Ins Krankenhaus wegen Herzschwäche: So schützen sich Betroffene davor


Eine Klinikeinweisung wegen entgleister Herzschwäche ist häufig
vermeidbar. Ein Herzspezialist erläutert vermeidbare Fehler und wie
Patienten vorbeugen
Eine deutliche Gewichtszunahme, Blutstauung in der Leber,
Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb, Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot: Mit
Symptomen wie diesen kündigt sich eine Verschlechterung der Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) an. Auch eine Komplikation wie eine Lungenentzündung –
bei Herzschwäche häufig wegen möglicher Blutstauungen im Lungenkreislauf –
kann ein Warnzeichen dafür sein, dass die Erkrankung einen dramatischen
Verlauf nimmt bis hin zur notfallmäßigen Klinikeinweisung: Dazu kommt es
in Deutschland jährlich rund 450.000-mal, wenn Patienten vollstationär
aufgenommen werden, weil ihre Herzschwäche entgleist ist. „Damit ist die
Herzschwäche die häufigste Diagnose für eine Krankenhausaufnahme. Die
Ursachen dafür sind vielfältig, doch in vielen Fällen vermeidbar. Dafür
möchten wir Herzpatienten sensibilisieren“, erklärt Herzspezialist Prof.
Dr. Thomas Meinertz vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen
Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen der Herzstiftung unter
dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ mit
Infos unter <herzstiftung.de/herzwochen>
Jede Krankenhausaufnahme wegen einer entgleisten Herzschwäche, die
sogenannte Herzdekompensation, erhöhe das Risiko einer weiteren
Entgleisung und eines Klinikaufenthalts. „Jedes Mal wird dadurch das Herz
strapaziert, das sich am Ende eines stationären Aufenthaltes nicht
vollständig erholt. Um es gar nicht erst zur Abwärtsspirale kommen zu
lassen, ist eine konsequente Therapie schon im früheren Stadium der
Herzinsuffizienz besonders wichtig“, so Prof. Meinertz. Allerdings zeigten
sich bei genauerer Analyse von Krankenhausaufenthalten in vielen Fällen
vermeidbare Fehler bereits im Therapieverlauf als Ursache für die
Verschlechterung der Herzschwäche. Über die häufigsten Ursachen
vermeidbarer Klinikeinweisungen informiert der Kardiologe und emeritierte
Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitären Herz-
und Gefäßzentrum Hamburg (UKE) in einem Expertenbeitrag zu den Herzwochen,
erhältlich unter <herzstiftung.de/herzwochen>
Wie sind Krankenhausaufenthalte zu vermeiden?
Zu den häufigsten Ursachen vermeidbarer Krankenhausaufenthalte zählt
Kardiologe Prof. Meinertz:
- mangelnde Überwachung und Betreuung der Herzschwäche durch
behandelnde Ärzte,
- fehlende oder unzureichende Information des Patienten,
- Behandlungsfehler,
- Komplikationen und Begleitkrankheiten der Herzschwäche.
Fatal: Fehldosierung der Medikamente
Da die chronische Herzschwäche das Endstadium von weiteren Herz-Kreislauf-
Erkrankungen ist wie Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen,
Klappenerkrankungen oder Bluthochdruck, kommt es auch aufgrund dieser
Begleiterkrankungen, die auch behandelt werden müssen, immer wieder zu
Veränderungen der Situation des Patienten. „Der wahrscheinlich häufigste
Behandlungsfehler, der zu einer Krankenhausaufname führt, besteht darin,
dass die Medikamentendosierung nicht eingestellt wird an höhere
Blutdruckwerte, neu eingetretene Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern
oder an die Einlagerung oder den Verlust von Flüssigkeit im Körper“,
berichtet der Kardiologe und Pharmakologe Meinertz. Auch könne es
vorkommen, dass Ärzte ihren Patienten zu viele Medikamente verordnen, so
dass die angewiesene Tablettenzahl häufig 12 bis 15 Tabletten pro Tag
übersteigt. „Eine zu hohe Tablettenzahl führt dazu, dass Patienten ihre
Medikamente nicht mehr zuverlässig einnehmen.“ Deshalb müsse in solchen
Fällen der Arzt entscheiden, welche Medikamente zwingend notwendig und
welche zwar ebenfalls nützlich, aber nicht unbedingt erforderlich sind.
„Auf Letztere muss der Arzt im Einzelfall verzichten“, so Meinertz.
Manchmal lassen sich Medikamente auch als Kombinationspräparate einnehmen,
was die Zahl der Tabletten reduziert. Infos unter: herzstiftung.de
/herzinsuffizienz-medikamente-
Mehr Sicherheit durch engmaschiges Überwachen
Fehlerhaft eingestellte Medikamente und ihre Dosierungen, sich anbahnende
Veränderungen der Herzschwäche und eine Zunahme von Beschwerden etwa durch
Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) oder aufgrund einer Infektion
können unentdeckt und unbehandelt bei Herzschwäche schnell gefährlich
werden. „Umso mehr kommt es bei Herzinsuffizienz auf die regelmäßige
Kontrolle durch den Arzt an“, so Meinertz. Die Überwachung der Patienten
richtet sich nach der Schwere der Herzinsuffizienz (NYHA-Schweregrade I
bis IV) und den Begleiterkrankungen. Es gibt neue Konzepte, um Patienten
mit Herzschwäche ambulant zu betreuen, zu überwachen und zu begleiten,
teilweise per Telemedizin. „Dadurch lässt sich die Lebensqualität der
Patienten verbessern und die Häufigkeit stationärer Aufnahmen in Kliniken
vermindern“, erklärt Meinertz.
Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz (Schweregrad III oder IV)
verlangen eine engmaschige Überwachung durch einen in der
Herzinsuffizienztherapie besonders ausgebildeten Arzt oder ein Ärzte-Team,
am besten in einer spezialisierten Ambulanz für Herzinsuffizienz. Je nach
Schweregrad sollten die Kontrollen in ein- oder dreimonatigen Abständen
erfolgen. Bewährt haben sich für schwerkranke Patienten Herzinsuffizienz-
Ambulanzen, die eine engmaschige telemedizinische Überwachung erlauben, so
kann schon auf erste Zeichen der Verschlechterung seines Zustandes
reagiert und damit eine stationäre Einweisung in eine Klinik häufig
vermieden werden. In Deutschland gibt es rund 240 von der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierte Heart Failure Units (HFU)
als HFU-Schwerpunktkliniken/-praxe
Patienten mit einer leichtgradigen Herzschwäche (NYHA-Stufen I-II) können
durch den Hausarzt oder Kardiologen in größeren Abständen überwacht
werden. „Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und betreuendem
Kardiologen besonders wichtig und eine kurzfristige Abstimmung zwischen
den betreuenden Ärzten bei Problemen unerlässlich“, berichtet Meinertz.
Das sollten Patienten bei Herzschwäche unbedingt beherzigen
Kardiologen im täglichen Umgang mit Herzinsuffizienzpatienten berichten,
dass Patienten oftmals dazu neigen, die Medikamentendosis ohne Rücksprache
mit dem Arzt zu reduzieren, weil sie den Eindruck haben, ihnen ginge es
besser, oder weil sie Nebenwirkungen fürchten. Tückisch ist: Bei Patienten
mit Herzinsuffizienz macht sich häufig die Verringerung der Dosis oder das
Absetzen von Medikamenten erst nach mehreren Tagen beziehungsweise Wochen
bemerkbar. „Bei einigen Medikamenten vermindert die Dosisreduktion die
therapeutische Wirkung, bei anderen führt es zu einem kompletten
Wirkungsverlust – was fatale Auswirkungen bis hin zur Herzdekompensation
und daraus resultierender Klinikeinweisung haben kann“, warnt Pharmakologe
Meinertz. Auch wenn sich Patienten mit Herzinsuffizienz körperlich gut
fühlen, sollten sie unbedingt die angeratenen Verhaltensmaßregeln
einhalten. Zu den wichtigsten zählen:
- die Dosis der verordneten Medikamente nie ohne Rücksprache mit dem
Arzt reduzieren oder Medikamente einfach absetzen,
- die ärztlich empfohlene regelmäßige körperliche Belastung
(Bewegungstherapie) einhalten,
- die Flüssigkeitsbilanz des Körpers überwachen,
- sich täglich wiegen (akute Gewichtszunahme durch
Flüssigkeitseinlagerungen im Körper?) und
- den Blutdruck messen (Schutz vor Blutdruckkrisen).
Phasen von Herzrasen, kurz dauernde Anfälle von Bewusstlosigkeit, rascher
und unregelmäßiger Herzschlag sind ernst zu nehmende Warnzeichen für
Komplikationen, die einen Arzt erfordern. Nehmen Betroffene sie jedoch als
banale Beschwerden klaglos hin, verpassen sie den optimalen Zeitpunkt, um
mit therapeutischen Maßnahmen auf Veränderungen ihrer Herzinsuffizienz zu
reagieren. „Kommt es dann zu mehreren Kilogramm Gewichtszunahme oder
Flüssigkeitsansammlungen im Brustkorb, ist eine stationäre Einweisung
meist unvermeidlich“, weiß Kardiologe Meinertz.
Tipp: Im Herztagebuch tragen Betroffene jeden Tag ihr Gewicht, ihren
Blutdruck und ihren Puls ein. Das Protokollieren trägt dazu bei,
Komplikationen wie Vorhofflimmern, Blutdruckkrisen oder Ödemen
vorzubeugen. Infos: <herzstiftung.de/herztagebuch>
Impfen besonders wichtig bei Herzschwäche und anderen Herzkrankheiten
Grippe (Influenza)- und Coronaviren sowie Pneumokokken können für
Herzpatienten gefährlich werden. Um sich vor Infektionen zu schützen,
sollten sich Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Ältere ab 60
Jahren jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen. Auch eine Impfung gegen
Pneumokokken, die Haupterreger einer Lungenentzündung, und das Coronavirus
wird grundsätzlich empfohlen. Bester Zeitraum für die Impfung ist von
Oktober bis November. Aber auch, wenn die Grippewelle im Dezember und
Januar startet, kann man sich noch impfen lassen. Wer sich gegen Influenza
impfen lässt, sollte ab 60 Jahren den Hochdosisimpfstoff wählen.
Viren bleiben nicht ausschließlich in den Atemwegen, sondern breiten sich
im ganzen Körper aus und können auch das Herz angreifen. Zum anderen ist
die Lunge bei Patienten mit Herzschwäche besonders anfällig, weil sich
aufgrund der verringerten Pumpleistung Blut in die Lungen zurückstauen
kann. Das macht das Organ anfälliger für Infektionen. „Menschen mit einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung sollten sich grundsätzlich gegen das Influenza-
und Coronavirus und gegen Pneumokokken impfen lassen“, rät Herzstiftungs-
Experte Prof. Meinertz. Eine Pneumokokken-Impfung wird auch Jüngeren mit
einem besonderen Gesundheitsrisiko wie eine chronische Lungenerkrankung
empfohlen. Eine Influenza wirkt sich bei etwa jedem zehnten Erkrankten
zusätzlich auch auf das Herz aus, z. B. in Form einer Myokarditis.
(wi)
Service zu den Herzwochen
Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche
erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte
und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der
Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen,
Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online-
Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast)
sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar oder per Tel. 069
955128-400 zu erfragen.
Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz
Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet
die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz!
Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.)
informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und
ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit
Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann,
um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre
kann telefonisch unter 069 955128-400, unter <herzstiftung.de/bestellung>
oder per E-Mail: <
angefordert werden. Weitere Infos: <herzstiftung.de/herzwochen> und
<herzstiftung.de/herzschwaeche
Die gesamte Herzwochen-Pressemappe und kostenfreies Bildmaterial finden
Sie im Pressebereich unter: herzstiftung.de/herzwochen bei der
Pressestelle unter
Kontakt:
Pressestelle der Deutschen Herzstiftung
Michael Wichert (Ltg.), Tel. 069 955128114
Pierre König, Tel. 069 955128140 E-Mail: <
herzstiftung.de
Arten der Pressemitteilung:
Buntes aus der Wissenschaft
Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege
Medizin
Weitere Informationen finden Sie unter
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