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Die Hygiene-Einschränkungen aufgrund von COVID-19 fallen 2023 in fast
allen Urlaubsorten weg. Erwartungsgemäß wird die Tourismusnachfrage das
Niveau von vor der Corona-Pandemie übersteigen. Was sind die Implikationen
des voraussichtlich sehr robusten Tourismuswachstums im Jahr 2023? Welche
neuen Risiken ergeben sich aufgrund neuer Krisensituationen? VHB expert
Ivan Paunovic (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) erklärt Auswirkungen auf
Gesellschaft, Wirtschaft und die Umwelt.

Hohe Nachfrage und steigendes Risiko
Der postpandemische Tourismusboom ist mit mehreren deutlichen Risiken
verbunden. Zum einen wird die hohe Nachfrage aus Quellenmärkten wie China,
Deutschland und USA durch die beschränkte Verfügbarkeit und die hohen
Preise im Flugverkehr sowie weiterhin drohende Reisebeschränkungen
aufgrund von Corona-Ausbrüchen gebremst. Ebenfalls dämpfend wirken sich
das schwächelnde Wirtschaftswachstum und die hohe Inflation aus.
Kostengünstige, kurzfristige und regionale Tourismusangebote sollten damit
an Attraktivität gewinnen. Ein drittes Risiko besteht in der weltweit
hohen geopolitischen Unsicherheit, ein viertes in den häufiger werdenden
Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkaneruptionen.

Overtourism und neue Bedürfnisse
Overtourism als besonders unnachhaltige Form des Tourismus und
Möglichkeiten der Milderung der hohen Tourismuszahlen in bekannten
touristischen Orten kehren zurück in den Fokus der Debatte. Der
Generationenwandel nach der Pandemie könnte zeigen, dass das Reisen
insgesamt anders geworden ist. Welche Bedürfnisse, Motivationen und
Präferenzen haben die Reisenden im Jahr 2023? Studienergebnisse zeigen,
dass die Generation X die “Boomer“ bei den Luxus-Tourismusprodukten wie
Kreuzfahrten langsam ersetzt. Die Generationen Y, Z und Alpha sind auf der
anderen Seite diejenigen, die touristische Erlebnisse im „Metaverse“ durch
erweiterte, virtuelle und gemischte Realität gerne wahrnehmen möchten.

Nachhaltigkeit als langfristige Priorität
Langfristig müssen wir Nachhaltigkeit und Klimaneutralität auch beim
Reisen erreichen. Das heißt, wir müssen uns den (Langstrecken-)
Flugverkehr, Kreuzfahrtschiffe und die Beherbergungslogistik anschauen.
Die Tourismusbranche braucht neue Transporttechnologien - z.B.
Biokraftstoffe, Wasserstoff und elektrischen Antrieb. Sie benötigt darüber
hinaus verlässliche Konzepte zur Krisenidentifikation und -vorbeugung,
sowie ein nachhaltiges und resilientes Management. Hierfür sollten wir
wissensbasiert und interdisziplinär vorgehen und uns damit von der „Höher-
Schneller-Weiter“-Mentalität verabschieden.

Zitierte Studien:
Cooper, D., Holmes, K., Pforr, C., & Shanka, T. (2019). Implications of
generational change: European river cruises and the emerging Gen X market.
Journal of Vacation Marketing, 25(4), 418–431.

Dwivedi, Y. K., Hughes, L., Wang, Y., Alalwan, A. A., Ahn, S. J.,
Balakrishnan, J., Barta, S., Belk, R., Buhalis, D., & Dutot, V. (2022).
Metaverse marketing: How the metaverse will shape the future of consumer
research and practice. Psychology & Marketing.

Scuttari, A., Pechlaner, H., & Erschbamer, G. (2021). Destination design:
A heuristic case study approach to sustainability-oriented innovation.
Annals of Tourism Research, 86, 103068.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Ivan Paunovic
Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
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Originalpublikation:
https://s.gwdg.de/mw50NT