DBFZ Jahrestagung 2024: Welchen Anforderungen kann/muss Biomasse gerecht werden?

Biomasse ist ein besonderer Baustein der nationalen Energieversorgung und
nimmt für die wachsende Bioökonomie eine zentrale Rolle mit wachsenden
Nachfragen ein. Im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen
Biomasseforschungszentrums (DBFZ) diskutierten am 11./12. September vor
diesem Hintergrund rund 160 Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik zum Thema „Multitalent Biomasse: Basisrohstoff, Kohlenstoffträger
und Energieoption“.
In seinem Grußwort zur diesjährigen DBFZ Jahrestagung verwies der
sächsische Staatssekretär für Energie, Klimaschutz, Umwelt und
Landwirtschaft, Dr. Gerd Lippold, darauf, das Wissen über die Endlichkeit
der fossilen Ressourcen sei der zentrale Ausgangspunkt für
Zukunftsstrategien. Die Bioökonomie spiele dabei eine entscheidende Rolle
als Lösungspfad für eine nachhaltigere und zukunftsfähigere Wirtschaft:
„Für Biomasse braucht es eine optimale Kaskadennutzung und kluge Ideen bei
der Nutzung von Resten und der Minimierung von Abfällen. Unser Ziel ist
es, den innovativen Energie- und Wirtschaftsstandort Sachsen mit konkreten
Strategien und Maßnahmenplänen im Rahmen des Energie- und Klimaprogramms
sowie der Rohstoffstrategie weiter zu gestalten und die Potenziale der
Bioökonomie dabei als Standortvorteil zu nutzen“, so Dr. Lippold.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Gerd Lippold (SMEKUL),
Friedrich Nollau (BALANCE Erneuerbare Energien GmbH), Prof. Dr. Nicolaus
Dahmen (Karlsruher Institut für Technologie), Dr. René Backes (DBFZ) und
Prof. Dr. Michael Nelles (DBFZ/Universität Rostock), wurden in Bezugnahme
auf das Tagungsthema verschiedene Herausforderungen in Hinsicht auf die
energetische und stoffliche Biomassenutzung umrissen. Einig waren sich die
Teilnehmenden u.a. darin, dass es bereits regionale Kreisläufe für
Nachwachsende Rohstoffe gibt, die Kunst müsse es nun sein, diese nicht
durch neue Regulatorik zu zerstören. Weitere Themen drehten sich um grüne
Produkte und die Forschungsfrage, wie Biomasse in Systeme überführt werden
kann, die eine kostengünstige und international konkurrenzfähige Nutzung
ermöglichen: „Erdöl ist viel einfacher umzusetzen, und alle Prozesse der
chemischen Industrie sind darauf abgestimmt. Biomasse ist kompliziert –
und bislang fehlen Anreize, sie zu nutzen. Kaskaden werden sich nach
wirtschaftlichen Gesichtspunkten bilden. Beeinflussen können wir es
forschungsseitig über kreative Nutzung von biogenen Abfällen und
Reststoffen– wenn das Abfallrecht es künftig zulässt“, so Dr. René Backes
vom DBFZ.
In insgesamt drei Sessions, vierzehn Fachvorträgen zu den Themen „Zukunft
Biomethan –Entdeckungsreise der Möglichkeiten“, „Biobasierte Lösungen für
negative Emissionen“ und „Biomassekreisläufe“, einer Postersession und
begleitenden Workshops wurde an insgesamt zwei Veranstaltungstagen nicht
nur die große Breite der Anwendungsmöglichkeiten von Biomasse, sondern
auch deren wichtiger Beitrag zum Klimaschutz zum Ausdruck gebracht. In
seiner Präsentation machte u.a. Prof. Dr. Jakob Hildebrandt von der
Hochschule Zittau/Görlitz deutlich, CO2-negative Baumaterialien könnten
dann klimawirksam skaliert werden, wenn faire Wettbewerbsbedingungen
geschaffen werden, welche negative Externalitäten wie graue Emissionen
strikt einpreisen und CDR-Maßnahmen streng verifiziert werden, basierend
auf regionalen Baselines und Additionalitätsnachweisen.
In seinem Abschlussstatement fasste der Leiter des DBFZ-
Forschungsbereiches „Thermo-chemische Konversion“, Dr. Volker Lenz,
zusammen, dass angesichts vieler vorgestellter spannender Anwendungen für
stoffliche, energetische und gekoppelte Produkte und Prozesse aus und mit
Biomasse, wir alle endlich ins „Machen“ kommen müssen: „Wir brauchen mit
einer breiten Vielfalt der wissenschaftlichen Disziplinen einen
konstruktiven Wettbewerb konkreter Umsetzungen, sowohl im regionalen als
auch im nationalen Kontext, der alle beteiligten Akteursgruppen der
Gesellschaft einbindet und der durch vorbildhafte Lösungsbeispiele
Zuversicht schafft.“
Den Preis für das beste wissenschaftliche Poster erhielt Dr. Stefan Lukas
für seinen Beitrag zum Thema „Neuwerg - Das Netzwerk für Nachwachsende
Rohstoffe und Bioökonomie im Land Brandenburg“.
Im Nachgang der Veranstaltung wird ein kostenfrei verfügbarer
Tagungsreader veröffentlicht, in dem alle Abstracts, Präsentationsfolien
sowie Posterbeiträge der Referent:innen nachzulesen sind:
www.dbfz.de/tagungsreader
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