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Reporterhaut: In-vitro-Haut macht Zellreaktion auf Testsubstanz in Echtzeit messbar

Die zelluläre Reaktion der Reporterhaut auf eine Testsubstanz wird als gelber Farbumschlag einfach kolorimetrisch messbar.  Fraunhofer IGB
Die zelluläre Reaktion der Reporterhaut auf eine Testsubstanz wird als gelber Farbumschlag einfach kolorimetrisch messbar. Fraunhofer IGB

Die EU hat Tierversuche zur Testung von Kosmetika verboten und bei der
Risikobewertung neuer chemischer Stoffe sind tierversuchsfreie
Alternativmethoden vorzuziehen. Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen-
und Bioverfahrenstechnik IGB wurde nun erstmals ein dreidimensionales
Hautmodell aufgebaut, das die Reaktion der Haut auf Substanzen direkt
anzeigt: Die Reporterhaut. Durch den eingebauten Reporter kann die
zelluläre Antwort präzise und schnell gemessen werden – und das am
lebenden Modell. So lassen sich nicht nur Kosmetika wirkungsvoll prüfen,
sondern auch Allergene sowie entzündungsauslösende oder toxische Wirkungen
von Bioziden, Pflanzenschutzmitteln und Chemikalien.

In Shampoos, Cremes und Make-ups steckt eine ganze Palette verschiedener
Substanzen. Bevor ein neues kosmetisches Produkt auf den Markt kommt,
müssen dessen Inhaltsstoffe auf Sicherheit und Wirksamkeit getestet
werden. So schreibt es die europäische Gesetzgebung vor. Was ebenfalls EU-
weit gesetzlich reguliert ist: Tierversuche sind hierfür schon lange nicht
mehr erlaubt und seit 2013 dürfen Kosmetika, die an Tieren getestet
wurden, in der EU nicht mehr vermarktet werden. Auch Pflanzenschutzmittel,
Biozide und alle weiteren Chemikalien müssen nach der europäischen
Chemikalienverordnung (REACH) hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials,
beispielsweise einer allergenen oder entzündungsauslösenden Wirkung
getestet werden – nach Möglichkeit ohne Tierversuche.

Tierversuchsfreie Alternativmethoden sind daher gefragt. Hersteller setzen
hierzu etwa im Labor gezüchtete Haut-Zellkulturen ein, wenn sie neue
Inhaltsstoffe oder Rezepturen entwickeln und erproben. Hierbei wachsen die
Hautzellen in einer Zellkulturschale mit Kulturmedium, das sie mit
Nährstoffen versorgt und sie vollständig umgibt. Dies erschwert das Testen
fester oder öliger Substanzen. Auch In-vitro-Hautmodelle, im Labor
gezüchtete Gewebe aus Hautzellen, sind als Testsysteme bereits auf dem
Markt verfügbar. Ihr Nachteil: Um die Wirkung der Testsubstanz zu
analysieren, muss das In-vitro-Gewebe präpariert und mikroskopisch
untersucht werden. Für Untersuchungen einer hautreizenden Wirkung, die
erst nach wiederholter Verabreichung der Substanz auftreten kann, wird
daher eine immens große Anzahl identischer Hautmodelle benötigt.

Mehr Aussagekraft durch dreidimensionales Hautmodell mit Hautbarriere

Forschende am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und
Bioverfahrenstechnik IGB haben ein dreidimensionales Hautmodell aus
humanen Zellen etabliert, das die komplexe Physiologie der Haut
einschließlich einer intakten Hautbarriere sehr gut abbildet und daher
wesentlich aussagekräftigere Ergebnisse liefert als einlagige
Zellkulturen. Das patentierte Hautmodell besteht aus dermalen
Fibroblasten, den Zellen der Unterhaut, die in eine Kollagenmatrix
eingebettet sind, sowie aus Keratinozyten, die eine voll differenzierte
mehrschichtige Epidermis bilden. »Diese bildet, genau wie die natürliche
Haut, eine Hornschicht, welche als wirksame Barriere gegenüber äußeren
Einflüssen fungiert«, erläutert Dr. Anke Burger-Kentischer,
Abteilungsleiterin Zell- und Gewebetechnologien am Fraunhofer IGB.

Die Zellen für das Hautmodell, die Fibroblasten und die Keratinozyten,
isolieren die Wissenschaftler aus Hautproben, die bei chirurgischen
Eingriffen in Arztpraxen und Krankenhäusern als Abfallprodukte anfallen.
Direkt aus dem Ursprungsgewebe isoliert, ähneln diese Zellen – im
Gegensatz zu kommerziellen Zelllinien aus Tumorgeweben – den Zellen in
vivo und weisen eine normale Physiologie auf. Die isolierten primären
Zellen werden dann zunächst immortalisiert, damit sie dauerhaft
kulturfähig werden und unbegrenzt zur Verfügung stehen. Damit können die
Hautmodelle reproduzierbar aufgebaut werden und spenderunabhängige
Ergebnisse liefern.

Präzises Testergebnis am lebenden Modell durch Reporterfunktion

Der Clou des Hautmodells aber liegt an seiner eingebauten
Reporterfunktion. Mit sogenannten Reportern kann die Expression eines
relevanten Gens einfach und zugleich zuverlässig überwacht werden. »Wir
koppeln das Reportergen an den Signalweg für eine zelluläre Signalkaskade,
die bei Hautstressreaktionen eine Rolle spielt, und verankern das
Konstrukt stabil im Genom unserer immortalisierten Keratinozyten«, erklärt
Burger-Kentischer ihren wegweisenden Ansatz. Bei Entzündungsreaktionen
beispielsweise fungiert der zur Signalkaskade zugehörige Rezeptor in der
Membran der Hautzelle als Schnittstelle zur Außenwelt: Bindet die zu
untersuchende Substanz an den Rezeptor, aktiviert dies die Signalkaskade
und über die Kopplung des Reportergens an den Transkriptionsfaktor – als
letzten Dominostein der zellulären Antwort – wird auch das Reportergen
abgelesen und das Reporterprotein produziert.

Als Reporter setzt Burger-Kentischer unter anderem die sezernierte
alkalische Phosphatase ein, ein Enzym, das sein Substrat in einen gelben
Farbstoff umwandelt. »Für unsere Reporterhaut bedeutet das: Wir nehmen
nach Applikation der Testsubstanz eine Probe aus dem Kulturüberstand des
Hautmodells, geben das Substrat der alkalischen Phosphatase hinzu und
können den Farbumschlag bereits nach wenigen Minuten bis Stunden messen,
sofern die Signalkaskade in Gang gesetzt wurde«, so die Wissenschaftlerin.
Da die Zellen der Reporterhaut für die Auswertung nicht zerstört werden
müssen, kann zudem der zeitliche Verlauf der Zellreaktion verfolgt werden.

»Mit unserer Reporterhaut können wir die In-vivo-Situation realitätsnah
nachstellen und Zellreaktionen in Echtzeit analysieren. Damit stellt sie
eine sehr spezifische und dazu kostengünstige Alternative zu den
bisherigen Modellen dar, weil das Gewebe nicht mit vielen
aufeinanderfolgenden und aufwendigen Schritten fixiert, immunhistochemisch
gefärbt, geschnitten und mikroskopiert werden muss, um die Veränderungen
der Zellen zu erkennen und auszuwerten«, so die Wissenschaftlerin.

Testsystem auch für wasserabweisende und feste Substanzen geeignet

»Mit unserer Reporterhaut erhalten wir viel aussagekräftigere Ergebnisse
als bei Modellen ohne Hautbarriere und können, anders als bei submersen
Zellkulturen, wesentlich mehr Chemikalien und Substanzgemische prüfen:
auch die wasserabweisenden, die im wässrigen Zellkulturmedium keine
stabile Dispersion bilden«, ergänzt Burger-Kentischer. Für Hersteller von
Kosmetika und Chemikalien bedeutet dies, dass mit dem dreidimensionalen
Reporterhaut-Modell erstmals Öle oder Ölgemische untersucht werden können,
oder auch feste Stoffe wie Textilien und Lebensmittel.


Nachweis von Zytotoxizität, Sensibilisierung, Entzündung und
Hautpenetration im selben Modell

Burger-Kentischer ist es mit ihrem Team sogar gelungen, verschiedene
zelluläre Signalwege mit jeweils unterschiedlichen Reportern in dem
gleichen Hautmodell zu integrieren. Damit steht mittlerweile ein ganzes
Set von 3D-Reporterhautmodellen für verschiedenste Anwendungen zur
Verfügung.

»So können wir Aussagen über das toxikologische Potenzial einer Substanz
treffen, die Hautpenetration einer Substanz untersuchen sowie spezifisch
und schnell die Aktivierung verschiedener zellulärer Stresssignalwege
durch die Substanz in demselben Modell auslesen«, so Burger-Kentischer.
Hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit und Aussagekraft übertreffen diese
Modelle damit die am Markt vorhandenen Testsysteme erheblich.

Über die Abbildung aller drei bekannten Hautstress-Signalwege erhalten
Hersteller von Kosmetika und Chemikalien schnell eine Antwort darauf, ob
und welche Art von Zellstress eine Substanz hervorruft: Ob sie
beispielsweise entzündlich wirkt oder die Haut sensibilisiert und damit
langfristig zu einer Allergie führen kann. Oder ob sie mit ER-Stress
reagiert, in dessen Folge Proteine falsch gefaltet werden und damit ihre
biologische Funktion nicht mehr ausüben können.

Integration weiterer Wirkungsnachweise möglich

Ob das Reporterhautmodell für eine Herstellerfirma tatsächlich geeignet
ist, kann das Team um Burger-Kentischer vorab im institutseigenen Labor
überprüfen, bevor es die In-vitro-Modelle in großer Zahl für Interessenten
herstellt. Auf Kundenwunsch kann das Reporter-Testsystem zudem um weitere
zelluläre Signalwege ergänzt oder auf andere Organe übertragen werden.

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DHBW Karlsruhe setzt stärker auf Künstliche Intelligenz

Prof. Dr.-Ing. Stephan Schenkel, Rektor der DHBW Karlsruhe begrüßt die
Prof. Dr.-Ing. Stephan Schenkel, Rektor der DHBW Karlsruhe begrüßt die "Erstis" am Immatrikulationstag Sabine Filipovic DHBW KA//FIL

Über 1100 Studienanfänger*innen und ein neuer Studiengang
Über 1100 Erstsemester werden am 1. Oktober 2024 das Studium an der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe beginnen.
Sie werden von Rektor Prof. Dr.-Ing. Stephan Schenkel begrüßt.
Mitarbeiter*innen verschiedener Einricht-ungen der DHBW Karlsruhe, wie zum
Beispiel des International Offices, des Gesundheitsmanagements (DHbeWell),
des Sprachenzentrums und der Bibliothek, sowie externe Anbieter wie die
Badische Landesbibliothek informieren nach der Begrüßung an Ständen über
ihr Angebot und stehen für Fragen zur Verfügung.
Zudem gibt es „Erstitaschen“ mit Informationsmaterial über die Hochschule,
der Stadt Karlsruhe und einer schicken Thermoflasche. Danach begeben sich
die Die Studienanfänger*innen in die Einführungsveranstaltungen der
Studiengangsleitungen. Die Studierendenvertretung lädt zum Abschluss zum
Feierabendgrillen in die Mensa – eine Gelegenheit in entspannter
Atmosphäre erste Kontakte zu knüpfen.

Neuer Studiengang: Data Science und Künstliche Intelligenz

Zum Beginn des neuen Semesters startet die Studienakademie erstmals den
innovativen Bachelor-studiengang Data Science und Künstliche Intelligenz.
Dieser ist in der Fakultät Wirtschaft angesiedelt und stößt auf großes
Interesse. „Unsere Studierenden verbinden Theorie und Praxis in der
Hochschule und im Unternehmen und sind dadurch besonders qualifiziert“,
stellt Prof. Dr. Andreas Weber, Leiter des neuen Studiengangs heraus.
Im ersten Jahr verzeichnet der Studiengang mit 32 Studierenden und 16
kooperierenden Unternehmen einen erfolgreichen Start. Weiterer 23 Firmen
sind bereits akkreditiert. „Das starke Interesse der Unternehmen,
insbesondere aus der Region Karlsruhe, zeigt deutlich, wie dringend
Fachkräfte im Bereich Data Science und Künstliche Intelligenz benötigt
werden“, betont Professor Weber. Der neue Studiengang deckt eine breite
Palette von Modulen zu Themen wie Künstliche Intelligenz und Machine
Learning, Cloud Computing, Data Engineering und Analytics sowie zu
Anwendungen von Data Science und Künstlicher Intelligenz ab. Die
Studierenden werden somit optimal auf aktuelle und zukünftige digitale
Herausforderungen der Wirtschaft vorbereitet.

Weiterhin hohe Nachfrage nach Digitalstudiengängen

Stark nachgefragt sind wie im vergangenen Jahr weiterhin die Studiengänge
Informatik (mit über 190 Erstsemestern) und Wirtschaftsinformatik (120
Studienanfänger*innen) sowie BWL-Digital Business Management und Digital
Commerce Management (knapp 90 „Erstis“). Der Studiengang BWL-DBM startete
2019 mit einem Kurs. Er war so erfolgreich, dass bereits zwei Jahre später
zwei Parallelkurse eingerichtet wurden. BWL-DCM wird seit 2021 an der DHBW
Karlsruhe angeboten und feiert in diesem Jahr seinen ersten
Abschlussjahrgang. Die Studiengänge haben durch ihre praxisnahen Inhalte,
die kontinuierlich an die neuesten digitalen Trends und Technologien
angepasst werden, die digitale Kompetenz der Studierenden signifikant
gesteigert
.
DHBW Karlsruhe festigt Position im Studienbereich Gesundheitswesen

Die DHBW Karlsruhe ist auch im neuen Semester eine attraktive Adresse für
angehende Gesundheits-fachkräfte. Der Studiengang Angewandte Gesundheits-
und Pflegewissenschaften ist mit 20 Plätzen im neuen Semester gut besetzt.
Besonders erwähnenswert ist die weiterhin hohe Nachfrage nach dem
Studiengang Angewandte Hebammenwissenschaft. Die 30 Studienplätze waren
erneut schnell belegt, was den Erfolg der akademischen Hebammenausbildung
an der DHBW Karlsruhe unterstreicht. Auch der Studiengang Physician
Assistant erfreut sich mit 60 Studienanfänger*innen ungebrochener
Beliebtheit.
Mit dem Erfolg der Gesundheitsstudiengänge hat die DHBW Karlsruhe ihre
Position als attraktive Hochschule für angehende Gesundheitsfachkräfte
weiter gefestigt und eine stabile dritte Säule neben den Fakultäten
Technik und Wirtschaft aufgebaut.

Fakultät Technik: innovative Studiengänge stärken Attraktivität der DHBW
Karlsruhe

In der Fakultät Technik tragen alle Studiengänge zur Attraktivität der
Hochschule bei. Neben der Informatik halten die Studiengänge Elektro- und
Informationstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Mechatronik ihre
Studienanfänger*innenzahlen auf hohem Niveau. Die interdisziplinäre
Ausrichtung der beiden letzt-genannten Studiengänge machen sie für
Studierende sehr attraktiv. Lediglich im Maschinenbau sind im Vergleich
zum vergangenen Jahr noch einige Studienplätze freigeblieben.
Auch der Studiengang Sustainable Science and Technology (SST), der die
Bereiche Sicherheitswesen und Papiertechnik unter einem Dach vereint,
zeigt mit stabilen Studienanfänger*innenzahlen, dass er gut positioniert
ist, um aktuelle Trends und Anforderungen in der Industrie zu bedienen.
Prof. Dr. Roland Küstermann, Prorektor und Dekan der Fakultät Technik,
betont: „Wir freuen uns natürlich über die ungebrochen hohe Nachfrage aus
der Wirtschaft. Viele Unternehmen hätten durchaus mehr
Studienanfänger*innen aufnehmen können, doch es fehlen oft qualifizierte
Bewerber*innen. Diese Lücke macht sich zunehmend bemerkbar.“
Die DHBW Karlsruhe wird ihre Studiengänge kontinuierlich weiterentwickeln,
um auch zukünftig den Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken. Ein
besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Digitalisierung und
Nachhaltigkeit, die zunehmend in den Fokus der Ingenieurswissenschaften
rücken.

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Starke Stimme für die Expertise – Wie Forschende in Krisen kommunizieren

Die Covid-19-Pandemie hat die Stimme der Wissenschaft in den Sozialen
Medien verändert: Forschende präsentieren ihre Erkenntnisse, rufen aber –
auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz – auch zu Handlungen auf und
stellen ihre eigene Meinung dar. Auf der anderen Seite nimmt die
Öffentlichkeit diese Expertise auch wahr und kann sie sehr wohl von
privaten Meinungen unterscheiden. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team von
Forschenden der Universitäten Braunschweig, Duisburg-Essen und Potsdam,
das die Kommunikation von Forschenden während der Pandemie auf der Social-
Media-Plattform Twitter (jetzt X) untersucht hat.

Die Covid-19-Pandemie hat die Stimme der Wissenschaft in den Sozialen
Medien verändert: Forschende präsentieren ihre Erkenntnisse, rufen aber –
auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz – auch zu Handlungen auf und
stellen ihre eigene Meinung dar. Auf der anderen Seite nimmt die
Öffentlichkeit diese Expertise auch wahr und kann sie sehr wohl von
privaten Meinungen unterscheiden. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team von
Forschenden der Universitäten Braunschweig, Duisburg-Essen und Potsdam,
das die Kommunikation von Forschenden während der Pandemie auf der Social-
Media-Plattform Twitter (jetzt X) untersucht hat. Bei einer
Abschlussveranstaltung des Projekts „Wissenschaftskommunikation in
Pandemien: Die Rolle der öffentlichen Beteiligung an Social Media
Diskussionen“ am 1. Oktober in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung in Berlin
stellt das Team die Erkenntnisse der Untersuchung der Öffentlichkeit vor.
Neben einer Postersession gibt es dabei eine Podiumsdiskussion, an der
u.a. Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der
Charité Berlin, sowie Prof. Dr. Melanie Brinkmann vom Institut für Genetik
der Technischen Universität Braunschweig teilnehmen werden.
Für ihre Analyse der wissenschaftlichen Krisenkommunikation nahm das
Projektteam rund 42.000 Twitter-Beiträge von Forschenden während der
Corona-Pandemie mithilfe automatisierter Verfahren, wie bspw.
Netzwerkanalysen und Ansätzen der künstlichen Intelligenz unter die Lupe.
Dabei zeigte sich, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in
ihrer direkten Kommunikation in den sozialen Medien neue Verhaltensweisen
einnahmen und über die reine Präsentation ihrer Forschungsergebnisse
hinausgingen. Sie übernahmen spezifische Rollen, die sich als „Wachhund“
oder „Fürsprecher“ umschreiben lassen. In ihren Postings griffen sie
dennoch stärker auf wissenschaftliche Evidenz zurück als Laien, die eher
anekdotische Evidenz im Sinne persönlicher Erlebnisse nutzen. Dieses
Vorgehen stärke ihre Vertrauenswürdigkeit und verschaffe ihnen eine
größere Reichweite, so die Forschenden. Gleichzeitig zeige sich, dass die
Öffentlichkeit recht gut in der Lage sei, zwischen „echten“ und „falschen“
Expert*innen zu unterscheiden.
„Unser Projekt hat gezeigt, welche Rolle wissenschaftliche Inhalte während
der COVID-Pandemie auf Twitter gespielt haben und dass dass
evidenzbasierte Kommunikation eine überdurchschnittlich hohe Resonanz in
den sozialen Medien erlangt hat“, sagt der Potsdamer
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Stefan Stieglitz. „Die Projektergebnisse
tragen zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie bei und können helfen,
kommende Krisen besser zu bewältigen.“
Bei der Abschlussveranstaltung in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung wollen
die Forschenden ihre Ergebnisse vorstellen und darüber diskutieren. Dafür
haben sie sich u.a. einige der prominentesten Stimmen der Wissenschaft
während der Pandemie eingeladen, die mit den Teilnehmenden über ihre
Erfahrungen als „real experts“ sprechen werden.
Das Projekt „Wissenschaftskommunikation in Pandemien: Die Rolle der
öffentlichen Beteiligung an Social Media Diskussionen“ wird gemeinsam
getragen von den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Monika Taddicken (TU
Braunschweig ), Prof. Dr. Nicole Krämer (Universität Duisburg-Essen) und
Prof. Dr. Stefan Stieglitz (Universität Potsdam) und gefördert von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Interessierte und Vertreter der Presse sind herzlich eingeladen, um
Anmeldung unter https://www.tu-
braunschweig.de/ifkw/scan/abschlussveranstaltung/anmeldung bis 31.
September 2024 wird gebeten.

Zeit: 01.10.2024, 10:00–17:00 Uhr
Ort: Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin
Kontakt: Prof. Dr. Stefan Stieglitz, Wirtschaftsinformatik und Digitale
Transformation (SAP-Stiftungsprofessur)
E-Mail: stefan.stieglitz@uni-potsdam.de
Internet: https://www.uni-potsdam.de/de/digicat/team/stefan-stieglitz

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Biobasierte und recyclingfähige Windkraftanlagen durch Forschung am Fraunhofer WKI

Der Herbst ist da und mit zunehmendem Wind steigen die Erträge in der
Windenergie. Diese umweltfreundliche und erneuerbare Art der
Energiegewinnung schafft Arbeitsplätze in Deutschland und fördert
technologische Innovationen. Windenergie verringert die Abhängigkeit von
fossilen Brennstoffen und globalen Lieferketten. Forschende am Fraunhofer
WKI entwickeln Lösungen, die die Inspektion von Rotorblättern erleichtern.
Völlig neue Recyclingverfahren, die am Fraunhofer WKI entwickelt werden,
verfolgen das Ziel einer möglichst hochwertigen stofflichen Verwertung.

Die Arbeiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tragen dazu bei,
dass Windkraftanlagen von vornherein recyclinggerechter konstruiert und
aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden können. So wird die
Schlüsseltechnologie der Energiewende kreislauffähiger und
ressourceneffizienter.

Das Klimaziel der EU sieht vor, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent
gegenüber 1990 zu senken. Bis 2050 will die EU klimaneutral werden. Der
Ausbau der Stromerzeugung aus Windenergie spielt hierfür eine tragende
Rolle. Schon heute stehen in Deutschland rund 30.000 Windenergieanlagen.
Der Plan der Bundesregierung sieht vor, die installierte Leistung bei
Windenergie bis 2030 auf Land (Onshore) etwa zu verdoppeln und auf See
(Offshore) zu verdreifachen. Je mehr Windenergieanlagen es gibt und je
länger ihre Nutzungsdauer ist, desto wichtiger werden Fragen der Wartung
und des Recyclings.

Effiziente Wartung von Rotorblättern
Die Rotorblätter von Windenergieanlagen sind hohen Belastungen ausgesetzt.
Beschädigungen können schwerwiegende Folgen haben, deshalb werden
Windenergieanlagen regelmäßig gewartet. Bisher müssen Servicetechniker
dafür auf die teilweise über hundert Meter hohen Windkrafttürme klettern.
Forschende des Fraunhofer WKI entwickeln gemeinsam mit Partnern
Wartungskonzepte mit Hilfe von Drohnen, die das Arbeiten in großer Höhe
überflüssig machen und damit die Inspektionen deutlich vereinfachen.

Innovative Recyclingverfahren für hochwertiges stoffliches Recycling der
Rotorblätter
Mit innovativen Recyclingverfahren zur Rückgewinnung von Balsaholz und
Kunststoffschaum aus Rotorblättern von Windenergieanlagen leisten
Forschende des Fraunhofer WKI einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der
Kreislauffähigkeit von Windenergieanlagen. Mit einem neuen Verfahren soll
der Faserverbundkunststoff aus den Rotorblättern durch Pyrolyse in seine
Bestandteile zerlegt werden, um die eingesetzten Fasern zurückzugewinnen
und industriell zu verwerten. Die Forschenden führen an den Glas- und
Carbonfasern eine nasschemische Behandlung durch, bei der die Fasern mit
einem Haftvermittler als Vorbereitung für die nächste Anwendung versehen
werden. Dadurch können mehrere Faserschichten in einem Schritt
nasschemisch behandelt und anschließend imprägniert werden, ohne dass sie
vorher aufwendig getrennt werden müssen. Dies könnte das Recycling von
Rotorblättern erheblich vereinfachen.

Neben Recyclinglösungen für bestehende Rotorblätter entwickeln Forschende
am Fraunhofer WKI Lösungen für neue Rotorblätter mit geringerem
Recyclingaufwand. Rotorblätter bestehen aus komplexen
Multimaterialverbünden - fest verbunden durch duroplastische Harze. Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler testen gemeinsam mit Partnern, ob
sich Rotorblätter mit wieder lösbaren Harzsystemen so konstruieren lassen,
dass die Materialien am Ende der Nutzungsdauer sortenrein getrennt werden
können.
Ob ganze Teile alter Rotorblätter für neue, kleinere Rotorblätter
verwendet werden können, erproben die Forschenden des Fraunhofer WKI
ebenfalls gemeinsam mit Projektpartnern. Dazu werden schaltbare Klebstoffe
getestet, die sich an- und nach der Nutzungsdauer wieder ausschalten
lassen und so die Recyclingfähigkeit verbessern.

Windenergieanlagen aus nachwachsenden Rohstoffen
Doch nicht nur Verbesserungen bei Recycling und Wartung machen die
Schlüsseltechnologie Windenergie immer attraktiver. Die Expertinnen und
Experten des Fraunhofer WKI tragen dazu bei, dass der Bau von Windtürmen
oder Rotorblättern durch die Verwendung von Holz oder anderen
nachwachsenden Rohstoffen nachhaltiger wird. Im Vergleich zu herkömmlichen
Windkraftanlagen aus Beton oder Stahl ermöglicht die Holzbauweise
CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent. Forschende des Fraunhofer WKI
haben die Verklebung des ersten Holzturms für kommerzielle
Windkraftanlagen der Firma Modivon AB auf der Baustelle begleitet. In
einem weiteren Projekt prüfen Forschende, inwiefern nachwachsende
Rohstoffe für den Bau von Rotorblättern eingesetzt werden können.

Informationen zu den Forschungsprojekten:https://www.wki.fraunhofer.de/de
/presse-medien/2024/presseinfo_2024-17_biobasierte-und-recyclingfaehige-
windkraftanlagen.html

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