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Intraoperativer Ultraschall bei der Operation von Lebermetastasen verbessert Chancen für Patientinnen und Patienten

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In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs. Das
größte Risiko sind Lebermetastasen, die bei bis zu der Hälfte der
Betroffenen auftreten.

Die operative Entfernung ist dabei die Therapie der
Wahl. Eine innovative Methode, der Intraoperative Ultraschall (IOUS),
eröffnet dabei neue Möglichkeiten, wie die Deutsche Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) betont. Er liefert den
Chirurginnen und Chirurgen während des Eingriffs Echtzeitbilder, die
Tumorgrenzen und versteckte Metastasen sichtbar machen. Diese Präzision
ermöglicht eine millimetergenaue Resektion, schont gesundes Gewebe und
verbessert die Operationsergebnisse erheblich.

Das kolorektale Karzinom – Darmkrebs – ist weltweit die zweithäufigste
Krebstodesursache. In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen
neu daran. Haupttodesursache sind dabei jedoch nicht der Darmkrebs selbst,
sondern Lebermetastasen. Bis zu 20 Prozent der Betroffenen haben zum
Zeitpunkt der Diagnose bereits Lebermetastasen. Im Verlauf der Erkrankung
entwickeln bis zu 50 Prozent der Patientinnen und Patienten die
Absiedlungen in der Leber. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Darmkrebs
deshalb nur bei 50 Prozent. Auch der eigentliche Leberkrebs ist in
Deutschland eine der häufigsten Krebstodesursachen. Jährlich erkranken
etwa 9.800 Menschen neu daran, etwa 8.200 sterben daran. Die relative 5
-Jahres-Überlebensrate liegt bei nur 17 Prozent.

Sowohl beim bösartigen Lebertumor als auch bei Lebermetastasen ist die
operative Entfernung die Therapie der Wahl. „Die Entfernung von
Lebermetastasen ist mittlerweile die häufigste Indikation für eine
Leberresektion in Deutschland“, erklärt Dr. med. Christian Hillert,
Leitender Oberarzt am Krankenhaus Reinbek und Mitglied der DEGUM-Sektion
Chirurgie.

IOUS ist eine wertvolle Ergänzung bei laparoskopischen und
roboterassistierten Eingriffen
Gerade bei minimalinvasiven und roboterassistierten Eingriffen, die
inzwischen bei bis zu 60 Prozent der Leber- und 80 Prozent der
Dickdarmoperationen angewandt werden, fehlt jedoch die Möglichkeit, die
Leber während der Operation abzutasten, den Leberherd zu beurteilen und
die Resektion zu planen. „Hier kommt der intraoperative Ultraschall ins
Spiel“, so Hillert.

Der IOUS liefert – vor allem in Kombination mit einem kontrastverstärkten
Ultraschall – Echtzeitbilder, mit denen selbst kleinste Tumoren oder
Metastasen identifiziert werden können – oft solche, die in präoperativen
Bildgebungen wie MRT oder CT übersehen wurden. „Das ermöglicht uns,
Tumoren millimetergenau zu entfernen und dabei gesundes Gewebe zu
schonen“, betont Hillert. Studien belegen, dass der Einsatz des IOUS in
bis zu 50 Prozent der Fälle zu einer Änderung der Operationsstrategie
führt und die Behandlungsergebnisse deutlich verbessert. „Für die
Patientinnen und Patienten bedeutet dies auch ein verringertes
Rückfallrisiko“, so Hillert.

DEGUM fordert flächendeckenden Einsatz und setzt auf KI
Trotz dieser Vorteile ist IOUS bisher nicht flächendeckend etabliert. „Das
liegt vor allem an unzureichender Ausbildung und fehlenden
standardisierten Prozessen in den Operationssälen“, erklärt Privatdozent
Dr. med. Lukas Liesenfeld, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und
Leiter der DEGUM-Sektion Chirurgie. Um dies zu ändern, hat die DEGUM ein
umfassendes Aus- und Weiterbildungskonzept entwickelt. Zudem arbeitet die
Gesellschaft an einem Zertifikat, das die Qualität und Verbreitung von
IOUS sichern soll, und bemüht sich, die Methode in die medizinischen
Leitlinien aufzunehmen. Auch Künstliche Intelligenz wird künftig eine
immer größere Rolle spielen „KI wird die Sonografie stark voranbringen“,
so Liesenfeld. „Mit automatisierten Organvolumenmessungen und der
Detektion krankhafter Läsionen wird KI sicherstellen, dass in Zukunft
keine Tumoren mehr übersehen werden.“ KI werde die Arbeit der Chirurginnen
und Chirurgen nicht ersetzen, sondern sie optimal unterstützen und so die
Behandlungsqualität noch weiter steigern.

Literatur
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Leberkrebs/leberkrebs_inhalt.html
(Abruf 19.11.2024)
Improved sensitivity and positive predictive value of contrast-enhanced
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A meta-analysis evaluating contrast-enhanced intraoperative ultrasound
(CE-IOUS) in the context of surgery for colorectal liver metastases, Maria
P. Fergadi et al. Abdominal Radiology 2021; 46(9):4178-4188
Contrast-Enhanced Intraoperative Ultrasound Improved Sensitivity and
Positive Predictive Value in Colorectal Liver Metastasis: a Systematic
Review and Meta-Analysis, Wei Liu, MD et al. Ann Surg Oncol,
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Routine Intraoperative Ultrasound for the Detection of Liver Metastases
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