Berufliche Teilhabe von Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen im Aufwärtstrend
Rheumapatientinnen und -patienten sind seltener erwerbstätig als der
Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Die gute Nachricht: seit 2010
steigt die Zahl der Erwerb-stätigen mit einer entzündlich-rheumatischen
Erkrankung.
Dies zeigt eine Studie mit Daten von mehr als 16.000
Betroffenen. Eine fachgerechte, wirksame Behandlung von Rheumakranken
vermeide nicht nur Schmerzen und bleibende Schäden, so die Deut-sche
Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh). Mit
Blick auf Arbeitskraft und Renten sei sie auch von wirtschaftlicher
Bedeutung. Beides stüt-ze die Forderung der DGRh nach einer bundesweit
angemessenen rheumatologischen Versorgung.
Versorgungsforschende vom Deutschen Rheumaforschungszentrum (DRFZ) in
Berlin unter-suchten Daten von 16.421 unter 65-Jährigen mit verschiedenen
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen aus der bundesweiten Langzeit-
Kerndokumentation. Arbeitsgruppenleiterin Dr. Johanna Callhoff erläutert
die Methode: „Wir haben standardisierte Erwerbstätigenquo-ten (SER)
berechnet und diese um Unterschiede in Alter, Geschlecht, Bundesland und
Bil-dung bereinigt.“ Dies erlaube sehr genaue Vergleiche mit den
Bevölkerungsdaten. Die Er-gebnisse veröffentlichten die Forschenden jetzt
in der internationalen Fachzeitschrift RMD Open. „Wir konnten zeigen, dass
die Erwerbstätigkeit von Menschen mit entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen zwar steigt aber noch immer unter dem Durchschnitt der
Normalbevölkerung liegt“, sagt Doktorand und Erstautor Carlo Veltri.
Im beobachteten Zeitraum zwischen 2010 bis 2022 ist die Quote der
Erwerbstätigkeit über alle untersuchten Diagnosen deutlich gestiegen: Für
Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) von 54 auf 68 Prozent, axiale
Spondyloarthritis (axSpA) von 65 auf 73 Prozent, Pso-riasisarthritis (PsA)
von 58 auf 72 Prozent, Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) von 48 auf
60 Prozent, Systemische Sklerose (SSc) von 47 auf 66 Prozent und für
Menschen mit ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) von 43 auf 61 Prozent.
Die jährliche krankheitsbe-dingte Arbeitsunfähigkeit verringerte sich – je
nach Krankheitsbild – um ein bis elf Tage. Auch die Bezüge von
Erwerbsminderungsrenten sanken, außer bei SSc-Patient:innen. Deut-liche
Unterschiede zeigten sich zwischen den Geschlechtern: Männer mit PsA oder
axSpA sind häufiger erwerbstätig als die davon betroffenen Frauen. Dagegen
sind Frauen mit SLE häufiger erwerbstätig im Vergleich zu Männern mit
demselben Krankheitsbild.
Arbeitsfähig zu bleiben, spielt eine besondere Rolle für die
Lebensqualität von Menschen mit Rheuma, meint Prof. Dr. med. Ulf Wagner,
Präsident der DGRh: „Heute verfügbare mo-derne Therapien können die
Vereinbarkeit von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Beruf
verbessern – vorausgesetzt, sie gelangen zu den Betroffenen“, so der
Bereichslei-ter Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig. Dafür sei
eine deutschlandweite quali-fizierte rheumatologische Versorgung
unabdingbar. In ihrem aktuellen Memorandum formu-liert die
Fachgesellschaft gemeinsam mit dem DRFZ und weiteren Partnern Forderungen,
damit dies zukünftig gelingt.
Bei Abdruck Beleg erbeten.
******************************
Literatur: Veltri, C.; Albrecht, K.; Kiltz, U.; Meyer-Olson; D.,
Späthling, S.; Strangfeld, A.; Thiele, K.; Callhoff, J.: Trends in work
participation among patients with inflammatory rheumatic musculoskeletal
diseases (iRMDs): Data from the German National Database (2010–2022) RMD
Open 2025;11:e004980. doi: 10.1136/rmdopen-2024-004980
Über die DGRh
Die DGRh ist mit mehr als 1800 Mitgliedern die größte medizinisch-
wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich der Rheumatologie und
klinischen Immunologie in Deutschland. Sie repräsentiert hierzu-lande seit
fast 100 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren
Entwicklung. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und
ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.