher zwei Antworten: die klassische Papierbewerbung über Zeitungsanzeigen oder der moderne Online-Weg. Wie viele andere Lebensbereiche wird auch die Arbeitssuche zunehmend digital. Diese Entwicklung spiegelt einen größeren Trend wider, bei dem Online-Lösungen in den Vordergrund rücken.

Diese digitale Transformation der Arbeitswelt erstreckt sich über den gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus und verändert nachhaltig die Art und Weise, wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer zueinander finden. Die Zukunft der Jobsuche liegt eindeutig im digitalen Bereich, wobei innovative Technologien wie künstliche Intelligenz und Big Data eine immer größere Rolle spielen.

Online-Jobportale: Die Vorteile im Überblick

Online-Jobportale haben sich zu einem unverzichtbaren Instrument in der modernen Arbeitswelt entwickelt. Sie bieten sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitssuchenden zahlreiche Vorteile, die den Rekrutierungsprozess erheblich erleichtern und beschleunigen.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Vorzüge:

  1. Große Reichweite: Unternehmen können eine breite Masse an potenziellen, globalen Kandidaten erreichen und so die Chancen erhöhen, den perfekten Mitarbeiter zu finden.

  2. Präzise Suchfunktionen: Arbeitssuchende können dank ausgefeilter Filter gezielt nach passenden Stellenangeboten suchen und Zeit sparen.

  3. Detaillierte Kandidatenprofile: Arbeitgeber erhalten umfassende Einblicke in die Qualifikationen und Erfahrungen der Bewerber, was die Vorauswahl erleichtert.

  4. Kosteneffizienz: Im Vergleich zu traditionellen Rekrutierungsmethoden sind Online-Jobportale oft kostengünstiger und erreichen dennoch eine größere Zielgruppe.

  5. Aktualität: Stellenangebote können in Echtzeit veröffentlicht, aktualisiert oder entfernt werden, was die Aktualität der Ausschreibungen gewährleistet.

Diese Vorteile machen die Online-Jobsuche zu einem bevorzugten Werkzeug in der heutigen Welt.

Offline-Jobsuche: Noch zeitgemäß?

Obwohl die Online-Jobsuche stark an Bedeutung gewonnen hat, nutzen einige Arbeitssuchende weiterhin traditionelle Methoden wie Zeitungen. Diese Offline-Jobsuche kann jedoch nur lokal relevante Stellenangebote bieten und deren Aktualität ist oft fraglich.

Vor allem in Ländern mit eingeschränktem Internetzugang oder in bestimmten Branchen bleibt die Offline-Suche aber von Wert. Die regionale Ausrichtung solcher Methoden kann in spezifischen Märkten entscheidend sein, die nicht ausreichend durch digitale Angebote abgedeckt werden.

Statistische Einblicke: Umfrageergebnisse zur Rekrutierung

Die Bedeutung digitaler Plattformen wird durch Statistiken unterstrichen: Etwa 73 % der Personalverantwortlichen im deutschsprachigen Raum betrachten sie als effektivstes Rekrutierungsinstrument. Dies verdeutlicht, dass Online-Jobportale nicht nur ein Trend, sondern eine etablierte und zukunftsweisende Lösung in der Personalgewinnung sind.

Im Vergleich dazu verlieren traditionelle Rekrutierungsmethoden, wie Zeitungsanzeigen, an Relevanz, da sie häufig eine geringere Reichweite und Effektivität haben. Online-Jobportale bieten bessere Möglichkeiten, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen, wodurch die Chancen auf erfolgreiche Einstellungen deutlich steigen.

Stellenbörsen im Vergleich

Der Vergleich gängiger Online-Jobportale verdeutlicht die unterschiedlichen Stärken und Schwächen dieser Plattformen. Einige Portale bieten eine umfassende Reichweite sowie eine benutzerfreundliche Bedienung, die die Jobsuche merklich vereinfacht. Andere zeichnen sich durch spezielle Zusatzleistungen aus, wie beispielsweise Gehaltsvergleiche oder Bewertungen von Nutzern, die einen wertvollen Einblick in die Plattformen bieten.

Einige beliebte Optionen sind zum Beispiel:

  • Indeed: Mit einer breiten Palette an Stellenangeboten und einer einfachen Bedienung ist Indeed eine der beliebtesten Plattformen weltweit. Die Reichweite ist immens, was sowohl Arbeitgebern als auch Bewerbern zugutekommt. Zusatzfunktionen wie Gehaltsinformationen und Arbeitgeberbewertungen bieten zusätzlichen Mehrwert.

  • StepStone: Besonders stark in Deutschland, bietet StepStone spezialisierte Angebote für qualifizierte Fachkräfte und Führungskräfte. Der Branchenfokus liegt auf IT, Ingenieurwesen und weiteren Fachgebieten. Die Plattform bietet umfassende Tools zur Erstellung von Bewerbungsunterlagen sowie detaillierte Stellenprofile.

  • Jobsfürmich.ch: Diese Schweizer Plattform ist auf den regionalen Arbeitsmarkt spezialisiert und bietet Stellenangebote, die gezielt auf die Bedürfnisse der Schweiz und ihrer Kantone abgestimmt sind. Jobsfürmich.ch zeichnet sich durch eine benutzerfreundliche Oberfläche und eine starke regionale Fokussierung aus, die sowohl Arbeitgebern als auch Bewerbern zugutekommt.

Bei der Auswahl der geeigneten Plattform sind Faktoren wie der Branchenfokus, die Zielgruppe und das Preis-Leistungs-Verhältnis von Bedeutung. Ein differenzierter Blick auf die spezifischen Vorzüge hilft, die passende Entscheidung für die Rekrutierungsziele zu treffen.

Zielgruppenorientierte Jobportale: Effizient und spezifisch

Neben allgemeinen Jobportalen existieren spezialisierte Plattformen, die sich gezielt an bestimmte Zielgruppen richten, etwa Studenten oder Mütter, die nach einem Minijob suchen. Diese Portale ermöglichen eine präzise Stellensuche, die die Bedürfnisse von Arbeitssuchenden und Arbeitgebern berücksichtigt.

Fachanwendungsportale: Branchenfokus

Fachspezifische Jobportale sind entscheidend für die Jobsuche in Bereichen wie Medizin, Medien und IT. Diese Plattformen bündeln gezielt relevante Stellenangebote und ermöglichen eine erfolgreiche Ansprache von qualifizierten Kandidaten. Arbeitgeber können ihre Eignung durch maßgeschneiderte Inserate effektiver präsentieren. Zudem fördern diese Portale den fachlichen Austausch und stärken die Vernetzung unter Branchenexperten.

Lokale Jobportale: Chancen vor Ort

Regionale Jobportale sind entscheidend für die Stellenvermittlung in bestimmten geografischen Regionen. Sie bieten Arbeitssuchenden die Möglichkeit, passende Stellenangebote aus ihrer Umgebung zu finden, und berücksichtigen dabei lokale Gegebenheiten. Arbeitgeber profitieren von der direkten Ansprache regionaler Kandidaten, was den Rekrutierungsprozess beschleunigt und effektiver gestaltet.

Zudem ermöglicht die regionale Fokussierung eine stärkere Verankerung im lokalen Markt, wodurch Unternehmen bestehende Netzwerke nutzen können, um geeignete Talente zu rekrutieren. So wächst die Chance auf eine erfolgreiche Besetzung von Stellen und die Stärkung der lokalen Arbeitsmärkte.

Tipp: Verschiedene Kanäle wählen

Sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitssuchende ist es wichtig, verschiedene Kanäle bei der Stellensuche oder -vergabe zu nutzen, um die besten Chancen auf Erfolg zu haben.

Für Arbeitssuchende bedeutet dies, sich nicht nur auf ein einziges Jobportal zu verlassen. Es gibt zahlreiche Plattformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten – von allgemeinen Jobbörsen bis hin zu fachspezifischen und regionalen Portalen. Die Kombination mehrerer Kanäle eröffnet ein breiteres Spektrum an Stellenausschreibungen, die je nach Branche oder Region variieren können. Während größere Plattformen wie Indeed oder StepStone eine breite Palette an Stellenangeboten bieten, bieten fachspezifische Portale oft passgenauere Ergebnisse für spezielle Berufsgruppen oder Qualifikationen, wie IT-Experten, Handwerker oder Pflegekräfte.

Arbeitgeber profitieren ebenfalls von der Diversifizierung ihrer Kanäle. Durch die Schaltung von Stellenanzeigen auf unterschiedlichen Portalen, die sich an spezifische Zielgruppen richten, lässt sich eine größere Reichweite erzielen. Lokale Portale können beispielsweise regionale Talente ansprechen, während branchenspezifische Plattformen qualifizierte Fachkräfte mit den benötigten Kompetenzen erreichen. Gleichzeitig bieten soziale Netzwerke wie LinkedIn oder XING wertvolle Möglichkeiten, potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen und Netzwerke zu nutzen.

Zusätzlich zur Nutzung von Jobportalen können auch traditionelle Kanäle wie Netzwerktreffen, Jobmessen, die Agentur für Arbeit oder persönliche Kontakte nützlich sein. Oft entstehen durch persönliche Empfehlungen neue Möglichkeiten, die in Online-Stellenbörsen nicht zu finden sind.

Eine vielfältige Herangehensweise erhöht die Chancen für beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitssuchende – den perfekten Match zu finden.

Fazit

Der moderne Stellenmarkt bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Jobsuche und Personalgewinnung, wobei Online-Jobportale zunehmend an Bedeutung gewinnen. Sie bieten große Reichweite, präzise Suchfunktionen und Kosteneffizienz, während traditionelle Methoden wie Zeitungsannoncen in spezifischen Nischen ihre Relevanz behalten.

Eine Kombination aus Online- und Offline-Strategien kann für beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitssuchende – den Erfolg steigern. Durch den Einsatz spezialisierter und regionaler Plattformen lassen sich Zielgruppen gezielt ansprechen, während innovative Technologien die Zukunft der Jobsuche weiter prägen werden.

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Bühne frei für die „Frankfurt Alliance“

Auf dem Roßmarkt lädt das neue Wissenschaftsnetzwerk mit einem Science
Festival zum Staunen, Fragen, Diskutieren und Mitmachen ein

Im Januar 2024 haben sich 16 Frankfurter Forschungseinrichtungen zur
„Frankfurt Alliance“ zusammengeschlossen. Um die Stärke und Vielfalt der
Forschung in der Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main und der Region
Rhein-Main und ihre Bedeutung für die Gesellschaft im Herzen der
Mainmetropole sichtbar zu machen, lädt das Bündnis aus außeruniversitären
Forschungsinstituten und Goethe-Universität zum großen „Science Festival“
ein, das

am Samstag, 28. September, von 10 bis 19 Uhr
auf dem Roßmarkt
in der Frankfurter Innenstadt

stattfindet. In vielen Zelten und auf einer Bühne wird bei diesem bunten
Familienfest Wissenschaft hautnah erlebbar. Das vielfältige Programm
reicht von Science Slams über Streitgespräche zu aktuellen
gesellschaftspolitischen Themen und Mitmach-Aktionen bis hin zu
Kurzvorträgen und musikalischen Auftritten. Forschende aus verschiedenen
Fachbereichen der Goethe-Universität und die forschungsstarken Institute
der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-
Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft sowie das Paul-Ehrlich-Institut
und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung geben
Einblicke in ihre Forschung und stehen für Fragen und Gespräche bereit.

Den Auftakt auf der Bühne bildet eine Podiumsdiskussion zum Thema
(Bildungs-) Gerechtigkeit unter Beteiligung des DIPF | Leibniz-Instituts
für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Dabei geht es um den
Zusammenhang zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft, um soziale
Mobilität und die Bedeutung von Politik und Forschung in
Entscheidungsprozessen. Ein großes KI-Quiz in Form eines Prompt Battles,
ein Talk und Comedyeinlagen der beiden schrägen „Professoren“ Dr. KNOW und
Dr. HOW stehen ebenfalls auf dem Programm. Gemeinsam mit Biologinnen und
Biologen und ausgestattet mit einer Lupe kann man den Roßmarkt erkunden
und so erforschen, was da zwischen Pflasterfugen und Mauerritzen wächst.
Den Abschluss bildet eine Rap-Performance von Coodiny alias Nikita Kudakov
und seiner Live-Band. Nikita Kudakov macht seit seiner Jugend Musik und
erforscht mittlerweile als Doktorand am Max-Planck-Institut für empirische
Ästhetik die Interaktion von Rappern mit dem Publikum. Das Bühnenprogramm
moderiert Stephan Hübner von hr-Info, dem Medienpartner des Festivals.

Parallel dazu geben die Institutionen in jeweils einem Pagodenzelt
Einblicke in ihre Forschungsaktivitäten. Um einige Beispiele zu nennen:
Anhand eines begehbaren Modells des menschlichen Herzens zeigen Max-
Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung und Goethe-Universität in
einem gemeinsamen Zelt ein zentrales Forschungsobjekt des
Exzellenzclusters Cardiopulmonary Institute (CPI), das den Erkrankungen
des Herz-Kreislaufsystems gewidmet ist. Direkt nebenan blüht es bunt: Im
Zelt der Goethe-Uni gibt es offene Ateliers zum Experimentieren, Malen und
Knobeln, außerdem stellen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaftlerinnen
und  wissenschaftler in der Reihe „Herzstück meiner Forschung“ ihr ganz
persönliches Lieblingsthema vor. Im Zelt der Senckenberg Gesellschaft für
Naturforschung kann man auf einer Reise um die Welt Kamerafallen aus
Bolivien und Südafrika auswerten. Das Leibniz-Institut für Friedens- und
Konfliktforschung sammelt Frankfurter Ideen für den Frieden. Unter dem
Titel „Tauche ein in die Zelle“ hält das Max-Planck-Institut für Biophysik
VR-Brillen bereit, mit denen man die Bausteine des Lebens von innen
erleben kann. Und zwei Mitmach-Experimente des GSI Helmholtzzentrums für
Schwerionenforschung zeigen die Funktion von Teilchenbeschleunigern.

Das Festival lädt Jung und Alt ein, neugierig zu sein, mitzureden, Fragen
zu stellen und mehr über Wissenschaft zu erfahren. Für das leibliche Wohl
sorgen Food Trucks mit Spezialitäten aus der Region. Liegestühle und
zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Innehalten ein. Das Festival
startet um 10 Uhr und endet um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das ganze Programm und weitere Infos: https://frankfurtscience.de/

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Bedingungsloses Grundeinkommen: Steuern müssten erhöht werden, Arbeitsangebot würde sinken

Mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) in
existenzsicherndem Umfang würden die staatlichen Transferzahlungen
steigen. Um es zu finanzieren, wären allerdings deutliche Steuererhöhungen
notwendig. Die Einführung eines haushaltstyp- und wohnortabhängigen
Grundeinkommens würde zu einem erheblichen Rückgang der Arbeitsstunden
führen, der je nach Gestaltung der zur Gegenfinanzierung notwendigen
Einkommensteuerreform bis zu ca. 30 Prozent liegen würde. Zu diesen
Simulationsergebnissen kommt eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung und des Instituts für Volkswirtschaftslehre und Recht
(IVR) der Universität Stuttgart. ...

... Die Umverteilungswirkung des BGE hängt davon ab, wie die damit
einhergehende Steuerreform gegenfinanziert wird.

Das Wichtigste in Kürze:

- Die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens bei gleichzeitigem
Wegfall von Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld I und II – bzw. des
Bürgergelds –, Sozialgeld, der Grundsicherung im Alter und dem Kindergeld
würde das deutsche Sozialsystem stark vereinfachen. Diese grundlegende
Reform des Sozialstaats könnte prinzipiell den bürokratischen Aufwand der
Grundsicherung erheblich reduzieren. Um die simulierten Reformen des BGE
zu finanzieren, wären indes deutliche Steuererhöhungen notwendig. Zudem
würden Bezieher des BGE ihre Arbeitszeit reduzieren. Zu diesem Ergebnis
kommt eine aktuelle Studie des RWI und der Universität Stuttgart.

- Die Untersuchung der Reformszenarien zeigt: Mit Einführung des BGE
würden die staatlichen Transferzahlungen steigen. Gleichzeitig wären
Steuererhöhungen erforderlich. Denn: Erstens würde das BGE an jeden Bürger
ausgezahlt.  Zweitens können nicht sämtliche im Sozialbudget enthaltenen
Leistungen wegfallen, weil entweder privatrechtliche Ansprüche oder
individuelle Rechtsansprüche bestehen oder der Erhalt der Leistungen für
die Gewährung des Existenzminimums notwendig ist. Drittens würden Bezieher
des BGE ihre Arbeitsstunden reduzieren – und die Finanzierung der Reform
damit zusätzlich erschweren.

- In den beschriebenen Reformszenarien werden Finanzierungsmöglichkeiten
durch eine Reform des Einkommensteuertarifs simuliert und hinsichtlich
ihrer Verteilungswirkung untersucht. Wird außerdem noch das Verhalten der
Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt in den Simulationen berücksichtigt, ist
das „klassische“ BGE durch die untersuchten Einkommenssteuererhöhungen
nicht finanzierbar. Das gilt für ein BGE von 1.000 Euro pro Erwachsenen
und 500 Euro pro Kind. Gleichzeitig wäre ein solches Grundeinkommen nicht
für alle Haushaltskonstellationen existenzsichernd.

- Zusätzlich zum „klassischen“ Bedingungslosen Grundeinkommen wird in der
Studie auch ein haushaltstyp- und wohnortabhängiges Grundeinkommen
simuliert. Die Höhe dieses bedarfsabhängigen Grundeinkommens hängt von der
Haushaltszusammensetzung und dem Mietniveau des Wohnorts ab. Im Gegensatz
zum „klassischen“ BGE ist hier eine für alle Haushalte existenzsichernde
Variante finanzierbar. Wie beim „klassischen“ BGE würde dieses Einkommen
unabhängig vom Vermögen oder der tatsächlichen Miethöhe ausgezahlt. Mit
der Einführung eines haushaltstyp- und wohnortabhängigen Grundeinkommens
würden die Arbeitsstunden in Deutschland insgesamt um bis zu ca. 30
Prozent reduziert – je nach Gestaltung der zur Gegenfinanzierung
notwendigen Einkommensteuerreform.

- Die jährlichen Kosten für das haushaltstyp- und wohnortabhängiges
Grundeinkommen fallen (ohne Berücksichtigung von Arbeitsangebotseffekten)
rund 83 Milliarden Euro niedriger aus als bei den untersuchten Varianten
des „klassischen“ Bedingungslosen Grundeinkommens.

- Im Unterschied zum „klassischen“ Bedingungslosen Grundeinkommen wäre ein
haushaltstyp- und wohnortabhängiges Grundeinkommen auch bei
Berücksichtigung von Arbeitsangebotsreaktionen finanzierbar,
beispielsweise durch eine Flat Tax von ca. 70 Prozent. Die Arbeitsstunden
würden in diesem Fall um etwa 20 Prozent sinken. Diese Schätzung ist indes
mit hoher Unsicherheit behaftet und ignoriert andere Ausweichreaktionen
als Anpassungen der Arbeitsstunden.

- Im Vergleich zum Status quo bewirkt eine gleichzeitige Reform des
Steuer- und Transfersystems mit einer Flat Tax eine starke Umverteilung
zur unteren Hälfte der Einkommensverteilung. Im Durchschnitt würden
Alleinerziehende über mehr Einkommen verfügen, während das verfügbare
Einkommen von Paarhaushalten und Familien im Durchschnitt zurückginge. Die
Zusatzbelastung der oberen Einkommensgruppen ließe sich mindern, wenn die
Verwaltungsausgaben im Sozialsystem (im Jahr 2021 knapp 40 Milliarden
Euro) erheblich reduziert würden. Dann könnte das Bedingungslose
Grundeinkommen mit einem etwas geringeren Einheitssteuersatz finanziert
werden: Um das BGE unter Berücksichtigung von Arbeitsangebotseffekten mit
einem Einheitssteuersatz von 48 Prozent zu finanzieren, wären insgesamt
Einsparungen von jährlich 590 Milliarden Euro notwendig. Um unter
Berücksichtigung von Arbeitsangebotseffekten das haushaltstyp- und
wohnortabhängige Grundeinkommen zu finanzieren, müssten jährlich insgesamt
504 Milliarden Euro eingespart werden.

- Um die Verteilungswirkungen, Finanzierungsbedarfe und
Umsetzungsmöglichkeiten des BGE zu schätzen, verwenden die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das RWI-Einkommensteuer-
Mikrosimulationsmodell (EMSIM) auf Grundlage einer repräsentativen
Haushaltsbefragung, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), und Daten des
Immobiliendatensatzes RWI-GEO-RED.

„Die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens in
existenzsichernder Höhe würde den Anreiz, zu arbeiten, deutlich
verschlechtern. Wegen des Rückgangs der Arbeitsstunden ist es selbst durch
starke Steuererhöhungen nicht finanzierbar. Ein Grundeinkommen, das von
der Haushaltszusammensetzung und der Miethöhe abhängt, wäre theoretisch
finanzierbar. Es wäre aber sehr teuer und nur über starke Steuererhöhungen
finanzierbar“, sagt Studienautor Robin Jessen, Leiter der RWI-
Forschungsgruppe „Mikrostruktur von Steuer- und Transfersystemen“. „Der
Anreiz, zu arbeiten, würde auch hier deutlich sinken – insbesondere im
oberen Einkommensbereich. Infolgedessen würde der Arbeitskräftemangel
erheblich verschärft. Bereits jetzt können viele Stellen nicht besetzt
werden. Im internationalen Wettbewerb würde Deutschland weiter
zurückfallen und Wohlstand einbüßen.“

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Drip Bars: teurer Lifestyle-Trend ohne medizinischen Wirkungsnachweis

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) äußert Bedenken
gegenüber dem zunehmenden Trend der sogenannten „Drip Bars“ in
Deutschland, die intravenös Infusionen mit hochdosierten Vitaminen,
Mineralstoffen und anderen Substanzen anbieten. Diese Einrichtungen
versprechen schnelle Gesundheitsverbesserungen und eine Steigerung des
Wohlbefindens. Doch die DGIM warnt eindringlich, dass sich für solche
Behandlungen kein medizinischer Nutzen nachweisen lasse. Wer tatsächlich
an einem Vitamin- oder Mineralstoff-Mangel leide, solle dies unbedingt
ärztlich abklären und therapieren lassen.

Sie versprechen Unterstützung bei der Entgiftung, schönere Haut oder
Entspannung in stressigen Phasen: Der Wellness-Trend „Drip Bars“ fasst
mehr und mehr auch in Deutschland Fuß. In diesen Einrichtungen können sich
Interessierte Kombinationen hochdosierter Vitamine, Mineralstoffe und
anderer Substanzen per Infusion intravenös verabreichen lassen. „Aus
medizinischer Perspektive handelt es sich bei den teils sehr hochpreisigen
Infusionen um reine Geldmacherei ohne nachgewiesenen gesundheitlichen
Nutzen“, sagt Professor Dr. med. Jan Galle, Vorsitzender der DGIM und
Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum
Lüdenscheid.

Problematisch ist aus Sicht des Mediziners, dass die Betreiber von Drip
Bars für viel Geld gesundheitliche Vorteile anpreisen, die sich nicht
nachweisen lassen. „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass
gesunde Menschen, die nicht an einem Mangel leiden, durch solche
Infusionen einen gesundheitlichen Vorteil erlangen“, so auch Professor Dr.
med. Georg Ertl, Internist, Kardiologe und Generalsekretär der DGIM.

Teure Wellness-Anwendung unter medizinischem Deckmantel

Für Gesunde seien die hochdosierten Infusionen damit teure, aber
wirkungslose Wellness-Anwendungen. Für Menschen mit Vorerkrankungen können
sie sogar ernsthafte Gefahren darstellen. „Insbesondere Personen mit
Nierenschädigungen sollten von solchen Lifestyle-Infusionen Abstand
nehmen, da es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann“, warnt
Nierenspezialist Galle.

Wie bei jeder Art von Injektion besteht auch bei Infusionen das Risiko für
Infektionen an der Einstichstelle, allergische Reaktionen auf die
verabreichten Substanzen sowie Kreislaufprobleme durch schnelle
Flüssigkeitszufuhr. Daher sollte die Verabreichung von Infusionen immer
unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, betont die DGIM.

Mangelerscheinungen unbedingt ärztlich abklären

Die DGIM rät dringend davon ab, sich ohne fundierte ärztliche Beratung und
Überwachung Infusionen in solchen Einrichtungen verabreichen zu lassen.
„Wer sich gesundheitlich schwach, abgeschlagen oder erschöpft fühlt,
sollte die Hausärztin oder den Hausarzt konsultieren, um mögliche Ursachen
abzuklären und bei Bedarf eine fachgerechte Behandlung zu erhalten“,
empfiehlt Internist Ertl.

Um einem Mangel an Nährstoffen und Vitaminen vorzubeugen, reiche es für
die meisten Menschen aus, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. „Eine
abwechslungsreiche Kost, die reich an frischem Obst, Gemüse,
Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist, versorgt den Körper mit allen
notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen“, erklärt Galle.

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