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Eröffnung des Offshore Drone Campus Cuxhaven ODCC – Ein Meilenstein für die Drohnenforschung und Offshore-Windenergie

Kontrolle des Blitzschutzsystems einer Windkraftanlage im Offshore-Windpark mit einer Drohne in ca. 100 m Höhe. Riskante Arbeiten für Menschen, wie diese Inspektion, können in Zukunft vermehrt mit unbemannten Systemen realisiert werden.  © Voliro AG / Fraunhofer IFAM
Kontrolle des Blitzschutzsystems einer Windkraftanlage im Offshore-Windpark mit einer Drohne in ca. 100 m Höhe. Riskante Arbeiten für Menschen, wie diese Inspektion, können in Zukunft vermehrt mit unbemannten Systemen realisiert werden. © Voliro AG / Fraunhofer IFAM

Mit zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft konnte
nach einjähriger Bauzeit die neue Entwicklungs- und Testumgebung für
Offshore-Drohnen feierlich eröffnet werden. Der ODCC wird vom Fraunhofer
IFAM betrieben und dient als Plattform für interdisziplinäre
Zusammenarbeit von Industrie und Forschung, um die Entwicklung relevanter
Technologien innerhalb der Drohnenforschung und -anwendung voranzutreiben.
Im Mittelpunkt stehen sowohl Inspektions- und Wartungsarbeiten als auch
Überwachung maritimer Strukturen sowie Monitoring- oder Transportaufgaben
durch Drohnen. Die realitätsnahen Anwendungsszenarien am und über dem
Wasser bieten dafür einzigartige Erprobungsmöglichkeiten.

Deutschland hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer
Energien sektorenübergreifend weiter auszubauen und somit die
CO2-Emissionen signifikant zu senken. Für die Offshore-Windenergie wurden
bereits Ausbauziele von 20 GW bis 2030 und 40 GW bis 2040 festgelegt. Die
Nordsee bleibt dabei ein zentrales Gebiet für die geplante Erweiterung. Um
die Wirtschaftlichkeit der Windparks unter den herausfordernden
Umgebungsbedingungen sicherzustellen, müssen die Kosten für Wartung und
Betrieb gesenkt werden. Die Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen
des ODCC ermöglichen es, dieses Ziel zu erreichen, indem die Effizienz und
Nachhaltigkeit der Offshore-Windenergie durch den Einsatz von Drohnen
verbessert wird.

An der Küste und über dem Meer: Aufbau und Inbetriebnahme einer
einzigartigen Prüf- und Testinfrastruktur

Mit der Fertigstellung des ODCC beginnt eine neue Ära in der Entwicklung
und Erprobung von Drohnen für den Offshore-Bereich. Für die
unterschiedlichsten Fragestellungen und Forschungsvorhaben stehen eine 170
Meter lange und 10 Meter breite Start- und Landebahn für Langstrecken- und
Schwerlastdrohnen für Materialtransporte, eine Turmstruktur für
Inspektionstests sowie Büro- und Werkstatträume zur Verfügung.

Der Standort des ODCC bietet mit seinen Flugflächen direkt am und über dem
Wasser realitätsnahe Erprobungsszenarien für die bedarfsgerechte Auslegung
des Gesamtsystems der Offshore-Drohnen. Die unmittelbare Nähe der
Flugerprobungsflächen zur Elbmündung und die damit verbundenen direkten
Flugkorridore in Richtung Deutsche Bucht und nach Helgoland ermöglichen
umfangreiche Tests unterschiedlicher Anwendungsszenarien.

Auf Helgoland stehen mit dem Testzentrum für Maritime Technologien
verschiedene Forschungsareale auf der Insel und im Hafen zur Verfügung und
nur wenige Seemeilen vor der Nordseeinsel ermöglicht ein drei
Quadratkilometer großes Testfeld, Entwicklungen unter Offshore-Bedingungen
zu erproben. Zudem steht das Forschungsschiff »Joseph von Fraunhofer« der
Fraunhofer-Gesellschaft durch den Liegeplatz in Cuxhaven für die
Begleitung von Tests auf dem Wasser zur Verfügung. Die genannten
Erprobungsmöglichkeiten unter Realbedingungen bieten bundesweit
einzigartige Möglichkeiten für die durchgängige Entwicklung und
Qualifizierung von Offshore-Drohnen und die Standardisierung von
Verfahrensweisen.

Ob in Cuxhaven, auf der Insel Helgoland oder auf dem Schiff – speziell
ausgebildetes Personal plant und begleitet professionell alle Einsätze mit
unbemannten Luftfahrzeugen und unterstützt bei der Durchführung von
Wartungs- und Inspektionskampagnen sowie Test- und Erprobungsflügen

Angewandte Materialforschung und Elektronikschutzkonzepte für Offshore-
Drohnen: Anforderungen und Lösungen

Durch die geographische Lage und die logistischen Möglichkeiten des ODCC
eröffnen sich exzellente Erprobungsareale für die Offshore-Forschung, die
für die vielschichtigen Entwicklungsarbeiten bis hin zu einem
industriellen Regelbetrieb notwendig sind. Zu den relevanten
Fragestellungen gehören unter anderem die Erhöhung der Windresistenz und
Allwettertauglichkeit, die Möglichkeit zur Validierung von
Leistungsnachweisen, die regulatorischen Fluggenehmigungsprozesse sowie
die Entwicklung von Endeffektoren zur sensorischen Datenerfassung und
-auswertung.

Eine weitere bedeutende Entwicklungsaufgabe ist die gesicherte
Energieversorgung während des Fluges, wobei die Gegenüberstellung von
Batteriesystemen, Verbrennungsmotoren und Brennstoffzellen von großem
Interesse ist. Zudem soll der Einfluss von Drohnenoperationen auf die
Umwelt und den Naturschutz im Rahmen zukünftiger Erprobungskampagnen
umfassend betrachtet werden, um einen minimalinvasiven Einsatz dieser
Technologien sicherzustellen.

Damit die Missionen erfolgreich verlaufen, sind die Materialien und die
Elektronik der Drohnen entscheidend und wesentlicher Bestandteil der
Forschungsarbeiten. Im Bereich der Komponenten ist es wichtig, dass unter
anspruchsvollen Offshore-Bedingungen fehlertolerante Antriebssysteme ein
sicheres Manövrieren ermöglichen. Funktionierende Materialschutzkonzepte
sind essenziell, damit elektrische Komponenten sowie Konstruktionsbauteile
der stetigen Salzfracht, der hohen Luftfeuchtigkeit und der UV-Belastung
standhalten. Auch die Kompatibilität der Endeffektoren und Sensorsysteme
mit den Offshore-Drohnen muss weiter erforscht werden.

Für den sicherheitsbasierten Ansatz der kommerziellen Anwendung der
Drohnen ist eine kontinuierliche Flugüberwachung und eine jederzeit
sichergestellte Flugsteuerung von höchster Bedeutung. Darin inbegriffen
sind z. B. Ansätze für Kollisionsvermeidungssysteme, redundante
Kommunikations- und Steuerungseinheiten, Navigation entlang einer Struktur
unter variablen Umweltbedingungen und das Landen auf schwimmenden
Strukturen.

Mit diesen interdisziplinären Forschungsfeldern bietet das Fraunhofer IFAM
ein Portfolio zur Unterstützung bei Drohnenentwicklungen entlang der
gesamten Wertschöpfungskette sowie bei der Implementierung im
industriellen Offshore-Bereich an. Die Förderung des Technologietransfers
und die Umsetzung von Forschungsergebnissen in praktische Anwendungen sind
dabei zentrale Aufgaben.

Nutzung des Luftraums: Gemeinsame Integration von bemannter und
unbemannter Luftfahrt

Neben der Drohnenentwicklung und -erprobung ist das Forschungsfeld der
gemeinsamen Nutzung des Luftraums durch bemannte und unbemannte Luftfahrt
ein elementarer Bestandteil des ODCC. Das Fraunhofer IFAM ist mit dem
Standort in Cuxhaven deshalb aktives Mitglied des länderübergreifenden
Vorhabens »Advanced Air Mobility Initiative Nordwestdeutschland und
Deutsche Bucht«, kurz AAM-NW, um den sukzessiven Aufbau von Luftraum- und
entsprechenden Infrastrukturen aktiv mitzugestalten.

Das Hauptziel besteht darin, den Betrieb und die Koordination von Drohnen
innerhalb zukünftiger Lufträume zu vereinfachen und zu automatisieren.
Dies erhöht die Sicherheit und ermöglicht der Industrie und Wirtschaft
langfristige Planungsperspektiven und Verfahrenssicherheit für den
regelmäßigen Betrieb von Offshore-Drohnen.

Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, benötigen Drohnenoperationen
geeignete Strecken, den Ausbau entsprechender Infrastruktur sowie die
prozedurale Standardisierung und Entwicklung geeigneter
Betriebsabsprachen. In verschiedenen Reallaboren und Korridoren werden die
notwendigen Erfahrungen gesammelt und Betriebsstrategien entwickelt, um
eine nahtlose Integration von Unmanned Traffic Management (UTM) in
bestehende Air Traffic Management (ATM) Systeme zu ermöglichen. Die
Initiative ist eine gemeinsame Zusammenarbeit der Länder Bremen und
Niedersachsen, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Bremen
fokussiert sich auf die Drohnen-Leitstelle, während Niedersachsen die
Fluggebiete und flugtechnischen Infrastrukturen bereitstellt. Durch diese
Zusammenarbeit wird die Nutzung des Luftraums für die Advanced Air
Mobility optimal vorbereitet.

Förderhinweis
Der Aufbau des Offshore Drone Campus Cuxhaven wurde innerhalb des
Projektes „Interreg North Sea Projekt DIOL – Develop Innovative Offshore
Logistic“ gefördert.

Das Projekt befasst sich mit der Umsetzung der Esbjerg-Erklärung, die von
den Ministerpräsidenten Dänemarks, Deutschlands, Belgiens und der
Niederlande auf dem Nordseegipfel in Esbjerg am 18.05.2022 unterzeichnet
wurde. Diese hat zum Ziel, die Nordsee zum »grünen Kraftwerk« Europas zu
machen. Um dieses Ziel erreichen zu können, wurden acht Pilotprojekte
definiert, die sich unterschiedlichen Schwerpunkten widmen.

Laufzeit:  04/2023 – 03/2027

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18 Jahre als Klinikdirektor am UKW: Prof. Dr. Jürgen Deckert nimmt Abschied

Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW).  Main-Post / Thomas Obermeier
Prof. Dr. Jürgen Deckert war seit 2006 Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum. Würzburg (UKW). Main-Post / Thomas Obermeier

„Zentrum für Psychische Gesundheit“ in Würzburg etabliert / „Ambulante
Angebote werden an Bedeutung gewinnen“

Als er 1977 sein Medizinstudium in Würzburg begann, stand bereits fest:
„Ich will Psychiater werden.“ Das hat Prof. Dr. Jürgen Deckert auch
genauso umgesetzt. Ende September verabschiedet sich der langjährige
Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). 2006 hatte er das
Amt des Klinikdirektors angetreten, seit 2013 war er zudem Sprecher des
„Zentrums für Psychische Gesundheit“ in Würzburg.

„Warum machen Menschen, was sie machen?“ – diese Frage habe ihn
angetrieben und macht es auch heute noch. Für ihn ist damit stets auch das
Anliegen verbunden, das erworbene Wissen so einzusetzen, dass es Menschen
hilft. „Und genau dafür stehen uns in der Klinik eine Vielzahl von
Werkzeugen und Methoden verschiedener Fachdisziplinen zur Verfügung, die
wir durch kontinuierliche Forschung erweitern.“ Das spiegelt sich auch im
aktuellen intersektoralen Versorgungsangebot der Klinik wieder, das er in
den vergangenen 18 Jahren spürbar ausgebaut hat: Neben verschiedenen
Schwerpunktstationen gibt es drei tagesklinische Einrichtungen und eine
Vielzahl von Spezialambulanzen. Prof. Deckert ist überzeugt: „Speziell die
ambulanten Angebote werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, denn
so können wir frühzeitig
behandeln, um ein Fortschreiten des Krankheitsverlaufes im Idealfall zu
verhindern.“

Wichtiger Meilenstein: Gründung des „Zentrums für Psychische Gesundheit“

Auch daher sei die Prävention und die Früherkennung von psychischen
Erkrankungen so wichtig. „Mit der Eröffnung des Deutschen Zentrums für
Präventionsforschung und psychische Gesundheit (DZPP) im Frühjahr 2024
konnten wir hier in Würzburg einen weiteren Meilenstein erreichen, von dem
wichtige innovative Impulse ausgehen werden“, so Deckert. Ein wichtiger
Schritt zur Profilierung des Standortes und auch der Fachdisziplin war
dabei auch die Gründung des „Zentrums für psychische Gesundheit“ (ZEP) in
Würzburg 2013, die der 66-Jährige maßgeblich vorangetrieben hat.
Unter diesem Dach des ZEP arbeiten mehrere klinische Bereiche des UKW
sowie Forschungseinrichtungen von Klinikum und Universität eng zusammen.
„Die Etablierung des Zentrums war eine enorme Herausforderung, denn der
der Begriff der „Psychischen Gesundheit“ hatte bei uns in Deutschland
zunächst keine ausgeprägte Tradition, anders als der Begriff „Mental
Health“ im englischsprachigen Raum. Der Weg zur Zentrumsgründung dauerte
rund sieben Jahre, aber er hat sich gelohnt“, betont Deckert.

Ein Schwerpunkt: Angsterkrankungen / Erstes interdisziplinäres Zentrum in
Deutschland gegründet

Zu den Schwerpunkten seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit zählt
u.a. das Themenspektrum Angsterkrankungen. Ausgangspunkt dafür war seine
frühe wissenschaftliche Arbeit zu Neurotransmittern mit dem Ziel,
medikamentöse Therapien für Angststörungen zu finden. Diesen Schwerpunkt
verfolgte er auch bei seinen Stationen u.a. am „National Institute of
Mental Health“ in Bethesda in den USA, an der Ruhr-Universität Bochum und
am Institut für Humangenetik an der Universität Bonn, bevor er 1997
habilitierte. 1998 bis 2006 war Prof. Deckert stellvertretender
Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Münster,
bevor der zweifache Vater 2006 Klinikdirektor am UKW in seiner Heimatstadt
Würzburg wurde.

Von 2008 bis 2016 war Prof. Deckert Standort-Sprecher des zwischen 2008
und 2020 von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiches (SFB)
Transregio „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“. Dieser SFB vereinte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten und
Universitätsklinika aus Münster, Hamburg und Würzburg. Rund zwanzig
Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden an einer der
unterschiedlichen Angststörungen. Diese beginnen oft bereits in Kindheit
und Jugend und sind Risikofaktoren für andere psychische Erkrankungen
später im Leben, vor allem für Depressionen. „Dieser Verbund brachte
enorme Impulse, die wir zeitnah in der klinischen Versorgung abbildeten.
Genau das ist der Auftrag der Universitätsmedizin. 2017 gründeten wir in
Würzburg daher das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen (IZA).
Dieses Zentrum war seinerzeit das erste dieser Art in Deutschland“,
erklärt Prof. Deckert.

Als Studiendekan und Prodekan in Würzburg brachte er die Perspektive
„seines Faches“ in die universitäre Lehre ein. Denn auch das ist ihm klar:
„Wir müssen angehende Medizinerinnen und Mediziner für unser Fach
begeistern. Denn nur so können wir dringend benötigten Fachkräfte
gewinnen, die nötig sind für eine optimale Versorgung unserer Patientinnen
und Patienten. Dazu braucht es auch in Zukunft eine ausreichende
Finanzierung der unterschiedlichen psychiatrischen und
psychotherapeutischen Versorgungsangebote –ambulant und stationär.“

Künftige Aufgaben als Seniorprofessor

Wichtig sei dabei stets die enge Verzahnung der verschiedenen
Versorgungsstufen und Therapieangebote: „Wenn wir unsere Patienten bereits
ambulant so erfolgreich behandeln, dass ein stationärer Aufenthalt
vermieden werden kann, ist das ein großer Erfolg. Zudem bedeutet eine
psychische Erkrankung eine enorme Belastung für die Familie. Dies kann
dann wiederum weitere Erkrankungen im Familienkreis nach sich ziehen.“
Ende September gibt Prof. Deckert die Klinikleitung am UKW an seinen
Nachfolger Prof. Dr. Sebastian Walther weiter, der von der
Universitätsklinik Bern an das UKW wechselt. Der Universitätsmedizin
bleibt Prof. Deckert allerdings erhalten. Im Rahmen einer Seniorprofessur
am UKW wird er sich in die Aufgabenbereiche des Netzwerks
Universitätsmedizin (NUM) einbringen und dort Aspekte seines Fachgebietes
vertreten. „Jetzt steht ein neuer Abschnitt im Leben an. Darauf freue ich
mich!“

„Strukturen am UKW geprägt“

Der Vorstand des Universitätsklinikums Würzburg dankt Prof. Deckert für
seine großen Verdienste um die Würzburger Universitätsmedizin: „Prof.
Deckert hat die Strukturen bei der Versorgung von Menschen mit psychischen
Erkrankungen am UKW enorm geprägt und stets weiterentwickelt. Davon
profitieren viele Menschen – auch in Zukunft. Für seine Leistungen hier in
Würzburg gebührt ihm größte Anerkennung und unser herzlichster Dank“,
betont PD Dr. Tim von Oertzen, Ärztlicher Direktor und
Vorstandsvorsitzender des UKW.
„Sein enormer Einsatz in zahlreichen erfolgreichen Forschungsprojekten hat
ganz wesentlich zum hervorragenden Ruf der Klinik weit über Würzburg
hinaus beigetragen. Wir freuen uns, dass er sein Fachwissen und seinen
enormen Erfahrungsschatz als Seniorprofessor weiter in die die
Universitätsmedizin einbringt. Auch für sein Engagement als Studiendekan
und Prodekan bedanke ich mich besonders“, so Prof. Dr. Matthias Frosch,
Dekan der Medizinischen Fakultät.

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Willkommen im ICH: Die Zukunft des Lernens und Arbeitens

Blick in die Zukunft  Volker Wiciok  FernUniversität
Blick in die Zukunft Volker Wiciok FernUniversität

Die FernUniversität in Hagen hat den Immersive Collaboration Hub (ICH)
eröffnet: einen Ort, an dem die Zukunft des Lernens und Arbeitens zu
erleben ist. Das ICH vereint modernste Technologien aus den Bereichen
Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) und
Künstlicher Intelligenz (KI). Damit lassen sich immersive Erlebnisse
gestalten, bei denen Nutzer:innen in virtuelle Welten eintauchen – der
Mensch als Teil digitaler Präsentationen. Realität und Virtualität
verschmelzen.

Eingebettet ist der Hub in ein Ökosystem aus Gründungspartnern,
Multiplikator:innen und Start-ups an der Schnittstelle zwischen
Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung. Lehrende und Studierende der
FernUniversität in Hagen sowie Unternehmen und regionale
Bildungsorganisationen können im Hub an innovativen Anwendungen für ihre
Studien- und Berufspraxis arbeiten.

Die Technologien

In andere Welten einzutauchen, das ermöglichen im Hub Technologien wie VR
/AR-Brillen, das holografische Display, der Ganzkörperscanner, hochmoderne
3D-Drucker sowie leistungsfähige Computer. Das holografische Display etwa
erzeugt realistische 3D-Darstellungen von Objekten oder Menschen in der
Luft und auf Oberflächen. Der Ganzkörperscanner schießt innerhalb von
Sekunden über 200 Bilder und entwickelt daraus individuelle 3D-Modelle als
Grundlage für virtuelle Avatare. Verschiedene Computer-Arbeitsplätze sind
insbesondere für (3D-)Content-Erstellung geeignet. Unterstützend stehen
Photogrammetrie-Scanner bereit, die reale Objekte digital erfassen und in
virtuelle Welten transferieren.

Einsatz für Lehre, Forschung und Arbeitspraxis

„Für die FernUniversität bedeutet der Hub eine enorme Bereicherung“, sagt
Prof. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität. „Er ist ein
Innovationssprung für die Lehre und Forschung. Unsere Studierenden und
Wissenschaftler:innen können hier innovative Projekte entwickeln, die weit
über die Grenzen traditioneller Bildungs- und Forschungsansätze
hinausgehen.“

Außerdem öffnet die FernUniversität die Türen im Hub für die heimische
Wirtschaft und lädt Unternehmen aus der Region ein, die Möglichkeiten von
VR und AR zu entdecken und eigene Anwendungen für die Praxis zu
entwickeln. „Die Anwendungsfelder reichen von VR-unterstützter Ausbildung
im Handwerk über AR-basierte Rüstanweisungen in der Produktion bis hin zu
immersiven medizinischen Einsatzbereichen. Erste Kooperationen sind auch
bereits angelaufen“, ergänzt Prof. Thomas Ludwig, der den Hub maßgeblich
konzipiert hat. An der FernUniversität in Hagen hat der
Wirtschaftsinformatiker die Professur für Bildungstechnologien für die
digitale Transformation im Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung –
Digitalisierung inne.

Finanziert durch das Land NRW

Finanziert wird der Immersive Collaboration Hub vornehmlich durch das Land
Nordrhein-Westfalen. Staatssekretär Matthias Heidmeier vom Ministerium für
Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW, sagte anlässlich der Eröffnung des
Hubs: „Was die FernUniversität hier auf den Weg bringt, liefert eine
Antwort auf die derzeitigen Vertrauenskrisen: berufliche Chancen und damit
Lebenschancen zu schaffen.“ Angesichts des drohenden Fachkräftemangels in
NRW müsse in das investiert werden, was die Zukunft der industriellen und
akademischen Ausbildung ausmacht – und das seien vor allem Technologien.
„Im ICH besteht nun die Möglichkeit, die Chancen der digitalen
Transformation für unsere Arbeitswelt physisch zu entdecken und zu
erleben. Dadurch werden die Potenziale noch greifbarer und mit einer guten
sozialpartnerschaftlichen Einbindung ein Gewinn für Beschäftigte und
Unternehmen.“

Über den Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung – Digitalisierung
Der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt Arbeit – Bildung –
Digitalisierung (ABD) an der FernUniversität in Hagen widmet sich der
digitalen Transformation in der Arbeitswelt. Im Fokus stehen Fragen zur
Arbeitsgestaltung sowie zur Kompetenzentwicklung und zum lebenslangen
Lernen von Arbeitnehmer:innen und Führungskräften. Im Austausch mit
externen Partnern zielt der anwendungsorientierte Forschungsschwerpunkt
darauf ab, ein hohes Transferpotenzial in die Arbeitswelt zu entwickeln.

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PM: Therapieansätze gegen Sarkopenie: Dr. Sabine Schlüssel erhält Schiffbauer-Förderpreis über 3.000 Euro

Preisträgerin Dr. Sabine Schlüssel (links) mit Laudatorin Dr. Svenja Tietgen  Foto: Torben Brinkema
Preisträgerin Dr. Sabine Schlüssel (links) mit Laudatorin Dr. Svenja Tietgen Foto: Torben Brinkema

Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-
Schiffbauer-Stiftung geht in diesem Jahr an Dr. Sabine Schlüssel. Die
Assistenzärztin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
München hat zusammen mit einem interdisziplinären Forschungsteam der LMU
in einer Studie mit geriatrischen Probandinnen und Probanden wertvolle
Hinweise dafür gefunden, dass ein spezielles Enzym mit dem Namen 11-beta-
Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 (HSD11B1) den Muskelabbau, also
Sarkopenie, fördern kann.

Auf Basis dieser Erkenntnisse könnte zukünftig die Behandlung von
Sarkopenie, eine Hauptursache für Frailty und eingeschränkte Mobilität,
verbessert und so die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert werden.
Ein entsprechendes Paper zur Studie wurde im Mai 2023 in der renommierten
Fachzeitschrift Aging Clinical and Experimental Research veröffentlicht.
Im Rahmen des Gerontologie- und Geriatrie-Kongresses an der Universität
Kassel wurde Schlüssel jetzt für dieses wegweisende Projekt ausgezeichnet.

„Die Arbeit von Sabine Schlüssel und ihrem Team trägt dazu bei, die
Entstehung von Sarkopenie, einem essenziellen Krankheitsbild in der
alternden Gesellschaft, besser zu verstehen. Sie bildet die Grundlage für
mögliche neue therapeutische Strategien, um den Muskelabbau zu verhindern
oder zu reduzieren. Der Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-
Stiftung würdigt dies in höchstem Maße“, sagt Laudatorin Dr. Svenja
Tietgen, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG).

Enzym scheint zentrale Rolle bei Sarkopenie zu spielen

In der ausgezeichneten Studie wurden von 33 älteren Patientinnen und
Patienten nach Hüftfraktur-Operation Muskelbiopsien entnommen, um den
Stoffwechsel von sogenannten Glukokortikoiden zu untersuchen. Diese
Hormone spielen eine wichtige Rolle bei Stoffwechselprozessen und -wegen,
die sich auf Muskelgröße, -masse und -funktion auswirken. Final wurden die
Ergebnisse von sarkopenen und nicht-sarkopenen Patienten verglichen. Dabei
kam heraus, dass das Enzym 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1
(HSD11B1) eine zentrale Rolle bei der Sarkopenie spielen könnte. „Diese
Erkenntnisse sind bedeutend, da sie auf einen möglichen pathogenetischen
Mechanismus bei der Entstehung von Sarkopenie hinweisen. Die Hemmung von
HSD11B1 könnte eine vielversprechende therapeutische Strategie sein“,
erklärt Sabine Schlüssel.

Künstliche Intelligenz könnte Sarkopenie-Diagnose zukünftig erleichtern

Derzeit befinden sich Substanzen, die HSD11B1 hemmen, bereits in Phase-II-
Studien. „Um die Behandlung von Sarkopenie in Zukunft zu verbessern, ist
es wichtig, das Bewusstsein für diese Erkrankung bei Ärztinnen und Ärzten
zu schärfen und die Diagnostik zu erleichtern. Künstliche Intelligenz,
insbesondere Deep Learning, könnte hierbei unterstützen“, so die
Preisträgerin. Derzeit arbeitet sie mit ihrem Team an zwei klinischen
Studien, die versuchen, mittels CT- und Röntgen-Bildgebung aus
Routinedaten die Diagnose von Sarkopenie zu stellen. Sollte sich dies als
erfolgreich erweisen, könnten Ärztinnen und Ärzte bereits im
radiologischen Befundtext auf den Verdacht einer Sarkopenie hingewiesen
werden.

Schiffbauer-Förderpreis würdigt exzellente wissenschaftliche Arbeiten in
der Geriatrie

Die Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung lobt jährlich einen
Ehrenpreis, dotiert mit 6.000 Euro, und einen Förderpreis, dotiert mit
3.000 Euro, aus. Mit dem Förderpreis wird eine herausragende Arbeit auf
dem Gebiet der Geriatrie prämiert, die in deutscher oder englischer
Sprache publiziert wurden. Die Veröffentlichung sollte nicht älter als
drei Jahre sein. Die Auswahl erfolgt durch eine unabhängige Fachjury, die
vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) berufen wird.
Bewerbungen werden immer zwischen dem 15. März und dem 15. Juni des
jeweiligen Jahres entgegengenommen.

Mehr Informationen zu den Preisen der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-
Stiftung gibt es auf der DGG-Website für Preise und Stipendien:
https://www.dggeriatrie.de/wissenschaft/preise-und-stipendien/1056-preise-
der-rolf-und-hubertine-schiffbauer-stiftung

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