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Auto/Motor

Für die Umwelt: Hanauer Straßennetz gedoubelt

Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke  U.Wolf
Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke U.Wolf

Forschungsprojekt SimCityNet stellt digitalen Zwilling zur Konzeption und
Bewertung von E-Fahrzeugen in kommunalen Flotten her
Sollte in E-Fahrzeuge investiert werden und wenn ja, in welche Art von
Fahrzeugen konkret? Welche Vorteile ergeben sich für die kommunale Flotte?
Um diese und weitere Fragen zu beantworten hat das Research Lab for Urban
Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt
UAS) in den vergangenen zwei Jahren das Forschungsprojekt SimCityNet
wissenschaftlich begleitet. Das vom Land Hessen geförderte Projekt wurde
im Verbund mit mehreren Partnern der Stadt Hanau umgesetzt.
Kooperationspartner waren die Hanauer Straßenbahn GmbH (HSB), Hanau
Infrastruktur Service (HIS) und die Hanau Wirtschaftsförderung GmbH (HWG)
sowie als Konsortialführerin die in Hanau ansässige
Simulationsdienstleisterin SimPlan AG. Im Projekt wurde ein digitaler
Zwilling des Hanauer Straßennetzes erstellt, mit dem sich die Potenziale
von alternativ angetriebenen Fahrzeugen im öffentlichen Personennahverkehr
und kommunalen Entsorgungsbetrieben simulieren lassen.

„Die Elektromobilität ist eine der sich am dynamischsten
weiterentwickelnden Innovationsthemen. Der öffentliche Verkehr sowie
kommunale Entsorgungsbetriebe bieten bei der Verkehrswende eine große
Chance, da sich die täglichen Laufleistungen der Fahrzeuge sehr gut
abschätzen lassen“, erläutert Prof. Dr. Josef Becker vom Fachbereich
Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt UAS und im ReLUT-
Team zuständig für Schienenverkehrswesen und öffentlichen Verkehr. Im
Schienenpersonennah- und Fernverkehr wird die Elektromobilität bereits
seit mehreren Jahrzenten betrieben. Das Projekt SimCityNet erweiterte den
Einsatz von Elektromobilität auf den straßengebundenen öffentlichen
Verkehr und setzte gezielt auf die Potenziale von batterieelektrisch
betriebenen Bussen und Brennstoffzellenbussen im Linienverkehr sowie
entsprechenden Nutzfahrzeugen in städtischen Entsorgungsbetrieben.

Die Konzeption eines Simulationsmodells erforderte zunächst eine
umfassende Analyse und Datenerhebung der aktuell bestehenden Prozesse
beider Hanauer Praxispartner. Hierbei wurden u.a. Routenplanungen und
Fahrpläne optimiert und Einsparpotenziale im Bereich von lokalen
Emissionen identifiziert. Darauf aufbauend wurden entsprechende Soll-
Konzepte entwickelt, die den möglichen Einsatz alternativ angetriebener
Fahrzeuge für die Zukunft beschreiben. Mittels der gewonnenen Erkenntnisse
wurden die Prozesse in das Verkehrsmodell implementiert und validiert. Für
die Simulation von unterschiedlichen Szenarien erfolgt eine
Parametrisierung einflussnehmender Parameter durch den Modellnutzer.
Hierzu zählt u.a. die zu simulierende Flottengröße, Antriebstechnologie,
Ladeinfrastruktur, Lademanagement und Witterung. Da bei heutigem Stand der
Technik die Reichweite der batterieelektrischen Fahrzeuge teilweise nicht
ausreicht, um alle planmäßigen Fahrten des Busses an einem Tag ohne
zwischenzeitliches Laden zu absolvieren, wurden mittels Algorithmen neue
Umläufe im Abgleich mit der gewählten Referenzreichweite der
Fahrzeugmodelle ermittelt. Neben der Visualisierung der Prozesse beider
Betriebe im Verkehrsmodell wurden während der Simulationsberechnung
permanent Auswertungen und Statistiken zu den gefahrenen Umläufen/Touren
und Fahrzeugen (z.B. Energieverbrauch, gefahrene Strecke, Ladezustand)
erfasst. Damit konnten nicht nur die Fahrten simuliert werden, sondern
auch die Ladevorgänge. Somit konnten auch notwendige Hinweise zur
Dimensionierung der Energieversorgung aufgezeigt werden.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Umstellung der Flotte von konventionellen
Antrieben auf eine Brennstoffzellen-Flotte zu keiner betrieblichen
Veränderung gegenüber dem Ist-Ablauf führt, aufgrund ausreichender
Fahrzeugreichweiten sowie vergleichbar kurzen Tankzeiten. Die
Implementierung einer größeren Anzahl an Brennstoffzellenfahrzeugen ist
allerdings auch mit einem erheblichen finanziellen Mehrbedarf verbunden,
sowie der Frage nach einer überhaupt ausreichend verfügbaren Anlieferung
und Speicherung von Wasserstoff auf dem Betriebshof“, so Prof. Dr. Kai-
Oliver Schocke vom Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt UAS und
im ReLUT-Team zuständig für Logistik und Produktionsmanagement. Um den
Busbetrieb mit batterieelektrischen Fahrzeugen aufrecht zu erhalten, ist
eine Anpassung der Einsatzpläne der einzelnen Fahrzeuge zwingend
erforderlich. „Kurz- bis mittelfristig können eine Vielzahl der
bestehenden Umläufe von batterieelektrischen Fahrzeugen übernommen werden.
Die begrenzten Reichweiten führen langfristig allerdings zu einem
signifikanten Mehrbedarf an Fahrzeugen“, so Schocke. „Bei den
Abfallbetrieben wird bei einem Mix von Elektro- und Wasserstoffantrieb die
Anzahl der Fahrzeuge allerdings nicht verändert.“

„Der digitale Zwilling wurde so erstellt, dass er grundsätzlich auf andere
Anwendungsfälle bzw. Kommunen übertragbar und um andere Aspekte (z. B.
Logistik) erweiterbar ist“, gibt Becker einen Ausblick in die Zukunft.
Becker bettet das Hanauer Projekt zudem in den Gesamtzusammenhang der
deutschen Klimaziele ein, die Treibhausgasemissionen deutlich zu
reduzieren. Große Potenziale lägen dabei im Verkehrssektor und speziell in
der Elektrifizierung von Kraftfahrzeugantrieben. Weit schwieriger als der
Test einzelner Fahrzeuge sei es zu bewerten, wie sich ein umfassender
Umstieg von größeren Teilen oder gar der gesamten Flotte eines
Verkehrsunternehmens von Dieselbussen auf solche mit alternativen
Antrieben auswirke. „Während die drängende Frage nach den
Emissionseinsparungen mit herkömmlichen Verfahren noch beantwortbar
scheint, sind Fragestellungen des operativen Betriebs bislang in weiten
Teilen unbeantwortet. Mit dem Zwilling können wir diese Wissenslücke
schließen.“

Weitere Informationen zum Projekt und Ergebnisse im Abschlussbericht unter
Veröffentlichungen auf: <www.relut.de/>.

Research Lab for Urban Transport (ReLUT)
Im Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of
Applied Sciences forscht ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und
Praxis zu aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Verkehrs im
städtischen Raum. Dabei konzentriert es sich u.a. auf die Entwicklung von
wirtschaftlichen und ökologischen Last-Mile-Lösungen für Liefer- und
Frachtdienste aus dem Kurier-Express-Paket-(KEP)-Bereich. Weitere
Informationen unter: <https://www.relut.de>.

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Der Beweis ist erbracht: Das erste Automobil der Weltgeschichte fährt

In der Vergangenheit gab es viele Tüftler, die sich an der Konstruktion
eines selbstfahrenden Objekts versuchten. Doch der wohl Erste, der es
schaffte, war Ferdinand Verbiest im Jahr 1675. Studierende der Technischen
Hochschule Ingolstadt haben das Fahrzeug in mühevoller Konstruktionsarbeit
nachgebaut und damit bewiesen, dass Verbiests Modell tatsächlich fuhr. Die
Beschreibung fanden sie in einem historischen Büchlein aus Dillingen.

Der 29. Januar 1886 gilt als die Geburtsstunde des Automobils. An diesem
Tag erhielt Carl Benz das Patent für sein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.
Ein Ereignis, das den Lauf der Geschichte verändert sollte. Aber wirklich
der Erste, der ein Automobil, also ein selbstfahrendes Objekt (von „autos“
= selbst und „mobilis“ = beweglich) erfunden hatte, war Carl Benz nicht.

1870 hatte beispielsweise Siegfried Marcus einen Kraftwagen mit
Benzinmotor in Bewegung gesetzt, Isaac de Rivaz verwendete Anfang des 19.
Jahrhunderts einen Gasmotor, um seinen Wagen anzutreiben und Nicolas
Joseph Cugnot war noch ein bisschen früher dran. Er baute 1769 einen
Dampfwagen. In der Geschichtsschreibung fanden die Tüftler kaum Erwähnung.
Genauso wie Ferdinand Verbiest (1623-1688). Der Belgier konstruierte vor
knapp 350 Jahren ein selbstfahrendes Gerät und gilt damit als
tatsächlicher Erfinder des Automobils.

Mitfahren konnte man in dem etwas skurril anmutenden Gefährt nicht. Es war
60 Zentimeter lang, 30 Zentimeter breit und hatte zwei Achsen mit vier
Rädern. Ein fünftes diente zum Lenken, ähnlich einem Ruder bei einem
Schiff. Der Transport von Menschen und Lasten war auch gar nicht das Ziel
von Ferdinand Verbiest. Dem Jesuitenpater ging es um den Beweis, dass das
Prinzip des „Selbst-Bewegers“ mit Dampf funktioniert. 1675 war das eine
Sensation – auch wenn sie es als solche nicht in die Weltöffentlichkeit
schaffte. Das kleine Gefährt drehte damals in Peking seine Runden und
sollte dem chinesischen Kaiser imponieren. Es sollte zeigen, zu welch
technischen Leistungen der Westen fähig war, erklärt Dr. Gerd Treffer.

Dem Jesuitenpater ging es um den Beweis des "Selbst-Bewegers"

Der Ingolstädter Historiker hat eine Ausstellung über den Friedhof der
jesuitischen Missionare in Peking kuratiert. Dabei stieß er auf das Grab
von Verbiest und beschäftigte sich mit dessen Biografie. In dem Buch
„Astronomia Europaea“, das in Dillingen gedruckt wurde, fasste Verbiest
für seine Ordensoberen alle wissenschaftlichen Leistungen der Jesuiten in
China zusammen. Es enthält eine sehr exakte Beschreibung eines kleinen
Wagens. „In seine Mitte stellte ich ein Becken voller glühender Kohlen und
über dieses Behältnis eine Aeolopile (= Dampfturbine); mit der Achse der
Vorderräder verband ich ein bronzenes Zahnrad, dessen Zähne, quer liegend
und horizontal, in ein anderes kleines Rad eingriffen, das an einer -
senkrecht zum Horizont stehenden - Achse befestigt, dergestalt wirkte,
dass sich, wenn sich die letztgenannte Achse drehte, der Wagen bewegte",
schrieb der Jesuit. Denn dieser Achse habe er ein weiteres Rad beigefügt,
das außen mit paarweisen kleinen Tuben bestückt war. „Auf sie drückend
drehte der von einer engen Düse der Aeolopile ausgestoßene Wind das ganze
Rad und trieb zugleich den Wagen an, der eine Stunde und mehr in ziemlich
rascher Art fuhr.“

Eine Zeichnung oder einen Bauplan gab es nicht. Aber Treffers Interesse
war geweckt. Er wollte wissen, ob sich dieses Fahrzeug tatsächlich
fortbewegen konnte. Den Beweis dazu lieferten nun Studierende der
Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Prof. Dr. Thomas Suchandt nutzte
zusammen mit seinen Studentinnen und Studenten die Beschreibungen aus
Verbiests Buch, um die Konstruktionspläne für das Automobil zu erstellen.
Zunächst bauten sie das Modell aus modernen Materialien, um zu überprüfen,
ob es überhaupt fährt. Sie suchten nach der passenden Holzart,
experimentierten mit dem richtigen Druck und der Wassermenge.
Experimentieren war die Devise. „Einige Teile flogen uns um die Ohren“,
erzählt der Maschinenbau-Ingenieur, der an der THI als Vizepräsident für
Forschung und Transfer zuständig ist. Die Holzarbeiten fertigten Schüler
der Ingolstädter Montessori-Schule. Zeitgleich war das ganze Projekt eine
Reise in die Geschichte der Technik, sagt Prof. Dr. Thomas Suchandt: „Wir
haben uns mit Dingen beschäftigt, die seit Jahrhunderten nicht mehr in
Gebrauch waren.“

Das Objekt bewegt sich durch Wasserdampf

Doch es hat funktioniert, die erste Ausfahrt glückte, und damit war der
Beweis erbracht: Das Objekt kann sich selbst mit Wasserdampf fortbewegen.
Eine Sensation, wie Treffer findet, auch wenn sie die Geschichtsschreibung
über das erste Automobil nicht verändern wird. „Der Rückstoß mit Hilfe von
Wasserdampf war schon den alten Ägyptern bekannt“, berichtet Suchandt.
Doch diese Wärmekraftmaschine, Aeolipile genannt, galt damals als Kuriosum
ohne praktischen Nutzen. „Das Spektakuläre an Verbiests Entwicklung ist,
dass sich das Objekt selbst bewegen kann“, so der Professor.

Rund 100 Jahre nach Verbiest hatte der Physiker Johann Lorenz Böckmann das
Gefährt schon einmal nachgebaut, wie Gerd Treffer recherchiert hat: „Er
verwendete es damals zu Demonstrationszwecken in seinem Unterricht als
Professor am Lyzeum in Karlsruhe.“ In der Lehrsammlung wurde es
aufbewahrt, ging dann aber verloren, erzählt der Historiker. Ein
unbekannter Zeichner hat wohl davon eine Skizze angefertigt. Gerd Treffer
hat sie als Deckblatt für seine Publikation der Geschichte von Verbiest
und dem Gefährt verwendet.

Initiiert und finanziert wurde das Projekt vom Audi Konfuzius Institut
Ingolstadt (AKII), an dem Treffer der Leiter historischer Projekte ist.
Nun wollen die Studierenden das Fahrzeug mit historischen Materialien
nachbauen.

Info: Dr. Gerd Treffers Publikation „Das erste auto-mobile der
Weltgeschichte. Des Jesuitenprofessors Ferdinand Verbiests Erfindung für
den Kaiser von China (1676/1678)“ kann im Audi Konfuzius Institut
Ingolstadt erworben werden.

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Pionierarbeit im automobilen IT-Dschungel

Projekt „Software-defined Car“ (SofDCar) soll neue Methoden und Prozesse
für das Auto der Zukunft und seine effektive Datennutzung entwickeln.

Konsortialführer Bosch entwickelt das Software-definierte Fahrzeug.  BOSCH
Konsortialführer Bosch entwickelt das Software-definierte Fahrzeug. BOSCH

In Fahrzeugen sind heute teilweise über 100 Steuergeräte verbaut. Die hohe
Komplexität der elektrischen und elektronischen Systeme und ihrer
Architektur nimmt künftig weiter zu, muss gleichzeitig aber beherrschbar
bleiben. 13 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter die
Universität Stuttgart, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das
Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKSF)
sowie das FZI Forschungszentrum Informatik wollen im Projekt „Software-
Defined Car“ (SofDCar) nun gemeinsam standardisierte Regeln und Prozesse
schaffen, damit die elektronischen Komponenten im Fahrzeug reibungslos
zusammenspielen, jederzeit aktualisierbar und damit sicher bleiben.

Ziel des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten
Projekts „SofDCar“ ist es, dass künftig alle Software-Updates und
-Upgrades Regeln und Prozessen folgen, durch die sie kontrollierbar sind
und dem Einsatz einer konsequenten Methodik für funktionale und IT-
Sicherheit unterliegen. Das stellt sicher, dass sich einzelne Programme
nicht gegenseitig stören und im System fehlerfrei arbeiten. Dies ist die
Voraussetzung dafür, dass neue Funktionen im und um das Fahrzeug künftig
schneller entwickelt werden und sicher zu den Autofahrern kommen – ein
Fahrzeugleben lang. Zu den Projektpartnern aus der Industrie zählen neben
Konsortialführer BOSCH BooleWorks GmbH, ETAS GmbH, Mercedes-Benz AG, P3
digital services GmbH, T-Systems International GmbH, Vector Informatik
GmbH, ZF Friedrichshafen AG sowie als assoziierter Partner die
Landesagentur e-mobil BW GmbH.

„Das Großprojekt SofDCar ist ein Paradebeispiel dafür, wie Digitalisierung
in der Fahrzeugtechnologie vorangetrieben wird – in enger Zusammenarbeit
von Unternehmen unterschiedlicher Branchen mit Partnern aus der
Wissenschaft“, sagt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin
Theresia Bauer. „Der InnovationsCampus Mobilität der Zukunft (ICM) an der
Universität Stuttgart und dem KIT bietet mit dem Schwerpunkt ‚Software-
defined Mobility‘ die ideale Kooperationsumgebung für SofDCar, denn hier
sind exzellente Forschung, wirtschaftliche Umsetzung und akademische
Qualifizierung eng miteinander verzahnt. Genau diese enge Verknüpfung
streben wir im Land mit dem Strategiedialog Automobilwirtschaft BW an.“

Prof. Peter Middendorf, Prorektor Wissens- und Technologietransfer der
Universität Stuttgart, betont: „Die Bewilligung des BMWi Projekts
Software-defined Car ist auch für die Universität Stuttgart und das KIT
ein großartiger Erfolg, da zum einen die Initiative des gemeinsamen
Konsortiums mit dem FKFS und FZI sowie natürlich den starken
Industriepartnern aus dem Innovationscampus Mobilität der Zukunft kam und
zum anderen mit dem thematischen Schwerpunkt des Projekts eine geradezu
ideale Anknüpfung an das neue Strategiefeld „Software-defined Mobility“
des ICM besteht.“

„Wir wollen mit innovativen Ideen den Transformationsprozess hin zu einer
umweltfreundlichen, vernetzten und automatisierten Mobilität vorantreiben.
Mit der Förderung von SofDCar kommen wir dieser Vision einen großen
Schritt näher“, sagt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation
und Internationales des KIT. „Der Innovationscampus Mobilität der Zukunft
bietet eine hervorragende Plattform, um exzellente, innovative und
interdisziplinäre Forschung zu betreiben.“

Ein neuer Digitaler Zwilling für die Fahrzeugarchitektur der Zukunft

Teil des Projekts ist die Entwicklung eines erweiterten Digitalen
Zwillings, also eines virtuellen Abbilds der Entwicklungs- und
Laufzeitdaten eines Fahrzeugs. Dieser Zwilling umfasst künftig die im
Fahrzeug und in der Cloud verteilten Daten – von der Herstellung eines
Fahrzeugs bis zu seiner Verschrottung. Damit geht dieser deutlich über das
bisher unter dem Begriff Digitaler Zwilling gefasste Bild hinaus, da er
erstmals den gesamten Lebenszyklus eines modernen Fahrzeugs umfasst und
auch die Domänen Cloud, Apps, Backend- sowie Entwicklungssysteme
einschließt. Das Projekt will damit sicherstellen, dass sich der
Informationsfluss von Fahrzeugdaten und Softwareversionen wie ein roter
Faden durch alle Datenbanken und Server zieht. Aktualisierungen der
Software und neue digitale Funktionen und Dienste lassen sich somit zu
jeder Zeit einfacher und vor allem schneller umsetzen.

5G-Teststrecke auf dem Campus der Universität Stuttgart

Seitens der Universität Stuttgart bringen sich unter Leitung von Prof. Dr.
Michael Weyrich vom Institut für Automatisierungstechnik und
Softwaresysteme acht Arbeitsgruppen aus drei Fachbereichen in die Arbeiten
an der Software-definierten automobilen Zukunft ein. Ein wesentlicher
Beitrag ist dabei der Aufbau des hybriden Demonstrators „Campus
Vaihingen“: Mittels einer Echtzeit-5G-Teststrecke auf der Ringstraße des
Campus können unter realitätsnahen Bedingungen Testfahrzeuge und andere
Testaufbauten aller Partner auf und abseits der Straße getestet werden.
Prof. Weyrich betont: „An der Universität Stuttgart werden wir uns mit den
Kollegen aus Karlsruhe mit einer IT-Referenzarchitektur für die Fahrzeuge
der Zukunft befassen. Dabei geht es um den Einsatz von Software im so
genannten Edge-Backend, also Informationsknotenpunkten außerhalb der
Fahrzeuge in der zukünftigen IT-Infrastruktur. Anhand des Digitalen
Zwillings sowie des Echtzeit-5G-Campusnetzes können wir die
Referenzarchitekturen für einen kontinuierlichen und beidseitigen
Datenaustausch für neue Funktionen in den Fahrzeugen der Zukunft
konzeptionieren.“

Das FKFS erarbeitet Im Projekt Software Defined Car Technologien zur
Optimierung des Kundennutzens vernetzter Automobile: Im europaweit
einzigartigen Stuttgarter Fahrsimulator werden mit Versuchspersonen aus
der Bevölkerung die Auswirkungen von Online-Softwareupdates auf das
Fahrerlebnis untersucht. Beispiele sind neue Funktionen zur Verbesserung
des Komforts und der Fahrsicherheit von teil- und vollautonomen
Fahrzeugen. „Mit intelligenten Funktionen in der Cloud wird die
Früherkennung und Abwendung drohender Defekte von Komponenten in
Elektrofahrzeugen erforscht“, sagt Prof. Hans-Christian Reuss,
Vorstandsmitglied des FKFS und Inhaber des Lehrstuhls
Kraftfahrzeugmechatronik an der Universität Stuttgart. „Dadurch wird ein
„Liegenbleiben“ des Fahrzeugs in vielen Fällen verhindert, was sich
positiv auf die Kundenzufriedenheit auswirkt.“

Sicherheit und Verlässlichkeit von Fahrzeug-Software

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT betrachten innovative
Entwicklungsmethoden und Qualitätssicherungsansätze für die
Automobilindustrie, insbesondere mit Blick auf die IT-Sicherheit. „Neben
der engen Zusammenarbeit mit den anderen Forschungspartnern zur IT-
Referenzarchitektur, liegen unsere Schwerpunkte im Bereich Sicherheit und
Verlässlichkeit“, sagt Prof. Ralf Reussner vom KASTEL – Institut für
Informationssicherheit und Verlässlichkeit des KIT. „Wir untersuchen
beispielsweise, wie nach dem Kauf eines Fahrzeugs Software-
Funktionalitäten einfach, sicher und verlässlich aktualisiert und dabei
die verschiedensten kundenspezifischen Fahrzeugvarianten berücksichtigt
werden können.“ Außerdem wollen die Forschenden des KIT die
Informationsverwaltung und Sicherheitsprüfungen verbessern,
Datenanalysealgorithmen und Datenschutzanalysen entwickeln, sowie
Identitäts- und Zugriffsverwaltungssysteme, Update-Methoden und
Absicherungsstrategien bereitstellen.

Neben diesen Aspekten befassen sich die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler am FZI Forschungszentrum Informatik mit der Absicherung,
Verifikation und Konsistenzhaltung von Fahrzeugvarianten. Besondere
Berücksichtigung finden hier das Erkennen von Einschränkungen und
Schwachstellen in der Fahrfunktion, die Evolution sowohl von Varianten als
auch einzelner Funktionalitäten sowie das Verwalten der entstehenden
Versionen mit Hilfe des digitalen Zwillings. Durch die Identifikation und
Extraktion von Prozessen und weiteren Leistungsdaten sollen weiterhin
qualitätsgesicherte Anwendungsprozesse über die Fahrzeuggrenzen hinweg
ermöglicht werden. Das Kompetenzzentrum IT-Sicherheit am FZI untersucht
zusätzlich angewandte Fragestellungen zur IT-Sicherheit wie etwa die
Security-Absicherung von Fahrzeugkomponenten mit Methoden der Künstlichen
Intelligenz und auch mit praktischen Sicherheitstests an ausgewählten
Komponenten.
„Gemeinsam erproben wir zudem im Testfeld Autonomes Fahren Baden-
Württemberg verschiedene Aspekte im Bereich Software-over-the-Air,
Absicherung und Robustheitssteigerung. Hierbei kommen auch unsere
Testfahrzeuge zum Einsatz“, ergänzt Prof. J. Marius Zöllner, Vorstand des
FZI sowie Professor am KIT. „Unser Ziel ist es, die Sicherheit von KI-
basierten Funktionalitäten laufend zu verbessern, auch mit den wertvollen
Evaluierungsmöglichkeiten durch das Testfeld.“

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Feinstaub: Drohnen-Messungen am Flughafen Berlin Brandenburg

ALADINA im Landeanflug nach einem erfolgreichen Messflug am Flughafen BER.  Bildnachweis: Falk Pätzold/TU Braunschweig
ALADINA im Landeanflug nach einem erfolgreichen Messflug am Flughafen BER. Bildnachweis: Falk Pätzold/TU Braunschweig

Ein Modellflugzeug in der Nähe der Landebahn vom Flughafen BER?
Tatsächlich zu sehen war die Drohne ALADINA (Application of Light-Weight
Aircraft for Detecting In-situ Aerosol). Dabei handelt es sich um ein
unbemanntes Forschungsflugzeug des Instituts für Flugführung der
Technischen Universität Braunschweig. Mit der Drohne wurde die Verteilung
von Feinstaub untersucht. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) wird im
Projekt ULTRAFLEB (Ultrafeinstaubbelastung durch Flughäfen in Berlin)
analysiert, wie sich die Feinstaubbelastung durch die Eröffnung des neuen
Flughafens BER verändert.

Dazu gibt es langfristige Messungen an ausgewählten Standorten in der
Umgebung vom Flughafen BER sowie Messungen der räumlichen Verteilung am
Boden mit Fahrzeugen sowie in der Höhe. Die Daten gehen in Modelle ein,
mit denen die Luftqualität im Raum Berlin analysiert wird.

Wenig Feinstaubdaten an Flughäfen

An Flugplätzen gibt es bisher wenig Informationen über die Verteilung von
Feinstaub in der Höhe. Sie ist stark abhängig von meteorologischen
Bedingungen wie turbulente Durchmischung, Sonnenstrahlung und Wind.
Außerdem kann sich Feinstaub unter Temperatur-Inversionen anreichern.
ALADINA bietet die Gelegenheit, hierzu wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.

Sicherheit der Flüge überwacht

Für die Durchführung der Flüge wurde ein Stück Wiese als Landeplatz gemäht
und eine Schotterstraße als Startbahn präpariert. Zur Abstimmung mit den
Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) wurde ALADINA mit einem
sogenannten Transponder ausgerüstet, der das Gerät für Fluglotsen und
andere Luftverkehrsteilnehmer sichtbar macht. Damit ist ALADINA auch für
die Öffentlichkeit auf der Website Flightradar24 sichtbar. Mit der DFS
wurde vorab genau das Fluggebiet abgesprochen, so dass die Drohne
ausreichend Sicherheitsabstand zur Verkehrsfliegerei einhält.

„Der Betrieb einer Drohne in der Kontrollzone bei laufendem Flugbetrieb
ist eine neue Situation. Die Absprache mit den Lotsen hat sehr gut
geklappt, und viele interessierte Anwohner sind vorbeigekommen, um sich
über das Projekt zu informieren“, berichtet Dipl.-Ing. Lutz Bretschneider,
der als Sicherheitspilot für Start und Landung sowie die Überwachung der
Flüge verantwortlich war.

Ultrafeinstaub

Ultrafeinstäube sind die kleinsten Partikel des Feinstaubs. Sie sind
kleiner als 100 Nanometer (= 0,1 Mikrometer). Und damit bedeutend kleiner
als die üblicherweise betrachteten Feinstäube PM10 oder PM2.5, die jeweils
10.000 Nanometer bzw. 2.500 Nanometer maximale Größe aufweisen. Durch die
geringe Größe können Ultrafeinstaubpartikel besonders leicht in die Lunge
eindringen und sogar in den Blutkreislauf gelangen.

Projektdaten:

Das Projekt ULTRAFLEB (FKZ 3720 52 201 0) wurde vom Umweltbundesamt in
Auftrag gegeben und befasst sich von November 2020 bis Ende 2024 mit der
Veränderung der Luftqualität durch die Inbetriebnahme des Flughafens BER.
Das Projekt wird von mehreren Partnern unter Koordination des Leibniz-
Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) gemeinsam durchgeführt.

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