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Der bekannte Autor Thomas Gebauer referiert am 8. Januar an der Hochschule Koblenz

Der Autor, Psychologe und Geschäftsführer der Hilfsorganisation Medico
International Thomas Gebauer referiert am Dienstag, 8. Januar 2019, von
15:30 bis 17:30 Uhr am RheinMoselCampus der Hochschule Koblenz in der
Konrad-Zuse-Straße 1 in Raum K 123. Im Rahmen der von Peter-Erwin Jansen
im Fachbereich Sozialwissenschaften angebotenen Lehrveranstaltung „Soziale
Bewegungen und Selbstorganisation“ spricht Gebauer unter anderem über
seine Arbeit sowie über seinen vor kurzem gemeinsam mit Ilija Trojanow
veröffentlichten Band „Hilfe? Hilfe! Wege aus der globalen Krise“.

Der Autor, Psychologe und Geschäftsführer der Hilfsorganisation Medico
International Thomas Gebauer referiert am Dienstag, 8. Januar 2019, von
15:30 bis 17:30 Uhr am RheinMoselCampus der Hochschule Koblenz in der
Konrad-Zuse-Straße 1 in Raum K 123. Im Rahmen der von Peter-Erwin Jansen
im Fachbereich Sozialwissenschaften angebotenen Lehrveranstaltung „Soziale
Bewegungen und Selbstorganisation“ spricht Gebauer unter anderem über
seine Arbeit sowie über seinen vor kurzem gemeinsam mit Ilija Trojanow
veröffentlichten Band „Hilfe? Hilfe! Wege aus der globalen Krise“. Diese
Publikation setzt sich kritisch mit den aktuellen Hilfesystemen
auseinander und bietet Perspektiven nicht staatlicher
Unterstützungskonzepte für die Länder des Südens.

Gebauer gehört zu den Gründern der Initiative des Verbots von Landminen
(ICBL), die 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden, den er
mit seinen Mitinitiatoren in Oslo entgegennahm. Seine zahlreichen Aufsätze
zur globalen Gesundheitspolitik und seine Kritik an der Funktionalisierung
der Menschenrechte finden weltweit Beachtung.

Über die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer hinaus steht die
Veranstaltung allen Interessierten offen, der Eintritt ist frei. Für
Rückfragen steht Peter-Erwin Jansen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. zur
Verfügung.

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Das Team der TH Nürnberg gewinnt Bundeswettbewerb „Nachhaltige Urbane Logistik“

Das Team der TH Nürnberg gewinnt den Bundeswettbewerb
Das Team der TH Nürnberg gewinnt den Bundeswettbewerb "Nachhaltige Urbane Logistik" Daniela Schlenker / TH Nürnberg

Nachhaltig, schadstofffrei, agil: Ein erneuter Erfolg des innovativen
„Pilotprojekt zur Nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem
Mikro-Depot-Konzept auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg“ der TH Nürnberg,
der IHK Nürnberg, der Stadt Nürnberg und des CNA e.V.

Ökologisch, ökonomisch, sozial – die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Gerade in der Zeit zunehmender Internetkäufe steht auch die nachhaltige
Logistikbranche im Fokus. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit (BMU) zeichnete gemeinsam mit dem Umweltbundesamt
(UBA) Projekte in diesem Bereich aus. Einer der Preisträger: Das Team von
Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski von der TH Nürnberg mit dem Pilotprojekt zur
Nachhaltigen Stadtlogistik durch das Mikro-Depot-Konzept.

Nürnberg, 7. Dezember 2018. Es werden immer mehr Erfolge: Das Team der TH
Nürnberg um Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski gewinnt mit dem „Pilotprojekt
zur Nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem Mikro-Depot-
Konzept auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg“ den Bundeswettbewerb
„Nachhaltige Urbane Logistik“. Das Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) hat den Wettbewerb gemeinsam mit
dem Umweltbundesamt (UBA) ausgelobt. Vor einem Fachpublikum aus
Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft hat
Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 5. Dezember die Preise an das
Team der TH Nürnberg, an den Präsidenten Prof. Dr. Michael Braun, den
Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski, an die Mitarbeiter Marius
Bayer und Markus Seidenkranz sowie die weiteren Preisträgerinnen und
Preisträger verliehen.

Der Präsident der TH Nürnberg, Prof. Dr. Michael Braun: „Für die TH
Nürnberg ist die Preisverleihung eine großartige Bestätigung unserer
Forschungsstrategie: Transferorientiert, eng fokussiert auf die
Schlüsselfragen unserer Zeit. Wir entwickeln an der TH Nürnberg Lösungen
für drängende Fragen wie eine nachhaltige und intelligente Mobilität und
Logistik.“

Der Bundeswettbewerb zeichnet Projekte und Maßnahmen aus, die für eine
nachhaltige Logistik in deutschen Städten stehen – ein Bereich, der mit
zunehmenden Internetkäufen immer wichtiger wird. Im Fokus stehen
innovative städtische Logistikkonzepte aus dem ganzen Bundesgebiet, die
alle Anforderungen der Nachhaltigkeit erfüllen: Sie sind wirtschaftlich
tragfähig, halten soziale Standards ein und bieten einen Mehrwert für
Mensch und Umwelt.

Diese Vorgaben erfüllt Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski mit seinem Projekt
zur Nachhaltigen Stadtlogistik. Gemeinsam mit seinem Team erforscht er,
wie die Stadt Nürnberg ihren Verkehr smarter und umweltfreundlicher
gestalten kann. Um dem zunehmenden Lieferverkehr entgegenzusteuern,
ersetzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Transporter durch
Lastenfahrräder. Die Unternehmen lagern ihre Pakte dezentral in Mikro-
Depots und liefern sie von dort aus mit elektrisch unterstützten
Lastenrädern zu den Empfängerinnen und Empfängern. Die beiden Kurier-,
Express- und Paket-Unternehmen DPD und GLS wenden dieses Konzept bereits
in der Praxis an. „Für das Pilotprojekt sind besonders Stadtgebiete
geeignet, die eine hohe Einwohnerdichte und dadurch auch eine hohe
Sendungsdichte aufweisen“, so Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski. „Unsere
Ergebnisse haben gezeigt, dass wir die Transportmittel in solchen Gebieten
fast eins zu eins austauschen können.“

Das Projekt ist bundesweit auf großes Interesse gestoßen und es gibt
bereits Anfragen aus anderen Städten, die das Konzept übernehmen möchten.
Dr. Michael Fraas, Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, unterstützt das
Projekt: „Diese weitere Auszeichnung durch das Bundesumweltministerium
beweist den großen Erfolg der Mikro-Depot-Logistik ‚made in Nürnberg‘.
Wieder einmal ist Nürnberg Pionier für intelligente, nachhaltige
Citylogistik. Die Stadt Nürnberg wird die Fortführung der logistischen
Entwicklungen dieses Projekts der Technischen Hochschule Nürnberg weiter
unterstützen. Ich gratuliere dem gesamten Nürnberger Projektteam aus
Wissenschaft und Praxis zu dieser Auszeichnung für seine höchst innovative
Arbeit sehr herzlich!“

Für seine innovative Forschung erhielt Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski
bereits den Mobilitätspreis des Verkehrsclubs Österreich und den N-ERGIE-
Förderpreis. Mit der Auszeichnung beim Bundeswettbewerb „Nachhaltige
Urbane Logistik“ kann er an diese Erfolge anknüpfen.

Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken:
„Der Regelbetrieb von zwei Paketdienstleister ist der beste Beweis für den
Erfolg des Pilotprojekts. Die Phase Stadtlogistik 2.0 ist eingeläutet. Nun
gilt es, gut durchdachte und robuste Lastenräder mit intelligenten
Ausbauten zu entwickeln. Die KEP- Branche wartet bereits ungeduldig darauf
und die IHK unterstützt weiterhin gerne dabei.“

Dr.-Ing. Werner Enser, Geschäftsführer der Kompetenzinitiative CNA e.V.,
sieht in dem vorbildlichen Zusammenwirken der verschiedenen Partner eine
entscheidende Grundlage für die zahlreichen Ehrungen: „Als Nürnberger
Innovationsnetzwerk für Verkehr und Logistik freuen wir uns sehr, dass
sich alle wichtigen Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft und
Verwaltung so engagiert an dem Projekt beteiligt haben. Damit konnten wir
auch das Bayerische Verkehrsministerium überzeugen, das Projekt im Rahmen
der Logistik Initiative Bayern zu fördern. Mit diesem Projekt wurde
darüber hinaus eine ausgezeichnete Basis für die Entwicklung weiterer
Innovationen im Bereich der Nachhaltigen Stadtlogistik geschaffen.“

Das Projektteam der TH Nürnberg ist eines von fünf Preisträgerinnen und
Preisträgern des Wettbewerbs, die zunächst das Deutsche Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit prüfte:
ökologisch, ökonomisch und sozial. Eine Jury aus Expertinnen und Experten
verschiedener Bereiche der urbanen Logistik wählte die Gewinnerinnen und
Gewinner aus 76 Bewerbungen aus. Der Bundeswettbewerb hat das Ziel,
Impulse zur Gestaltung der Zukunft der städtischen Logistik zu setzen.

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Fraunhofer IFAM ehrt zehntausendsten Teilnehmer des Weiterbildungszentrums Klebtechnik in Bremen

Prof. Dr. Andreas Groß (l.) und Dr. Erik Meiß (r.) ehren Marco Molisse als zehntausendsten Kursteilnehmer des Weiterbildungszentrums Klebtechnik während der 17. Bremer Klebtage.  © Fraunhofer IFAM
Prof. Dr. Andreas Groß (l.) und Dr. Erik Meiß (r.) ehren Marco Molisse als zehntausendsten Kursteilnehmer des Weiterbildungszentrums Klebtechnik während der 17. Bremer Klebtage. © Fraunhofer IFAM

Die Fügetechnik Kleben kann Technologiesprünge ermöglichen, wenn sie
fachgerecht umgesetzt wird. Erstklassige Personalqualifizierung ist also
der Schlüssel zum Erfolg – und den gibt es seit über zwei Jahrzehnten im
Klebtechnischen Zentrum des Fraunhofer IFAM. Seit 1994 leitet Prof. Dr.
Andreas Groß den Bereich Weiterbildung und Technologietransfer, in den das
Klebtechnische Zentrum als akkreditierte Bildungseinrichtung integriert
ist. Weltweit werden inzwischen über 1000 Fachangestellte im Jahr
berufsbegleitend weitergebildet. Im Rahmen der 17. Bremer Klebtage konnte
Andreas Groß nun gemeinsam mit Dr. Erik Meiß, Leiter Weiterbildungszentrum
Klebtechnik, den zehntausendsten Teilnehmer ehren.

Klebtechnisches Wissen für Klebungen höchster Sicherheitsanforderung

Der angehende European Adhesive Engineer, Marco Molisse, kann sich freuen
– nicht nur über eine fundierte klebtechnische Weiterbildung, sondern auch
über die zugedachte Ehre als zehntausender Kursteilnehmer. Am Ende der
Weiterbildung wird der Mitarbeiter der BSH Hausgeräte GmbH ein DVS©/EWF-
Abschlusszeugnis in den Händen halten. »Ziel der Firma ist es, weltweit an
jedem Standort der BSH Produktgruppe Kochen zwei nach DVS©/EWF-Richtlinien
ausgebildete Mitarbeiter vorzuhalten und so die Anforderungen einer
Zertifizierung nach der Kleb-Qualitätsnorm DIN 2304 schnellstmöglich zu
erfüllen«, erläutert Molisse. Er selber ist nach der Weiterbildung als
stellvertretende Klebaufsichtsperson für Klebungen mit höchster
Sicherheitsanforderung zuständig. Molisse unterstreicht, dass sowohl der
Arbeitgeber als auch die Fachkraft gleichermaßen von der Weiterbildung
profitieren.

Klebtechnische Weiterbildung fördert Innovationen in verschiedensten
Branchen

Auch Unternehmen anderer Industriebereiche ziehen ihren Nutzen aus dem
Potenzial des umfangreichen Weiterbildungsangebots des Fraunhofer IFAM.
Für Lars Engel, Geschäftsführer GL Yachtverglasung GmbH, war die
Entscheidung, sein Personal umfassend klebtechnisch in den modernen
Schulungsräumen des Instituts in Bremen zu qualifizieren, »goldrichtig«:
»Meine Firma ist weltweit die erste, die nach der Kleb-Qualitätsnorm DIN
2304 zertifiziert wurde. Mitentscheidend dafür war, dass wir der
Zertifizierungsstelle klebtechnisch qualifiziertes Personal nachweisen
konnten. Ohne hätten wir erst gar nicht zur Zertifizierung antreten
brauchen«. Für ihn und seine Firma ist inzwischen die DIN
2304-Zertifizierung – und damit der Nachweis klebtechnisch kompetenten
Personals – häufig Grundvoraussetzung für Vertragsabschlüsse.

Für Florian Roncossek, Gruppenleiter Klebtechnik und verantwortliche
Klebaufsichtsperson bei ALSTOM Transport Deutschland GmbH in Salzgitter,
ist die Klebtechnik aus dem modernen Schienenfahrzeugbau heute nicht mehr
wegzudenken. Er verweist darauf, dass das hohe Qualifikationslevel der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ALSTOM das Fundament darstellt, um
den hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards im Personentransport gerecht
zu werden. »Aus diesem Grund ist die klebtechnische Aus- und Weiterbildung
ein zentraler Bestandteil unserer Schulungsprogramme. Derzeit beschäftigen
wir in Salzgitter rund 300 klebtechnisch ausgebildete Personen, die wir
auch in Zukunft kontinuierlich weiterbilden lassen werden«, so Florian
Roncossek.

Aber auch für die Klebstoffhersteller ist die klebtechnische Weiterbildung
nur vorteilhaft. So hat beispielsweise die WEICON GmbH & Co. KG,
mittelständischer Klebstoffhersteller aus Münster, inzwischen mehr als die
Hälfte seiner Mitarbeiter am Fraunhofer IFAM weitergebildet – und das
weltweit. WEICON Geschäftsführer Ralph Weidling erklärt: »Durch unsere
Spezialisten im Bereich der Klebtechnik und letzendlich auch durch die
Weiterbildung haben wir uns über alle Branchen hinweg ein sehr gutes
Renommee aufgebaut, das sich sehr positiv auf unseren Unternehmenserfolg
auswirkt. Durch die Weiterbildungen beugen wir aktiv dem drohenden Mangel
an Fachkräften vor und sorgen für die gesicherte Zukunft unseres
Unternehmens«.

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Dr. Marzellus Hofmann über den neuen Modellstudiengang Humanmedizin

Dr. Marzellus Hofmann  UW/H
Dr. Marzellus Hofmann UW/H

Zum Wintersemester 2018/19 hat die Universität Witten/Herdecke einen neuen
Modellstudiengang Humanmedizin eingeführt. Über Neuerungen, Schwerpunkte
und Zielsetzungen spricht nun der Prodekan für Lehre der Fakultät für
Gesundheit, Dr. Marzellus Hofmann, im Interview.

Frage: Was ist neu am Studiengang?
Hofmann: Es ist nicht alles grundsätzlich neu. Allerdings war es uns
besonders wichtig, sechs von uns identifizierte Themenschwerpunkte noch
sichtbarer zu machen und deutlicher zu positionieren. Dadurch bekommt der
Studiengang eine neue Ausrichtung.

Frage: Um welche Schwerpunkte handelt es sich?
Hofmann: Der erste ist die ambulante Gesundheitsversorgung. Unser
Gesundheitssystem entwickelt sich immer mehr in diese Richtung. Dabei geht
es insbesondere auch darum, den Patienten in den Mittelpunkt zu rücken und
seine Perspektive widerzuspiegeln. Wir möchten unsere Studierenden so
ausbilden, dass sie in der Lage sind, die Gesundheit des Patienten mit
diesem gemeinsam zu entwickeln. Letztlich geht es darum, den Impuls, den
die meisten Medizinstudierenden am Anfang ihres Studiums haben, zu
bewahren. Viele sagen: „Ich möchte Menschen helfen können“, wenn sie nach
dem Grund für ihre Studienwahl gefragt werden. Im Studium wird die
Perspektive dann aber leider mehr und mehr Ich-zentrierter, wenn es darum
geht, viel theoretischen Lernstoff zu verinnerlichen und eine Vielzahl von
Prüfungen zu bestehen. Uns ist es wichtig, das Bewusstsein dafür
wachzuhalten, dass es im Kern immer um den Menschen gehen muss – nicht nur
mit Blick auf den Patienten, sondern auch auf die eigene Gesunderhaltung.

Frage: Wie kann das gelingen?
Hofmann: Bei schwereren Erkrankungen gehen die Patienten in der Regel
durch verschiedene Gesundheits-Professionen. Oft wissen dabei die
unterschiedlichen Behandler nicht oder nur ungenau, was die Kollegen aus
anderen Fachdisziplinen machen. Sie fokussieren oft nur auf ihren
Behandlungsabschnitt, aber nicht auf das Gesamtbild. Ein Großteil der
Ursachen für Gesundheit und Krankheit liegt außerhalb dessen, was wir in
ambulanter und stationärer Behandlung sehen, nämlich im Verhalten, in
Lebens- und Arbeitsbedingungen, in Umweltfaktoren, im sozialen Gefüge. Da
muss die Brille unbedingt weiter werden. Es geht uns in dieser Hinsicht um
die Perspektive und Mitgestaltung einer integrierten Gesundheitsversorgung
und Gesundheitsförderung.

Frage: Wie kann man das im Studium lernen?
Hofmann: Um diese Lerninhalte zu vermitteln, werden wir unter anderem auf
Patientenbegleitung setzen. Bereits ab dem zweiten Semester bekommt jeder
Studierende einen Patienten zugewiesen, den er zwei Mal im Semester
besucht und das gesamte Studium – gemeinsam mit dem Hausarzt – begleitet.
Dabei sollen sich die Studierenden mit den Fragen der Patienten, mit den
Prozessabläufen im Gesundheitswesen, mit dem Gesundheitsverhalten der
Patienten und mit der Evidenzbasierung einer sektorenübergreifenden
Gesundheitsversorgung auseinandersetzen. Daneben begleiten die
Studierenden „ihre“ Patienten auch zu Facharztterminen, Therapien oder
stationären Aufenthalten.

Frage: Welche ärztlichen Kompetenzen sollen auf diese Weise vermittelt
werden?
Hofmann: Es geht darum, den ganzen Patienten zu sehen. Nicht nur ein
Symptom, nicht nur eine Krankheit, sondern einen Menschen. Es geht aber
auch darum, die Patienten in ihren eigenen Gesundungsbemühungen zu
unterstützen. Und die beschäftigt bei Krankheit oder Gesundheit mehr, als
in der Praxis besprochen werden kann. Es gibt viele Fragen, die oft auch
erst später auftauchen. Die besprechen unsere Studierenden dann mit den
Patienten. Sie können über Unterstützungsangebote aufklären und
Ansprechpartner sein. Es geht also auch darum, intersektorale Übergänge zu
gestalten. Da die Gesundheitsversorgung immer ambulanter, aber auch
spezialisierter wird, wird auch die Frage der Übergänge und der
sektorübergreifenden Kommunikation immer entscheidender.

Frage: Um solche Kompetenzen aufzubauen, müssen doch sicherlich auch
andere Lehrinhalte im Studium vermittelt werden?
Hofmann: Das ist richtig. Wir haben das „Innere Arbeit/ Berufliche
Persönlichkeitsentwicklung“ genannt. Im Kern geht es dabei um die
Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen, die notwendig
sind, um mit berufsbezogenen, individuellen, interpersonellen und
institutionellen Herausforderungen adäquat und entwicklungsförderlich
umgehen zu können. Eine Frage, die sich die meisten Mediziner irgendwann
im Studium stellen, lautet: Wann erlebe ich mich zum ersten Mal als Ärztin
oder Arzt? Die Antwort lautet für die meisten: wenn ich im Sinne des
Patienten wirklich Verantwortung übernehme. Die professionsbezogene
Persönlichkeitsentwicklung ist aber bisher noch kaum im Studium
abgebildet. Unser Ziel ist es, diese Inhalte ins Studium hereinzuholen.
Dabei sollen die Studierenden die Möglichkeit bekommen, ihre Eindrücke und
Erlebnisse aus dem Studium zu reflektieren. Letztlich geht es um die
Vermittlung von Fertigkeiten, Werten und Haltungen wie Empathie,
Reflexionsfähigkeit, Wahrnehmung, Kommunikation, Teamfähigkeit,
Entscheidungsfähigkeit, Leadership.

Frage: Was ist der Hintergrund der Entscheidung, dieses Themenspektrum
bereits im Studium zu behandeln?
Hofmann: In Publikationen wie dem jährlich erscheinenden Krankenhausreport
des Wissenschaftlichen Instituts der AOK kann man regelmäßig nachlesen,
dass die größten Probleme im Gesundheitswesen meist an den Schnittstellen
und Übergängen zwischen den Disziplinen und Professionen entstehen. Dabei
geht es oft um mangelnde Kommunikation oder fehlende Teamfähigkeit. Die
meisten Fehler passieren nicht in der Fachlichkeit, also durch mangelndes
theoretisches Wissen, sondern durch persönlichkeitseigene Faktoren. Da
möchten wir ansetzen.

Frage: Das Gesundheitssystem wird immer digitaler und miteinander
vernetzter. Wie wird dies im Studium abgebildet und welche Kompetenzen
müssen Absolventen hier mitbringen?
Hofmann: Das ist der Bereich Interprofessionelles Lernen und Arbeiten. Er
schließt sich ein bisschen an die vorherigen Überlegungen an. Ziel ist es,
dass unsere Studierenden mit anderen Gesundheitsberufen in Verbindung
treten, andere Professionen verstehen und die Zusammenarbeit mit ihnen
üben. Es geht darum, gemeinsam ein Gesamtverständnis des
Gesundheitssystems zu entwickeln und es zu verbessern. Auch dies sind
Bereiche, die in der Regel auf die Zeit nach dem Studium verlagert werden.
Das möchten wir anders machen! Deshalb werden unsere angehenden Ärztinnen
und Ärzte auch bereits im Studium gemeinsame Fälle mit Physiotherapeuten,
Pflegekräften, Logopäden, Ergotherapeuten und Hebammen bearbeiten.

Frage: Welche weiteren Schwerpunkte werden im Studium gesetzt?
Hofmann: Zum Beispiel das wissenschaftliche Arbeiten. Hier geht es
insbesondere um die Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Haltungen
für das Verstehen, Bewerten und Anwenden von wissenschaftlichen Konzepten
und Methoden in der Praxis.  Darüber hinaus geht es um die Erarbeitung
eins Handwerkszeug, das die Studierenden in die Lage versetzt,
eigenständig wissenschaftlichen Fragestellungen nachzugehen, zwei
verpflichtende wissenschaftliche Arbeiten während des Studiums
anzufertigen und diese zu präsentieren.

Frage: Was können Sie noch zu den Lehrinhalten sagen?.
Hofmann: Ein weiterer Schwerpunkt lautet „Gesundheitssystem und
Versorgungsstrukturen“. Wir sind der Überzeugung, dass es grundsätzliche
Änderungen im Gesundheitssystem geben muss. Aktuell besteht Anlass zur
Sorge, dass die Medizin sich weiter in eine Richtung entwickelt, die nicht
die Bedürfnisse der Patienten, sondern eher ökonomische Gesichtspunkte in
den Mittelpunkt rückt. Wir möchten Ärztinnen und Ärzte ausbilden, die sich
Gedanken machen über die Zukunft des Gesundheitswesens. Dazu werden sie
alle zunächst den Status quo kennenlernen. In interprofessionellen Teams
werden sie sich Best Practice Beispiele anschauen, in denen neue
Gesundheitskonzepte ausprobiert und umgesetzt werden. Im Anschluss sollen
sich die Studierenden nicht nur gegenseitig die Ergebnisse vorstellen,
sondern sich auch eigenständige Gedanken darüber machen, wie das
Gesundheitssystem der Zukunft aussehen könnte. Unsere Ärzte sollen
natürlich in der Lage sein, im bestehenden System zu arbeiten. Aber wir
möchten, dass sie darüber hinaus in der Lage sind, weiterzudenken und
mitzuhelfen, das Gesundheitswesen sinnvoll zu überarbeiten.

Frage: Wird es die Möglichkeit zu individuellen Schwerpunkten im Studium
geben?
Hofmann: Ja, durch die sogenannten Tracks, die Wahlbereiche. Die Tracks
sollen den Studierenden im neuen Modellstudiengang die Möglichkeit zur
individuellen Schwerpunktsetzung und einen ersten Erprobungsraum für die
selbstständige Wissenserweiterung und –vertiefung als Grundlage für
lebenslanges Lernen bieten. Unseren Studierenden möchten wir mit den
Wahlbereichen früh die Möglichkeit geben, Verantwortung für ihr eigenes
Studium zu übernehmen. Spezialisieren können sie sich dann zum Beispiel,
je nach Interesse, auf Themen wie Klinische Medizin, ambulante
Gesundheitsversorgung, Forschung, Digitalisierung oder Integrative
Medizin. Später können noch weitere Themenbereiche hinzukommen.

Frage: Das Thema Hausärztemangel ist seit einigen Jahren in aller Munde.
Warum werden eigentlich vergleichsweise so wenige Medizinstudierende
Allgemeinmediziner? Und warum ist das an der UW/H anders?
Hofmann: Um sich für das Fachgebiet zu interessieren, müssen die
Studierenden einen Erlebnisraum haben, um ggf. feststellen zu können, dass
sie das Gebiet interessiert. Wenn im Studium die Allgemeinmedizin aber
kaum eine Rolle spielt, können die Studierenden auch nicht entdecken, dass
die Hausarztmedizin attraktiv und ihre Sache ist.
An der UW/H spielt die Allgemeinmedizin schon seit langer Zeit eine
prominente Rolle. Wir waren die erste Fakultät in Deutschland, die einen
eigenen Lehrstuhl dafür eingerichtet hat. Durch unser Netzwerk an
kooperierenden Lehrpraxen ist der konkrete Begegnungsraum da, den die
Studierenden benötigen, um sich mit dem Thema auseinander zu setzten. Auch
deshalb werden fast doppelt so viele unserer Absolventen niedergelassene
bzw. Hausärzte wie im Bundesschnitt. Mit dem Themenschwerpunkt ambulante
Gesundheitsversorgung wollen wir dieses Profil ausbauen und weiter
schärfen.

Frage: Zum Schluss noch ein Ausblick: Wie sieht die Medizin der Zukunft
aus? Und was kann die UW/H dazu beitragen?
Hofmann: Die Medizin der Zukunft ist kaum zu trennen von der
Digitalisierung. Das ist ein komplexes und schwieriges Thema. Die Treiber
der Entwicklung kommen gegenwärtig hauptsächlich aus der Industrie, aber
die Möglichkeiten im Anwendungsfeld der Medizin sind immens. Das Thema ist
in der Medizin angekommen, es gibt aber noch zu wenige Kompetenzen dazu
bei den Ärzten. Ihre Aufgabe wird es sein, diese Möglichkeiten bewerten,
vernünftig anwenden und auch weiterentwickeln zu können.
Dinge wie zum Beispiel die elektronische Patientenakte sind eine sehr
sinnvolle Entwicklung. Da braucht es manchmal noch ein Umdenken bei den
Ärzten, denn solche Modelle wie zum Beispiel OpenNotes sind für Arzt und
Patient ein Gewinn. Letztlich wird es zu massiven Veränderungen im
Gesundheitssystem kommen. Gerade mit Blick auf das Versorgungsproblem in
der Fläche ergeben sich dadurch auch neue Chancen. Mit Hilfe der
Digitalisierung, der Tele-Medizin, Smartphones als Diagnostikgeräten oder
mobilen Versorgungsteams kann man sich schon fragen, ob man in fünf Jahren
noch einen Landarzt klassischen Zuschnitts zum Beispiel in Hemer brauchen
wird. Auch kann es gut sein, dass es die Radiologie, wie wir sie kennen,
in fünf bis acht Jahren so nicht mehr geben wird. MRT und CT-Geräte der
kommenden Generation erstellen selbstständig Befunde, die sie mit
Millionen vergleichbarer Bilder abgleichen, auch in der Chirurgie kommen
vermehrt Roboter zum Einsatz. Wichtig wird sein, dass die Ärzte diese
Techniken und Möglichkeiten kritisch einschätzen und damit umgehen können.
Das ist ein Prozess, der bereits ins Studium integriert werden sollte.

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