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Kliniken meldeten über 32.000 potenzielle Gewebespender DGFG lobt Engagement der Kliniken in der Gewebespende.

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Das Engagement der Kliniken in der Gewebespende hat sich deutlich verbessert: Die Anzahl der eingegangenen Verstorbenenmeldungen bei der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist in den vergangenen drei Jahren um mehr als 20 Prozent auf über 32.000 Meldungen in 2017 gestiegen. 2.322 Menschen haben im vergangenen Jahr Gewebe gespendet. Zum ersten Mal konnten 4.726 Menschen mit einem Gewebetransplantat zeitnah und sicher versorgt werden.

„Unser besonderer Dank gilt den Spendern und ihren Angehörigen“, betont Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Neben der Zustimmung zur Gewebespende spielt auch das Engagement der Krankenhäuser eine entscheidende Rolle. „Nicht jedes Krankenhaus verfügt über eine eigene Gewebebank und ist in der Lage, Gewebespenden zu realisieren. Wir freuen uns, dass sich immer mehr Kliniken in der Gewebespende und im Netzwerk der DGFG engagieren“, hält Börgel fest. „Denn der Bedarf an humanen Gewebetransplantaten ist hoch.“ Im offenen Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Insgesamt mehr als 80 Kliniken unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Das Netzwerk kümmert sich um alle gesetzlichen Belange und behördlichen Auflagen zur Gewebespende und ermöglicht so vielen Krankenhäusern die Umsetzung der Gewebespende.

Knapp 300 Hornhautlamellen erfolgreich vermittelt

3.135 Patienten erhielten im letzten Jahr ein Hornhauttransplantat von der DGFG. Im Durchschnitt werden pro Jahr rund 6.000 Hornhauttransplantationen in Deutschland durchgeführt. „Mehr als jede zweite Hornhaut kommt von der DGFG. Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen“, sagt Börgel. Unter den vermittelten Hornhäuten waren 297 ultradünne Hornhautlamellen für eine spezielle Transplantationstechnik, bei der Ärzte nur eine dünne Schicht der Hornhaut ersetzen müssen. Bei dieser OP-Technik erholt sich die Sehfähigkeit der Patienten deutlich schneller. Das Infektionsrisiko sinkt. Die Präparation erfolgt in der Gewebebank Hannover und der Knappschaftsgewebebank Sulzbach.

DGFG vermittelt 55 Herzklappen zur Transplantation

Die DGFG konnte 2017 insgesamt 55 Herzklappen zur Transplantation vermitteln. Der Bedarf dieser Gewebe in der Transplantationsmedizin ist nach wie vor sehr hoch. Herzklappen und Blutgefäße stammten bisher aus der Organspende. Die DGFG hat im vergangenen Jahr ein Programm zur Spende kardiovaskulärer Gewebe (KVG) von Herz-Kreislauf-Verstorbenen erfolgreich etablieren können. Insgesamt sechs KVG-Spenden von Herz-Kreislauf-Verstorbenen konnten 2017 realisiert werden. „Für 2018 ist der Ausbau dieses Spendeprogrammes geplant. Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Spenderanzahl steigern und im kommenden Jahr noch mehr Patienten mit einer Herzklappe versorgen können“, so Börgel. Herzklappen und Blutgefäße können noch bis zu 36 Stunden nach Todeseintritt entnommen werden. Kommt ein Verstorbener für eine KVG-Spende in Frage, kontaktieren die Gewebespendekoordinatoren der DGFG die Angehörigen und klären diese dazu auf.

Gewebespenden von Organspendern leicht gestiegen

229 Organspender waren im vergangenen Jahr Gewebespender. Im Vorjahr 2016 haben 208 Organspender auch Gewebe gespendet. „Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation an dieser Schnittstelle von der Organ- zur Gewebespende“, betont Börgel. Dennoch ist der Anteil an Organspendern, die Gewebespender sind, insgesamt sehr gering. Die Hirntoddiagnostik spielt bei der Gewebespende keine Rolle: 2.067 Gewebespender und damit knapp 90 Prozent sind eines normalen Todes verstorben.

Die DGFG unterstützt regionale Strukturen

Am meisten Gewebespender gab es im vergangenen Jahr in der Region Nord: 569 Menschen haben in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein Gewebe gespendet. Das stärkste Wachstum konnte die Region Nordrhein-Westfalen verzeichnen: Die Anzahl der Gewebespender hat sich von 229 in 2015 auf 462 in 2017 innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Die DGFG hat in diesen Regionen in den vergangenen zehn Jahren vorbildliche Spendestrukturen aufgebaut. „Im Ergebnis sorgt das gemeinsame Engagement der Krankenhäuser und der DGFG für diese hervorragende regionale Versorgung“, so Börgel.

Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden

Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind neben Augenhornhäuten, Herzklappen und Blutgefäßen auch Knochen, Sehnen, Bänder und Haut. Aus der Lebend-Gewebespende kommt die Amnionmembran, die bisher in der Ophthalmologie zur Behandlung von Erkrankungen der Augenoberfläche verwendet wird. Im Juli 2017 hat die DGFG über das Paul-Ehrlich-Institut eine Indikationserweiterung zur erweiterten Anwendung erhalten: Ärzte können die Amnionmembran fortan auch in der gynäkologischen Chirurgie, Mund-Kiefer-Chirurgie und als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen einsetzen. Die Amnionmembran ist Teil der Plazenta und kann von einer Mutter nach einer Kaiserschnittgeburt gespendet werden. Sie verfügt über hervorragende, wundheilungsfördernde Eigenschaften. Im letzten Jahr haben 15 Mütter ihre Plazenta gespendet.

Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2017 sind vorläufig (Stand 29.12.17).

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Neues Jahr: Deutsche Leberstiftung empfiehlt Verzicht auf XXL-Größen bei Snacks sowie Getränken

Auch 2018 wird es einfach sein, „La Dolce Vita“ – das süße Leben – zu
genießen: zuckerhaltige Snacks und Getränke gibt es überall. Immer
häufiger werden die Verpackungsgrößen „optimiert“. Der Trend geht zu XXL-
Formaten. Ob die Zweiliterflasche zuckerhaltige Limonade oder die 300
Gramm-Tafel Schokolade, Erwachsene und Kinder verzehren immer mehr Zucker.
XXL bei Lebensmitteln ist ein Trend, der sich leider auch beim Organ Leber
der XXL-Fans widerspiegeln kann: Die Zahlen der großen und kleinen
Patienten, die eine nicht-alkoholische Fettleber im „XXL-Format“
entwickeln, sind alarmierend. Fürs neue Jahr rät die Deutsche
Leberstiftung beim Genießen zur Formel „Less is More“ anstatt  „XXL“.

„Zu den wesentlichen Ursachen für die alarmierenden Zahlen bei der
Erkrankung „nicht-alkoholische Fettleber“ zählt unser westlicher
Lebensstil, der häufig durch zu wenig körperliche Betätigung und ein
überreiches zuckerhaltiges Nahrungsangebot – insbesondere Kohlenhydrate –
geprägt ist. Diese Kombination kann unter anderem die Leber krank machen“,
betont Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Leberstiftung. „Die Betroffenen entwickeln das sogenannte metabolische
Syndrom, eine Risiko-Kombination aus Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten,
Bluthochdruck und Diabetes, die sehr häufig auch auf die Leber einen sehr
negativen Effekt hat.“

Viele Erwachsene und auch Kinder haben eine Fettleber
Neben falscher Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht kann auch
starker Alkoholkonsum die Leber schädigen und verfetten. Wenn die Leber
mehr Giftstoffe wie zum Beispiel Alkohol verarbeiten oder mehr Zucker und
Fette aufnehmen muss, als sie abbauen oder speichern kann, lagert sich
zusätzlich Fett im Lebergewebe ab. Rund ein Drittel der Erwachsenen in
Deutschland hat eine durch Fetteinlagerung vergrößerte Leber – und die
Zahl nimmt stetig zu. Auch bereits jedes dritte übergewichtige Kind leidet
an dieser Krankheit, die in drei Stufen verläuft.

Die Leber wird stufenweise krank
Im ersten Stadium handelt es sich um eine reine Fettleber, die keine
entzündlichen Reaktionen aufweist. In der zweiten Phase, die jeder zweite
Betroffene entwickelt, zeigt die Leber bereits entzündliche Reaktionen,
man spricht von einer „Steatohepatitis“. Diese sogenannte
Fettleberhepatitis wird unterschieden in eine „nicht-alkoholische
Fettleberentzündung“ (NASH) und eine durch Alkoholkonsum verursachte
„alkoholische Fettleberentzündung“ (ASH). In der dritten Stufe, die circa
zehn Prozent der Fälle umfasst, entwickelt sich aus beiden
Fettleberhepatitis-Varianten über eine Leberfibrose
(Bindegewebsvermehrung) eine Leberzirrhose (Vernarbung der Leber). Auch
Leberzellkrebs zählt zu den möglichen Folgeerkrankungen einer entzündeten
Fettleber.

Die Leber nutzt jede Chance zur Gesundung
Eine Fettleber, auch eine Fettleberentzündung, kann sich zurückbilden –
vorausgesetzt, die Betroffenen ändern ihren Lebensstil: Abhängig von der
Ursache der Fettleber umfasst der veränderte Lebensstil eine kontrollierte
Gewichtsreduktion, eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und einen
Alkohol-Verzicht. „Ich weiß, dass es nicht einfach ist, Gewohnheiten wie
den Genuss von süßen Snacks zwischendurch zu ändern, doch vielleicht gibt
ein Arztbesuch mit einer Kontrolle der Leberwerte bei einer
Blutuntersuchung den notwendigen Motivationsschub zu einem gesünderen
Leben ab 2018. Eine Fettleber kann in der Regel durch eine
Lebensstiländerung wieder ausheilen und sich eigenständig regenerieren. Es
muss nicht immer XXL sein beim Genießen“, sagt Professor Manns.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern.
Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die
öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt
und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem
Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und
Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung
sehr erfolgreich.
Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert
umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen,
ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in dritter, aktualisierter und
erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN
978-3-89993-899-9, 16,99 Euro.
Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

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Zweite Förderphase für DFG-Graduiertenkolleg: Den Alterungsprozess verstehen und beeinflusse

Prof. Hartmut Geiger, Direktor des Graduiertenkollegs CEMMA  Foto: Heiko Grandel
Prof. Hartmut Geiger, Direktor des Graduiertenkollegs CEMMA Foto: Heiko Grandel

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Ulmer Graduiertenkolleg
„Cellular and molecular mechanisms in aging“ (CEMMA) auch weiterhin.
Forschungsziel des international ausgerichteten Ausbildungsprogramms sind
die positive Beeinflussung des Alterungsprozesses sowie neue
Therapieansätze bei altersassoziierten Erkrankungen.

Erfolg für die Ulmer Alterungsforschung: Das Ende 2012 von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte Graduiertenkolleg „Cellular and
molecular mechanisms in aging“ (CEMMA) wird für weitere viereinhalb Jahre
mit mehr als drei Millionen Euro gefördert. Fernziel des international
ausgerichteten Ausbildungsprogramms für Doktorandinnen und Doktoranden
sind die Prävention altersbedingter Erkrankungen und neue Therapieansätze.
Hierfür ist ein tieferes Verständnis von Alterungs-Mechanismen auf
zellulärer und molekularer Ebene notwendig.

Der Forschungsschwerpunkt des nun verlängerten Graduiertenkollegs könnte
aktueller nicht sein: Angesichts der demographischen Entwicklung nehmen
altersassoziierte Erkrankungen wie Krebs, Demenz oder etwa Osteoporose
immer weiter zu. Allerdings ist die Erforschung von Alterungsprozessen
äußerst komplex und erfordert eine intensive, interdisziplinäre
Zusammenarbeit. In diesem Sinne ist das Graduiertenkolleg Teil der
Internationalen Graduiertenschule für Molekulare Medizin, die bekanntlich
durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder finanziert wird.
Das Themenspektrum der Kollegiatinnen und Kollegiaten reicht von der
Stammzellalterung über die DNA-Reparatur und Wundheilung bis zu
neurodegenerativen Erkrankungen und zur Alterung der körpereigenen
Immunabwehr.
Potenzielle Promovierende durchlaufen ein mehrstufiges Auswahlverfahren.
Im Laufe des strukturierten Programms vertiefen sie ihr Wissen zum
Beispiel in Vorlesungen, Fortbildungen und bei einer spezifischen
Ausbildung im Labor.

In der ersten Förderphase haben insgesamt 21 Nachwuchswissenschaftlerinnen
und Nachwuchswissenschaftler das Graduiertenkolleg durchlaufen. Zu den
bisher größten Erfolgen zählt der renommierte Stammzellforscher und
Direktor von CEMMA, Professor Hartmut Geiger, die hervorragenden
Abschlüsse und Publikationen der Kollegiaten und bekräftigt: „Die erneute
Bewilligung ist auch ein Beweis für die Qualität der bisher geleisteten
Arbeit  in der Alterungsforschung an der Universität Ulm“. Vor allem die
Begeisterung und die fakultätsübergreifende Expertise in diesem Bereich
hätten den Erfolg ermöglicht. „Auch in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für
Alterungsforschung, arc uulm, wollen wir Ulm als einen der führenden
Standorte für die Erforschung von Alterungs-Mechanismen weiter stärken, um
eines Tages gesundes Altern zu ermöglichen“, resümiert der Direktor des
Instituts für Molekulare Medizin.

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Was hilft gegen Angst auf dem Zahnarztstuhl?

Wissenschaftler des Uniklinikums Jena wiesen jetzt nach, das Maßnahmen wie Ablenkung, Entspannung und vor allem Hypnose gegen Angst vor Zahnbehandlungen helfen.  Foto: M. Szabó/ UKJ
Wissenschaftler des Uniklinikums Jena wiesen jetzt nach, das Maßnahmen wie Ablenkung, Entspannung und vor allem Hypnose gegen Angst vor Zahnbehandlungen helfen. Foto: M. Szabó/ UKJ

In einer jetzt veröffentlichten Metastudie untersuchten Wissenschaftler
des Uniklinikums Jena die Wirksamkeit verschiedener nicht-medikamentöser
Interventionen gegen psychische Belastung und Angst bei Zahnbehandlungen.
In der Auswertung von insgesamt 29 Studien kamen sie zu dem Ergebnis, dass
ausführliche Information, Musik, Entspannung und Ablenkung gegen leichte
bis mittlere Zahnarztangst wirken. Hypnose erwies sich als am wirksamsten.

Der Empfang am Tresen ist überaus freundlich, das Wartezimmer hell und
nicht voll, doch schon, wenn das Arbeitsgerät zu hören ist, und
spätestens, nachdem sich der Patient auf den Zahnarztstuhl gesetzt hat,
ist die Angst da. Für etwa jeden vierten Erwachsenen ist der Gang zum
Zahnarzt mit psychischem Stress und Angst verbunden, bei etwa vier Prozent
steigert sich das bis hin zu einer ausgeprägten Zahnbehandlungsphobie. Mit
verschiedenen nicht-medikamentösen Maßnahmen wird versucht, den Patienten
diese Angst zu nehmen, um ihnen eine entspanntere und möglichst
stressfreie Zahnbehandlung zu ermöglichen.

Entspannungsübungen vorm Zahnziehen

Wie wirksam diese Interventionen sind, haben Psychologen und Zahnmediziner
des Universitätsklinikums Jena jetzt in einer Metastudie untersucht. Für
ihre Übersichtsarbeit sichteten sie zunächst über 3000 Studien, die zu
diesem Thema in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt und
veröffentlicht wurden. „Wir berücksichtigten aber nur Studien, deren
Teilnehmer zufällig in die Interventions- und eine Kontrollgruppe
aufgeteilt wurden“, beschreibt Sophia Burghardt eines der strengen
Qualitätskriterien. Die Zahnärztin wertete in ihrer Doktorarbeit die
Ergebnisse der schließlich verbleibenden 29 Einzelarbeiten mit insgesamt
knapp 3000 Probanden aus. Sophia Burghardt: „In den Studien wurde die
Wirkung von Maßnahmen wie Musikhören, Entspannungsübungen, Ablenkung,
Hypnose oder ausführlicher Information vor und während der Behandlung bei
zum Beispiel größeren Zahnfüllungen, Wurzelbehandlungen, dem Ziehen von
Weisheitszähnen und der Implantatchirurgie untersucht.“

Hypnose am wirksamsten gegen Zahnarztangst

Das Ergebnis bestätigt die Wirksamkeit dieser Ansätze, den Patienten die
Angst zu nehmen: „Wir waren überrascht, dass nahezu alle Interventionen
wirksam waren, um die psychische Belastung zu verringern, ein Großteil der
Patienten berichtete von einem Nachlassen der Angst. Die mit Abstand
besten Ergebnisse zeigten sich beim Einsatz von Hypnose“, so die
Psychologin PD Dr. Jenny Rosendahl, die die Metastudie leitete. Damit
sieht sie das Ergebnis einer früheren Arbeit zur Wirksamkeit von Hypnose
bei chirurgischen Eingriffen bestätigt. Sie ergänzt: „Eine
schmerzlindernde Wirkung der untersuchten Maßnahmen ließ sich aber nicht
nachweisen. Das liegt sicher auch daran, dass die meisten Zahnbehandlungen
ohnehin unter Lokalanästhesie durchgeführt wurden.“

Mit ihrem Ergebnis wollen die Studienautoren Zahnmediziner bestärken,
zusätzlich zur Standardbehandlung auch nicht-medikamentöse Maßnahmen für
angespannte und ängstliche Patienten einzusetzen. Jenny Rosendahl: „Schon
ablenkende Bilder oder Musik kann die Angst der Patienten verringern. Und
der Aufwand für Hypnose muss auch nicht groß sein; in den untersuchten
Studien kamen die Anweisungen hierfür vom Band.“

Originalliteratur:
Sophia Burghardt, Susan Koranyi, Gabriel Magnucki, Bernhard Strauss, Jenny
Rosendahl. Non-pharmacological interventions for reducing mental distress
in patients undergoing dental procedures: Systematic review and meta-
analysis. Journal of Dentistry, 2017, doi: 10.1016/j.jdent.2017.11.005.

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