»Hopfen und Malz, Klima erhalt’s.« Wissenschaftler untersuchen nachhaltige Varianten zur Hopfentrocknung

Hopfenbauern bekommen den Klimawandel unmittelbar zu spüren. Nun eröffnet
die Energiewende den Landwirten neue Chancen. Denn Hopfen muss für den
Brauprozess energieintensiv getrocknet werden.
Derzeit nutzen viele
Hopfenanbau-Betriebe dafür Heizöl. Für die Jahresernte der Hallertau,
Bayerns größtem Hopfenanbaugebiet, wären rund 14 Millionen Liter des
fossilen Brennstoffs notwendig. Das entspricht in etwa dem jährlichen
Bedarf von 7000 Haushalten. Wissenschaftler des Fraunhofer IGCV
entwickelten im Rahmen eines industriellen Transformationsprojekts unter
dem Titel »Grüner Hopfen« verschiedene Varianten für eine nachhaltige
Hopfentrocknung.
Pellets, Wärmepumpen, oder Wasserstoff
»Unser Ziel war es, realistisch umsetzbare Alternativen in Sachen
Wirtschaftlichkeit, aber vor allem auch hinsichtlich ihres Potenzials zur
Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu untersuchen«, sagt Vincent
Kalchschmid. Gemeinsam mit seinem Team simulierte der Ingenieur deshalb
unterschiedliche Technologien wie biogene Brennstoffe, Elektrifizierung
mit Wärmepumpen und Wasserstofftechnologien. »In Kombination mit
technischen Analysen und einer wirtschaftlichen Bewertung ging es uns
darum, die Effizienz dieser unterschiedlichen Technologien und ihre
Auswirkungen auf die Emissionen zu analysieren. Voraussetzung war bei
allen Varianten, dass die gewählte Technologie die spezifischen
Anforderungen der Hopfentrocknung erfüllen muss. Beispielsweise, ob die
nötige Heizleistung erreicht wird.«, erklärt der Ingenieur. Die dafür
notwendige Datenbasis lieferte ein Referenzbetrieb, der dem Stand der
Technik im deutschen Hopfenbau entspricht.
Die eine Lösung gibt es nicht
Während biogene Brennstoffe technologisch ausgereift sind und die
Treibhausgas-Emissionen signifikant senken können, erfordern sie einen
hohen logistischen Aufwand und unterliegen Preisschwankungen. Wärmepumpen
bieten eine hohe Effizienz und nutzen erneuerbare Wärmequellen, allerdings
sind die Investitionskosten hoch und die Abhängigkeit von externem Strom
bleibt bestehen. Wasserstoff als flexibles Speichermedium hat das
Potenzial, die Emissionen effektiv zu reduzieren, allerdings ist die
erforderliche Infrastruktur kostspielig und die Marktentwicklung ungewiss.
»Batteriespeicher haben wir in unserer Betrachtung vernachlässigt, weil
die für die Hopfentrocknung erforderlichen Energiemengen damit
wirtschaftlich und technisch nicht darstellbar sind.“ ergänzt Kalchschmid.
Betrieb ist nicht gleich Betrieb
So hängt den Forschenden zur Folge die Wahl des geeigneten Ansatzes von
den spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Hopfenanbaubetriebs ab: Ist
der Standort gut an eine benötigte Infrastruktur angebunden? Gibt es
Dachflächen für Photovoltaikanlagen oder ist Biogas vor Ort verfügbar? Und
wie groß ist der Betrieb als solches? »All diese Aspekte haben Einfluss
auf die Wahl der Technologie«, erklärt Kalchschmid. »Auch ein Blick in die
Zukunft lohnt sich. Künftige Preisentwicklungen, und vor allem auch die
Verfügbarkeit von Technologien und Brennstoffen spielen bei der Wahl eine
entscheidende Rolle.«
Doch von einer Sache ist Vincent Kalchschmid überzeugt: Hopfen und Malz
sind noch nicht verloren, solange technologische Fortschritte genutzt
werden.