Zum Hauptinhalt springen

Ukraine: Mindestens jeder zehnte Geflüchtete benötigt psychologische Betreuung

In der Stadt Lviv haben die Malteser die psychologische Betreuung für die Geflüchteten weiter ausgebaut. Rund 200.000 Menschen harren derzeit in der westukrainischen Stadt nahe der Grenze zu Polen aus. „Die Straßen sind voller Menschen. Sie hoffen darauf, dass sie nicht gezwungen werden, die Ukraine zu verlassen. Doch auch als Geflüchtete im eigenen Land ist die psychologische Belastung groß. Sie haben ihr Zuhause verloren, ihre Familien zurückgelassen und blicken in eine ungewisse Zukunft. Mehr als 10 Prozent von ihnen benötigen psychologische Betreuung“, sagt Pavlo Titko, Leiter der Malteser in der Ukraine.

12 Psychologinnen und Psychologen sind für die Malteser Ukraine derzeit im Einsatz. „Eine Frau berichtete unserem Team, dass der Familienvater vor den Augen der Kinder und der Ehefrau erschossen wurde. Das sind die schlimmsten Bilder, die uns geschildert werden. Wir blicken hier in leere Gesichter. Viele haben keinen Appetit, schlafen nicht, sind ruhelos. Um psychologische Hilfe bitten nur wenige, denn diese ist bei vielen Menschen noch mit einem Stigma der Schwäche behaftet. Deshalb ist es wichtig, dass wir vor allem auf die Mütter direkt zugehen. Denn um die Kinder zu schützen, müssen wir als erstes die Mütter stabilisieren, damit die Kinder ein Gefühl der Sicherheit bekommen. Wenn es den Müttern besser geht, dann geht es auch den Kindern besser“, sagt Stepan Pasichnyk, Psychologe für Malteser in Lviv.

In vier Einrichtungen versorgen die ukrainischen Malteser die Menschen mit psychosozialer Unterstützung. In zwei Einrichtungen gibt es ein spezielles Angebot für Kinder mit Autismus, die unter einem besonderen Stress stehen, weil sie aus ihrer gewohnten Routine herausgerissen wurden. In Zeichenklassen und kreativen Workshop können die Kinder ihre Erlebnisse verarbeiten. Mobile Teams versorgen die Menschen zusätzlich am Bahnhof.

„Für die Kinder ist es nun wichtig, eine neue Form des Alltags zu erlernen. Vor einigen Tagen hatte eines der von uns betreuten Kinder Geburtstag und unsere Psychologin hat Luftballons mitgebracht und mit dem Kind gefeiert. Wir dürfen die Bedürfnisse dieser Kinder nicht vergessen und müssen sie besonders im Blick behalten“, sagt Titko.

Deutschland: Zwischenbilanz der Hilfe

Die deutschen Malteser haben seit Beginn des Krieges vor einem Monat rund 2.500 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine oder deren Nachbarländer geliefert. Mehr als 70 Transporte brachten die Malteser auf die Straßen Richtung Ukraine. Medizinische Hilfsgüter, massive Zelte, Feldbetten, Decken, Lebensmittel und Feldküchen gehörten dazu. Auch Fahrzeuge (1 Rettungstransportwagen, 1 Krankentransportwagen, 1 Mannschaftstransportwagen, 1 Kastenwagen) wurde in die Zentren der Malteser nach Ivano-Frankivsk und Lviv geschickt. Von dort gingen sie zum Teil ins Landesinnere.

In Lviv (Ukraine), Kattowitz (Polen) und Fürstenfeldbruck (Deutschland) stehen den Maltesern große Logistik- und Materialzentren zur Verfügung. Dorthin werden auch private oder kommunale Initiativen sowie Unternehmensspenden, die zuvor mit der Hilfsorganisation Absprachen über die benötigten Waren getroffen haben, geleitet. Rund 1.000 ehrenamtliche Malteser-Kräfte in Deutschland sind derzeit täglich im Einsatz. Sie richten kurzfristig Unterkünfte ein, betreuen Geflüchtete in Ankunftszentren und den Unterkünften, sorgen für Corona-Tests und medizinische Erstversorgung, helfen beim Kommissionieren von Sachspenden und anderem mehr. Insgesamt betreuen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende Geflüchtete in mehr als 60 Regelunterkünften von Ländern und Kommunen.

Malteser International ist das weltweite Hilfswerk des Souveränen Malteserordens für humanitäre Hilfe. Die Organisation leistet in rund 100 Projekten in 30 Ländern Hilfe für Menschen in Not, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder politischer Überzeugung. Die christlichen Werte und die humanitären Prinzipien der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden die Grundlage der Arbeit. Weitere Informationen: www.malteser-international.org 

  • Aufrufe: 82

Änderung des Infektionsschutzgesetzes: Die Pandemie ist noch nicht vorbei

Die meisten Corona-Regelungen laufen Ende dieser Woche aus, obwohl die COVID-Fallzahlen weiterhin hoch sind und bundesweit steigen. Der Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes berücksichtigt diese Entwicklungen nicht.

Die Universitätsmedizin benötigt auch weiterhin einen flexiblen Instrumentenkasten, um sich bei steigenden Infektionszahlen um ihre Patientinnen und Patienten sowie um ihre Mitarbeitenden kümmern zu können. Daneben gehören aus Sicht der Deutschen Hochschulmedizin vor allem die Verlängerung der Abweichungsverordnung zur Ärztlichen Approbationsordnung sowie Regelungen zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität der Krankenhäuser ins Gesetz.

Professor Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD): „Wir sehen in den Universitätskliniken, dass die Pandemie nicht vorbei ist. Während wir in den Unikliniken an einem Tag im Januar 2022 durchschnittlich ca. 1.500 COVID-Patientinnen und Patienten stationär versorgt haben, sind es derzeit über 2.300 täglich. Außerdem erkranken immer noch viele Mitarbeitende, die dann bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten fehlen. Deshalb brauchen wir dringend Verlängerungen und Nachbesserungen zur finanziellen Sicherung der Krankenhäuser.“

Die Regelungen zu den Versorgungsaufschlägen, die zur Deckung des Mehraufwands bei der Behandlung von COVID-Patientinnen und -Patienten dienen, müssen verlängert werden. Zudem muss der Ganzjahresausgleich so angepasst werden, dass den Universitätskliniken nicht zwei Prozent Budgetverlust droht. Auch sollten die Freihaltepauschalen als Liquiditätshilfen bis mindestens Ende Juni 2022 verlängert werden. Weiterhin fehlt eine Lösung, um die ambulanten Erlösausfälle der Universitätsklinken zu kompensieren.

In den letzten beiden Jahren konnte durch eine Abweichungsverordnung der Approbationsordnung die Ausbildung der Studierenden der Human- und Zahnmedizin in gemeinsamer Abwägung durch Universitäten, Unikliniken, Landesprüfungsämter und Gesundheitsämter an die lokale und nationale Pandemielage anpasst werden. Die Studierenden konnten so ihre praktische Ausbildung fortsetzen sowie Staatsexamensprüfungen ablegen.

Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT): „Diese bereits eingesetzten und erfolgreich erprobten Flexibilisierungsmöglichkeiten sollten um weitere sechs Monate verlängert werden. Nur so kann die medizinische Ausbildung auch im Sommersemester 2022 ohne Verzögerungen fortgeführt werden. Und nur so können auch die Staatsexamensprüfungen in dem gesetzlich vorgegebenen Zeitraum unter Einsatz lokal erforderlicher Infektionsschutzmaßnahmen abgelegt werden. Allein durch die Verlängerung der Abweichungsverordnung lassen sich aus unserer Sicht drohende Verzögerungen von mindestens sechs Monaten bei der Erlangung der ärztlichen Approbation vermeiden.“

  • Aufrufe: 86

Ukraine-Krieg: „Neuer Eiserner Vorhang“ als realistisches Szenario

Einschätzungen von Prof. Dr. Claus Greiber von der FH Dortmund

 

Welche möglichen Auswirkungen hat der Krieg gegen die Ukraine auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung? Prof. Dr. Claus Greiber, Volkswirt mit Schwerpunkt Monetäre Ökonomik an der Fachhochschule Dortmund, hat dazu die ersten Ergebnisse vorliegender makroökonomischer Studien ausgewertet.

 

In einem öffentlichen Vortrag präsentierte Claus Greiber jüngst unter anderem, welche Effekte die Sanktionen gegen Russland haben und wie die Reaktionen der Finanzmärkte ausfallen. Im Kurzinterview beantwortet er dazu aktuelle Fragen.

 

Herr Greiber, führt die jetzige Situation erneut zu einem „Eisernen Vorhang“, wie wir ihn schon aus der Zeit des „Kalten Krieges“ kennen?

Politisch gesehen scheint das aktuell ein realistisches Szenario zu sein für das „neue“ Verhältnis des Westens und Russland. Aber auch ökonomisch könnte das eine passende Metapher werden. Die Handelsströme zwischen den beiden Wirtschaftsräumen wären weitgehend abgeschnitten; es stellt sich nur die Frage, ob wir, wie in den 70er-Jahren, Rohstoffe, insbesondere Gas, aus Russland importieren – so sieht es aktuell aus - oder ob wir, wie in den 60ern, weitgehend darauf verzichten (müssen).

 

Welche weiteren Folgen sind für Inflation, Konjunktur und Wachstum in Europa absehbar?

Wenn Europa, wie es Stand heute die Bundesregierung möchte, weiterhin vor allem Gas und auch Öl aus Russland bezieht, dürften die kurzfristigen konjunkturellen Folgen überschaubar sein. Das sich immer noch infolge der Corona-Krise erholende Wachstum würde etwas gedämpft. Der zusätzliche Inflationsschub, getrieben von den Preisanstiegen an den internationalen Rohstoffmärkten, würde vermutlich im Bereich von 1 bis 2 Prozent liegen. Allerdings gehen wir auch ohne diesen Zusatzeffekt bereits von einer Inflationsrate von etwa 4 Prozent im Jahr 2022 aus. Die Inflation läge mit 5 bis 6 Prozent also noch einmal spürbar über der des letzten Jahres. Das wäre also der Preis für den „Neuen Eisernen Vorhang“ ohne Energieembargo.

 

Wie sehr könnte ein Boykott russischer Exporte auch speziell Deutschland schaden?

Längerfristig, auf fünf bis zehn Jahre betrachtet, wären die ökonomischen Kosten eines solchen Boykotts für Deutschland beziehungsweise die meisten Länder in Europa gut zu kompensieren. Kürzerfristig wäre aber vor allem ein Boykott der Gaslieferungen volkswirtschaftlich sehr teuer, da es hier keine Ausweichmöglichkeiten für Industrie und Verbraucher gibt. Erste makroökonomische Prognosen sprechen in einem solchen Energie-Embargo-Fall von einem konjunkturellen Dämpfer im Bereich von minus drei, vielleicht minus 5 Prozent für unser Bruttoinlandsprodukt.

Die Politik ist hier momentan allerdings wesentlich vorsichtiger beziehungsweise risikoscheuer. Denn das Risiko in einem solchen Boykott-Szenario besteht nicht nur in möglichen Versorgungsengpässen, sondern vor allem in weiteren Preis-Eskapaden an den Rohstoffmärkten. Hier hatten die Preise vor allem für Gas kürzlich neue historische Höhen erreicht. Würden sich diese Entwicklungen fortsetzen, könnte es zu noch deutlich ausgeprägteren Inflationsschüben und Konjunktureinbrüchen kommen. Dieses Szenario eines abrupten Embargos und die weiteren Risiken ist die deutsche Regierung offenbar aber nicht gewillt zu tragen.

Ein solches Boykott-Szenario ist momentan an den Finanzmärkten nicht eingepreist. Auch die in den letzten Tagen wieder sinkenden Energiepreise spiegeln eher einen „Eisernen Vorhang“ der 70er-Jahre mit Energiehandel wider.

 

  • Aufrufe: 86

Verantwortungsvoller Journalismus im Krieg – Wie berichten? - Hintergrund- Gespräch am 14. März um 11 Uhr

Die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine stellt den Journalismus in
Deutschland und in allen anderen Staaten der Welt vor beträchtliche
Herausforderungen. Wie lassen sich nationalistische Töne vermeiden? Was
bedeutet ein ethisch verantwortungsvoller Umgang mit Bildern? Wie sind
glaubwürdigen Quellen in Russland und in der Ukraine erreichbar? Und wie
kann über die Situation der Flüchtenden berichtet werden, ohne zwischen
Flüchtlingen 1. und 2. Klasse zu unterscheiden? Zu diesen und weiteren
Fragen geben Wissenschaftlerinnen der Freien Universität Berlin Auskunft
im Rahmen eines digitalen Hintergrundgesprächs.

Die Veranstaltung für Journalistinnen und Journalisten findet auf Deutsch
statt, anschließend können Interviews auch auf Englisch geführt werden.

Zeit und Zugang:

- Montag, 14. März 2022, 11 Uhr
- Die Veranstaltung findet über die Plattform Webex statt; die
Zugangsdaten erhalten angemeldete Journalistinnen und Journalisten per
E-Mail rechtzeitig vor dem Termin

Als Interviewpartnerinnen erwarten Sie:

Dr. Anna Litvinenko, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften,
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Schwerpunkte: mediale Situation in Russland, Zivilgesellschaft und
russisch-ukrainische Beziehungen
Prof. Dr. Margreth Lünenborg, Fachbereich Politik- und
Sozialwissenschaften, Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft
Schwerpunkte: Journalistik, Medien und Migration
Prof. Dr. Carola Richter, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften,
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Schwerpunkte: internationale Kommunikation; Medien, Auslands- und
Kriegsberichterstattung; Medien und Flucht

Um Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. wird gebeten; bitte geben Sie bei
der Anmeldung auch das Medium an, für das Sie berichten und bitte nennen
Sie in der Betreffzeile das Stichwort „Anmeldung zu Pressegespräch“.
Weitere Informationen

Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Telefon: 030 / 838-73180, E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

  • Aufrufe: 81